
KW 05/2025: The Surfer, Sektion 31, Dina Summer, MadS und American Primeval
Happy Sunday!
Wikipedia beschreibt Symbolpolitik als: „Die betreffenden Maßnahmen hätten nur Signalcharakter, um gewisse Reaktionen hervorzurufen. Sie würden aber das konkrete Problem nicht lösen.“ Die von der CDU am Mittwoch im Bundestag eingebrachten „Anträge sind keine Gesetze. Ihre rechtliche Bindungskraft ist gering. Der Bundestag fordert damit die Bundesregierung nur auf, beim Thema Migration aktiv zu werden.“ (Quelle: ZDF) Der von der CDU im Bundestag eingebrachte Gesetzentwurf am Freitag wurde dagegen direkt abgelehnt. Komprissloigkeit als Stärke demonstrieren zu wollen, das ist das Gegenteil der Idee der parlamentatischen Demokratie, die auf Kompromisse ausgelegt ist.
Mit anderen Worten: Durch die Abstimmungen in dieser Woche hat sich faktisch nichts verändert. Nur die Abstimmungen als Signal bleiben erhalten. Und dieses Signal ist verheerend.
American Primeval (Staffel 1, 6 Folgen, USA, Netflix) – 5 von 10
Utah, 1857. Während des Konflikts zwischen der Regierung der USA und den Mormomen versucht die alleinreisende Sara (Betty Gilpin) mit ihrem Sohn (Preston Mota) bis zu dessen Vater zu gelangen, den sie auf der anderen Seite der Rocky Mountains vermutet. Unterstützung erhält sie dabei vom Eigenbrötler Isaac (Taylor Kitsch). Die Miniserie wurde von Mark L. Smith geschrieben, der sich damit erkennbar wieder in die gleiche Welt wie bei seinem vielfach ausgezeichneten The Revenant (7/10) begibt, der aber auch das Drehbuch zu Twisters (7/10) geschrieben hatte. Zum einen Film schrieb ich „vielleicht sah der Film auch einfach zu gut aus, um ihm emotionale Tiefen abzunehmen“, zum anderen „Im Prinzip weiß man vorher, wie die Entwicklung der beiden Hauptfiguren […] sein wird“ und beides trifft auch auf American Primeval zu, denn auch hier sind es nicht die Hauptfiguren, die man länger im Kopf haben wird. Für eine Serie ist es aber leider noch schlimmer als für einen Film, wenn die Figuren klischeebeladen und ihre Entwicklung zu hervorsehbar sind. Wobei der eigentliche Witz der Handlung der ist, dass alle Männer wild und archaisch sind und sich gegenseitig umbringen, es aber mit Sara die einzig relevante Frauenfigur der Serie ist, die aufgrund von Verbrechen steckbrieflich gesucht wird. Die Kritiken werden dagegen überwiegend vom dreckigen Setting und der kompromisslosen Gewalt beherrscht. Das beschreibt die Serie auch ganz gut – nur ist es leider nicht zwangsläufig ein Qualitätskriterium. Da der brutalen Gewalt das übertriebene und comic-hafte eines Quentin Tarantinos abgeht, ist es teilweise schwer zu ertragen und entpuppt sich im Laufe der Serie immer mehr als Selbstzweck. Das alles kann die schöne Kameraarbeit und die teilweise langen und gut choreografierten Einstellungen nicht mehr ausgleichen.
MadS (Regie: David Moreau, Frankreich) – 6 von 10
In einer französischen Stadt geht ein tödliches Virus um und Hauptfigur Romain (Milton Riche) trifft zufällig auf Patientin Null, kurz bevor er zu einer großen Hausparty muss. Und so breitet sich das Virus immer weiter aus. Das Publikum ist quasi live mit dabei, denn der Film sieht aus, als wäre er in einem Rutsch gedreht. Solche Filme, ohne erkennbare Schnitte, sind vor allem aus technischer Sicht spannend und sorgen deshalb oft in der Produktion für mehr Nervenkitzel als im Kinosaal. Optisch ist das bei MadS gut gelöst, die Kamera ist dicht an den Figuren dran und folgt mal Romain und mal seiner Freundin (Lucille Guillaume) und variiert dabei mühelos zwischen ruhigen Passagen und Stellen, an denen die Figuren motorisiert unterwegs sind. Es werden wirklich viele verschiedene Locations bespielt, incl. der Wege dazwischen. Hier war wohl fast die halbe Stadt der Drehort. Inhaltlich verzeiht man diesen Filmen einiges. Da man nie mehr weiß als die Figuren auf der Leinwand, ist die Story öft dünn und die Dialoge sind meist wenig gehaltvoll und schon gar nicht pointiert geschleift. Beides trifft jedoch besonders auf diesen Film zu. Die sich ausbreitende Infektion ist quasi schon die ganze Story und geht vor allem in der ersten halben Stunde äußerst langsam voran. Die Dialoge werden meist so geschrien, um dadurch Emotionen zu vermitteln, dass selbst Berlin – Tag und Nacht gehaltvoller erscheint. Für ein Genre-Festival mag das noch reichen, für die freie Wildbahn ist das aber vielleicht etwas zu dünn.
