Aus dem Leben,  Im Netz

Nummer Neun from the Blog (2019)

Eigentlich schreibe ich ja hier als Hobby, aber warum eigentlich? Hat das noch Zukunft? Ein kurzer Text über meine Einschätzung zu diesem Blog-Ding.

The trend is not your friend

Bereits im Jahresrückblick hatte ich es gesagt: Die Klicks auf dieser Seite gehen zurück. Von 2017 nach 2018 waren es 20% weniger. Das ist erst einmal Fakt. Gründe dafür könnte es viele geben. Wie zum Beispiel, dass ich im vergangenen Jahr auch genau 20% weniger Beiträge verfasst habe. An erster Stelle muss ich den Grund für die geringenen Klicks also bei mir suchen.

Es muss aber auch nicht der einzige Grund sein: Die vielen Blog-Reader könnten ihr übriges tun. Man muss nicht mehr auf meine Seite klicken, um meine Texte zu lesen. Oder auch: Man muss nicht mal mehr auf meine Seite klicken, um zu sehen, dass es immer noch nichts neues gibt. Das immer voller werdende Netz sorgt auch dafür, dass Google und Co. nicht mehr in dem Maße anliefern, wie es noch vor ein paar Jahren der Fall war. Und natürlich auch: Vielleicht wachse ich auch einfach aus der Zielgruppe hinaus. Wie gesagt, Gründe lassen sich viele finden. Der Trend ist allerdings schon seit Jahren da, hier die Entwicklung der Zugriffszahlen seit 2013:

Aber die Klicks sind das eine – das andere sind die Kommentare. Die sind noch einmal deutlicher nach unten gegangen, 2018 war es ungefähr nur noch die Hälfte der Anzahl von 2017. Gleiches gilt für den Kreis der Kommentatoren, auch dieser wird immer dünner. Das kann natürlich auch wieder ein Qualitäts- oder Relevanzproblem meinerseits sein. Letztlich spiegelt es aber auch einfach mein eigenes Nutzerverhalten wieder.

Meine Runde im Blog

Meine Frühstücksroutine ist eigentlich seit ewigen Zeiten die gleiche. Zum einen: Ja, ich frühstücke. Zum anderen: Dafür nehme ich mir auch an Arbeitstagen morgens etwas Zeit. Ich könnte eine halbe Stunde länger schlafen, wenn ich nicht so trödeln würde. Während im Hintergrund mein Radiowecker dudelt (und das macht er schon seit mehr als 20 Jahren, vielen Dank an dieser Stelle an Grundig für dieses Qualitätsprodukt), lese ich Spiegel Online, checke Facebook – was ich zum Teil als Newsreader nutze – und gehe durch die Einträge bei Bloglovin. Dort folge ich genau 123 Blogs, in den letzten zwei Jahren sind wahrscheinlich nicht mehr als 5 dazu gekommen, wenn überhaupt. Und welche Einträge ich dann dort anklicke wird auch immer selektiver. Letztlich lese ich heute deutlich weniger als noch vor ein paar Jahren. Und Kommentare hinterlasse ich noch seltener. Das, was ich also auf meiner eigenen Seite beklage, mache ich selbst nicht viel anders.

Woran liegt es? Die Blog-Landschaft hat sich in den letzten Jahren doch sehr verändert. Aus den öffentlichen Online-Tagebüchern sind mehr und mehr spezialisierte Magazine geworden. Mono-Thematische Seiten und Hochglanzoptik haben Einzug gehalten. Smartphone optimiert. Die Szene gibt sich professioneller. Dagegen kann man nichts einwenden, ich folge ja selbst hauptsächlich Blogs zu den Themen Filmen, Serien, Reisen, Musik, Medien, was mich halt so interessiert. Oder gleich profesionellen Schreibern, die sich abseits ihres Broterwerbs noch ausprobieren wollen. Aus dem Amateurbereich ist ein Halb-Profitum geworden. Man liest halt bei den Nerds aus der Nische, für das Oberflächliche gibt es sowas wie Bento. Die rein persönlichen Blogs werden dagegen immer weniger. Oder ich finde sie einfach nicht mehr. Wobei ich auch da einschränkend sagen muss: Es interessieren mich halt auch nicht mehr Blogger aus allen Lebensphasen. Und wenn jemand über den aufregenden Schritt zum Studium schreibt, ist dieses Thema für mich halt schon seit langer Zeit durch.

