Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 12/2024: Stonehouse, Hinds, Brügge sehen und sterben, Ted, John Wick und die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug

Happy Sunday!

Vor achtzehn Jahren wankte die Fußball-Nation der Heim-WM 2006 entgegen. Die Nationalelf spielte nicht gut, der junge Trainer stand ständig in der Kritik und es gab immer wieder negative Berichte rund um die Organisation dieses sportlichen Großereignisses, welches so viel Geld für Stadien und Infrastruktur verschlungen hatte. Zu allem Überfluß brach dann auch noch die Vorstellung der neuen Trikots mit allen Konventionen und Traditionen, die es vorher in Bezug auf das Aushängeschild des deutschen Fußballs gab. Zwar war das Heimtrikot weiterhin klassisch weiß, das Ausweichtrikot war jedoch knallig rot. Ein Unding! Vorher war es meist im klassischen DfB-Grün gehalten, direkt zuvor war es einfach schwarz. Und nun also rot? Rot? Ich habe das Ding gehasst. Ich war aber auch noch in einem Alter, in dem man leidenschaftlich hassen konnte.

Nach dem Turnier wurde das Ausweichtrikot wieder schwarz, dann grün (in dieser Variante wanderte es auch in meinen Kleiderschrank), schwarz-rot gestreift, schwarz, grün, schwarz und nun ist es für die Heim-EM 2024 pink. Und es wird viel kommentiert, kritisiert und gekauft. Mir ist es schlicht egal. Ich finde, es sieht aus wie ein Trainingsshirt und nicht wie ein Trikot. Aber sonst? Über das Ausweichtrikot wurde schon immer viel gelästert, dass hat das pinke nicht exklusiv. Und vermutlich kann sich in ein paar Jahren eh niemand mehr an das Shirt erinnern.

Stonehouse (Staffel 1, 3 Folgen, UK, Arte) – 6 von 10

Wenn eine demokratische Nation nicht arm an skandalumwitterten Politikern und Politikerinnen ist, dann ist es England. Na gut – und Österreich, aber um die geht es dieses Mal nicht. Sondern um den britischen Politiker John Stonehouse (hier dargestellt von Matthew Macfayden), der als aufstrebender Star des Politikzirkusses erst zum Spion wird und dann seinen eigenen Tod vortäuscht. Sehr zum Leidwesen seiner Frau (Keeley Hawes). Und wenn man dieser unterhaltsamen Biographie glaube kann, war es wirklich ein sehr bewegtes Leben, dass Stonehouse führte. Leider gibt sich die Serie dabei nicht wirklich Mühe, etwas tiefer hinter die Fassade zu blicken, sondern handelt eher pflichtbewußt die Stationen seines Lebens ab, als wäre es ein verfilmter Wikipedia-Artikel. Das bringt ihn zwar auch einem Publikum näher, dass in der britischen Politik der 1970er Jahre nicht so bewandert ist, weckt aber kein nachhaltiges Interesse an ihm, bei allem naiven Charme, den Macfayden dabei spielen lässt.

Ted (Staffel 1, 8 Folgen, USA, Pro Sieben) – 6 von 10

Die Serie erzählt die Vorgeschichte zum gleichnamigen Kinofilm Ted aus dem Jahr 2012 (ist das schon so lange her?) und springt zurück ins Jahr 1993. John (Max Burkholder) lebt mit seinen Eltern (Alanna Ubach und Scott Grimes), seiner Cousine Blaire (Giorgia Whigham) und dem lebenden Teddy Ted (der im Original von Serieschöpfer Seth MacFarlane gesprochen wird) zusammen. Leider krankt die Serie an ihrer ideenlosen Mittelmäßigkeit. Es sind typische Highschool-Geschichten, die so schon in den 1990ern zur Genüge erzählt wurden, die hier mit dem etwas derberen Humor von MacFarlane und dem bei ihm offenbar unvermeidlichen Kiffer-Geschichten kombiniert wird. Dass man die Serie in die Vergangenheit verlegt hat, bietet überraschend selten irgendeinen Mehrwert (wer das möchte, sollte sich eher an Die Goldbergs halten), sondern dient nur dazu, mit John eine bekannte, menschliche Figur aus den Kinofilmen zu haben. Als ob die in den Filmen entscheidend gewesen wäre. Und so ist es auch in der Serie so, dass die Kombination aus Ted und John die beiden nicht gerade sympathischer wirken lässt. Dass die beste Episode der Staffel diejenige ist, in der Ted mit Cousine Blaire kombiniert wird, spricht dahingehend Bände. Und anders als in MacFarlanes Vorzeigeserie The Orville, schafft er es hier auch nicht, den tragischen Figuren irgendeine Tiefe zu geben, auch wenn er es besonders bei Johns Vater (Grimes) immer wieder versucht. Schade, aber außer ein paar flotten Sprüche hat die Comedy überraschend wenig zu bieten.