The Surfer (Regie: Lorcan Finnegan, Australien) – 8 von 10
Nicolas Cage möchte seinem Teeanger-Sohn den Strand seiner Jugend zeigen – nur eine agressive Bande aus Einheimischen rund um Julian McMahon lässt sie nicht bis dahin durch. Cage harrt ratlos auf dem Parkplatz aus, während die Gang anfängt, ihn immer skrupelloser zu schikanieren. Dieser Boys-Club verteidigt „seinen“ Strandabschnitt bis aufs Äußerste gegenüber den Touristen und -innen. Wer nicht dabei ist, ist draußen und bleibt es auch. Was Cage in diesem Film aushalten muss, ist nur schwer zu ertragen. Er alleine als verweichlichter und urbanisierter Stadtmensch gegen die archaischen Machtansprüche der Surfer Gang, die die Natur nur mit ihrem Surfbrett bezwingt. Sollte Cage sich wehren, sollte er klein bei geben? Während man als Zuschauer zu keiner zufriendestellenden Antwort auf diese Frage kommt, wird Cage dem schrulligen und verwahrlosten Obdachlosen, der ebenfalls auf diesem Parkplatz am Strand haust, immer ähnlicher. In seiner Übertrieben- und Schonungslosigkeit ist das spannend anzusehen – erst recht in dieser tollen Kulisse – trotzdem kam ich nicht ganz mit dem Film zurecht. Was zum einen am offiziellen Text aus dem Programmheft liegt, der eher einen Rachethriller verspricht, was The Surfer aber nicht einhalten kann. Zum anderen am Ende, das mir mit seiner Vielzahl an Wendungen etwas plötzlich kam und mich daran zweifeln ließen, ob ich das Ende auch richtig verstanden hatte. Trotzdem, ein guter und eindrücklicher Film.
Zusammen mit Presence (6/10) aus dem letzten Wochenrückblick habe ich in diesem Jahr damit insgesamt drei Filme auf den Fantasy Filmfest White Nights gesehen. Die ganze Rutsche an Reviews zu allen elf Programmpunkten gibt es dagegen beim Wortvogel und zwar genau hier.
Star Trek: Section 31 (Regie: Olatunde Osunsanmi, USA, 2025, Paramount+) – 5 von 10
Die ehemalige Imperatorin aus dem Spiegeluniversum Philippa Georgiou (Michelle Yeoh) wird von der Sektion 31, einer geheimen Abteilung der Sternenflotte für Spionage und Spionageabwehr, aufgesucht. Sie sollen zusammen eine Massenvernichtungswaffe finden und neutralisieren.
Der Film und die Figur der Georgiou sind aus der Serie Star Trek: Discovery heraus entstanden. Immerhin hatte das Franchise unverhofft auf einmal mit Yeoh eine echte Oscar-Gewinnerin in seinen Reihen, da musste man doch was machen! Und so wurde dieser Film rund um ihre Figur herum gestrickt, welcher aber leider so gar keinen Ansprüchen gerecht wird. Man muss dem Film zugutehalten, dass er offensichtlich versucht, frischen Wind in die Star Trek Welt zu bringen. So ist nicht die Sternenflotte Zentrum des Films, sondern die aus Deep Space Nine bekannte Geheimorganisation Sektion 31, auch wenn deren Agenda dort deutlich besser erklärt wurde als hier. Hier gibt es keine große Hinterzimmer-Diplomatie oder die Durchsetzung von Zielen mit unpopulären Mitteln, denn hier ist eine bunt zusammen gewürfelte Truppe am Werk, die ihre Aufträge im Stile von Mission Impossible erhält. Warum diese Jagd nach einem geheimnisvollen Atrefakt keine reguläre Sternenflotten-Mission sein konnte, blieb mir bis zum Ende allerdings unklar. Die Figuren hätten – abseits der in Fankreisen wenig beliebten Georgiou – Potential, wie z.B. der Vulkanier Fuzz (Sven Ruygrok), der von einem winzigen Alien gesteuert wird, der mich an Men in Black denken ließ. Oder der Gestaltwandler Quasi (Sam Richardson), der jedoch in diesem Film so gut wie nie seine Gestalt wandeln muss.
