Was mit Medien

KW 24/2023: Buddenbrooks, Der Pass und Tides

Happy Sunday!

Es war bei mir mal wieder an der Zeit für einen der sogenannten Klassiker der deutschen Literatur. Im Norden des Landes wurden vermutlich bereits Generationen von unschuldigen Schülern mit diesem Werk gequält, an mir ging es damals vorbei. Ich las es nun erst freiwillig als reifer Erwachsener und habe dafür gut zwei Monate gebraucht. Ob das eine sinnvoll investierte Zeit war?

Thomas Mann – Buddenbrooks (Deutschland, 1901) – 8 von 10

Inhalt: Buddenbrooks ist ein Roman von Thomas Mann, der die Geschichte der gleichnamigen wohlhabenden Kaufmannsfamilie Buddenbrook im 19. Jahrhundert erzählt. Es ist eine Familienchronik, die den Niedergang der Familie und ihres Geschäfts zeigt. Der Roman thematisiert den Konflikt zwischen Tradition und Moderne sowie die kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen in der Zeit des aufkommenden Kapitalismus.

Review: Was sollte ich über einen schon jahrhundertelang interpretierten Text schreiben, was könnte ich dem denn noch erhellendes hinzufügen, was nicht schon hundertfach gesagt wurde? Nicht viel, daher versuche ich meine Review über meine persönlichen Eindrücke zu erzählen. Die Buddenbrooks gelten weithin als der erste große, deutsche Gesellschaftsroman. Viel mehr als das wußte ich ehrlich gesagt nicht, als ich mir in den Kopf gesetzt hatte, das Buch zu lesen. Konkrete Erwartungen an den Inhalt hatte ich nicht. Vielleicht habe ich daher auch etwas gebraucht, bis ich mich im Roman zurecht gefunden habe. Der erste von elf Teilen lief fast komplett an mir vorbei, erst danach wurden für mich langsam die Hauptfiguren ersichtlich, wenn die Geschwister Thomas, Tony und Christian mehr in den Fokus geraten, deren Lebensgeschichten von der Jugend bis ins Alter erzählt werden. Jede dieser drei Figuren legt die Gewichtung zwischen persönlicher Entfaltung und gesellschaftlichen Konventionen etwas anders. Dass sich diese Konventionen anders äußern als in unserer heutigen Zeit ist dabei relativ unwichtig, weil Mann es schafft zu vermitteln, wie wichtig oder unwichtig diese Konventionen für sie waren. Deren Konflikte kann man daher gut nachvollziehen. Es war überraschend und faszinierend zu lesen, wie viele ihrer Probleme und Herausforderungen auch heute noch, mehr als 120 Jahre nach Erscheinen des Buches, aktuell und relevant sind.

Wie schon erwähnt ist der Roman in elf Teile unterteilt, wodurch er sehr episodenhaft war und die Zeit dazwischen manchmal etwas schleierhaft blieb. Zu meiner Lieblingsfigur war während des Lesens Tony geworden, auch wenn – oder vielleicht gerade weil – das Leben sie oft enttäuscht hatte. Als besonders unterhaltsam empfand ich ihre Zeit in München und ihr Aufeinandertreffen mit Herrn Permaneder, dem Teilhaber einer Hopfenhandlung. Die Beschreibungen Münchens und der Wirtshausprominenz war toll erzählt und brachte mich dazu, lange Zeit grinsend vor dem Buch zu sitzen. An den beschriebenen Verhältnissen hatte sich schließlich bis heute nur wenig verändert.

Thomas Mann schrieb die Buddenbrooks 1901 als damals erst 25jähriger und bediente sich bei den Figuren offenbar reichlich bei seiner eigenen Familie und in seinem eigenen Umfeld. Seine Beobachtungsgabe ist dabei bemerkenswert, seine sprachliche Ausdrucksweise nicht minder. Aber manches ändert sich wohl nie: Er legte seinen Figuren einige Sätze in den Mund, in denen sie sich über die spießige, alte Zeit beschwerten. Das Privileg der Jugend, sie hat schon immer versucht, sich von den älteren Generationen abzugrenzen.

Sprachlich merkte man dem Text sein Alter jedoch an einigen Stellen an. Man ist verwundert über einige Fremdworte und in welcher Form sie zur damaligen Zeit kursierten. Auch triftet der Roman an manchen Stellen etwas zu sehr in die Kaufmannssprache ab – da merkt man wieder Manns Hintergrund. Und manche kurzen Dialoge in Mundart sind für Auswärtige nur schwer zu verstehen. Das sind aber Kleinigkeiten, mit etwas Geduld finde man sich da schon rein, und sie verstärken die Atmosphäre der Buddenbrooks.

Fazit: Unterhaltsamer Gesellschaftsroman mit bemerkenswerten Einzelepisoden, dessen Inhalt man dem Alter nicht anmerkt und der Sprache auch nur leicht.

