Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 01/2024: Die letzte Generation, Liam Gallagher, John Squire, Unter Kontrolle und Filme, Filme, Filme

Happy New Year! Ich hoffe, ihr seid alle gut im neuen Jahr angekommen?

Spätestens mit dem 6. Januar ist diese ziellose Zeit zwischen den Jahren endgültig vorbei. Ab Montag nimmt das Hamsterrrad wieder seine Fahrt auf für eine neue Wahnsinnsrunde in dieser Welt. Und so ist es auch an der Zeit, den medialen Wochenrückblick wieder in seine geordneten Bahnen zu bringen.

Los geht’s!

Arthur C. Clarke – Die letzte Generation (UK, 1953) – 7 von 10

Klappentext: Hundert Jahre ist es her, seit die Overlords, technisch hochentwickelte Aliens, Kontakt zu den Menschen aufgenommen haben. Sie verhalfen der Menschheit zu Weiterentwicklung, Fortschritt und Wohlstand. Selbst als sich herausstellte, dass die Overlords aussehen wie der Antichrist, nahmen das die mittlerweile sehr viel toleranteren Menschen hin. Jetzt offenbaren die Fremden ihre wahren Absichten: Sie sind gekommen, um die Kinder mitzunehmen.

Review: Der Autor Arthur C. Clarke ist einer der großen Namen der klassischen Science-Fiction. Die Verfilmung seines Romanes 2001: Odysse im Weltraum ist quasi ein Monolith in der Geschichte dieses Genres. Die letzte Generation ist eines seiner frühen Romane, welcher in den 2010ern als gelungene Miniserie verfilmt wurde und es unter dem Originalnamen des Romans – Childhood’s End – sogar zu einer deutschen Ausstrahlung auf RTL II gebracht hatte.

Clarkes Roman, dessen Klappentext schon irritierend viel spoilert, lässt sich auch rund 70 Jahre nach Erscheinen noch gut lesen. Seine Vision über die weitere Entwicklung der Menschheit ist in manchen Punkten erschreckend präzise. Es ist eine epische Geschichte, die mehrere Jahrzehnte umfasst. Der sich entwickelnde Kontakt mit den Außerirdischen ist erfrischend anders als vieles, was man sonst von dieser Thematik kennt. Clarke verknüpft technischen und gesellschaftlichen Fortschritt mit einer ziemlich esoterischen Entwicklungsvision, die man in dieser Kompaktheit selten findet. Wo bleibt in dieser Evolution der Mensch, mag man sich fragen, aber der „wissenschaftlich-technische Visionär“ (Zitat nach Wikipedia) verpasst darauf jedoch etwas die Antwort. Jedenfalls in der Art seiner Erzählung. Die abgedeckte Zeitspanne ist zu groß, als dass man einzelnen Figuren länger und intensiver folgen könnte. Sie sind nur Mittel zum Zweck, Stichwortgeber für die außerirdischen Overlords, aber so richtig scherten sie mich als Leser nicht. Die fehlenden Identifikationsfiguren sind daher leider der Schwachpunkt dieser ansonsten großen Zukunftsgeschichte.

Fazit: Starke und epische Science-Fiction Geschichte mit schwachen Charaktären.

Um auch schon im ersten Wochenrückblick des Jahres eine Serienstaffel präsentieren zu können, hat eine kurze und knackige Staffel oberste Priorität. Im vergangenen Jahr bin ich da mit einer Arte-Serie ziemlich rein gefallen. Dieses Mal fiel die Wahl erneut auf eine französische Serie des Senders – mit größerem Erfolg?

Unter Kontrolle (Staffel 1, 6 Folgen, Frankreich, Arte) – 7 von 10

Die Ärztin und NGO-Aktivistin Marie Tessier (Léa Drucker) wird quasi über Nacht zur Außenministerin Frankreichs und muss sich sofort um einen Entführungsfall in der Sahel-Zone kümmern. Die dortigen Entführer gehen die Sache routiniert und professionell an, und die Europäer? Machtkompetenzen und Kleinstaaterei verhindern oft eine schnelle Lösung und auch Tessier stellt sich nicht immer geschickt an. Die kurze Comedyserie ist tasächlich recht lustig und hat mit Drucker eine überzeugende Hauptdarstellerin. An die Klasse von Veep (meiner #3-Serie im vergangenen Jahr), von dem sich Autor Charly Delwart hat inspirieren lassen, reicht Unter Kontrolle allerdings nicht ganz ran, denn das Vorbild besteht den vermeintlichen Realititäts-Check etwas besser. Einen kurzen Blick ist die Serie aber auf jeden Fall wert. Eine zweite Staffel würde ich mir auch ansehen, falls denn eine kommen sollte.

Zwei Wochen seit dem letzten medialen Rückblick, da blieb viel Zeit für Filme, besonders über Weihnachten und in der mysteriösen Zeitzone zwischen den Jahren. Dabei gab es einige Rückgriffe auf Bekanntes. In Klammern sind auch in diesem Jahr Produktionsland und -jahr und meine Quelle angegeben.

Asterix bei den Olympischen Spielen (Frankreich, 2008, Kabel eins) – 6 von 10

Wo Asterix drauf steht, ist auch Familienunterhaltung drin. Nur schade, dass Asterix (Clovis Cornillac) und Obelix (Gérard Depardieu) in ihrem eigenen Film nur eine Nebenrolle spielen und dank ihrer Kostüme nicht einmal richtig hineinpassen. So wird der intrigante Brutus (Benoît Poelvoorde) durch seine Beziehung zu Vater Caesar (Alain Delon) zur interessantesten Figur des Films. Optisch ist das ganz gut und einige Schmunzler gibt es in dem harmlosen Film auch. Einige moderne Sportstars geben sich die Ehre, allerdings gibt es auch hier Licht und Schatten. Michael Schuhmacher und Jean Todt sind ganz passend integriert, der große Zinédine Zidane wirkt unnötig platziert.

