Aus dem Leben

Die jüngere Geschichte Koreas in 700 Wörtern

Am 15. August 1945 kapitulierte Japan im zweiten Weltkrieg, womit nach 35 Jahren auch die Besetzung der koreanischen Halbinsel endete. Die Freude währte allerdings nur kurz, nur wenige Tage später besetzte die Sowjetunion den Nordteil des Landes, die USA übernahmen im Süden die Regierung. Korea wurde entlang des 38. Breitengrades geteilt.

Die UN erließ 1947 eine Resolution, die den Abzug der ausländischen Truppen forderte und freie Wahlen für Gesamt-Korea vorschrieb. Die Amerikaner hielten sich daran, die Sowjetunion widersetzte sich, da ihr Kandidat – durch die unterschiedliche Bevölkerungsverteilung – chancenlos gewesen wäre. 1948 wurde schließlich in Südkorea gewählt und die Republik ausgerufen. Im Norden wurde die Demokratische Volksrepublik gegründet, unter der Führung von Kim Il-Sung. Die ausländischen Truppen wurde in beiden Gebieten abgezogen.

1950 übertraten Truppen aus dem Norden mit Unterstützung aus der Sowjetunion und China die Grenze in den Süden, der Koreakrieg brach aus (was übrigens auch dazu führte, dass die Weltgemeinschaft West-Deutschland wieder eine Bundeswehr gestatte). Eilig beschloss die UN eine Intervention des Südens unter Federführung der USA. 1953 einigten sich beide Seiten auf einen Waffenstillstand, einen Friedensvertrag gibt es bis heute nicht.

In den 70er Jahren überholte Südkoreas Wirtschaft die des Norden, Firmen wie Samsung und Hyundai sei Dank. Nach vielen hin und hers gab es 1987 die ersten freien Wahlen. 1988 richtete Seoul die Olympischen Spiele aus. 1991 trat Südkorea den Vereinten Nationen bei und stellte von 2007 bis 2016 sogar den Generalsekretär. Und spätestens mit der Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft 2002 hat sich das Land in den Köpfen der Welt als modernens Land verankert. Das Land wird im Momemt von einem Interimspräsidenten geführt, dessen Vorgängerin Park Geun-hye musste nach einem Korruptionsskandal zurück treten. Sie wurde am 17. April offiziel angeklagt, Neuwahlen sind für den 9. Mai angesetzt.

Die Macht in Nordkorea wechselte dagegen nicht mehr oft, Staatsgründer Kim Il-Sung blieb bis zu seinem Tod 1994 an der Macht. Seit 1972 reagierte er das Land als „ewiger Präsident“ – sein Sohn Kim Jong-il wurde als Nachfolger Generalsekretär der Arbeiterpartei Nordkoreas und damit höchster Staatsdiener des Landes. Das Präsidentenamt wurde nicht mehr vergeben, es gibt ja bereits den ewigen Präsidenten. In den Jahren nach dem Koreakrieg distanzierte sich Nordkorea von seinen Bruderstaaten, nämlich der Sowjetunion und China. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion isolierte sich das Land immer weiter, Hungersnöte der Bevölkerung waren die Folge. Seit 2011 ist nun Kim Jong-un, jüngster Sohn von Kim Jong-il, an der Macht. Zur Machterhalung gegenüber internen und externen Feinden setzt er auf Abschreckung, was Brutalität gegenüber seinen politischen Widersachern im Inland und die Raketentests und das Atomprogramm für die Weltöffentlichkeit bedeutete. Trotzdem scheint es im Land selbst etwas voran zu gehen, der Spiegel berichtet von einem aufblühenden Pjöngjang mit Hochhäusern, U-Bahnen, Reitclubs und bescheidenen Einkaufszentren. Drei Millionen Nordkoreaner haben ein Handy und das Land hat ein Skigebiet entwickelt. Den Eliten geht es gut, beim Volk kommt davon wenig an.

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Die aktuelle Situation hat sich in den letzten Wochen ein wenig hoch geschaukelt. Nordkorea kokettiert mit Militärparaden, Raketentests und martialischen Worten, Südkorea hält Militärübungen mit den USA und Japan ab. Business as usual irgendwie. Jong-un gilt als berechenbar in seinem unberechenbaren Verhalten. Er ist an seiner Machterhaltung interessiert und setzt auf ein riesiges Abschreckungsprogramm. Expansionspläne gibt es von Nordkorea nicht. Ein offener Krieg würde das Regime wohl nicht überstehen, mehr als verbrannte Erde kann man nicht zurück lassen.

Auf der anderen Seite stehen die USA mit dem politisch unerfahren Trump, dessen Weltanschauung oft in einen einzelnen Tweet passt und der nach einer Unterredung mit dem chinesischen Präsidenten zu der Erkenntnis kam, dass das mit Nordkorea alles „nicht so einfach ist“. China, dessen Einfluß als potentieller Vermittler in den letzten Jahrzehnten deutlich gesunken ist, hat Interesse an einer stabilen Grenze nach Nordkorea und kann US-Militär vor seiner Haustür wohl eher nicht gebrauchen. Und Russland schließlich verlegt sicherheitshalber wohl ein paar Einheiten in Richtung koreanisches Grenzgebiet.

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Warum der ganze Text? Wie vor einiger Zeit schon gesagt, steht für diese Woche mein Urlaub in Südkorea an. Und ich habe es mir tatsächlich gut überlegt, ob es grade die richtige Zeit ist, um dort zwei entspannte Wochen zu verbringen. Ein kurzfristiger Alternativplan stand mehr oder weniger bereits. Aber nun wird es durch gezogen. Keiner hat ein Interesse an einem Konflikt, man sollte sich nur etwas entspannen und miteinander reden. Das hilft meist. Und für mich geht es dann schon in ganz wenigen Tagen los in Richtung Seoul.

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