
KW 23/2025: Ballerina, Totenfrau, Kadavar und 28 Weeks Later
Happy Sunday!
Der Titel des Beitrags in dieser Woche klingt ziemlich übel. Nach Gewalt, Verbrechen und Verderben. Und dabei geht es noch nicht einmal um das deutsche Nations League Spiel gegen Portugal. Aber nicht immer versteckt sich hinter solchen heftigen Worten auch heftige Taten. Fangen wir doch einfach mal an.
Totenfrau (Staffel 2, 6 Folgen, Österreich, Netflix) – 6 von 10
Nach der ersten Staffel (7/10) wirkt nun auch die zweite Staffel der Serie irgendwie etwas unrund. Hauptfigur Blum (Anna Maria Mühe) wirkt dieses Mal etwas blasser als noch im ersten Jahr und von dem damals etablierten, erzählerischen Kniff, dass sie als Bestatterin die Toten sprechen hört, wenn sie bei ihr auf dem Tisch liegen, ist fast gar nichts mehr übrig. So lässt man sie fast nur noch etwas Motorrad fahren, sich vor der Polizei verstecken und ihre Tochter Nela (Emilia Pieske) suchen. Spannender sind dagegen die Ermittlungen von Birgit Wallner (Britta Hammelstein) vom Bundeskriminalamt, die von Polizist Lambert (Dominic Marcus Singer) Unterstützung erhält – ein in mehrerer Hinsicht interessantes Duo. Die Bilder der österreichischen Alpen sind toll, die Figuren teilweise nicht schlecht, die Action stimmt – aber die Mischung will mir auch im zweiten Jahr nicht so richtig schmecken.
From the World of John Wick: Ballerina (Regie: Len Wiseman, USA) – 7 von 10
Der erste Film der John Wick Reihe war wirklich toll: Ein durchchoreografiertes Action-Feuerwerk mit einer coolen Hauptfigur. Es folgten drei Fortsetzungen, die in der Qualität immer schlechter und beliebiger wurden, was schließlich in Kapitel 4 (5/10) mündete. Nun ist das erste Spin-Off erschienen, der im Titel umständlich seine Herkunft erklären muss – und es ist zumindest der beste Film der Reihe seit dem Debut. Zunächst einmal: Ja, es gibt eine Story – aber nein, wichtig ist die eigentlich nicht. Es ist ein Actionfilm, der wie ein Computerspiel funktioniert. Duelle und Prügeleien stehen im Vordergrund, diese sind zumindest halbwegs plausibel miteinander verbunden, es geht von Level zu Level bis zum Endgegner (Gabriel Byrne). Ana de Armas funktioniert als Hauptdarstellerin ausgesprochen gut. Sie hat vielleicht zwar nicht die Coolness eines Keanu Reeves, der für einen Gastauftritt vorbeischaut, bietet aber trotzdem einen guten Anker für den Film. Und sie kämpft gegen alles und jeden, was sich ihr in den Weg stellt, inklusive der physikalischen Gesetze. Aber so ist diese Reihe, das will man hier sehen. Und das liefert Ballerina vorbildlich. Goldene Regel: Was kaputt gehen kann, wird auch kaputt gehen. Besonders eindrucksvoll dabei: Der Kampf mit Flammenwerfern im beschaulichen und verschneiten Hallstatt. Der Film gönnt sich jedoch auch eine Prise mehr Humor als John Wick himself und auch einige, interessante Inszenierungen: Ich denke da nur an eine Kampfszene recht früh, als Eve (de Armas) zu Beginn der Szene nach einem vollendeten Kampf vor einem Spiegel steht, und dem Publikum dieser Kampf erst bewusst wird, als sie beginnt nach und nach ihre Spuren zu beseitigen und ihre Werkzeuge wieder einzusammeln. Wie bereits in den letzten Filmen der Reihe aber auch schon, nervt die sich immer weiter aufbauende Mythologie um die Verbecherorganisationen und deren eigenen Moralvorstellungen. Diese Überhöhung braucht es eigentlich nicht.
