Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 25/2023: Yellowjackets, Temples, Die wilden Neunziger und Rondo

Regen. Also nichts gegen Regen, die Natur braucht das ja! Allerdings bin ich in den letzten Wochen so oft in einen Regenschauer geraten, wie in den letzten Jahren nicht zusammen. Angefangen in Schottland (Teil 3 des Reiseberichts kommt demnächst), wo wir mehrmals so nass waren, dass wir uns im Auto umziehen mussten. Dann auf dem Festival in Linz (auch dieser Bericht kommt demnächst), so dass der Merch-Stand die einzige Möglichkeit für trockene Kleidung war. Und nun an diesem Dienstag schon wieder. Weil wir nicht rechtzeitig aus dem Biergarten verschwunden sind, hat es uns auf dem Weg zur S-Bahn voll erwischt.

Und jetzt? Fühle mich mich mal wieder leicht erkältet. Im Sommer.Vielleicht bin ich ja doch etwas zu ungeduldig für die Blumenzucht. Im März habe ich in meinem neuen Blumenkasten auf dem Balkon ein paar Wildblumen gepflanzt. Danach war lange Zeit erst einmal nichts zu sehen, bis zumindest endlich etwas Grünes kam. Ich dachte schon, ich hätte einfach nur ein paar Gräser angepflanzt. Aber mittlerweile blüht das Ding ganz schön! Auch wenn ich es mir etwas anders vorgestellt hatte, aber bunt und wild sieht das auf jeden Fall aus. Verrückt. Und das ist nur aus ein paar Samen entstanden?

Mit dieser kurzen Geschichte habe ich es im ersten Halbjahr auf sieben ausgelesene Romane geschafft. Es sieht im Moment also gut aus für mein selbst gestecktes zehn-Romane-in-einem-Jahr Ziel. Für das zweite Halbjahr beinhaltet mein SuB (=Stapel ungelesener Bücher) im Moment drei Romane in Buchform, einen weiteren auf meinem Kindle, und eine Liste bei einem gewissen Online-Händler mit A, die ca. 20 Einträge umfasst. Nur um dann am Ende wahrscheinlich wieder einen Spontankauf zu lesen.

Wie auch immer, hier erst noch einmal der Rückblick auf Roman Nummer 7:

Stefan Barth – Rondo: Sechs Kugeln für den Bastard (Deutschland, 2020) – 6 von 10

Klappentext: Texas, 1880. Man weiß nicht viel über den Mann namens Rondo. Nur, dass die Luft in seiner Nähe bleihaltig ist und Bestatter Arbeit kriegen. Eigentlich sollte das Städtchen Brinkwater im Panhandle nur ein Zwischenstopp sein. Stattdessen mischt Rondo sich in Dinge ein, die ihn nichts angehen, und wirbelt eine Menge Staub auf. Wenn der sich wieder senkt, wird er viele Leichen bedecken. Fragt sich nur, wessen…

Review: Der Münchener Autor Stefan Barth macht zur Zeit mit der Verfilmung seines Werkes Blood & Gold auf Netflix von sich reden. Ähnlich ruppig und dreckig geht es im Auftakt zu seiner Westernfigur Rondo zur Sache. Dieser klassische Rachewestern wird mit einem passend direkten Schreibstil erzählt. Ohne Umwege geht es hier sprachlich immer auf den Punkt, auch die Story gönnt sich nur wenige Schlenker auf dem Weg zum Ziel. Bereits auf den ersten Seiten wird klar gemacht, was das Besondere an der Figur des wortkargen Rondo ist: Ihm steckt eine Kugel im Schädel, aber er will einfach nicht sterben. Und will Rache nehmen an denen, die ihm das angetan haben. Wie überhaupt für fast jeden der Figuren Rache die größte Antriebsmotivation ist. Als Leser bekam ich das, was ich verlangt hatte. Das ist solide, aber teilweise etwas überraschungsfrei. Auch wenn der Autor immer mal wieder einige Punkte einstreut, um dem klassische Western-Ambiente ein paar Grautöne zu entlocken, so wie die unabhängigen Frauenfiguren oder wie der deutsche Cowboy Gerhard, der immer wieder an seinen Hans in der Heimat denkt, dessen Namen seine Mitstreiter fälschlicherweise für einen deutschen Frauennamen halten. Aber das sind nur Nebenaspekte. Denn: Rache!

Fazit: Schnörkelloser und kurzer Western für Zwischendurch. So schnell gelesen, wie Rondo schießt.

Starke 1990er-Vibes heute im Serienblock:

Die wilden Neunziger (Staffel 1, 10 Folgen, USA, Netflix) – 5 von 10

Eric Forman (Topher Grace) und seine Jugendliebe Donna (Laura Prepon) geben ihre 14-jährige Tochter Leia (Callie Haverda) im Jahr 1994 für einen Besuch bei Erics Eltern Red (Kurtwood Smith) und Kitty Forman (Debra Jo Rupp) ab. Leia gefällt es dort so gut, dass sie beschließt, über die Sommerferien bei ihren Großeltern zu bleiben. Ähnlich wie ihre Eltern und deren Freunde zuvor richtet sich Leia gemeinsam mit neuen Freunden im Keller von Kitty und Red ein.

