Was mit Medien

Listen Up! 2017 – (II) Film & Serie

Und weiter geht’s mit dem zweiten Teil des Jahresrückblicks. Heute kommen meine Rankings zum Thema Filme und Serien.

Die 15 besten Kinofilme des Jahres

Kino ist das größte! Das sehe ich ja immer noch so – nirgends sieht man einen Film so intensiv wie hier. Und das hat nicht nur etwas mit der Größe der Leinwand zu tun, einem tollen Soundsystem und nutzlosem 3D, sondern liegt auch an der eigenen Konzentration auf den Film. Kein Handy, kein schneller Gang zum Kühlschrank.

Das hier waren die 15 eindrucksvollsten Filme, die ich in diesem Jahr in den Kinos gesehen habe. Filme aus diesem Jahr, die ich erst später auf Sky gesehen habe – oder gar TV-Filme, zählen deshalb nicht für dieses Ranking. In Klammern: Ranking in Deutschland nach den verkauften Kinokarten in diesem Jahr (Stand am 31.12.) / bzw. Hinweis auf das Fantasy Filmfest.

15. Guardians Of The Galaxy Vol. 2 (9)
14. Mord im Orient-Express (17)
13. Valerian (23)
12. The Autopsy Of Jane Doe (FFF)
11. Planet der Affen: Survival (39)
10. Split (20)
9. IT (7 / FFF)
8. Verleugnung (-)
7. Barry Seal: Only In America (80)
6. Passengers (19)
5. The Big Sick (-)
4. Hidden Figures (56)
3. Blade Runner 2049 (28)
2. Hunt For The Wilderpeople (FFF)
1. Dunkirk (41)

Insgesamt ein gutes Kinojahr, wie ich finde. Allerdings muss ich dazu sagen, von den 15 meist gesehenen Filmen im deutschen Kino habe ich nur vier gesehen. Neben den oben genannten waren das noch Baywatch und Star Wars: Die letzten Jedi, die beide die Top-Platzierungen bei mir weit verfehlt haben. Das Fantasy Filmfest hat immerhin drei Filme in meinem Ranking untergebracht, darunter auch IT, der ja dann auch an der Kinokasse ein riesiger Erfolg wurde. Es lohnt sich auch immer wieder, die Augen für kleinere Filme offen zu halten. Mit The Big Sick und Verleugnung gefielen mir zwei kommerziell völlig unerfolgreichen Filme wirklich sehr gut.

Die 10 besten Serien des Jahres – International


Der große Serien-Hype geht weiter. Serien sind nach wie vor das neue, große Ding. Während das Kino sich immer mehr im Kreis dreht, erfährt die olle Flimmerkiste ihren dritten Frühling. Das Pay-TV und die Streaming-Services bescheren uns eine immer größere Auswahl an neuen Produktionen. Das Feuilleton überschlägt sich vor Begeisterung, die Internet-Foren sind voll (vor allem bei den wöchentlichen Serien), allerdings schaffen es die wenigsten Serien in den Mainstream. Lieber herausragend für wenige als gut für viele scheint das Motto zu sein. Es lebe die Nische.

Im vergangenen Jahr habe ich so viele Serien wie nie gesehen, es artete schon fast in Stress aus, um am Ball zu bleiben. Einmal mit einer Staffel angefangen, hatte ich auch immer den Ehrgeiz, sie auch bis zum Ende zu schauen. In dieser Kategorie habe ich die jeweils aktuellsten Staffeln verglichen, auch wenn sie vielleicht bereits schon zwei Jahre alt waren. Das hier waren die zehn besten – in Klammern jeweils, wo ich sie gesehen habe:

10. Narcos (Staffel 3 – Netflix)
9. Silicon Valley (Staffel 4 – Sky Atlantic)
8. Nashville (Staffel 5 – FOX)
7. Top Of The Lake (Staffel 2 – Arte)
6. Better Call Saul (Staffel 3 – Netflix)
5. The Expanse (Staffel 2 – Netflix)
4. Atlanta (Staffel 1 – FOX)
3. Broadchurch (Staffel 3 – 13th Street)
2. Bates Motel (Staffel 5 – Universal Channel)
1. American Crime Story (Staffel 1 – Sky Atlantic)