Der Pass (Staffel 3, 8 Folgen, Deutschland, Sky on Demand) – 7 von 10

In der dritten Staffel von Der Pass werden die Ermittlerin Ellie Stocker (Julia Jentsch) und der österreichische Polizist Gedeon Winter (Nicholas Ofczarek) mit einer neuen Mordserie konfrontiert. Die Morde weisen Verbindungen zu einem mysteriösen Ritual und zur Mythologie der Alpenregion auf, was die Ermittlungen zu einem Wettlauf gegen die Zeit und zu einem Kampf gegen eine unbekannte Bedrohung macht.

Die letzte Staffel der gefeierten Krimiserie geht ungewöhnliche Wege: Es ist Sommer! Es wird auf zwei Zeitebenen erzählt – neben der Ermittlung wird Stocker (Jentsch) in einer späteren Zeitebene scheinbar verhört und muss dabei über ihren Kollegen Winter (Ofczarek) aussagen. Dann ist der Fall dieser Staffel auch noch ungewöhnlich mythisch geraten. Die Berge, der Wald, die Natur – wer weiß schon, was da alles so vor sich geht? Und so steht man in den ersten Folgen erst einmal im Wald, bis man so halbwegs den Überblick bekommt, was da zu sehen ist. Und auch die Auflösung am Ende weiß nicht so ganz zu überzeugen und alles stimmig zusammen zu bringen. Immerhin, die herausragenden Kernkompetenzen sind auch in Staffel 3 absolut bemerkenswert: Das ist die hochwertige Inszenierung (auch wenn man da manchmal die Optik über den Sinn geht), die grandiosen Bilder und die interessanten Figuren inklusive der schauspielerischen Verkörperung. Das beschränkt sich nicht nur auf die beiden Hauptfiguren, sondern ist auch wieder an den relevanten Staffel-Gaststars zu bemerken, deren Namen ich aus Spoiler-Gründen aber nicht nennen möchte. Staffel 3 ist also immer noch gut, wenn auch nicht so stark wie die ersten beiden.

Tides (Deutschland/Schweiz, 2021, Sky Cinema) – 6 von 10

Einen Science-Fiction Film aus Deutschland sollte man natürlich zumindest mit seiner Aufmerksamkeit unterstützen. Zumal Autor und Regisseur Tim Fehlbaum kein Unbekannter ist, hatte er doch vor einigen Jahren mit Hell bereits einen Film auf dem Fantasy Filmfest unterbringen können, der von mir mit 7/10 auch gut bewertet wurde. Auch Tides, sein zweiter Film, spielt wieder in einer dystoptischen Zukunft. Nach dem sich die Menschheit auf einen fernen Planeten gerettet hatte, soll Astronautin Blake (Nora Arnezeder) nun mal nachschauen, wie sich die zerstörte Erde in der Zwischenzeit so entwickelt hat. Nicht gut, scheint es, was der Film in der ersten Hälfte in durchaus eindrucksvollen Bildern zeigt. Die zweite Hälfte wird dann eher in dunkle und dreckige Räume verlegt, wodurch das eigentlich interessante Setting gegen eine gewisse Beliebigkeit ausgetauscht wird. Das ist von daher schade, weil der Film auch inhaltlich nicht sehr tief auf die unbekannte Katastrophe eingeht und daher sein Potential aus Ausgangsbasis und Optik nicht richtig nutzt.

  • Handwerker: Der Running Gag meiner Wohnungen in München bleiben die Rollläden. Hatte ich schon in meiner alten Wohnung mit denen immer wieder Probleme, hat sich das auch nach dem Umzug nicht geändert. Kurz nach meinem Einzug im vergangenen Jahr begannen sie zu streiken. Das wurde gerichtet. Aber nun, knapp ein Jahr später, war es wieder soweit. Zwei der drei Rollläden bewegeten sich nur noch schwerlich, wenn überhaupt. Mein Vermieter brauchte knapp einen Monat, um Handwerker in meine Wohnung zu bekommen. Am Dienstag waren sie nun da und brachten die Kurbelmechanik wieder in Ordnung. Es werde wieder Licht  – oder dunkel! Ganz so, wie ich es möchte. Mal sehen, wie lange es dieses Mal hält.
  • Apple TV: Es gab mal wieder eine Kundenaktion bei Sky – sechs Monate lang Apple TV kostenlos für die Bestandskunden. Da bin ich dabei und werde mir demnächst die dritte Staffel Ted Lasso anschauen.
  • 40 Jahre Titanic-Titelbilder: Der Wortvogel hat sämtliche Ausgaben der legendären Satire-Zeitschrift digitalisiert und nimmt uns auf eine Reise durch die Geschichte der Titelcover.
  • Bruce Springsteen and the E Street Band in Zürich: Etwas Vorfreude auf den Konzert-Sommer – Sori1982 hat den Boss dieser Tage in der Schweiz gesehen.
  • Gefühlsfoto: Während der Schottland-Reisebericht sehr bildlastig geworden ist, erklärt uns Miri, dass man manche Urlaubseindrücke gar nicht in einem Bild ausdrücken kann. Klingt verrückt, ist aber so. Der dritte Teil des Berichts wird aber vermutlich noch etwas dauern.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

(Die Inhaltsangaben von Buddenbrooks und Der Pass sind mit Hilfe von ChatGPT entstanden)

5 Kommentare

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