28 Weeks Later (Regie: Juan Carlos Fresnadillo, UK, 2007, Syfy, Re-Watch) – 8 von 10
Die Fortsetzung von 28 Days Later (9/10) setzt auf einen komplett neuen Cast, einen neuen Regisseur (Boyle und Garland waren lediglich nur noch Produzenten) und einen moderaten Zeitsprung. Das Virus scheint mittlerweile unter Kontrolle zu sein und eine NATO-Einheit versucht sich am Wiederaufbau der Gesellschaft im verlassenen London. Don Harris (Robert Carlyle) – der sich in der eindrucksvollen Eröffnungssequenzen zunächst in Sicherheit bringen konnte – lebt mittlerweile auch hier und freut sich auf die Familienzusammenführung mit seinen Kindern (Imogen Poots und Mackintosh Muggleton). Aber es kommt, wie es kommen muss, das Virus bricht erneut aus. Ich hatte die Fortsetzung vor vielen Jahren bereits gesehen, aber so gut wie keine Erinnerungen mehr daran. Ich war überrascht, wie viele prominente Namen doch im Cast auftauchten (Jeremy Renner, Idris Elba und Rose Byrne). Der Film ist ähnlich mitreißend wie der Vorgänger, sieht optisch aber besser aus. Die Eskalation, als das Virus erneut ausbricht, war mir etwas zu sehr von Zufällen abhängig und die kreative Entscheidung, in der zweiten Hälfte einen Infizierten so als Individuum zu präsentieren, widerspricht etwas dem Zombie-Gedanken. Aber von diesen Stolpersteinen abgesehen ist auch dieser Teil wieder sehr gelungen.
- Nations League Frust: Dank des Kino-Besuchs konnte ich nur die letzte halbe Stunde von Deutschland gegen Portugal sehen. Aber zumindest dieser Spielabschnitt war ein Euphorie-Killer rund um die deutsche Männer-Nationalelf. Leichte Abwehrfehler und – trotz Rückstand vor heimischer Kulisse – kaum ein Aufbäumen gegen die Niederlage. Man merkt doch recht schnell, wenn einige Stammspieler fehlen, dann wird es eng. Spätestens, wenn von der Bank neue Impulse gefordert wären, kann man da kaum nachlegen. Dass es Trainer Nagelsmann trotzdem versucht hat und früh alle fünf Wechsel durch drückt, kann man ihm durchaus negativ anrechnen.
- Nations League Lust: Spanien gegen Frankreich. Was war das für ein Spiel? 5:4 nach 90 Minuten für die Spanier. Ein Offensivfeuerwerk von beiden Seiten, ein Spiel für die Zuschauer und Werbung für diesen Wettbewerb.
- re:publica 2025: In der Zwischen-Zeit: Der Blog Indiskretion Ehrensache und sein Fazit zur diesjährigen Digitalmesse.
- Die aufgegebene Pflanzenforschung: Romy vom Blog Absolut Ehrlich hat mal wieder einen Lost Place besichtigt. Sehr spannend!
- 7ème Art: Filme mit Sandra Hüller: In ihrer neusten Werksschau hat sich Miss Booleana den Werken der deutschen Schauspielerin angenommen. Und selbst ohne Toni Erdmann ist das eine eindrucksolle Liste!
Vor vielen Jahren sah ich die Berliner Band Kadavar als Supportact auf einem Konzert und notierte damals: „muss man sich auf jeden Fall merken.“ Nun, knapp neun Jahre später sind sie wieder aus meinem Gedächtnis gesprungen, denn sie haben mit I Just Want To Be A Sound ihr mittlerweile siebtes Album veröffentlicht. Dieses huldigt nicht mehr nur den großen Rock- und Metallbands der ganz alten Zeit, sondern traut sich durchaus auch mal, etwas poppiger zu sein und in Richtung Indie-Disoc zu schielen. Hört hier die Lead-Single und den gleichnamigen Opener des Albums.
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!