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KW 48/2022: Das deutsche WM-Aus, Arm’s Length, Bones and All und Star Trek: Picard

Das Sommermärchen der WM 2006 wurde von einem 4:2 Sieg des deutschen Teams gegen Costa Rica in München eröffnet und es war für mich eines der nachhaltigsten Fußballspiele, bei denen ich je im Stadion war. Nun gab es am Donnerstag wieder ein WM-Spiel gegen Costa Rica. Dieses Mal in Katar, dieses Mal habe ich es nur am Fernseher gesehen, aber wieder war es ein 4:2 Sieg. Die Reaktionen darauf waren aber gänzlich anders als noch 2006.

Zunächst aber erst einmal zum medialen Wochenrückblick, bestehend aus einem Kinofilm, einer Sci-Fi Serie, einem Musiktipp aus Kanada und einem Schnappschuss aus München.Am frühabendlichen Freitag machten wir eine kleine Weihnachtsmarkt-Tour durch die Münchner Altstadt. Rindermarkt, Winterquartier, Marienplatz – wo man dort halt so vorbei kommt. Unterwegs ist dieses Bild von der Neuhauser Straße entstanden mit dem immer sehr schön beleuchteteten Hirmer.

Star Trek: Picard (Staffel 2, 10 Folgen, USA, BluRay) – 6 von 10

Captain Rios (Santiago Cabrera) und Dr. Jurati (Alison Pill) von der USS Stargazer untersuchen eine Raum-Anomalie, die ein Hilfsgesuch gesendet hat und nun nur mit Picard (Patrick Stewart) verhandeln möchte. Als dieser dort eintrifft, taucht ein Borg-Schiff auf und transportiert deren Königin (Annie Wersching) auf die Stargazer. Die Situation eskaliert und die Crew leitet die Selbstzerstörung ein. Nach der Explosion wacht Picard in einer alternativen Zeitlinie mit einer fremdenfeindliche „Konföderation der Erde“ auf. Er erfährt, dass sie ins Jahr 2024 zurückreisen müssten, um die alte Zeitlinie wieder herzustellen. Aber was hat Q (John de Lancie) mit dem allen zu tun?

Es bleibt ein Ärgernis mit den neuen Star Trek Serien. Auch hier sind die Grundzutaten eigentlich gut. Die Crew ist sympathisch, auch die noch nicht erwähnten Seven (Jeri Ryan) und Raffi (Michelle Hurd) bilden ein tolles Team im Los Angeles von 2024. Mit den Borg, mit Q und mit Zeitreisen werden beliebte Themen des Franchises aufgegriffen und auch die Gaststars von früher – von denen Brent Spiner als Wissenschaftler Adam Soong eine größere Rolle hat – sind gerne gesehen. Dem Titel entsprechend hat diese Mission für Picard eine sehr persönliche Note und die Verbeugung vor Star Trek IV ist DIE Szene der Staffel (kann man sich anschauen, ohne gespoilert zu werden).

Warum funktioniert es trotzdem nicht so richtig? Zum einen ist es zu sehr Malen nach Zahlen, zu erwartbar überraschend. Das Schicksal von Picard am Ende der letzten Staffel spielt so gut wie keine Rolle mehr. Die Borg-Queen funktioniert für mich überhaupt nicht. Und dann verbringt die Staffel viel zu viel Zeit in 2024. Als Ausflug funktioniert eine Zeitreise ja meistens recht gut, um Gegensätze zwischen dem Jetzt und der Zukunftsvision zu zeigen. Als zentraler Bestandteil (wir reden hier über 7 der 10 Folgen) wirkt das dagegen etwas sparsam. Immerhin braucht man kaum teure Spezialeffekte, von Kulissen, Kostümen und Alien Make-Up ganz zu schweigen. Die Story ist insgesamt etwas zu dünn für die Staffel und etabliert mit dem verrückten Wissenschaftler einen Gegenspieler, den man eher in einem veralteten James Bond Film vermuten würde. Und irgendwann nervt der Fan-Service etwas zu sehr. Schade, ich hätte mir da etwas besseres gewünscht.

