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KW 02/2024: Beckenbauer, Next Goal Wins, Sprints, Davos 1917, Die Königin des Nordens und die Schneegesellschaft

Kein Zitat trifft wohl auf die moderne Welt im Allgemeinen und auf Social Media im Speziellen zu wie dieses hier: Es ist zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von jedem.

Aus diesem Grunde wollte ich daher eigentlich auch ein paar Zeilen zum Gedenken an Franz Beckenbauer schreiben, der für mich immer der Inbegriff des deutschen Fußballs war und trotz seiner exponierten Stellung immer eine gewisse Leichtigkeit und Angestrengheit versprühte. Aber die Zeilen wollten mir nicht gelingen. Ein Verlust für das Internet ist das mit Sicherheit nicht. Stattdessen verweise ich auf den Nachruf des Fachmagazins kicker, sowie auf die Sammlung von Videoschnippseln der 11Freunde. Letzteres zeigt einige schöne Tore des Mannes, den wir weiter Den Kaiser nennen werden,  seinen ikonischen Spaziergang über den Rasen nach dem gewonnenen WM-Finale und die Geburtsstunde seiner vielleicht größten Worte, die man historisch wahrscheinlich irgendwo zwischen „I have a dream“ und „Veni, vidi, vici“ einordnen muss: „Jo, is denn heut scho Weih­nachten?”.

In diesem Sinne: Danke, Franz!

Heute im medialen Wochenrückblick: Schnee, Sport und die Sprints.Am vergangenen Wochenende kam der Schnee zurück nach München und in meinem direkten Umfeld zog ein Schneemann ein. Mit seiner Schöpfung hatte ich nichts zu tun, fotografieren lassen musste er sich aber trotzdem von mir. Etwas verbraucht steht er auch jetzt noch an seinem Platz, lasst doch deshalb ein paar Grüße für ihn hier.

Davos 1917 (Staffel 1, 6 Folgen, Schweiz, Das Erste) – 6 von 10

Die bisher teuerste Serie der Schweiz spielt während des ersten Weltkrieges in einem Kurhaus auf neutralem Gebiet. Neutral? Auch Davos ist Spielort von Intrigen und Spionage. Hauptfigur ist die Krankenschwester Johanna (Dominique Devenport), die in diese Kreise hineingezogen wird. Natürlich schlägt sie sich unter den Fittichen der deutschen Spionin von Hausner (Jeanette Hain) ganz gut, genau wie sie natürlich in eine Dreiecksbeziehung mit dem Grossrat Thanner (Sven Schelker) und dem Arzt Mangold (David Kross) gerät. Damit sind auch meine beiden Kritikpunkte schon benannt: Die Story ist zu altbacken und Johanna fallen zu viel Sachen einfach so in den Schoß. So plätschert die Serie einfach dahin, denn an der tollen Alpenkulisse hat man sich dann doch recht schnell satt gesehen. Und wenn dann auf einmal in den späteren Folgen der Name Lenin (Božidar Kocevski) mit dessen Transfer zurück nach Russland fällt, denkt man: Das wäre die spannendere Story gewesen. Aber vielleicht tue ich der Serie auch etwas Unrecht, vielleicht hat sie mich auch einfach zu früh verloren und ihren Sog erst später entwickelt, als ich geistig schon halb abgeschaltet hatte.

Next Goal Wins (USA) – 7 von 10

Im neusten Film von Taika Waititi (der mit Jojo Rabbit meinen Film des Jahres 2020 gemacht hatte) verschlägt es den erfolglosen Fußball-Trainer Rongen (Michael Fassbender) zum schlechtesten Fußball-Nationalteam der Männer: Amerikanisch-Samoa. Dort soll er sie soweit bringen, dass sie wenigstens mal ein Tor erzielen. Der nach einer wahren Geschichte erzählte Film weckt die Hoffnung auf eine klassische Cool Runnings Story, kommt aber nicht an dessen Qualität heran. Es gibt nämlich einiges, was an Next Goal Wins nicht funktionieren will. Hauptfigur Rongen ist schlicht nicht besonders sympathisch und damit bei weitem kein Ted Lasso. Das Team bleibt oft seltsam blass, man kann nur zu wenigen eine Verbindung aufbauen, am ehesten noch mit Jaiyah Saelua (Kaimana), der ersten offen transgender lebende Person, die jemals an einem Fußballländerspiel teilnahm (was eine weitere, unerwartete wahre Geschichte an diesem Film war). Die Bobfahrer bei Cool Runnings hatten eine klare Motivation, warum sie sich darauf eingelassen haben. Hier bleibt es beim Team oft ein Rätsel, wieso sie immer wieder beim Training erscheinen. Und dass Trainer und Team bis zum Ende als Einheit zusammen wachsen – das ist schwer zu glauben. Aber trotzdem funktioniert der Film zum Schluß dann doch. Es gibt einiges an Slapstick Humor zu sehen. Verbandspräsident Taumua (Oscar Kightley) ist der heimliche Sympathieträger. Der Höhepunkt ist toll inszeniert und der weitere Verlauf klasse erzählt, da merkt man die Kunst Waititis. Und so verließ ich das Kino schließlich doch noch mit einem schönen und positiven Gefühl.