Influencer statt Blogger

Die Meute ist in Richtung Social Media weiter gezogen. Twitter, Instagram – es ist ja auch viel leichter, dafür Content zu produzieren. Schnell ein Bild gemacht, zack auf Instagram. Hier flott was rausgerotzt, der Tweet ist fertig. Dagegen kostet der strukturierte Blog-Eintrag Zeit, Geduld und Organisation.

Und auch die Sache mit dem Feedback ist in den Social Media Kanälen viel leichter. Ein Herzchen ist schnell gesetzt, ein Daumen nach oben ebenso. Man braucht keine Meinung zu äußern, man findet einfach gut. Fertig. Geht mir dort ja auch so. Hier ein Like für den tollen Burger, da ein Herzchen für die Influencerin, die anscheinend im Bikini lebt, dort noch eines für den KSC-Sieg. Geht ganz schnell, tut keinem Weh. Dass die Waage aber so schnell und so weit in Richtung Social Media tendiert, hätte ich nicht erwartet.

Was 2019 bringen wird

Welche Lehren ziehe ich daraus nun für das neue Jahr? Nun, erst einmal nicht viele. Erst einmal mache ich hier weiter, solange ich noch Spaß daran habe. Es ist ein kleines Hobby, ein Ausgleich zu den Zahlen, mit denen ich beruflich sonst immer zu tun habe und ein guter Vorwand, um irgendwelche nerdigen Listen zu führen. Allerdings wird wohl auch 2019 die Anzahl der Einträge eher weniger als mehr werden. Viel öfter als einmal pro Woche schaffe ich es mittlerweile meistens nicht mehr.

Viel Spaß habe ich nach wie vor mit den Monatsrückblicken, die ich meist so nebenbei pflege, wenn ich dafür wieder etwas habe. Die würde ich sogar eher noch ausbauen als kürzen. Auch die Reiseberichte machen mir immer sehr viel Spaß. Sie erhalten meistens sogar recht viele Klicks, was mich sehr freut. Auf ein geringeres Interesse stoßen dagegen meist die Bücher- und Konzertreviews. Die Bücher würde ich aber gerne weiterhin mit eigenen Einträgen würdigen, so viele werden es ja nie pro Jahr. Bei den Konzerten muss ich mir dagegen vielleicht mal etwas überlegen.

Seit dem ich die Essays von Jonathan Franzen gelesen habe, würde ich auch selbst gerne immer mal wieder etwas längere Texte schreiben, wenn ich denn ein gutes Thema dafür finde. Mal sehen, wie oft sich das umsetzen läßt. Ansonsten kommt so ein wenig darauf an, was sich so ergibt. Natürlich hat sich auch diese Seite in den letzten Jahren deutlich in Richtung Film, Serie und Musik bewegt, aber eigentlich würde ich es schon gerne thematisch offener lassen, ohne es dabei zu persönlich werden zu lassen. Und ohne Kochrezepte. Oder anderen Verpflichtungen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

Was sind eure Erfahrungen, wie haben sich für euch die Blogs in den letzten Jahren entwickelt? Wie nutzt ihr sie selbst?

8 Kommentare

  • ide02

    Ich hätte eigentlich Lust mal wieder regelmäßig zu bloggen, aber wenn ich abends endlich mal zur Ruhe komme, fehlt mir die Konzentration und Kraft dazu. Gedankenfetzen habe ich genug im Kopf, aber die Umsetzung nach draußen – da fehlt es. Leider. 🙁 Ich hoffe auf bessere Tage. Das es irgendwann doch wieder leichter wird bzw. Ich auch mal tagsüber dafür Zeit habe. Aber wann wird das sein? Im schlimmsten Fall erst dann, wenn das Blogger-Leben vollständig verschwunden ist. Ich würde es jedenfalls sehr schade finden, wenn du nichts mehr bloggen würdest. Ich schaue regelmäßig hier rein und freue mich auf Einträge von dir. Mache bitte noch etwas weiter und ich versuche wieder mehr zu kommentieren. 😉 Übrigens: Ich ziehe demnächst in deine Nähe…okay, relativ, aber näher als jetzt gerade. 😉

    • Nummer Neun

      Vielen Dank!

