Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 49/2023: Der Name der Rose, Die Täuschung, NCIS, Blonde Redhead, Pabst und Arcadia

Happy Sunday!

Wir stecken mitten in der Vorweihnachtszeit und die ist meist ja alles andere als besinnlich. Termine, Termine, Termine. Weihnachtsfeiern, Weihnachtsmärkte oder Treffen, damit man sich vor dem Jahreswechsel noch mal sieht. Erwartet daher nicht, dass es hier abseits der medialen Wochenrückblicke demnächst sehr viel anderes zu lesen gibt. Ich bin schon froh, wenn ich diese Einträge pünktlich fertig bekomme. Und parallel dazu schon die Jahresabschlußrankings – so weit es geht – vorbereiten kann.

Aber bevor wir über das gesamte Jahr sprechen ist erst einmal die vergangene Woche an der Reihe. Und die bietet zwei eher durchschnittliche Serienbewertungen, ein gutes Konzert und einen spannenden Film im Fernsehen.

Mittlerweile ist ein großer Teil des Schnees der Vorwoche bereits geschmolzen, nur die vereisten Reste kleben sich hartnäckig auf den Gehwegen fest. Das Bild heute ist ein Rückblick auf das vergangenene Wochenende, als die Schneewalze sich noch ganz frisch über Bayern gepflügt hatte. Wir sehen hier die Würm mit dem kleinen Kanalwärterhäuschen in der Mitte, ein beliebtes Fotomotiv im Sommer und offensichtlich auch im Winter.

Umberto Eco – Der Name der Rose (Italien, 1980) – 8 von 10

Klappentext: Italien, 1327. In einem Benediktinerkloster kommt es zu unheimlichen Todesfällen. Ein Mönch ertrinkt im Schweineblutbottich, ein anderer springt aus dem Fenster, ein dritter liegt tot im Badehaus. Der Abt bittet den für seinen Scharfsinn weithin bekannten Franziskaner William von Baskerville um Hilfe.

Review: Zunächst einmal zum Buch an sich. Ich hatte mir die etwas teurere Jubiläumsausgabe von Hanser gegönnt und war damit sehr zufrieden. Stabiler und schicker Einband, griffige Seiten – die Ausgabe lag einfach gut in der Hand und machte Spaß zu Lesen. Umberto Ecos Geschichte selbst wird in jeder Ausgabe gleich sein. Gleich gut. Der Name der Rose ist eine klassische Mörderjagd. Wer steckt hinter den sich häufenden Todesfällen? Zum Glück treffen die Ereignisse mit der Ankunft von William von Baskerville zusammen, einem raffinierten und äußerst logisch denkenden Mönch, der sich den Ereignissen annimmt und versucht, eine Erklärung dafür zu finden. Begleitet wird er von dem Schüler Adson, der – der Rahmengeschichte folgend – später seine Erinnerungen an diese Tage in Form dieses Buches niederschreiben wird. Eine Konstellation, die stark an die Sherlock Holmes Geschichten erinnert und die auch hier sehr gut funktioniert. Die Erzählung ist gut durchstrukturiert, folgt dem Puls des Klosters und spielt – von Anfang an offensichtlich – innerhalb einer Woche und in einer geheimnisvollen und begrenzten Kulisse. Was auf dem Papier so formal klingt, funktioniert in der Praxis ausgesprochen gut. Der Fall ist rätselhaft und es gibt einige Geheimnisse zu enthüllen. Das wird kombiniert mit einem tollen Einblick in diese Epoche, das Mittelalter wird beim Lesen wieder lebendig.

Und jetzt kommt das aber. Aber: Dafür muss man sich durch endlose Religions-Diskussionen quälen, in denen es um die unterschiedlichen Auslegungen des Christentums geht. Sollen seine Anhänger in Armut leben oder nicht? Ist den Mönchen das Lachen erlaubt oder ist das nur etwas für ungebildete Bauern? Wie zeigt sich der Satan? Es gibt Ausflüge in die Verbindung von Kirche und Staat. Natürlich sorgt das für die notwendige Atmosphäre und macht den Aspekt glaubhafter, dass der junge Schüler Adson diese Geschichte niedergeschrieben hat und das es Dinge sind, mit denen er sich wirklich beschäftigt hat zu dieser Zeit. Aber meine Güte, das ist schon echt hartes Brot und erfordert einiges an Geduld.

Fazit: Spannender Whodunit-Krimi, der viel aus seinem Mittelalter-Setting herausholt, aber seinem Publikum auch einiges abverlangt.

Arcadia – Du bekommst, was du verdienst (Staffel 1, 8 Folgen, Belgien, One) – 5 von 10

Wer bei der Ausgangsstellung von Arcadia – jeder Bürger des Staates bekommt einen Chip implantiert, auf dem der sogenannte Bürgerscore hinterlegt ist und der die Stellung in der Gesellschaft regelt – an Black Mirror denkt, der liegt nicht so falsch. Es gibt aber auch gute Gründe, warum sich dort jede dystopische Erzählung auf genau eine Episode erstreckt. Denn hier trägt die gute Grundidee nicht über eine gesamte Staffel. Zwar ist der Urknall der Handlung die Fälschung eben dieses Bürgerscore, danach steht aber eher der autoritäre Staat und ein Familiendrama im Mittelpunkt. Und das hat man beides schon besser gesehen. Eine Sogwirkung hat mich jedenfalls nie erwischt und so musste ich mich sehr durch diese Staffel kämpfen.