Das Ergebnis war für mich selbst dann aus zweierlei Sicht überraschend: Zum einen finden sich nur zwei Neustarts in der Liste. Dabei habe ich genug neue Serien angefangen. Der Rest waren alles alte Bekannte. Zum anderen muss ich die Netflix Fanboys und -girls enttäuschen: Lediglich drei Titel stammen von dort. Und davon sind sogar zwei „nur“ eingekauft – nur Narcos ist tatsächlich eine Eigenproduktion. Weitere sechs Titel konnte man in Deutschland zunächst im Pay-TV sehen und die zehnte Serie im Bunde lief bei den Öffentlich-Rechtlichen. Die Privatsender im Free-TV konnte man in dieser Hinsicht fast vollständig vergessen.

Die 3 besten Serien des Jahres – National

In diesem Jahr gab es einige Serienprojekte aus Deutschland, die sich von dem typischen Krimi-Einheitsbrei abheben wollten. Insgesamt fünf davon habe ich gesehen, und da waren noch nicht einmal die hochgelobten Club der roten Bänder (VOX), 4 Blocks (TNT Serie) und Culpa (13th Street) mit dabei. Fazit: Das deutsche Fernsehen kann schon was, wenn man es lässt.

3. Hindafing (Staffel 1 – BR)
2. Dark (Staffel 1 – Netflix)
1. Babylon Berlin (Staffel 1&2 – Sky 1)

In meine Top 3 sind damit zwei Bezahlangebote und einmal das öffentlich-rechtliche Fernsehen mit dabei. Alles Angebote, die mehr oder weniger kaum von Werbegeldern und damit von möglichst hohen Reichweiten abhängen.

Die 5 meist gesehenen Serien des Jahres

Um auch ein wenig die Quantität zu würdigen: Diese Serien haben mich am längsten in diesem Jahr begleitet. Wobei sich auch in dieser Liste keine richtig alten Serie findet, alle fünf laufen noch. Ich habe jedoch jeweils erst später damit angefangen und musste daher in diesem Jahr einiges nachholen, bzw. habe sie mir ein zweites Mal angesehen (Pastewka). Ein Luxus, den ich mir mittlerweile nur noch äußerst selten gönne.

5. The Expanse (Staffel 1-2 – Netflix)
4. Narcos (Staffel 1-3 – Netflix)
3. Suits (Staffel 4-6 – Netflix & FOX)
2. Pastewka (Staffel 1 & 3-7 – Sky 1)
1. The Big Bang Theory (Staffel 1-9 – Netflix)

Comedies gehen halt doch immer. Und hier zeigt sich dann auch die Stärke von Netflix: Man kann Serien sehr gut nach holen, so wie ich es bei The Big Bang Theory gemacht habe. Trotz Dauerbeschallung auf Pro 7 habe ich es tatsächlich erst in diesem Jahr systematisch gesehen.

 

Die 10 eindrucksvollsten Szenen des Jahres

Im Idealfall überzeugt ein Film oder eine Serie im ganzen. Es gibt aber auch die Möglichkeit, dass eine einzelne Szene so dermaßen heraus sticht, dass sie einem im Kopf bleibt, auch wenn der dazu gehörige Film vielleicht nicht ganz überzeugt hat. Die nachfolgenden Szenen boten in diesem Jahr bemerkentswerte Aspekte – alphabetisch sortiert nach Titel.

American Crime Story (S1, E7): Der von den Medien bis ins Unendliche aufgeblasene Gerichtsprozess gegen O.J. Simpson (Cuba Gooding Jr.) steht vor seinem Höhepunkt: Der Angeklagte soll die am Tatort gefundenen schwarzen Handschuh anprobieren. Es wird ein Desaster für die Anklage – die Handschuhe sind Simpson anscheinend viel zu klein. Was diese Szene neben der dramaturgischen Inszenierung noch besser macht, ist der Vergleich mit den Videos aus dem Original-Prozess. Die Macher der Serie haben eine unglaubliche Authentizität geschaffen, die hier ihren Höhepunkt findet.

