Was mit Medien

Fantasy Filmfest 2017

Fantasy Filmfest Nummer 31!

An manchen Sachen fällt mir ja immer wieder auf, wie schnell doch die Zeit vergeht. Eine davon ist tatsächlich das Filmfest, was ich dieses Jahr nun bereits das achte Mal besucht habe. Mittlerweile hat es einen festen Platz in meinem Jahreskalendar und es macht nicht den Anschein, dass sich das so bald ändern wird.

Bereits das Screening der Trailer gehört im Vorfeld für mich dazu. Was ist alles dabei – was sind die offensichtlichen Highlights, was könnte noch gut sein und welche Exoten sind dabei? Das Programmheft ist dabei nur teilweise eine Hilfe, preist es doch alle Filme so an, wie früher die Reisekataloge noch die schlimmsten Hotels. Neben den Perlen gehört es dazu, dass man auch mal richtig grottige Filme erwischt.

In diesem Jahr war die Planung für mich etwas schwieriger. Einige Tage fielen für mich wegen dem Lollapalozza aus und am Abschlußtag war ich wegen einem Geburtstag in der Heimat. Die Nachmittagsfilme standen wegen der Arbeit sowieso nicht zur Wahl. Daher habe ich mit Colossal und 47 Meters Down zwei Filme verpasst, die ich eigentlich gerne gesehen hätte. Es waren trotzdem noch genug Filme, unter anderem ein anstrengder Dreierpack an einem Abend. Von Horrorclowns bis Riesenameisen, von Kannibalen bis Zeitreisen und von Hexen bis zu indischen Göttinnen war alles dabei.

Das hier war meine Auswahl, sortiert in chronologischer Reihenfolge:

IT (USA 2017) – 8 von 10 Punkten


Inhalt: „It“ hat es auf Kinder abgesehen. Nicht nur, dass „It“ in seiner Lieblingsgestalt als Horrorclown Pennywise (Bill Skarsgard) sich den kleinen Georgie geschnappt hat, nein, er terrorisiert auch dessen etwas älteren Bruder Bill (Jaeden Lieberher) und seine Außenseiter-Clique.

Fazit: Um es vorweg zu sagen – ich kannte vorher weder der Roman von Stephen King, noch den klassischen Film.  Regieseur Andrés Muschietti serviert uns eindrucksvolle Szenen rund um die Clique, in der sie mit ihren eigenen Ängsten, den Ängsten junger Teenager, konfrontiert werden. Das wirkt grade in der ersten Hälfte sehr episodenhaft – bis sich schließlich die Zusammenhänge etwas mehr erschließen. Die Kids sind gut gecastet, Skarsgard mit ordentliche Effektunterstützung als Horrorclown beängstigend, nur die jugendlichen Gegenspieler wirken so plastisch wie ein Abziehbild. Der Film funktioniert dank der vielen Jump-Scares gut, die dahinter liegende Coming-of-Age Story war in Stand By Me allerdings klarer. Aber vielleicht holt das der geplante zweite Teil dann nach. Gute Horror-Unterhaltung, der das Zeug zum Klassiker fehlt.

The Autopsy of Jane Doe (USA/GB 2016) – 8 von 10 Punkten


Inhalt: Kurz vor Feierabend in der Pathologie bekommen Vater (Brian Cox) und Sohn (Emile Hirsch) noch einen Fall rein. Eine junge Frauenleiche wurde unter mysteriösen Umständen im Keller eines Hauses gefunden. Äußerlich zwar unversehrt, stoßen sie bei der Obduktion auf immer mysteriösere Details.

Fazit: Ein typischer Film für das Filmfest. Eine kleine Produktion mit wenigen Schauspielern und einem begrenzten Setting reichen, um eine gute Geschichte zu erzählen, wenn sie gut inszeniert ist, so wie diese hier von André Ovredal. Die beiden Hauptfiguren sind sympathisch und die Obduktion sorgt schon für etwas Gänsehaut. Der Film ist dabei mehr Thriller als der angekündigte Horror und ist grade dadurch in den ersten beiden Dritteln stärker. Den Mystery-Touch am Ende hätte es gar nicht unbedingt gebraucht.

Raw (F/B/I 2016) – 7 von 10 Punkten


Inhalt: Die junge Justine (Garance Marillier) beginnt ihr Studium als angehende Veterinärmedizinerin. Doch gleich die erste Woche wird für sie zum Spießrutenlauf, muss sie doch die zahllosen Rituale als Frischling überstehen. Angestachelt von ihrer großen Schwester (Ella Rumpf) bricht sie ihren Kodex als Vegetarierin und entwickelt danach eine völlig unbekannte Lust auf Fleisch und Blut.