Der Name der Rose (Deutschland/Frankreich/Italien, 1986, Joyn) – 8 von 10

Da ich vor kurzem erst den Roman gelesen hatte, kam mir der Film ganz recht – hatte ich ihn doch das letzte Mal vor Jahrzehnten gesehen, noch auf einem Röhrenfernseher. Es war keine leichte Aufgabe, die sich Regisseur Jean-Jacques Annaud hier gestellt hatte, immerhin galt es, circa 750 Buchseiten in einen gut zwei Stunden langen Film zu quetschen. Aber es gelingt gut, denn er hat dankenswerterweise auf die tieferen Ausflüge in die christliche Diskussionen verzichtet und den Fokus mehr auf den Kriminalfall gelegt. Den Rest erledigen dann Sean Connery als ermittelnder Franziskaner und sein Novize Christian Slater. Optik und Ausstattung sind gut und geben dem Film auch etwas Zeitloses. Allerdings hätte er aus heutiger Sicht durchaus etwas mehr Tempo vertragen können.

No Hard Feelings (USA, 2023, Netflix) – 6 von 10

Ja, Jennifer Lawrence geht All-In und zieht komplett blank – davon abgesehen ist der Film eine fast klassische RomCom mit erwartbarer Entwicklung zwischen ihr und dem jungen Andrew Barth Feldman mit einigen gelungenen Schmunzlern. Die Ausgangssituation ist natürlich quatsch und der Film macht zu wenig aus den sozialen Gegensätzen der Hauptfiguren, aber zumindest ab der zweiten Hälfte hat das stellenweise doch durchaus etwas Charme.

Die Simpsons – Der Film (USA, 2007, Kabel eins) – 9 von 10

Alle paar Jahre wieder muss es doch der Simpsons Film sein, entstanden auf dem Höhepunkt der Serie. Slapstick, Familiendrama, Öko-Message und das Spider-Schwein gehen hier Hand in Hand, viele legendäre Szenen finden sich im Film wieder. Eigentlich hätte Matt Groening die Serie danach einstellen können, besser konnte es schließlich nicht mehr werden.

Tage des Donners (USA, 1990, Kabel eins) – 7 von 10

Noch nie gesehen hatte ich tatsächlich diesen Film, auch wenn einem vieles daran bekannt vorkommt: Der junge Cole (Tom Cruise) trifft auf älteren Mentoren (Robert Duvall), Erzrivalen (Michael Rooker) und attraktive Frau (Nicole Kidman). Das ganze spielt dieses Mal im Bereich der NASCAR und damit im ödesten Bereich des Motorsports. Die Story ist lange Zeit überraschungsarm, bis Cole durch den Unfall seines Rivalen die eigene Verletzlichkeit bewußt wird. Naja, unerwartetes im kleinen Rahmen. Aber die Rennszenen von Regisseur Tony Scott sind rasant, jedoch natürlich nichts gegen richtige Militärjets. Und damit sind wir beim nächsten Film:

Top Gun: Maverick (USA, 2022, Sat.1) – 9 von 10

Mein Film des Jahres 2022 überzeugte mich auch beim zweiten Mal. Rasante Action mit Tom Cruise, die durch die zurückhaltende Erzählung (Training für den Ernstfall, undefinierter Feind) funktioniert und nicht in die Versuchung gerät, alles noch dramatischer, emotionaler und krachender zu schildern, als es nötig wäre. Dazu huldigt er auch noch schön dem Originalfilm. Actionkino am obersten Limit!

Neues von Liam Gallagher! Für ein neues Projekt hat er sich mit John Squire zusammengetan, dem ehemaligen Gitarristen von The Stone Roses. Seit Freitag gibt es mit Just Another Rainbow eine erste Kostprobe dieser Zusammenarbeit zu hören. Der Song versprüht starke 1970er Vibes, was vor allem an den tollen Gitarrenparts liegt. Gallaghers Vocals bleiben natürlich einmalig, wirken hier aber nach den ersten paar Hördurchläufen für mich noch relativ beliebig.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

4 Kommentare

  • bullion

    Oh, da hast du noch einiges gesehen. Und ich erinnere mich daran, dass ich „Top Gun: Maverick“ immer noch nicht geschaut habe (und „Top Gun“ auch nicht 😬), obwohl er jetzt schon im Free-TV läuft.

  • S.Mirli

    Erst einmal, damit wir es hier amtlich haben: Ein fantastisches Jahr 2024 wünsche ich dir. Wie ich sehe, hast du die Zeit zwischen den Jahren sehr gut verbracht, zumindest was diese „bescheidene“ Filmauswahl angeht. Ich habe als Teenager die Asterix Comics geliebt. Ich hatte die komplette Sammlung, aber die Filme nie gesehen. Es ist aber auch eine Krux, ich muss mich jeweils immer für das eine oder das andere entscheiden – Film oder Buch -, beides haben bisher nicht viele bei mir geschafft. Ich freue mich schon auf viele geniale Empfehlungen in diesem Jahr von dir, alles Liebe, x S.Mirli
    https://www.mirlime.at

    • Nummer Neun

      Die Comics waren ja auch legendär! Die alten Zeichentrickfilme sind es ja auch, die Real-Verfilmungen kommen da nicht ganz ran. Oder ich bin altersmäßig mittlerweile viel zu weit weg davon.

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