Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 31/2023: Oppenheimer, Bodies Bodies Bodies, They Cloned Tyrone, Bully und Crashing

Herzlichen Glückwunsch an den KÍ Klaksvík!

Der Fußballverein von den Färöern schreibt zur Zeit Fußball-Geschichte im Europapokal. Durch den Sieg gegen den schwedischen Meister BK Häcken erreichte das Männerteam die 3. Qualifikationrunde zur Champions League. Das klingt im großen Fußball erst einmal nach nicht viel, bedeutet aber, dass sie damit in dieser Saison mindestens in der Conference League antreten dürfen (um das Schema dahinter zu erklären, fehlt mir der akademische Titel). Sie sind damit nach 30 Jahren der erste Verein von den Färöern, der wieder an einer Hauptrunde im Europapokal teilnimmt. Und noch ist sogar mehr möglich, sollten sie gegen Molde FK aus Norwegen auch die nächste Runde bestehen. Denn wer weiß, vielleicht erklingt dann doch irgendwann die große Champions League Hymne auf den kleinen Färöer?

Es gibt sie also doch noch, die kleinen Erfolgsgeschichten im großen Fußball.

Crashing (Staffel 1, 6 Folgen, UK, Netflix) – 7 von 10

Lulu (Phoebe Waller-Bridge) zieht in eine verlassene Krankenhaus-Immobilie, die von Künstlern bewohnt wird, um Kosten zu sparen. Während sie mit den skurrilen Bewohnern zusammenlebt, kämpft sie nicht nur mit den Herausforderungen des Erwachsenwerdens, sondern auch mit ihren eigenen Träumen und Beziehungen.

Die kleine, britische Comedy (mehr als diese sechs Episoden gibt es nicht) gefällt durch seine Figuren, die – nach einem anfänglich eher schwierigen ersten Eindruck – eine sympathische Gruppe bilden, obwohl sie – im Gegensatz zu solchen Serien wie Friends oder How I Met Your Mother – zunächst eher nur eine zusammengewürfelte Zweckgemscheinschaft bilden. Sie alle müssen ihre Rolle im Leben finden und das gelingt ihnen in der kurzen Staffel recht gut. Die Sprache ist offen und schmutzig und manche Wendungen überraschend. Die Serie ist leider zu kurz, um sie richtig zu mögen und hat einen weiteren Schwachpunkt an prominenter Stelle: Die Rolle von Serienschöpferin Phoebe Waller-Bridge ist – im Gegensatz zu den anderen Figuren – für mich als Zuschauer ausgesprochen unsympathisch und ihre lange Freundschaft mit Mitbewohner Anthony (Damien Molony) nicht besonders glaubhaft. Dummerweise ist sie aber die Hauptfigur der Serie. Nachdem Waller-Bridge nach dem tollen Fleabag einen berechtigen Hype erfahren hat, finde ich sie nach ihrer Rolle im neuen Indiana Jones Film nun in kurzer Zeit bereits das zweite Mal als unpassend. Fairerweise muss ich hinzufügen, dass diese Serie jedoch schon vor Fleabag entstanden ist.

In dieser Woche gab es Teil Zwei von Barbenheimer – und hinter diesem Projekt steht mit Christopher Nolan immerhin der Macher meiner Filme des Jahres 2014 (Interstellar) und 2017 (Dunkirk). Kann sein neuer Film daran anschließen?