Babylon Berlin (S1, E1): Da plätschert die Pilotfolge so vor sich hin, die Hauptfiguren werden vorgestellt und der Zuschauer in das Setting des Berlins der Weimarer Republik geworfen. Und während man so registriert, dass das alles doch schon sehr teuer und aufwändig ausschaut, aber man emotional noch nicht so richtig dabei ist, tauchen wir mit Charlotte in die Berliner Club-Szene ab. Auf der Bühne wird Zu Asche, Zu Staub zum Besten gegeben und der ganze Saal dreht durch und tanzt und singt mit und spätestens jetzt hat einen Serie. Ganz großes Kino in einer deutschen Serie.

Blade Runner 2049: Der Replikant Officer K (Ryan Gosling) lebt mit seiner holografischen Freundin Joi (Ana de Armas) zusammen. Da sie als Hologramm keinen körperlichen Kontakt mit ihm haben kann, läd sie eine Prostituierte in die Wohung ein und sychronisiert deren Bewegungen mit ihrem Hologrammbild, um so mit K intimen Kontakt haben zu können. Digitale Liebe im 21. Jahrhundert, unglaublich stark visuell und emotional umgesetzt.

Dunkirk: Der Film war insgesamt ja schon sehr eindrucksvoll, die Flugzeug-Verfolgung toppt das ganze aber noch einmal. Wie Tom Hardy in seinem Jagdflugzeug den Deutschen hinterher düst – oder andersrum, ist so unglaublich rasant und wagshalsig inszeniert, dass einem der Atem stockt. Emotional hat der Film vielleicht bessere Momente, aber einen Luftkampf wie diesen hat man noch nicht gesehen.

IT: Der Anfang des Films ist wahrscheinlich jetzt schon ikonisch. Der kleine Georgie rennt im strömenden Regen seinem Papierschiffchen hinterher, bis dieses in die Kanalisation abtreibt. Er versucht, das Boot wieder heraus zu finden und trifft dabei das erste Mal auf Pennywise.

The Night Of The Virigin: Manche Filme beim Fantasy Filmfest setzen etwas mehr auf Ekel, manche etwas weniger. Und dann gibt es noch Filme wie diesen spanischen Beitrag, die den Ekel voll ausleben. Zur Vorführung wurden am Eingang Kotztüten gereicht. Nicht von ungefähr, wurden hier doch sämtliche Körperflüssigkeiten in Szene gesetzt. Der Höhepunkt war dann die Geburt – bei einem Mann. Minutenlang bekam der Zuschauer in Nahaufnahme zu sehen, wie sich das neue, teuflische Leben seinen Weg in die Freiheit bahnte, durch den Hinterausgang von Javier Bódalo. Das war krass, widerlich und abstoßend – aber blieb definitiv im Kopf.

Planet der Affen: Survival: Normalerweise versuche ich ja gerne mal, die 3D-Vorstellungen zu meiden. Bei den meisten Filmen bietet es ja eh keinen Zusatznutzen, nach ein paar Minuten nimmt man den Effekt auch nicht mehr wahr. Leider muss man für die 2D-Vorstellung meist die Begleiter erst einmal mühsam davon überzeugen und darf sich den Film dann in einem wesentlich kleinerer Saal zu ungünstigeren Zeiten ansehen. Bei diesem Film hatte ich den 3D-Aufpreis allerdings nicht bereut – als man zu Beginn mit der gemischten Gruppe aus Menschen und Affen durch den Dschungel schleicht, war ich sofort mitten drin. Fantastisch, so soll es sein!

The Square: Insgesamt ein eher schwieriger Film, der sich an der europäischen Kunstszene abarbeitet. Wenn man nicht so tief in der Materie drin ist, wird man sich mit dem satirischen Ansatz schwer tun. Trotzdem gab es immer wieder einzelne Szenen, die auch beim Mainstream-Publikum (wie mir) funktioniert haben. Zum einen die Pressekonferenz (Tourette geht halt immer), aber auch das Gala-Dinner. Bei dem sehen sich die geladenen Gäste die Performance eines russischen Künstlers an, der einen Gorilla imitiert. Die Spannung ist zum Greifen nahe, wenn die Neugierde des Publikums in pure Angst umschlägt, was dieses wilde Tier als nächstes vor hat. Fabelhaft! Und der Schauspieler Terry Notary weiß, was er da macht, hat er doch auch schon den Affen in Planet der Affen Leben eingehaucht.