Fazit: Ein Film mit vielen Ekelszenen, die einem definitiv im Kopf bleiben. Je näher diese an der Realität bleiben, um so wirkungsvoller. Dahinter verbirgt sich aber die Geschichte, wie sich Justine von ihrem Elternhaus abnabelt und ihre eigene Identität entdeckt. Das ganze eingebuden in einer Bildsprache, die den Film auch arte-kompatibel machen. Die beiden Hauptdarstellerinnen geben alles – aber das ihre Umwelt nur so halbwegs erschüttert reagiert, ist etwas seltsam. Auch der Auslöser für Justines Wandel wirkt etwas schwach. Und die finale Szene bietet zwar noch eine Erklärung, fühlt sich aber wie ein unmotiverter Nachdreh an.

Reset (China 2017) – 6 von 10 Punkten


Inhalt: In einer nahen Zukunft arbeitet die Wissenschaftlerin Xia Tian (Yang Mi) an einem Projekt, das Zeitreisen möglich machen soll. Als ihr kleiner Sohn entführt wird und die Gangster durch ihn die Firmengeheimnisse erpressen wollen, bricht für Xia eine Welt zusammen. Früher als gedacht wird sie nun das erste menschliche Versuchsobjekt der Zeitreisen.

Fazit: Endlich mal wieder richtige Sciene Fiction auf dem Filmfest! Kommt ja leider viel zu selten vor. Was die Chinesen hier liefern, sieht schon sehr hochwertig aus. Die Wandlung von Xia von der braven zur rachsüchtigen Mutter wird hier visuell sozusagen mit dem Holzhammer gezeigt. Wer allerdings einen Zeitreise-Thriller erwartet, wird etwas enttäuscht sein. Stattdessen wandelt sich der Film eher zu einem harten Rachefilm, dessen kawummige Action dem anfangs seriösen Science-Effekt entgegen steht.

Replace (D/CDN 2017) – 4 von 10 Punkten


Inhalt: Die junge Kira (Rebecca Forsythe) leidet unter einem seltsamen Syndrom – ihre Haut altert und vertrocknet quasi im Zeitraffer. Da ihr Arzt Dr. Crober (Barbara Crampton) ihr nicht richtig helfen kann, findet Kira eine andere Lösung: Die Ersatzhaut von jungen Frauen.

Fazit: Das positive mal vorweg: Die halb-deutsche Produktion inszeniert die Häutung tatsächlich ziemlich gruselig. Ich kann mir ja vieles anschauen, aber wenn sich eine junge Frau so kratzt und die Haut abpickelt, schaudert es mich. Auch der Soundtrack ist präsent und vermittelt eine gewisse Stimmung. Die Story kann da leider nicht mithalten und ist teilweise ziemlich unfokussiert. Kira findet eine grausame, aber wirkungsvolle Heilungsmethode, in dem sie andere Frauen tötet? Das sorgt bei ihr für keine Regung – weder Freude, noch Überwindung. Die Nachbarin (Lucie Aron)? Nervig. Das Verhalten und die Dialoge der jungen Frauen? Man merkt, ein Mann hat sie geschrieben. Oder liebe mitlesenden Damen: Hand hoch – wer von euch putzt in Unterwäsche? Und leider beschäftigt sich das letzte Drittel des Films mit einem Aspekt, der nun wirklich uninteressant war – nur um noch ein paar Blutfontänen unterzubringen. Schade, aber zu mehr als einem guten Trailer reichte der Film nicht.

It Came From The Dessert (CDN/GB/FIN 2017) – 5 von 10 Punkten


Inhalt: Als der schüchterne Brian (Harry Lister Smith) und sein nicht besonders heller Bruder Lucas (Alex Mills) in der Wüste von New Mexiko mit ihren Motocross Freunden eine Party schmeißen wollen, geraten sie an vom Militär genetisch modifizierte Riesenameisen. Können sie ihre Freunde und ihr Bier beschützen und die Ameisen aufhalten?

Fazit: Man bekommt den zu erwartenden Trash geliefert. Regisseur Marko Mäkilaakso liefert das, was so ein Film braucht: Sympathische Helden, die bei der Bedrohung durch preiswert animierte Riesenviecher über sich hinaus wachsen. Der Film wirkt allerdings oft genug wie eine Studentenarbeit und trieft nur so von Klischees. Zwar nimmt er sich dabei selbst oft auf die Schippe, hat man aber auch schon konsequenter gesehen. Und wo der Film für mich leider völlig versagt: Auch wenn der Film natürlich lustig sein soll, nimmt er seine Hauptfiguren einfach nicht ernst und lässt sie die blödestend und unpassendsten Dinge sagen. Das haben zum Beispiel Big Ass Spider vor ein paar Jahren oder sogar die Sharknado Filme wesentlich besser gemacht. Die Grundsympathie für den Film kann das allerdings nicht kaputt machen.