Die Mutterserie Die wilden Siebziger habe ich nie wirklich gesehen, lediglich die erste Staffel habe ich viele Jahre nach der Erstausstrahlung noch gesehen (und mit 7/10 gut bewertet), bevor sie aus dem Netflix-Katalog verschwand. Vielleicht bin ich daher nicht der Richtige, um die Nachfolgeserie zu bewerten. Vielleicht ist sie ja mit dem entsprechenden Vorwissen deutlich besser, als ich sie einschätze. Aber unter uns: Besonders gut ist sie nicht. Denn die Serie spielt nicht nur in den 1990ern, sie sieht und fühlt sich auch so an. Als hätte man übrig gebliebene Witze aus dieser Zeit hier noch einmal recycelt. Die Kulissen sehen aus wie aus einem Theaterstück, die eingespielten Lacher sind völlig nervig – also alles wie in der großen Zeit der Sitcoms. Leider kommen dazu noch dumme, auf unlustige und unpassende Einzeiler getrimmte Dialoge und ein Jugend-Cast, dem das Können fehlt (wenn man mal von Leia (Callie Haverda) und Gwen (Ashley Aufderheide) absieht). Das sich aus dieser Serie ebensoviele etablierte Seriengesichter entwickeln wie im Original, darf bezweifelt werden. Von denen geben sich übrigens einige auch hier die Ehre, wobei Wilmer Valderrama wohl die stärkste Comeback-Story hat. Die große Stärke der Sendung hätte sein können, anders auf die 1990er zu blicken, als es eine Serie aus der Zeit hätte machen können. Leider wird diese Chance großteils vertan. So zündet zwar trotzdem der ein oder andere Witz – das Gesamtpaket konnte mich aber nicht überzeugen.

Yellowjackets (Staffel 2, 9 Folgen, USA, Paramount+) – 6 von 10

In der zweiten Staffel von Yellowjackets werden die Überlebenden des Flugzeugabsturzes weiterhin mit den traumatischen Erinnerungen an ihre Zeit in der Wildnis konfrontiert. Während sie versuchen, ihr normales Leben wieder aufzubauen, enthüllt die Serie nach und nach die dunklen Geheimnisse und mysteriösen Ereignisse, die während ihrer Zeit im Wald geschehen sind. Spannende Wendungen und ein packendes Rätsel halten die Zuschauer in Atem, während die Geschichte zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her wechselt.

Von der ersten Staffel war ich im vergangenen Jahr ja durchaus angetan (es gab eine 8/10). Die zweite Staffel kann daran nicht anschließen. Dabei ist in der Wildnis noch alles in Ordnung, zumindest spannungstechnisch. Das abgestürzte Fußballteam versucht dort in den 1990ern weiter zu überleben, mittlerweile hat der kalte Winter Einzug gehalten. Und in solchen Extremsituationen etablieren sich extreme Dinge – zum einen verfallen einige dem Glauben, es mit übermächtigen Naturgöttern zu tun zu haben (vor allem Lottie (Courtney Eaton)), die es zu besänftigen gilt. Zum anderen kommt es (und es ist kein Spoiler, weil es gleich zu Beginn der Staffel thematisiert wird) zu Kannibalismus, was auch überraschend drastisch inszeniert wird. Shauna (Sophie Nélisse) ist schwanger und Misty (Samantha Hanratty) ist weiter seltsam. Aber dann verhebt sich die Staffel an der Erzählung in der Gegenwart, 25 Jahre nach dem Flugzeugabsturz. Neue Überlebende kommen dazu, der Handlungsstrang um Lotties (Simone Kessell) Gemeinschaft überzeugt nicht, Misty (Christina Ricci) ist nicht mehr ganz so strange wie in Staffel 1 – bekommt aber mit Elijah Wood einen guten Co-Star an ihre Seite – und der Familien- und Mordkonflikt rund um Shauna (Melanie Lynskey) ist auch nur mäßig interessant. Schade, die zweite Staffel wirkt hier leider recht überhastet produziert.

Temples sind eine britische Psychedelic-Rock-Band, die für ihren retro-inspirierten Sound und ihre kraftvollen Melodien bekannt ist. Mit ihrem Debütalbum Sun Structures im Jahr 2014 eroberten sie die Indie-Rock-Szene und beeindruckten mit ihrem ausgefeilten Songwriting und den hypnotisierenden Gitarrenklängen. Es war außerdem mein Album des Jahres 2014. Die Band vereint geschickt Einflüsse aus den 60er Jahren mit zeitgenössischen Elementen und schafft so eine einzigartige Klanglandschaft, die Hörer auf eine musikalische Zeitreise mitnimmt.

Ein neues Album steht kurz bevor, auf dem auch der Song Oval Stones zu finden sein wird. Damit vertreibt man garantiert jeden Regenschauer!

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

(Die Inhaltsangabe von Yellowjackets und das Intro zu Temples ist mit Hilfe von ChatGPT entstanden.)

4 Kommentare

  • bullion

    „Die wilden Siebziger“ liebe ich, doch an „Die wilden Neunziger“ habe ich mich noch nicht rangetraut. Vielleicht warte ich mal ab, ob das noch fortgeführt wird.

  • S.Mirli

    Zum Thema Regen sage ich besser nichts mehr, denn da kommt wenig Schönes von mir. Ja, ja, die Natur braucht es, schon klar, aber ich merke, wie es ans Gemüt geht und das ist auch nicht gesund. Und wenn ich grantig bin, gleicht das einer Naturkatastrophe, das hilft niemandem. Trotzdem bin ich gespannt auf deinen Festivalbericht aus Linz. Ich kannte dieses Festival bisher noch gar nicht, bis du das Keyword verwendet hast – Toten Hosen – da musste ich mich doch sofort schlau machen. Ich bin also sehr gespannt. Starte gut in die Woche, alles Liebe, x S.Mirli
    https://www.mirlime.at

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