Was mit Medien

Fantasy Filmfest Nights 2024

Ende April stand die zweite Veranstaltung des Fantasy Filmfests in diesem Jahr auf dem Programm. Nach den White Nights im Februar gab es nun die Nights. Verwirrende Bezeichnungen, ich weiß. Aber diese Nächste waren zwei Tage länger und sie fanden erneut im Münchener City-Kino statt. Hierher komme ich immer wieder gerne.

Für die Fantasy Filmfest Nights habe ich mich erneut gegen eine Dauerkarte und für vier Einzelfilme entschieden. Diese waren in chronologischer Reihenfolge:

Love Lies Bleeding (USA) – 7 von 10

Im Eröffnungsfilm des Festivals darf sich Kristen Stewart mal wieder von ihrem Image aus Twilight frei spielen. Es ist wohl der Satz, der sie bis zu ihrem Karriereende verfolgen wird und der eigentlich völlig überflüssig ist. Denn mittlerweile ist sie ja vollständig im Bereich des Indie-Films angekommen und dreht Blockbuster-Kino wie in 3 Engel für Charlie nur noch als Ausnahme. Hier spielt sie nun die Angestellte eines Fitnessstudios in New Mexico Ende der 1980er, die sich in eine ihrer Gäste, der Bodybuilderin Jackie (Katy M. O’Brian) verliebt. Und sich nebenbei mit ihrem zwielichtigen Vater (Ed Harris) und gewalttätigen Schwager (Dave Franco) anlegen muss. Die Story selbst gewinnt allerdings keinen Innovationspreis – es ist eine Spirale der Gewalt, die sich hier entwickelt und in der die Männer der Handlung entweder Verbrecher, gewalttätig, korrupt oder alles zusammen sind. Dafür erzählt Rose Glass ihren Film sehr flott und kreativ geschnitten, mit gutem Soundtrack und interessanten Bildern. Die maskuline Bodybuilding-Welt ist ein interessantes Setting und die Inszenierung von Jackie, die in der Wut ihren inneren Hulk herauslässt, sehr eindrucksvoll. Der ganz große Wurde ist Love Lies Bleeding nicht, kann man sich aber durchaus geben.

The Empire (Frankreich) – 4 von 10

Angetreten laut Programmheft als „absurde Star Wars-Verballhornung“, bleibt The Empire davon quasi alles schuldig, wenn man mal vom gelegentlichen Einsatz von Lichtschwertern absieht. Ein kleines, französisches Fischerdorf ist infiltriert von zwei großen Mächten: Den aus dem All kommenden Einsern und den Nullern. Sie stehen für das Gute und das Böse. Wenn sich die Beiden aber für das Publikum nicht unterscheiden, dann hat der Film ein Problem. Fehlendes Tempo und Ausstattung will der Film mit Skurilitäten und hintergründigem Humor begegnen, was aber ebenfalls scheitert. Dachte ich zunächst noch, der Film läd einen kleinen, privaten Konflikt (ein Sorgerechtsstreit) mit einer ungeheueren Überhohung in einen Kampf der Mächte auf, in dem es immer um alles geht, führt der Gedanke ins Leere. Denn nein, letztlich führt dieser Konflikt… nirgendwo hin und er ist auch nicht greifbar oder spürbar. So hat der Film von Bruno Dumont am Ende nicht mehr zu bieten als ein paar optische Highlights (wie die Raumschiffe in Form von barocken Palästen und Gebäuden oder wie – hihi – Hauptdarstellerin Anamaria Vartolomei), sonst aber enttäuscht und langweilt The Empire, ohne Chance auf Kult-Potential.

Oddity (Irland) – 7 von 10

Für manche Genres ist es gut, wenn man nicht zu viele Filme aus diesem Bereich schaut. In den letzten Jahren habe ich kaum noch klassische Gruselfilme mit Schockeffekten gesehen – vielleicht fühlte ich mich deshalb von Oddity von Damian McCarthy ganz gut unterhalten. Er schafft es in den knapp 100 Minuten eine gute und unheimliche Atmosphäre zu erschaffen, die Hauptfiguren nach und nach gelungen einzuführen und Elemente des klassischen Wer-war-der-Mörder unterzubringen. Wirkt das alles insgesamt zu konstruiert? Klar. Darf man die Auflösung genauer hinterfragen? Natürlich nicht. Hier gibt es Twists und Effekte um ihrer selbst willen. Und hätte ich so etwas zuletzt dutzendfach gesehen, wäre ich von Oddity wahrscheinlich auch nicht angetan gewesen, aber so muss ich sagen: In diesem Moment hat das für mich gepasst. Einen Trailer zu diesem Film gibt es bisher jedoch noch nicht.

Cobweb (Südkorea) – 7 von 10

Filme über das Filmbusiness sind oft nicht die Besten. Sie strotzen vor Insiderwissen, sind jedoch oft nur aus der Seite der Kreativen erzählt, die aber nur die Hälfte des wortwörtlichen Geschäfts ausmachen. Cobweb von Kim Jee-woon ist auch nicht der ganz große Wurf. Er erzählt von den Dreharbeiten des Films „Cobweb“ im Südkorea der 1970er, zu dem ein Nachdreh notwendig ist, weil Regisseur Kim (Song Kang-ho) glaubt, ihn dadurch zu einem Masterpiece machen zu können. Der Film handelt von Backstage-Streitigkeiten, über Eitelkeiten der Schauspieler und Schauspielerinnen, die Geldgeber und die koreanische Zensurbehörde dieser Zeit. Viele Themen, viele Figuren, flott erzählt, da muss man erst einmal den Überblick behalten. Es ist also viel los, zu viel vermutlich – weil das eigentliche Kernthema nicht so recht klar wird. Als Drama ist es nicht dramatisch genug, als Komödie nicht lustig genug, als Satire nicht überspitzt genug, der Grund für die Integration auf einem Fantasy Filmfest überhaupt nicht ersichtlich. Und so läuft er knapp 90 Minuten vor sich hin, bis dann endlich die große Plansequenz gedreht wird, in der alles zusammen kommt und die dem Film dann doch noch die sieben Punkte bei mir einbringt. Denn das war wirklich großartig, zunächst die Dreharbeiten zu sehen und dann die gedrehte Sequenz (in schwarz-weiß) – beides war stark. Und dann hier am Ende des Films, im Film-in-Film, doch noch einen neuen Aspekt fast aus dem Nichts einzuführen. Der im Film gedrehte „Cobweb“ könnte daher der bessere Film sein im Vergleich zu diesem Cobweb. Ein Masterpiece ist jedoch beides nicht.

***

Waren die White Nights im Februar noch äußerst stark gewesen, konnten nun die Nights qualitativ nicht mithalten – jedenfalls in meiner Selektion. Keinen positiven Ausreißer, dafür eine echte Enttäuschung. Und der Rest war solide, aber fast durchweg eher wohlwollend mit den sieben Punkten bewertet. Es soll schon bessere Jahrgänge gegeben haben.

2 Kommentare

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