      Klingt so, als wäre Twitter der richtige Ort für dich, um Gedankenfetzen loszuwerden 😉 Wo ziehst du hin und wie kommts? (Kannst du auch gerne per Mail schreiben)

  • Stepnwolf

    Hmmm, klingt schon ein wenig resignierend.
    Ich schau eigentlich immer gern hier vorbei (auch wenn ich nicht immer kommentiere), weil ich vor allem auch deine Musikbeiträge (inklusive der Konzertsachen) interessant finde. Und jetzt, wo ich auch ab und an mal in München bin, muss man ja auch über die dortige Musikszene informiert sein und die besten Clubs kennen. 😉

  • Nicole

    Ich finde den Trend auch schade. Merke das bei mir ja leider auch, dass es Zeiten gibt wo es kaum Kommentare gibt. Meine Klicks schaue ich mir schon gar nicht mehr an :D. Aber gerade Kommentare sind für mich essentiell, weil die mir die motivation zum Bloggen geben, deshalb finde ich gerde diese Entwicklung schade. Sie sind am Ende wichtiges Feedback, aber es gibt halt immer mehr Blogger, die gar nicht mehr bei anderen kommentieren. Ich drehe ja noch regelmäßig Kommentarrunden und da kommt nicht immer unbedingt viel zurück. Da verliere ich dann sogar die Lust besagte Blogs zu lesen. Hat ja auch was mit Wertschätzung zu tun, dass man mal in irgendeiner Form reagiert, denn jedes Kommentar kostet Zeit. Ansonsten kann Instagram für mich einen Blog nicht ersetzten. Dazu ist das dort alles viel zu oberflächlich, die Texte gehen nicht in die Tiefe, die Kommentare auch nicht. Darunter auch viel zu viel automatische Kommentare, die nicht mal selbst gepostet sind und oft auch gar nicht zum Bild oder Text passen.

    • Nicole

      Das freut mich aber zu hören, dass du ein schönes Silvester hattest ;). Puh also als langweilig würde ich das für mich nicht bezeichnen, aber wie gesagt ich hab da auch echt immer ziemlich Schiss dabei. Deshalb sind das für mich die schlimmsten Minnuten der Nacht :D.
      Ah das ist ja cool. Sowas erlebt man ja auch nicht alle Tage. Musst dir Snowden aber echt mal angucken, ich fand den super gemacht und sehr spannend, trotz langer Laufzeit. „Glass“ würde ich ja auch gerne im Kino gucken, aber schaffe das wls nicht. Zuviel Stress an der Uni. Muss jetzt erstmal Hausarbeits Themen finden, das geht vor.

    • Nummer Neun

      Vielen Dank für deinen Kommentar. Ich muss ja selbst zugeben, dass ich früher öfter und auf mehr Blogs kommentiert habe als heute. Schade ist es trotzdem.

      Die Texte bei Instagram sind oberflächlich, ich würde sogar sagen, dass viele sie gar nicht lesen. Letztlich sind sie dort wahrscheinlich genau so wichtig wie beim Playboy. Und diese automatischen Kommentare sind oft einfach lächerlich beliebig.

  • Ariana

    Ich habe auch festgestellt, dass es viel weniger Kommentare gibt, seit Social Media fast jeden erfasst hat. Gleichzeitig glaube ich aber nicht, dass Instagram & co die Blogs wirklich ablösen werden. Bildchen schauen ist zwar nett aber dann doch etwas ganz anderes als ein Blog. Wahrscheinlich gibt es zukünftig einfach verschiedene Gruppen – die einen lesen lieber lange Texte (oder grundsätzlich Texte), während die anderen den Fokus auf Hochglanzoptik legen und wiederum andere mit einem Bild und einem Herzchen zufrieden sind. Natürlich führt das zu sinkenden Besuchern – aber schlussendlich ist es ja bei den privaten Blogs sowieso nicht wichtig, ob das 700 oder 7’000 oder 70’000 Leser lesen – schön ist es ja, wenn es überhaupt jemanden interessiert 😉
    Liebe Grüsse
    Ariana

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