Sportlich

EM-Splitter 2021: Die Finalspiele

1.) Gesehene Spiele: 36/51 = 71%

Bilanz der letzten Runden: Drei von vier Viertelfinalspiele gesehen (nur bei Spanien gegen Schweiz konnte ich lediglich das schwache Elfmeterschießen sehen, dafür war ich aber vorher gut essen), beide Halbfinals, sowie natürlich das Finale am Sonntag.

2.) Der verdiente Europameister kommt aus Italien

Ladies and Gentlemen, please stand up for the national anthem of Italy!

Italien bestritt das Eröffnungsspiel dieser EM und gewann es souverän gegen die Türkei. Es folgten Siege in der Gruppenphase gegen Schweiz und Wales. Dann begann die K.O.-Phase und brachten ein enges Spiel gegen Österreich (Stichwort: Arnautovic) und tolle Fußballspiele gegen Belgien und Spanien. Ein Fußballfest folgte auf das nächste, nur die Immobile-Nummer trübte etwas das ansonsten makellose Bild von spielstarken Italienern, die mit Freude (Stichwort: Giorgio Chiellini vor dem Elfmeterschießen gegen Spanien) und Leidenschaft diesen Pokal gewannen. Gianluigi Donnarumma hielt den Sieg im Elfmeterschießen fest und die Italiener übernahmen damit das Wembley Stadion.

3.) England macht Dinge, die nur England macht

Schreien immer wieder hier, wenn es um Dramen im Fußball geht: England. Ziehen quasi im Home Office ins Finale ein – bei diesem kontinentalen Turnier spielen sie 6 von 7 Spiele zu Hause in Wembley – und schaffen es, mit einer jungen Mannschaft die heimischen Fans zu aktivieren und zu emotionalisieren. Es wurde viel diskutiert über die (getesteten und/oder geimpften) 60.000 Zuschauer im Stadion, letztlich ein Klacks gegen die hundertausende, die auf den Straßen Londons unterwegs waren. Nach dem Halbfinale bei der WM 2018 nun also Finale bei der EM 2020, das sind gute Aussichten für die nächsten Aufgaben. Dem Team gehört die Zukunft. Man kann nur hoffen, dass sie dann wieder etwas attraktiver spielen, weil das war dieses Mal meistens nicht der Fall. Trotzdem haben sie es bis ins Finale geschafft, gehen dort früh 1:0 in Führung und verlieren dann doch noch. Im Elfmeterschießen. Ein Klassiker. Trainer Southgate wechselt in der 119. Minute zwei frische Spieler ein, extra für die Elfmeter, und beide verschießen. Gut, dass dieser Bauerntrick nicht aufging.

4.) Das Spiel um Platz 3 zwischen Spanien und Dänemark…

…gab es bei der EM nicht. Schade, wäre aber bestimmt ein tolles Spiel geworden, in dem Dänemark gegen eine B-Elf von Spanien in der Verlängerung 3:2 gewonnen hätte.

5.) Die Viererkette im Ersten steht

Die Übertragungen im Ersten konnten in diesem Jahr mit einer starken Viererkette glänzen. Mit Stefan Kuntz (dem Nachfolger von Joachim Löw als KSC-Trainer im Jahr 2000), Kevin-Prince Boateng (der aus dem Studio hinweg einen Vertrag bei Hertha BSC unterschrieben hat) und Almuth Schult (mehrfache Deutsche Meisterin und Pokalsiegerin, sowie Champions League Siegerin) hatte man eine kompetente, sympathische und bunte Expertengruppe versammelt, die auch den latent nervigen Alexander Bommes mit durchschleppen konnten. Auch das Studio konnte im direkten Vergleich mit dem ZDF punkten. Nur die Rolle der Studioband habe ich nicht ganz verstanden. Das ZDF konnte dagegen mit Sandro Wagner als Co-Kommentator glänzen. Die Übertragungen auf Magenta TV habe ich zum Vergleich nie gesehen.