Bones and All (Italien/USA) – 7 von 10

Der Film ist eine wilde Mischung aus verschiedenen Genres. Am erwartbarsten ist natürlich der Horror-Aspekt, der sich aus dem Schicksal der Figuren als „Eater“ ergibt. Diese werden recht mythisch inszeniert, mit eigenen Fähigkeiten, Moralvorstellungen und Ehrenkodexen – eigentlich wie geschaffen für eine Netflix-Serie. Die Eater sind recht animalisch in ihrer Nahrungsaufnahme und haben daher wenig mit dem Gourmet Hannibal Lecter gemeinsam, sondern erinnern eher an den französischen Film Raw. Eigentlich ist es aber ein Roadmovie, mit Taylor Russell (bekannt aus Lost in Space) und Timothée Chalamet (aus Dune) auf zielloser Suche nach sich selbst. Zwei Außenseiter der Gesellschaft, die sich nicht gesucht haben, aber sich finden und sich gemeinsam ein normales Leben aufbauen wollen. Dazu kommt mit Sully (Mark Rylance) eine recht verstörende, aber faszinierende Nebenfigur. So gehen die gut zwei Stunden Film ganz gut rum und lassen das Publikum in einer Mischung aus Ekel (die Eater-Szenen sind schon recht explizit), Interesse an den Figuren und Faszination der Geschichte erleben. Es ist schon ein kleiner Trip, aber leider ohne einem der Aspekte richtig konsequent zu bedienen. So ist es von vielem immer nur ein wenig.

Ein netter kleiner Fund vor dem Jahresende waren Arm’s Length. Dabei handelt es sich um ein Punkrock-Band aus Ontario, Kanada, die alle Freunde von Spanish Love Songs oder The Menzingers erfreuen könnte. Mir gefällt ihr neues Album Never Before Seen, Never Again Found jedenfalls recht gut und empehle euch zum reinhören einfach mal Playing Mercy.

Gesehen insgesamt: 23 von 52 WM-Spielen = 44 % (zum Vergleich: 70% waren es am Ende bei der WM 2018)

Am Donnerstag verabschiedete sich das Team aus Deutschland aus dem Turnier, bereits das zweite Mal in Folge schon in der Vorrunde. Allerdings fällt die Bilanz dieses Mal nicht ganz so desaströs aus wie nach der WM 2018 in Russland. Ein Unentschieden gegen Spanien ist okay, gegen Costa Rica gab es am Ende ein 4:2 Sieg und einen hochdramatischen Spielverlauf. Das Ergebnis hat nur bei der 1:2 Auftaktniederlage gegen Japan nicht gestimmt. Aber: Kein Team hatte sich in der Vorrunde mehr als die 65 Chancen der Deutschen erspielt (Sportschau). Trotzdem herrschte Unzufriedenheit bei so gut wie allen Beobachtern.

Persönlich hoffe ich drauf, dass das Spiel gegen Costa Rica der letzte Nationalelf-Auftritt von Manuel Neuer und Thomas Müller war. Ersterer blieb den Nachweis schuldig, warum es im Vorfeld nicht einmal Diskussionen darüber gab, warum er als Nummer 1 ins Turnier gehen sollte. Letzterer setzte seine Erfolglosserie bei Turnieren seit der WM 2014 fort. Die anderen Kandidaten auf der Sturmposition – Kai Havertz und Niclas Füllkrug – erzielten beide jeweils zwei Treffer. Müller kam nicht einmal auf zwei Torschüsse. Dafür hatte er die Unterstützung von Hansi Flick, einer von mehreren falschen Entscheidungen, die dieser getroffen hatte. Das festhalten am kraftlosen Bayern-Block war ein weiterer. Außer dem Lichtblick Musiala überzeugte von denen niemand, vor allem Kimmich wurde seiner Rolle als Chef in keinem Moment gerecht. Und dann gibt es noch die Defensive. Wenn man schon keine Weltklasseverteidiger hat, muss man auch dementsprechend spielen. Jeder Drittligist schafft es, gegen einen Bundesligisten halbwegs stabil zu stehen. Individuelle Klasse kann man vor allem defensiv mit der richtigen Taktik auffangen. Marokko, Tunesien oder die USA haben das bewiesen, alle haben sie nicht mehr als ein Gegentor bekommen. Dafür muss man aber seine Möglichkeiten realistisch einschätzen und dementsprechen spielen.

