Was mit Medien

KW 40+41/2023: Mad Heidi, Warten auf’n Bus, Mrs. Dalloway und der Nachtalb

Happy Sunday!

Heute ist mein letzter Urlaubstag und pünktlich dazu gehen die Temperaturen in den Keller. Ist der Spätsommer nun vorbei? Ich dagegen bin noch vom Urlaub sonnig gelaunt und konnte danach auch noch einen länger erwarteten Arzt-Termin gut über die Bühne bringen. Ein Filmabend sorgte dafür, dass es im medialen Wochenrückblick einiges zu lesen gibt. Quantitativ stark vertreten sind dieses Mal Filme und Serien aus dem deutschsprachigen Raum. Ein englischer Klassiker komplettiert das Feld in dieser Woche.Bis zum ersten Teil des Reiseberichts aus Belgien (bzw. eigentlich besser gesagt: aus Flandern – ich bin mir noch unsicher, wie ich den Bericht geographisch einsortieren sollte) wird es wohl noch etwas dauern. Denn es gilt insgesamt erst einmal ca. 500 Bilder zu sichten und auszusortieren. Bis es soweit ist, gibt es aber schon einmal einen Teaser: Der eindrucksvolle Grand-Place in Brüssel am Abend.

Bei dem Bestreben, in diesem Jahr möglichst Romane aus vielen verschiedenen Ländern zu lesen, klaffte noch eine große Lücke in England. Und nach den eher aktuellen Werken zuletzt war es mal wieder Zeit, um einen sogenannten Klassiker zu lesen. Und so landete ich bei:

Virginia Woolf – Mrs. Dalloway (UK, 1925) – 6 von 10

Klappentext: An einem sonnigen Junimorgen des Jahres 1923 beginnt die begüterte Clarissa Dalloway mit den Vorbereitungen für eine elegante Abendgesellschaft. Im Verlauf des geschäftigen Tages überlässt sie sich immer wieder ihren Erinnerungen und Gedanken, und während der Big Ben unbeirrt seine Stunden schlägt, wird sie sich der Vergänglichkeit aller Dinge und der Enge ihres Daseins schmerzlich bewusst. Mit der virtuosen Schilderung der Innenwelten seiner Hauptfiguren gehört Mrs Dalloway zu den Meilensteinen der modernen Literatur.

Review: Mit Mrs. Dalloway entführt uns Virginia Woolf in die englische Gesellschaft von vor genau 100 Jahren. Nach dem Ende des Weltkrieges (zu diesem Zeitpunkt wusste noch niemand, dass man diese bald durchzählen würde) hat sich das gesellschaftliche Leben fast wieder erholt und moderne Entwicklungen halten langsam Einzug. Wir folgen der titelgebenden Mrs. Dalloway bei ihren Besorgungen für ihre Abendgesellschaft und lernen dabei auch einige ihre Gäste kennen. Dabei erzählt Woolf – die bei der Veröffentlichung dieser Geschichte so alt war wie ich es jetzt bin – sehr stark aus der Perspektive der handelnden Figuren und lässt uns an deren Gedanken, Wünschen und Sorgen teilhaben. Und mehr als einmal ertappte ich mich dabei, dass ich nur schwer glauben konnte, dass das Buch schon so alt ist, denn so aktuell und modern wirken viele dieser Innenansichten. Der Mensch wandelt sich halt doch nicht so schnell, wie man denken mag – er reagiert und interagiert nur anders mit den vorherrschenden gesellschaftlichen Konventionen. Das Jahr 1923 wirkt dadurch sehr lebendig und vermittelt innerlich und äußerlich einen tiefen Einblick in diese Epoche.

Leider kann die eigentliche Story damit nicht mithalten, sondern läuft überraschungsarm auf die Abendgesellschaft zu. Dadurch werden selbst die nur gut 200 Seiten recht zäh. Und auch dem Schreibstil zu folgen ist eine mühsame Angelegenheit. Sind das Gedanken oder Diskussionen mit anderen Figuren? Spielt das in der Vergangenheit oder denkt man nur an sie? Ewig lange Sätze, so fließend und unstrukturiert, so wiederholend in einzelnen Details, wie es Gedankengänge oft nun einmal sind. Für Woolf als Autorin mag das eine herausfordernde und (historisch gesehen) durchbrechende Arbeit gewesen sein, dem Publikum macht es das jedoch nicht leichter.

Fazit: Ein Roman, der mehr aus historischer als aus inhaltlicher Sicht interessant ist.

Warten auf’n Bus (Staffel 1, 8 Folgen, Deutschland, ARD Mediathek) – 6 von 10

Es ist ja oft eine Frage der Erwartungshaltung. Und bei Warten auf’n Bus erwartete ich aufgrund des kleines Casts, der begrenzeten Location und der Einordnung als Comedy so etwas wie KBV bzw. No Activity oder andererseits, da dieser Titel oft im Zusammehang genannt wurde, so etwas wie Der Tatortreiniger. Das passt beides zwar halbwegs, beschreibt die Serie aber nicht richtig. Sie ist dafür schlicht nicht lustig genug und will es oft auch gar nicht sein. Und besonders die ersten beiden Folgen wabern etwas ziellos hin und her, bis danach dann ein etwas stärkerer Handlungsfaden erkennbar wird. Zwar reden die beiden Hauptfiguren Ralle (Felix Kramer) und Hannes (Ronald Zehrenfeld) an ihrer Bushaltestelle auch oft und lang, triften dabei aber immer wieder sehr ins philophische ab und sinnieren über Schicksale und unerfüllten Erwartungen. Hier liegt der Fokus oftmals auf den Veränderungen, welche die Wende mit sich brachte und von denen sie sich im Osten vergessen fühlen. Bei ihren Gesprächen geraten sie jedoch ab und an in eine Tiefe und in eine Themenauswahl, die manchmal nicht so recht zu den beiden Figuren zu passen scheint. Nichtsdestotrotz sind Ralle und Hannes sehr sympathisch, werden gut gespielt (auch wenn ich beim Dialekt manchmal arge Probleme hatte) und machen etwas, was gestandene Männer wie sie vielleicht viel zu selten machen: Sie sprechen über ihre enttäuschten Gefühle. Sie machen das an ihrem privaten Safe Space und man fragt sich unwillkürlich, wie sie wohl wohnen und wie sie sich dort verhalten. Auf dem Papier ist das Konzept und wie es die begrenzten Mittel zur Stärke wandelt, durchaus gelungen und ich verstehe auch, wo die Auszeichunungen und Nominierungen hergekommen sind. Richtig erreicht hat mich Warten auf’n Bus jedoch nicht.