The Vault (USA 2017) – 7 von 10 Punkten

Inhalt: Die Dillion Geschwister (rund um Tarynn Manning und Francesca Eastwood) sind Bankräuber. Während eines Großbrandes in der Nachbarschaft marschieren sie in Feuerwehrmontur in die Bank und nehmen Angestellte und Gäste als Geisel. Dumm nur, dass der Tresor recht wenig hergibt. Zum Glück verrät ihnen eine der Geiseln (James Franco), wo es mehr gibt: Unten, im Keller. Aber dort fangen die Probleme erst richtig an.

Fazit: Auch wenn der angekündigte, größte Genretwist seit From Dusk Till Dawn dieses Versprechen nicht ganz einlöst, zündet die Geschichte. In der engen Location wächst minütlich der Druck auf alle Beteiligten. Das Kammerspiel um die überforderten Gangster funktioniert. Als die Bankräuber dann schließlich den Keller betreten kippt das ganze allerdings dann doch nicht richtig in das Metier Horror, bietet aber wenigstens einige Schauermomente und dezimiert die Bande auf die wesentlichen Figuren. Mit der Erklärung am Ende kann man leben, sie wirkt nicht so angeklatscht wie bei Raw.

The Night of the Virgin (Spanien 2016) – 7 von 10 Punkten

Inhalt: Bei Möchtegernaufreißer Nico (Javier Bódalo gibt alles in dieser Rolle) soll es an Silvester endlich soweit sein – eine Nacht mit einer Frau. Nach einigen gescheiterten Aufreißversuchen wickelt ihn die etwas ältere Medea (Miriam Martín) um den Finger und schleppt ihn mit nach Hause in ihr versiffte und mit Kakerlaken verseuchte Wohnung. Hätten ihm Statue der Männerhasser-Göttin Naoshi oder der Kelch mit Menstruationsblut im Bad eine Warnung sein sollen auf das, was dann kommt?

Fazit: Oh mein Gott. Oh mein Gott! Was anfängt, wie eine fade, spanische Version von American Pie, kippt spätestens nach der Hälfte des Films in eine abartige Tour de Force für Nico. Am Ende sind Wohnung und Hauptfiguren voller Körperflüssigkeiten und spätestens DIE Szene des Film kocht selbst den hartgesottensten Kerl weich. Das ist abstoßend und eklig – aber man bleibt dran.Das war also meine Auswahl in diesem Jahr. Insgesamt war ich recht zufrieden. Ich habe ein breites Spektrum an Genres gesehen und richtige Ausfälle waren dieses Mal selten, fast alles hatte seine Berechtigung. Die besten Filme sah ich bereits am Anfang – das war neben dem überall schon hochgelobten It, das in München als Deutschland-Premiere lief, auch die kleine und klassische Produktion The Autopsy of Jane Doe.

Wer weitere und ausführlichere Reviews lesen möchte, der sei an den Wortvogel verwiesen, der sich fast das ganze Programm gegeben hat.

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7 Kommentare

  • ide02

    „It“ hatte ich als Buch gelesen.Ich hatte da mal so eine Stephen King-Phase.;-) Zwischendurch war das Buch etwas anstrengend,weil es sehr viel um den Ort an sich ging.Erst später machte es Sinn,weil Pennywise und der Ort eng miteinander verwurzelt sind.Wahrscheinlich wird das im Film weniger thematisiert und eher die Außenseiter-Charaktere stehen im Vordergrund.Mhm,letztendlich fand ich das Buch nicht schlecht.Da ich aber meistens,entweder das Buch lese und dann nicht den Film dazu schaue bzw. umgekehrt,werde ich wohl auch diesen Film mir nicht anschauen.

  • bknicole

    Also It habe ich ja noch als Buch zu Hause stehen, aber mich da noch nicht dran gewagt, weil das echt ein verdammt dicker Wälzer ist der zu dem auch von der Schrift extrem klein geschrieben ist. Das schreckt erstmal ab, da ich dann doch Angst habe das zieht sich zu sehr. Der Film selbst ist ja in Amerika sofort an die Spitze der Kinocharts geklettert und dort schon ein rießen Erfolg, das macht definitiv neugierig. Zumindest eine King Produktion die somit nicht gefloppt ist ;). Ansonsten würde mich noch der Film mit James Franco reizen, weil ich ihn als Schauspieler immer ziemlich gut finde.

    • Nummer Neun

      In dem Film hat Franco allerdings nicht sooo viel zu tun.

      Ja, It scheint beim Publikum ja sehr gut anzukommen und die Leute zu ziehen. Ist für so eine Produktion auch nicht selbstverständlich.

      • bknicole

        Also zum täglichen hinfahren zum Festival ist die Strecke zu weit, somit würde da immer noch ein Hotelaufenthalt dazu kommen, wenn man echt ein paar der Filme sehen wollen würde. Und das ist dann bei mir gerade finanziell nicht drinnen.

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