Navy CIS (Staffel 20, 22 Folgen, USA, Sat.1) – 6 von 10

Was soll man über seine Serie in ihrer zwanzigsten Staffel denn noch groß schreiben? Das Konzept ist bekannt und etabliert und bisher haben die kreativen Köpfe noch fast jeden Personalwechsel im Cast gut abfedern können. Ins zwanzigsten Jahr ging NCIS dieses Mal mit einem unveränderten Cast unter der Führung von Special Agent Parker (Gary Cole). Aber ohne die Herausforderung neue Figuren zu etablieren, schiebt die Story mehr Dienst nach Vorschrift und versucht sich an den falschen Stellen an verrückten Dingen. Die Morde werden mittlerweile nach über 400 Folgen manchmal etwas zu wild inszeniert und für meinen Geschmack haben zu viele Folgen einen direkten Bezug zum Team, so dass das fast schon willkürlich wirkt. Das Hauptteam an sich (mit Sean Murray, Wilmer Valderrama und Katrina Law) funktioniert dagegen auch in dieser Konstellation weiterhin gut, so dass man auch im einundzwanzigsten Jahr wieder einschalten wird.

Die Täuschung (UK, 2021, Sky Cinema) – 8 von 10

Colin Firth und Matthew Macfayden versuchen in diesem auf wahren Tatsachen beruhenden Film den Nazis im Zweiten Weltkrieg eine Fake News unterzuschieben – mit Hilfe einer präparierten Leiche. Das ist spannend und unterhaltsam inszeniert und bleibt angenehm unspektakulär. Es ist ein fast klassischer Spionagefilm, wie es ihn vor einigen Jahrzehnten noch häufiger gegeben hat. Damals hätte er vermutlich auch mehr Aufmerksamkeit bekommen, heute fühlt sich so ein Film fast eher wie ein mit Bewegtbildern unterstützter Geschichtsunterricht an. Unverdient, denn das ist ein guter und unterhaltsamer Film.

Pabst (Deutschland) – München, Kranhalle

Die Berliner von Pabst waren erst im vergangenen Jahr in München. In der Zwischenzeit ist kein neues Album erschienen, es gab also nichts zu verkaufen. Alles bekannt, kein Druck, beste Voraussetzungen für ein tolles Konzert. Das wurde es dann auch und bei den vielen guten Songs, die sie haben, hätte man ihnen ein etwas größeres Publikum gewünscht. So war es recht luftig in der Kranhalle und die von der Band gewünschte Wall of Death verpuffte unspektakulär. Aber ihre Hits hatten sie alle mit an Bord, sei es Shake The Disease, Skyline, Mercy Stoke, Daddys Boy und Locker Room. Und ihr Cover von Kiss Me erklang als krönender Abschluß in der Zugabe. Letztes Jahr war ich zwar euphorisierter, aber auch dieses Jahr machte es wieder Spaß. Man sieht sie hoffentlich im nächsten Jahr wieder.

Vor vielen Jahren hätte ich die New Yorker Band Blonde Redhead das erste Mal als Supportact live gesehen. Ich besorgte mir daraufhin ihr damals aktuelles Album 23, was sehr lange immer wieder bei mir rotierte. Groß auf dem Schirm hatte ich sie aber eigentlich nie. Ehrlich gesagt wusste ich nicht einmal, dass es die Band überhaupt noch gibt, bis ich nun vermerkt Empfehlungen für ihr neues Album Sit Down for Dinner lesen konnte. Und siehe da, einmal rein gehört, war das alte Gefühl recht schnell wieder da. Ihr melodischer Dream-Pop ist keinen Tag älter geworden. Passend zum Wetter teile ich gerne den Song Snowman als Hörprobe mit euch.

Gesehene Spiele in dieser Saison: 13 von 16 Liga-Spielen = 81%.

Auswärts bei Hannover 96 gab es erneut ein 2:2 Unentschieden. Und konnte der KSC in der letzten Wochen aus einem 0:2 gegen Hansa Rostock noch die Punkteteilung erzwingen, verspielten sie an diesem Freitag nun eine eigene 2:0 Führung. So war es ca. 70 Minuten lang ein überraschend souveränes Auswärtsspiel, bis der Druck von Hannover 96 doch noch zu groß wurde.

  • Meister der Klangs: Zeit, um mal wieder die schöne Stadt Gent zu supporten. Heute mit einem Link zu einem Bericht vom Blog Out Takes über die Verleihung der World Soundtrack Awards in der belgischen Stadt.
  • Medien verstehen nur Bahnhof: Als ich in dieser Woche lesen musste, dass mein Bahnhof im Viertel zum zweitschlechtesten Bahnhof Europas gewählt wurde, war ich schon etwas überrascht und irritiert. Der Blog Übermedien geht etwas genauer auf die Studie und die Auftraggeber ein und erfüllt damit eine Aufgabe, welche die Medien vernachlässigt, aber die Studie trotzdem zitiert haben. Denn etwas Bahn-Bashing geht ja immer.
  • Von der Wiege bis zur Bahre: Digitale Formulare: Der Wortvogel über seine Bemühungen, sich im Online-Portal der deutschen Rentenversicherungen anzumelden.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

2 Kommentare

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