Twin Peaks (S3, E8): Nach den beiden ersten Staffeln von Twin Peaks in den 90ern wurden eine ganze Reihe von Serien als das neue Twin Peaks angekündigt. Kurz: Sie waren es nicht. Diese Mischung aus Kleinstadt, skurrilen Figuren und Mystery hat keiner hinbekommen. Besonders an letzterem sind viele gescheitert, in dem sie versucht haben, den Mystery-Aspekt zu erklären, und damit vieles entzaubert haben, zuletzt Dark. Also mußte David Lynch selbst wieder ran und hat in diesem Jahr die dritte Staffel nach gelegt. Zwar hat diese dann auch nicht alle Erwartungen erfüllt, aber Lynch hat gezeigt, was er kann wie kein zweiter: Nur mit der Kraft der Bilder eine beklemmende Atmosphäre schaffen. Solche surrealen Sequenzen schafft kein zweiter. Mit Abstand das Verstörenste ereignete sich in Episode 8, als eine Atomexplosion zelebriert wird und Lynch den Zuschauer mit einer Bild- und Soundflut bombardiert, in welcher schließlich das Böse der Welt, Bob, geboren wird. Das geht minutenlang so und ist je nach Standpunkt entweder genial oder große Kunstkacke. Aber egal, wie man dazu steht: So etwas hat man im Fernsehen noch nicht gesehen.

Z Nation (S3, E9): Sicher gab es schon bessere Staffeln der Serie (aber die gab es bei The Walking Dead auch schon zur Genüge), aber die Autoren liefern immer wieder einige fantastische Ideen ab. So gab es dieses Mal eine Folge, in der ein neuer Präsident für den übrig gebliebenen Rest der USA gewählt werden soll. Ein tolle Parodie des letzten US-Wahlkampfs, an deren Höhepunkt einer der Kandidaten vorschlägt, eine Mauer gegen die Zombies zu bauen. Von den Zombies selbst! Ich kam minutenlang nicht mehr aus dem Lachen heraus.

Was waren eure Serien- und Kino-Highlights in diesem Jahr? Welche Comedyserie sollte ich mir nun als nächstes auf Netflix vornehmen? Ich bin gespannt auf eure Kommentare!

***

Siehe auch:

Listen Up 2017: I Musik + II Film & Serie + III Sonstiges

Listen Up 2016 + Listen Up 2015 + Listen Up 2014 + Listen Up 2013 + Listen Up 2012

2 Kommentare

  • bknicole

    Was serien anbelangt stimme ich dir zu: Es gab noch nie so viele wie jetzt und 2018 wird da ja nicht unbedingt besser. Da läuft wieder unglaublich vieles an auf das ich mich schon jetzt freue. Aber ich merke auch: Ich schaffe es nicht mehr alles zeitnah zu sehen. „Dark“ habe ich deshalb bisher noch gar nicht angeschaut, weil ich der zweiten Staffel von „The Crown“ den Vorzug gegeben habe. Somit werde ich mir „Dark“ erst im neuen Jahr anschauen. Ansonsten ist bei mir für den Januar „American Crime Story“ bei Netflix fest gesetzt, weil ich da schon länger drauf warte. Mal schauen, ob ich deine Begeisterung dann teile, aber ich bin mir da schon jetzt sicher das ich das tun werde. Abseits davon bin ich echt zum Netflix Fangirl mutiert, hätte nie gedacht das ich so viele Eigenproduktionen des Anbieters gut finden würde. Am Anfang habe ich die nämlich eher weniger geschaut, aber gerade die neueren Produktionen treffen meinen Geschmack. Bates Motel muss ich hingegen noch aufholen und bei Nashville sind wir uns ja einig. Hast du denn mittlerweile schon „The Sinner“ gesehen?

Was sagst du dazu? Aber denke dran, deine Mail- und IP-Adresse wird gespeichert und auch Gravatar liest mit. Ist das ok? Dann kommentiere

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.