Oppenheimer (USA) – 8 von 10

Trotz der für ihn ungewohnten Thematik, setzt sich auch hier Nolans Handschrift durch. So wird Oppenheimer nicht linear erzählt, sondern springt immer wieder vor und zurück. Und der Soundtrack ist meist sehr präsent und gibt die Gefühlswelt vor – wenn auch nicht ganz so penetrant wie bei Tenet. Cillian Murphy ist als Titelfigur ideal besetzt und der Anker des Films. Matt Damon und Robert Downey Jr. glänzen in ihren Nebenrollen und Emily Blunt und Florence Pugh holen das beste aus den beiden präsentesten, weiblichen Nebenfiguren heraus. Selbst in den kleinsten Nebenrollen finden sich immer große Namen und bekannte Gesichter wieder (Matthias Schweighöfer, Jack Quaid, Rami Malek und Josh Hartnett seien hier stellvertretend genannt). Höhepunkt des Films ist dann schließlich der erste Test der Atombombe – dessen Stille im Kinosaal sehr bedrückend war. Technisch und optisch steht Oppenheimer eh außer Frage. Das erhoffte Meisterwerk ist der Film jedoch trotzdem nicht. Das liegt zum einen an der ausufernden Anzahl an Nebenfiguren und dem hin- und herspringen zwischen verschiedenen Gesprächsrunden. Etwas mehr Führung wäre für das Publikum sehr hilfreich gewesen, so wirkt es unnötig kompliziert. Zum anderen hat Nolan aus meiner Sicht der Schwerpunkt nicht richtig gesetzt. So konzentriert er sich zu wenig auf die Forschungsarbeit und den universellen Konflikt Oppenheimers zwischen dem zu machen, was technisch möglich ist und dem zu machen, was moralisch richtig ist. So hätte sein Moment der Erkenntnis (und seines Teams), was mit seiner Forschung danach passiert ist, durchaus noch etwas plakativer sein können. Dafür hat sich Nolan entschieden, das sehr amerikanische Thema der Kommunistenverfolgung nach dem Zweiten Weltkrieg in den Vordergrund zu schieben, weswegen der Film nach dem oben angesprochenen Test noch eine gute Stunde weiterläuft und gegen Ende mehr und mehr die Rolle von Downey Jr. in den Vordergrund gerät. Das hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht. So bleibt Oppenheimer zwar ein guter Film, aber eben kein Meilenstein.

Bodies Bodies Bodies (USA, 2022, Sky Cinema) – 7 von 10

Was braucht man für einen guten Slasher-Film? Einen attraktiven Cast – hat dieser Film. Schreiende Teenager – vorhanden. Interessante Location – Check. Blut und Jump Scares – da hört es beim Spielfilm von Halina Reijn leider auf. Da wäre durchaus noch mehr gegangen. Spannend ist er die meiste Zeit trotzdem, bis dann im großen Finale die übrig geblieben Teenager sich gegenseitig beschimpfen und sich selbst verteidigen und spätestens hier das ganze zu einer Satire über die sogenannte Gen Z wird, in der sie alles und jedem die Schuld an ihren Problemen geben, nur nicht sich selbst, und sich selbst zum Opfer erklären. Interessanter Ansatz, der aber nicht konsequent verfolgt wird. Das, zusammen mit der harmlosen Slasher-Action, gibt einem das Gefühl, dass hier durchaus ein besserer Film drin gewesen wäre.

They Cloned Tyrone (USA, 2023, Netflix) – 8 von 10

Eine überraschende Genre-Mischung war dieser Film von Juel Taylor. Die drei Hauptfiguren (gespielt von John Boyega, Jamie Foxx und Teyonah Parris) leben in den Schatten einer düsteren Großstadt, als sie es auf einmal mit Klonen und wissenschaftlichen Experimenten zu tun bekommen. Die Welt, in der sie leben, ist mehr Schein als Sein. Es funktioniert nicht alles in diesem Film, manche Entdeckungen der Figuren passieren zu einfach oder werden überraschend gleichgültig hingenommen – aber wenn man davon absieht, hat man eine recht kreative und sozialkritische Idee, die gut umgesetzt wurde und von einem sympathischen Cast gut getragen wird. Dazu darf Kiefer Sutherland mal einen kleinen Fiesling spielen.

Bully ist eine amerikanische Indie-Rock-Band, die 2013 in Nashville, Tennessee, gegründet wurde. Angeführt von der talentierten Sängerin, Gitarristin und Songwriterin Alicia Bognanno, zeichnet sich die Band durch ihren rohen und energetischen Sound aus. Mit ihren eingängigen Melodien und ehrlichen Texten haben sie sich einen Ruf als aufstrebende Kraft in der Indie-Rock-Szene erarbeitet und begeistern ihr Publikum mit ihrer mitreißenden Live-Performance.

Das nun veröffentlichte Lucky For You ist bereits deren viertes Album und bietet einige schöne Hits, wie das hier eingebettete Days Move Slow.

Gesehene Spiele in dieser Saison: 2 von 2 Liga-Spielen = 100 %.