In anderthalb Jahren beginnt die EM 2024 in Deutschland und das Team möchte um den Titel mitspielen. Aber bitte ohne Hansi Flick, der auch nur die Fortsetzung von Joachim Löw mit anderen Mitteln ist. Und natürlich ohne Oliver Bierhoff. Hoffentlich unter einem Trainer Jürgen Klopp, bei dem es nicht so unrealistisch ist, dass man ihm ab Sommer 2023 bekommen könnte.

Vom tabellerisch besten Ausgeschiedenen in der Vorrunde (Deutschland) zum schlechtesten: Gastgeber Katar weist, wie es vorher fast zu erwarten war, die schlechteste Bilanz aller 32 Teams aus. Immerhin: So richtig abgeschossen wurden sie in keinem ihren drei Gruppenspielen. Neben ihnen gab es nur ein einziges, weiteres Team, das ohne Punkte wieder nach Hause fliegen musste: Kanada, Co-Gastgeber der WM 2026.

Der letzte Gruppenspieltag mit seinen Parallelspielen brachten einige Diskussionen hervor. Haben wirklich alle Teams versucht, das letzte Spiel ernsthaft zu gewinnen oder nicht eher versucht, ihre Kräfte zu schonen oder einen vermeintlich leichteren Gegner im Achtelfinale zu bekommen? Spanien und Portugal wurden hier genannt, die durch ihre Niederlagen selbst nichts verspielt haben, aber dem siegreichen Gegner so in die K.O.-Phase verholfen haben. Bei der nächsten WM werden diese Diskussionen noch größer werden, falls es dort dann wirklich nur noch Dreiergruppen geben wird.

In den Achtelfinals werden die Hälfte der Teams von Europa gestellt. Das ist damit exakt der Durchschnittswert der vorherigen vier Weltmeisterschaften. Moralischer Gewinner ist dagegen der Kontintentalverband Asien, zu dem seit vielen Jahren auch Australien zählt. Von hier kommen insgesamt drei Teams (Japan, Südkorea, Australien) – mehr als je zuvor. Afrika ist mit zwei Teams vertreten (Marokko und Senegal), was ein kleines Comeback nach der Nullnummer in Russland ist. Leidtragender ist dagegen jedoch Südamerika. Nur Brasilien und Argentinien haben es in die K.O.-Phase geschafft, dabei waren bei den letzten Turnieren zu diesem Zeitpunkt noch jeweils 4 oder 5 Teams mit dabei gewesen. Und der Verband Nord- und Mittelamerikas hat mit den USA nur ein einziges Team im Achtelfinale gestellt, hier fehlt der Dauergast Mexiko, ebenfalls Co-Gastgeber der WM 2026.

In der ersten Hälfte der Achtelfinals haben sich die Favoriten innerhalb der 90 Minuten durchgesetzt. Messi schießt Argentinien eine Runde weiter und Kylian Mbappé, der sich anschickt, der Superstar dieser WM zu werden, schenkt den Polen zwei Stück ein und bringt Frankreich ins Viertelfinale. Die Niederlande und England zogen ebenfalls so ins Viertelfinale ein, dass das Endergebnis keine größeren Probleme vermuten lässt. Gezeigt wurden diese beiden Spiele ja nur auf Magenta TV, desse Reichweiten ja ein großes Rätsel ist.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

2 Kommentare

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