Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 22/2024: Star Trek: Discovery, Camera Obscura, Shin Godzilla und das Sauerkrautkoma

Urlaubszeit! Wenn dieser Beitrag online geht, bin ich bereits seit ein paar Tagen in Polen und werden Warschau sogar schon wieder verlassen haben. Der mediale Wochenrückblick ist vorbereitet und ist auf dem Stand von Donnerstagabend – seitdem sollte ich aber auch keine weiteren Medien konsumiert haben.

Viel Spaß mit den Inhalten aus Schottland, Japan, Niederkaltenkirchen und aus den Weiten des Weltalls!

Star Trek: Discovery (Staffel 5, 10 Folgen, USA, Paramount+) – 5 von 10

Als 2017 Star Trek: Discovery das Licht der Welt erblickte, da war die Euphorie groß. Es war die erste Serie des Franchises seit zwölf Jahre und sollte Star Trek ins Streaming-Zeitalter führen. Finanziell war das wohl so erfolgreich, dass vier weitere Serien produziert wurden, teilweise gab es jede Woche eine neue Folge einer der Serien zu sehen. Inhaltlich stellte sich aber schnell Ernüchterung ein. Der Kniff, die Serie nicht über den Captain zu erzählen, sondern über die einfache Offizierin Michael Burnham (Sonequa Martin-Green) versprach einen frischen und unerwarteten Blickwinkel (der aber erst in Star Trek: Lower Decks richtig zufriedenstellend eingelöst wurde). Nur: Er funktionierte nicht. Die rebellische, rechthaberische und aggresive Burnham wurde zu eine der unbeliebtesten Figuren in der Historie, der Rest der Crew blieb oft seltsam blass und harmonierte nur schwer, die Brücke wurde nie so eine Heimat wie in den anderen Serien und die wechselnde Besetzung des Captains pro Staffel wurde zu einem Running Gag.

Zumindest letzteres beendete Staffel 5. Erstmals nahm die gleiche Person wie in der Vorgängerstaffel auf dem legendären Stuhl Platz: Michael Burnham herself – ob das nun das ursprüngliche Konzept endgültig als gescheitert erklärt, sei mal dahingestellt. Es gehörte jedoch zu den besseren Einfällen, sie nun in dieser Rolle zum einen in einer Folge mit ihrem jüngeren, rebellischeren Ich zu konfrontieren (es ist in der besten Folge der Staffel), zum anderen ihr Rayner (Callum Keith Rennie) als Ersten Offizier an die Seite zu stellen, der viele ihrer alten Eigenschaften aufweist. Gemeinsam sind sie mit der USS Discovery einem Mysterium auf der Spur, das sie auf der Suche nach Puzzleteilen quer durch die Galaxis schickt, um damit eine alte Macht zu finden, die Wiege des Lebens im Universum. Drunter macht es Star Trek: Discovery nämlich einfach nicht. Die Crew ist auf der Suche nach Hinweisen und reist dazu von Abenteuer zu Abenteuer? Wem das bekannt vorkommt, der hat vermutlich noch die zweite Staffel im Kopf, die einem ähnlichen Aufbau folgte. Hier sind nun die Breen, diese behelmte Spezies, die den Star Wars-Filmen entkommen zu sein scheint, die Gegenspieler, die ebenfalls auf dieser Suche sind. In der großen Zeit in den 1990ern gab man sich jedoch deutlich mehr Mühe, die Motivationen der anderen Völker zu erklären. Und so wirkt diese Schnitzeljagd völlig generisch. Selbst die aufgebaute Spannung auf die Auflösung verpufft in der überlangen, finalen Folge. So ist auch die fünfte und kürzeste Staffel voller Ideen und Motive, versucht gleichzeitig Nostalgie zu versprühen und aktuelle Ideen unterzubringen, wird aber letztlich keinem davon gerecht. Was bleibt ist die kinoreife Inszenierung, mit toller Optik und interessanten Sets. Mit dem Rest hätte man sich etwas mehr Mühe geben müssen.

Sauerkrautkoma (Deutschland, 2018, Netflix) – 6 von 10

Nach dem äußerst gelungenen Vorgänger Grießnockerlaffäre (8/10), bin ich mit dem fünften Krimi rund um Polizeihauptmeister Eberhofer (Sebastian Bezzel) nicht richtig warm geworden. Der Kriminalfall plätschert so vor sich hin und bekommt auch nur überschaubare Bildschirmzeit. Der Rest des Filmes ist Klamauk um des Witzes wegen, wie die kurzzeitige WG mit seinem Kumpel Rudi (Simon Schwarz), oder wiederholendes Beziehungs-hin-und-her mit seiner Dauerfreundin Susi (Lisa Maria Potthoff). Die interessante Idee, Eberhofer nach München zu befördern und ihn so außerhalb seiner gewohnten Umgebung zu zeigen, verpufft dadurch, dass der Fall hauptsächlich wieder in Niederkaltenkirchen spielt. Viele Ideen also in Teil 5, aber sie wollen nicht zusammen passen.

Shin Godzilla (Japan, 2016, Joyn) – 5 von 10

Manchmal darf es ja ruhig etwas Hau-Drauf Sci-Fi-Action sein. Dachte ich. Aber hier bekommt es Godzilla mit der versammelten japanischen Regierung zu tun und das ist in erster Linie… öde. Im Film der Regisseure Hideaki Anno und Shinji Higuchi aus dem Jahr 2016 wird disktuiert und disktuiert, wie man mit der Riesenechse umgehen sollte und hängt damit den Geschehnissen immer hinterher. Das zum Zentrum eines Films zu machen ist gewagt, aber geht hier leider gar nicht auf. Bis zum Schluß fehlen die Identifikationsfiguren, die großen und tragischen Helden, die es mit dieser Naturkatastrophe namens Godzilla aufnehmen können. Dazu kommt, das Godzilla auch nicht besonders gut animiert ist – dabei ist der Film doch noch gar nicht so alt. So bleiben am Besten nicht mehr als ein paar vereinzelte und gute Actionsequenzen und ein erzählerische Ansatz, der zwar frisch, aber nicht gut gelungen ist.

Mit diesem Comeback hatte ich nicht gerechnet. Zehn Jahre lang waren Camera Obscura weg und dann überraschten sie mich mit einem neuen Album. Look to the East, Look to the West klingt, als wären sie nicht weg gesehen. Die harmonischen Indie-Pop Songs machen immer noch jeden tristen Alltag verträglicher. Und das, obwohl in der Zwischenzeit Keyboarderin Carey Lander verstarb und die restliche Band verständlicherweise erst einmal eine Auszeit brauchen. Aber nun sind sie zurück und gehen sogar auf Tour. Big Love für diese Band.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche! Und vergesst mir die Europawahl am nächsten Sonntag nicht!

4 Kommentare

Was sagst du dazu? Aber denke dran, deine Mail- und IP-Adresse wird gespeichert und auch Gravatar liest mit. Ist das ok? Dann kommentiere

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.