Die Optik ist frisch, die Atmosphäre erinnert an die Serie Killjoys und an deren Kopfgeldjäger in zwielichtigen Locations. Trotzdem fühlt es sich nicht wie ein großer Film an, sondern nur wie eine Doppelfolge einer regulären Serie. Das ist ein ganz gutes Stichwort, denn das ganze Projekt schreit nach Pilotfolge, der eine ganze Staffel folgen könnte. Die Figuren werden länger eingeführt, als es für einen 90-Minuten Film Sinn machen würde und zum Abschluß stösst man auf neue Abenteuer an, die bislang jedoch (zum Glück?) nicht in Auftrag gegeben wurden. Einen richtigen, eigenständigen Film hätte man anders aufbauen müssen. Letztlich ruft die Serie zwar einige Buzz-Words aus dem großen Star Trek Universum auf, aber ohne ihnen gerecht zu werden, und erzählt eine Story, die nun wirklich wenig innovativ ist. Weder ein guter Star Trek, noch ein guter Sciene-Fiction Film.
Gesehene Spiele in dieser Saison: 16 von 20 Liga-Spielen = 80%. (Saison 2023/24: 76%)
Nach zuletzt zwei Niederlagen in der Nachspielzeit konnte der KSC dieses Mal auswärts bei der SV Elversberg aus einem 0:2 noch ein 2:2 machen. Glücklich durch zwei Tore von Kapitän Wanitzek, aber nicht ganz unverdient. Man merkte dem Team die vielen Umstellungen im Mittelfeld an, es fanden sich fast alle Bankspieler aus der Hinrunde plötzlich auf dem Platz wieder. Und nicht jeder von denen konnte zeigen, dass sie auf dem Platz besser aufgehoben waren als auf der Bank. Dafür konnten die ganz jungen Spieler, die gegen Ende eingewechselt wurden, zeigen, dass sie auch da sind.
Nach dem Spiel forderten Coach Eichner und Doppeltorschütze Wanitzek recht unverblümt noch weitere Verstärkungen in der Winterpause für den Kader. Freis, übernehmen sie!
- Statistik Januar: Wie so oft ist die Nutzung der Seite im Januar angestiegen. Zwar kamen die Werte nicht an den außergewöhnlich starken Januar 2024 heran, es war aber trotzdem der erfolgreichste Monat seit April 2024. Bei der Ausspielung auf Google war es der beste Monat seit Mai 2024, mit einer starken CTR von 2,1%. Mittlerweile zum achten Mal in Folge war der Beitrag aus dem Jahr 2020 zum Song Crimson and Clover der meistgeklickte des Monats, auf Platz 2 war erneut der Eintrag zur Musik bei Inas Nacht aus 2024 zu finden.
- Beamen wird es nicht geben: Der Blog Zeichen und Zeiten im Gespräch mit dem deutschen Science Fiction Autor Brandon Q. Morris.
- Im Wartezimmer mehr über den zweiten Weltkrieg gelernt als jemals in der Schule: Der Schreiberlehrling war beim Arzt und kam dort im Wartezimmer mit den anderen Patienten ins Gespräch.
- Ousmane gesehen haben: Auch im Nachgang noch ein Vergnügen zu Lesen: Der 11Freunde Ticker zur hyperaktiven Champions League Konferenz am Dienstag.
Dit is Berlin, wa? Und nach dieser mehr als platten Einleitung schwenken wir direkt rüber zu Dina Summer aus eben dieser Stadt. Dieses Trio klingt wie direkt aus den 1980ern und machen New Wave wie anno dazumal. Allerdings ist ihr zweites Album Girls Gang noch ganz frisch aus der Druckpresse. Schall & Rauch ist einer der vielen Songs auf dem Album, mit denen sich gut die Nacht beschallen lässt oder wahlweise der dunkle Club. Nicht ganz meine Musikrichtung, vielleicht hat es mich gerade deshalb selbst so überrascht, wie gut mir das Album gefällt.
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!
4 Kommentare
bullion
Freut ich, dass du mit einem starken Januar ins neue Jahr gestartet bist. Auch bei mir war der Januar knapp stärker als der Dezember. Inzwischen pendeln sich die Zahlen aber wieder auf normalem Niveau ein und die Spitze zum Jahresende flacht deutlich ab. Bin gespannt, wo uns dieses Jahr blogtechnisch noch hinführen wird 🙂
Nummer Neun
Ja ich bin auch gespannt, wie lange dieser Höhenflug anhält. Der Start ins vergangene Jahr war ja ähnlich, sogar noch etwas besser – das hielt ungefähr bis April an.
bullion
Oh, deinen Blog hatte ich auf der Blogroll vergessen! Habe ich sogleich ergänzt. War keine böse Absicht. 😅
Nummer Neun
Ach, kein Problem 🙂