Anfang der Woche litt ich noch unter meiner Erkältung und musste mich krank melden. Die Zeit verbrachte ich mit schlafen und mit ein paar – oft nicht zu anspruchsvollen – Filmen.

Brügge sehen… und sterben? (UK, 2008, Netflix) – 9 von 10

Bei der zweiten Sichtung hat mir der Film noch einmal besser gefallen, als ich ihn in Erinnerung hatte. Vielleicht, weil ich in der Zwischenzeit selbst in Brügge war und man eine Vielzahl der Schauplätze sofort wiedererkennt? Die beiden Auftragsmörder Colin Farrell und Brendan Gleeson werden zusammen in die belgische Stadt geschickt, um dort auf weitere Instruktionen zu warten. Und während der eine (Gleeson) Gefallen an der Stadt findet, langweilt sich der andere (Farrell) zu Tode. Bis die Geschichte dann doch noch Gangstergeschichtendinge macht. Der Film bezaubert durch die Location, die beiden Hauptfiguren, den teilweise skurillen Nebenfiguren, der Atmosphäre und dadurch, dass er nie in die Falle tappt, zu coole Gangster zu zeigen. Ein starkes Debut von Regisseur Martin McDonagh.

John Wick: Kapitel 4 (USA, 2023, Sky Cinema) – 5 von 10

Der erste John Wick Film war eine überraschende Action-Offenbarung: So ästhetisch und hart hatte man Prügeleien lange nicht mehr gesehen und Keanu Reeves konnte als Titelheld John Wick eine neue, legendäre Rolle definieren. Leider verlor sich in den Nachfolgern die Qualität. Sie sahen zwar immer noch schick aus, krankten aber an ihrer aufgestülpten Backstory und drehten sich zu sehr um sich selbst. Kapitel 4 setzt diesen Trend leider fort. Natürlich sind die Locations immer noch schick, Glas ist nur dafür da, um zerbrochen zu werden und die Action bleibt brutal – aber das ganze hat im Storytelling und in der Ästhetik mehr von einem Videospiel als von einem Kinofilm. Mehr Gegner bedeuten mehr Action, aber wenn in der Szene am Arc de Triomphe der zehnte Gegner von einen vorbeirasenden Wagen erfasst wird, ist das schlicht ermüdend. Mehr ist nicht immer besser. Und so prügelt und schießt sich Reeves durch die verschiedene Level bis zu seinem Endgegner durch, ohne dass es sein Publikum emotional irgendwie jucken würde.

Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug (USA, 1980, Sky Cinema) – 6 von 10

Nicht ganz so gut gehalten hat sich der Klamaukfilm von Zucker, Abrahams & Zucker, die ich deutlich lustiger in Erinnerung hatte. Aber der Film um den Notfall an Bord eines Flugzeuges benötigt einige Zeit, um in die Gänge zu kommen und verliert sich etwas zu oft in der Vorgeschichte der beiden Hauptfiguren Ted Striker (Robert Hays) und Stewardess Elaine (Julie Hagerty). Auch ist der Slapstick noch nicht so ausgeprägt wie in den späteren Die nackte Kanone Filmen. Daran kann auch die Riege der bekannten Nebenfiguren (Leslie Nielson, Peter Graves, Lloyd Bridges und Jonathan Banks) nichts ändern.

Viva la Hinds! Die Spanierinnen melden sich zurück und schicken den Song Coffee als Vorbote in die Welt. Dem Low-Fi Sound ihrer frühen Tage haben sie ein wenig Adios gesagt, dafür sich immer mehr astreinen Popsongs zugewandt. Was schon auf dem vergangenen Album The Prettiest Curse gut klappte (mein #5 Album in 2020), könnte nun noch weiter ausgebaut werden.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

5 Kommentare

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