6.) Eine kurze Geschichte über die Schiedsrichter und den VAR

Kein großes Thema in diesem Jahr waren die Schiedsrichter, was im Grunde genommen schon eine gute Nachricht ist. Auch gab es nicht diese VAR-Exzesse, wie wir sie aus den letzten Jahren in der Bundesliga kannten. Und wenn doch, traten sie meistens nur bei der Überprüfung von Abseits ins Rampenlicht, einer Regel, die man relativ genau nachprüfen kann. So sorgten wohl diese drei Entscheidungen für die größten Streitereien: Der äußerst strittige Elfmeter für England im Halbfinale gegen Dänemark, weit in der Verlängerung. Die falsche Ecke für Dänemark in deren Spiel davor, die zum 1:0 gegen Tschechien führte. Und noch einmal zu den Dänen: Die Spielfortsetzung ihres tragischen Spiels gegen Finnland, wobei das eher ein Kritikpunkt an der UEFA als am Schiedsrichter ist.

7.) Anstelle von Elfmetern könnte man genauso gut eine Münze werfen

Normalerweise spricht man davon, dass ein Elfmeter eine hunderprozentige Torchance ist. Empirisch gesehen ist das nicht ganz richtig, laut der Bundesliga liegt die Trefferquote bei genau 77%. Das bedeutet: In ungefähr vier von fünf Fällen entsteht aus einem Elfmeter auch ein Tor. Die Bilanz bei dieser EM ist anders. Betrachtet man nur die Elfmeter aus dem Spiel heraus (also ohne Elfmeterschießen), wurden bei diesem Turnier insgesamt 17 Strafstöße verhängt. Davon wurden 10 verwandelt, 5 gehalten (und evtl. im Nachschuss verwandelt) und 2 verschossen. Allein Cristinao Ronaldo trat dreimal an und verwandelte alle davon. Damit hatte er eine Quote von 100%. Für die anderen bleibt nicht mehr viel übrig. Alle anderen Spieler zusammen hatten 14 Chancen und verwandelten davon 7. Das ist nur eine Quote von schwachen 50%. Wenn man also nicht Ronaldo ist, könnte man genauso gut auch einfach eine Münze werfen.

8.) Die sieben besten Spiele der EM

Von den 51 Spielen der EM-Endrunde waren nicht alle spannend oder hochklassig. Und das sage ich als treuer Zuschauer der Zweiten Bundesliga! Jedenfalls – das hier waren die sieben besten Begegnungen, aus den unterschiedlichsten Gründen:

  1. Achtelfinale: Frankreich – Schweiz 3:3 n.V. – 4:5 n.E.
  2. Achtelfinale: Kroatien – Spanien 3:5 n.V.
  3. Gruppe F: Portugal – Deutschland 2:4
  4. Halbfinale: Italien – Spanien 1:1 n.V. – 4:2 n.E.
  5. Viertelfinale: Belgien – Italien 1:2
  6. Gruppe C: Niederlande – Ukraine 3:2
  7. Achtelfinale: Italien – Österreich 2:1 n.V.

Man sieht, als die Vorrunde erst einmal überstanden war, lief der Fußball zu großer Form auf und zeigte, warum so viele Menschen auf der Welt diesen einfachen Sport lieben. Die beiden Topspiele liefen sogar am gleichen Tag, Platz #3 mag man in anderen Ländern anders bewerten, hier weckte es jedenfalls einige Emotionen. Das Finale ist nicht mit dabei. Der Finalist aus England auch nicht.

9.) Die beste Elf der EM 2020

Meine persönliche Top-Elf ist bunt gemischt mit Spielern aus sieben Nationen. Ein deutscher Spieler ist nicht dabei. Die meisten Spieler stellen dagegen die beiden Finalisten.

***

(Das Video zeigt Spielszenen von der WM 2006, incl. des Ende des deutschen Sommermärchens. Ist das schon lange her mittlerweile!) Und damit verabschiedet sich der Fußball-Zirkus in die Sommerpause. Aber schon am 23. Juli geht es weiter, dann startet die großartigste Zweite Bundesliga aller Zeiten!

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EM-Splitter 2021: Die Vorrunde / Achtelfinale / Finalrunde

2 Kommentare

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