Nicht nur der Kinofilm basierte in dieser Woche auf wahren Ereignissen, auch die beiden Couchfilme haben eine wahre Geschichte zur Grundlage.

Die Königin des Nordens (Dänemark, 2021, ZDF) – 8 von 10

Historisches Drama um Margarethe I (Trine Dyrholm), die Vereinigerin der nordischen Reiche, deren totgeglaubter Sohn Olav (Jakob Oftebro) im Jahr 1402 wieder erscheint und Anspruch auf den Thron erhebt. Oder ist er nur ein Hochstapler? Nach schleppendem Beginn ist es ein spannender Film um politische und familiäre Ränkespielchen nach wahren Begebenheiten. Der reale Fall wurde nie aufgeklärt und so ist es hier interessanter, was die einzelnen Beteiligen in dem Fremden sehen und was sie durch ihn zu befürchten haben. Ein zeitloses Thema und dann sieht das alles auch noch so fantastisch aus!

Die Schneegesellschaft (Spanien/Uruguay/Chile, 2023, Netflix) – 8 von 10

Spannender Film über den wahren Absturz eines Rugbyteams mit einem Passagierflugzeug in den verschneiten Anden von 1972 (woran sich auch die US-Serie Yellowjackets leicht orientiert hat). Der Film wurde 13mal für den spanischen Filmpreis Goya nominiert und man versteht auch warum. Absturz und Überlebenskampf sind von J. A. Bayona (bekannt u.a. von Das Waisenhaus und The Impossible) packend inszeniert, ohne in den publikumswirksamsten Passagen zu voyeuristisch zu werden. Die schneebedeckten und kahlen Anden wirken gleichzeitig majestätisch und angsteinflößend. Und wenn man gegen Ende (kein Spoiler, man kann die wahren Ereignisse ja auf Wikipedia nachlesen) in der Ferne die ersten Zeichen der Zivilisation entdecken kann, möchte man wie Manuel Neuer seine Arm hochreißen und auf sich aufmerksam machen.

Neues Jahr, neuer Hype: Sprints aus Dublin haben ihr von vielen bereits lange erwartetes Debutalbum Letter To Self veröffentlicht. Und das ist voller Garage Noise Nummern, wie sie ihren Musikstil selbst beschreiben. Ein Wechsel zwischen atmosphärisch ruhig und aufbrausend krachend, mit der reibigen Stimme von Songwriterin und Sängerin Karla Chubb. Wer die Band Savages mochte, wird auch hier schnell Gefallen finden. Der Song Up And Comer befindet sich im hinteren Teil des Albums oder praktischerweise hier direkt verlinkt:

  • Paris 2024: Auf dem Weg zu den Olympischen Spielen im Sommer 2024 in Paris konnte ich eine weitere Hürde nehmen: Ich habe eine Unterkunft gebucht. Nun bin ich zwar finanziell runiert, aber werde zumindest ein Dach über dem Kopf haben. Jetzt brauche ich nur noch ein Bahnticket.
  • Bayer Leverkusen: Das beste Team der Hinrunde ist nun Mitte Januar auch verdient Herbstmeister in der Fußball-Bundesliga geworden und der Verein weiß vermutlich gar nicht, wie er mit den ganzen Sympathien umgehen soll, die ihm entgegen fliegen, seit Xabi Alonso dort Trainer geworden ist.
  • Zum 65. Geburtstag von Clancy Brown: Starship Troopers: Passend zu meinem frisch gekürten Couch-Film des Jahres geht der Blog Die Nacht der lebenden Texte auf Spurensuche zur literarischen Vorlage des Filme.
  • Der Traumfalter Jahresrückblick 2023: Wenn ihr nur Lust auf einen einzigen Rückblick auf das Filmjahr 2023 habt – dann lest den vom Traumfalter. Danach bleiben keine Frage mehr offen.
  • Glaskugelige Kaffeesatzlesereien 2024: Wenn ihr nur Lust auf einen einzigen Ausblick auf das 2024 habt – dann lest den von Indiskretion Ehrensache zu den Themen Digitalität und Gesellschaft. Sehr spannend ist auch immer der Rückblick auf seine letztjährigen Prognosen.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

10 Kommentare

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