In den letzten Jahren hat sich das Duell gegen den Hamburger SV zu einem der emotionalen Höhepunkt im Saisonplan des KSC entwickelt. Die Spiele hatten immer etwas von einem Pokalspiel gegen einen höherklassigen Gegner, auch wenn der HSV ja mittlerweile zum Inventar der zweiten Liga gehörte.

Nun war der HSV der erste Gast im neuen und ausverkauften Wildparkstadion und es wurde wieder ein enges, spannendes und hochklassiges Spiel. Mit einem schönen Spielzug, den Schleusener zum Tor veredelte, ging der KSC verdient in Führung. In der zweiten Hälfte schlugen die Hamburger zurück, zunächst mit einem starken Freistoß von Benes, und nur wenige Minuten später mit einem weiteren Treffer von Toptorschütze Glatzel – Spiel gedreht. Danach hatte der HSV das Spiel eigentlich im Griff, verpasste aber das entscheidende dritte Tor. Und so schlug der KSC in der fünften Minute der Nachspielzeit doch noch einmal zu. Auf Vorlage von Rückkehrer Stindl vollendete der Georgier Zivzivadze zum 2:2. Verdientes Unentschieden.

  • Barbenheimer – Das Fazit: Nachdem ich nun beide Filme gesehen habe, kann ich nun mein finales Urteil fällen. Der Gewinner aus dem Duell Barbie gegen Oppenheimer ist für mich: Mission Impossible. Aus dem Dreikampf der Sommerblockbuster ist das zwar das unambitionierteste Werk (und der schwächste an der Kinokasse), aber bietet dafür wohl das rundeste Ergebnis. Gewonnen hat aber auch das Kino, so häufig wie im Moment wurde lange nicht mehr über die Bilder auf der Leinwand diskutiert.
  • Barbenheimer – Ein Phänomen zur rechten Zeit: Der Blog von MWJ über das aktuelle Kinophänomen.
  • Warum wir mehr arbeiten sollten und Werbeverbote nichts bringen: Der Blog Indiskretion Ehrensache über Schein-Korrelationen und nicht vorhandenen Korrelationen in aktuellen Debatten.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

(Die Inhaltsangabe von Crashing und die Kurz-Biographie von Bully sind mit Hilfe von ChatGPT entstanden.)

4 Kommentare

  • Christine

    Ich habe jetzt schon so unterschiedliche Meinungen zu Oppenheimer gehört, dass ich mir den echt mal noch selbst anschauen muss. Evtl spätestens dann auf dem eigenen TV, falls ich es nicht mehr ins Kino Schafen sollte.
    They Clones Tyrone muss ich mir auch anschauen; klingt super interessant!

    Ja, Midsommar fand ich echt klasse. Wirklich verstören, aber auch sehr frisch und anders. Und nicht auf die Art anders, dass man am Ende nichts mehr verstanden hat bzw. erst mal drei Stunden nachdenken muss. 😉

    • Nummer Neun

      Den Film kann man sich wahrscheinlich auch gut auf dem eigenen Fernseher anschauen – wobei der Atombombentest schon auch sehr eindrucksvoll ist.

      Zu They Cloned Tyrone habe ich noch nicht so viele andere Kritiken gelesen – aber verglichen mit der ImDb schneidet er bei mir etwas besser ab. Aber Midsommar ist im Zweifelsfall der bessere Film 😉

  • Miss Booleana

    Das witzige ist, dass ich schon beim Lesen deiner Inhaltsangabe von „Crashing“ dachte, dass die etwas komisch klingt. Wenn die wirklich von ChatGPT kommt, dann wundert mich das jetzt nicht mehr. Träume … ich glaube darum geht es in Crashing eher weniger. XD
    Machst du das jetzt zu deinem Tool für Reviews?

    Freut mich aber, dass du die Serie geschaut hast. Auch wenn sie dir etwas weniger gefallen hat als mir. 🙂

    • Nummer Neun

      Ich nutze es eigentlich nur, um die 2-3 zeilige Einleitung über den Inhalt bzw. den inhaltlichen Teaser auf die Staffel zu schreiben. Das erspart mir teilweise eine Menge Zeit für den für mich unwichtigsten Teil der Review.

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