Mad Heidi (Schweiz, 2022, Sky Cinema) – 7 von 10

Wie der Film selbst auch, möchte ich zu Beginn darauf hinweisen, dass er ähnlich wie Iron Sky komplett per Crowdfunding finanziert wurde. Dem Projekt folge ich auf den Social Media Kanälen schon seit Jahren, um so mehr habe ich mich gefreut, dass er es nun sogar in das Programm von Sky geschafft hat. Und wie er geworden ist? Das ist für einen auf Trash angelegten Film mit schmalem Budget oft gar nicht so leicht zu beurteilen. Bei Tempo und Schauspielkunst der Nebenrollen muss man da einfach ein paar Abstriche machen und auch die Dialoge regen nicht gerade zum Nachdenken an. Dafür waren vor und hinter der Kamera alle mit Leidenschaft dabei. Die Story ist halbwegs originell (Präsident Meili (Casper Van Diem) möchte die Welt mit einem neuen Superkäse überschwemmen und die Laktoseintoleranten ausrotten, während Heidi (Alice Lucy) zunächst in Gefangenschaft gerät und dann in einem Kloster zur waffenschwingenden Amazone ausgebildet wird) und veralbert nebenbei ein paar bekannte Filme – nicht nur Heidi. Es gibt einige Actionsequenzen und schöne Drohnen-Aufnahmen. Dem Trash-Faktor wird mit einigen Splatter-Szenen und mit unnötigen Brüsten gehuldigt. Kurz: Man bekommt das, was man von so einem Film erwartet und das in einer annehmbaren Qualität. Das macht Mad Heidi zwar nicht zu einem Film für die Geschichtsbücher, aber wegen seiner Entstehungsgeschichte gönne ich ihm auch noch den siebten Punkt.

Die Toten vom Bodensee: Der Nachtalb (Deutschland/Österreich, 2023, ZDF) – 7 von 10

Der zweite Fall vom neuen Duo Oberländer (Matthias Koeberlin) und Hoffmann (Alina Fritsch, die im Film immer noch als die Neue gilt) gestaltet sich spannend und stellt dieses Mal den Erstgenannten Oberländer in den Vordergrund. Wie ist seine Verbindung zum Todesfall in diesem Film? Die Suche nach dem Täter ist interessant und legt einige falsche Fährten. Die Auflösung will dann vielleicht etwas zu geschickt sein und verbindet dafür einen Superschurken-Plan mit einem gewissen Zufall. Naja. Dafür bekommt Kriminalchefinspektor Komlatschek (Hary Prinz) endlich mal eine etwas größere Rolle. Insgesamt wieder ein mehr als solider Fall, der optisch gut auf dem Bildschirm wirkt. Vom Bodensee gibt es dagegen dieses Mal nicht so viel zu sehen. Schön aber, dass für nächstes Jahr drei weitere Filme der Reihe zu erwarten sind (Quelle).

Gesehene Spiele in dieser Saison: 7 von 9 Liga-Spielen = 78%.

Das Gastspiel des KSC beim 1. FC Magdeburg am vergangenen Wochenende habe ich wegen des Urlaubs nicht gesehen. Das Spiel fand trotzdem statt und endete 1:1.

  • Weihnachten Calling: Das Fest wirft seine Schatten voraus und ich habe mir in dieser Woche bereits das Zugticket für die Fahrt in die Heimat gezogen. Ich zahle genau 20,90€ für die Strecke nach Frankfurt an Heiligabend und gönne mir mit meinen Bahnbonus-Punkten ein Upgrade für die 1. Klasse. Ein echter Schnapper! Jetzt muss die Bahn nur noch pünktlich ankommen.
  • Wie drei Fanprojekt-Mitarbeiter fast im Gefängnis gelandet wären: Sozialarbeit scheint ein undankbares Feld zu sein, zumindest juristisch. Ein Fall aus der Fußball-Fan-Szene hat zuletzt für Diskussionen gesorgt, wie man beim kicker nachlesen kann.
  • Zum 100. Geburtstag von Charlton Heston: Zu diesem Anlass geht Die Nacht der lebenden Texte genauer auf Ben Hur, der Inbegriff des Monumentalfilms ein, beleuchtet aber auch Hestons gesamte Karriere.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche! Nach knapp zwei Wochen geht es für mich wieder zurück an die Arbeit.

4 Kommentare

  • bullion

    Oh, da bin ich aber sehr gespannt auf deinen Bericht aus Belgien und speziell Brügge. Und das erinnert mich schmerzlich daran, dass ich mit meinen Reiseberichten komplett hinterherhänge. Wird Zeit, sonst ist das Jahr vorbei und ich bin noch nicht einmal zur Hälfte durch.

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