Was mit Medien

Der Start von Star Trek: Discovery

Zu den großen Zeiten von Star Trek – Mitte der 90er, als es über einen längeren Zeitraum immer zwei Star Trek Serien gleichzeitig gab – war die TV-Landschaft noch eine völlig andere. Heute ist das Bewegtbildangebot sehr viel differenzierter, man kann sie über viel mehr Kanäle konsumieren, auf denen die breite Masse teilweise keinen Zugriff hat. Exklusivinhalte sind hier das Zauberwort. Binge-Watching, statt das Warten auf eine neue Folge – wobei sich das vielleicht auch grade wieder ändert: Die meist gehypten Serien aktuell, Game Of Thrones und The Walking Dead, erscheinen nur wöchentlich. Und eine Serie, die anspruchsvoll sein will, kann nicht jeder Woche eine neue Geschichte erzählen – obwohl grade Star Trek hier seine Stärke und gradezu unglaubliche Einzelfolgen produziert hatte.

Gene Roddenberrys Zukunftsvisionen startete 1966 als Star Trek im amerikanischen Fernsehen, hielt sich aber vorerst nur 3 Jahre. Zwar wurde wenige Jahre später noch mal eine Zeichentrickversion nachgeschossen, aber eigentlich war es das. Der Erfolg von Star Wars provozierte 1979 aber einen Kinofilm mit der gealterten Original-Crew. Obwohl der Film inhaltlich und finanziell ein Flop war, folgten bis 1991 weitere Kinofilme mit der alten Crew.

Auch die Rückkehr ins Fernsehen klappte, bereits 1987 startete The Next Generation. Die neue Enterprise flog 7 Jahre, bevor sie für vier Kinofilme auf die große Leinwand wechselte. Wegen des großen Erfolges wurde 1993 mit Deep Space Nine eine weitere Serie gestartet, die mittlerweile wesentlich besser besprochen wird, als es zu ihrer aktiven Zeit der Fall war. 1995 ging mit Star Trek Voyager eine weitere Serie on air. Auch sie hielt sich 7 Jahre. Nach ihrem Ende machte die nächste Serie einen Sprung zurück – Star Trek Enterprise spielte deutlich näher an der Gegenwart als die übrigen. Ein großer Erfolg war sie allerdings nicht, 2005 endetete sie nach nur 4 Jahren recht unspektakulär und damit war Star Trek im TV erst einmal durch.

Statt dessen brachte J.J. Abrams die Reihe 2009 zurück ins Kino und führte die Reihe zurück zu ihren Wurzeln. In bisher drei Filmen erzählte er die Geschichte von Kirk & Spock erneut. Das kam nicht bei jedem der alten Fans gut an, finanziell waren die Filme aber ein ganz netter Erfolg. Die Rufe nach einer neuen Serie wurden lauter und nach vielen Verschiebungen startete nun die neue Serie: Star Trek Discovery.
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Der Sender CBS beauftragte eine neue Star Trek Serie als Zugpferd für seine eigene Streaming Plattform. Weltweit wurde die Serie exklusiv an Netflix verkauft, weswegen sie in Deutschland erst einmal nicht frei empfangbar im Fernsehen zu sehen sein wird – auch der Pay-TV-Markt und andere Streaminganbieter gingen leer aus. Seit Montag sind nun die ersten beiden Folgen der neuen Serie auf Netflix abrufbar. Wie sind sie?

Der erste Offizier Michael Burnham (ja, trotz des Namens ist es eine Frauenrolle, gespielt von Sonequa Martin-Green, die für diese Rolle erst in The Walking Dead sterben musste) dient an Bord der USS Shenzou unter dem Kommando von Captain Georgiou (Michelle Yeoh). Aufgewachen unter Vulkaniern und aufgezogen von Sarek (James Frain) hatte sie zunächst Schwierigkeiten, sich wieder unter Menschen zu bewegen, konnte sich aber im Laufe der Jahre an die Crew gewöhnen. Als die USS Shenzou den Auftrag erhält, am Rande des Föderationsgbietes eine beschädigte Relais-Station zu überprüfen, kommt es nach über 100 Jahren zum ersten Kontakt mit dem klingonischen Imperium. Das will durch den Zusammenschluß aller Kriegerfamilien wieder zu alter Stärke gelangen.

Schon vor der Veröffentlichung gab es die ersten Fragezeichen. Eine fortlaufende Star Trek-Serie? Die Geschichte wird aus Sicht des ersten Offiziers erzählt und nicht aus der des Captains? Klingonen – schon wieder? Die Spock-Familie – schon wieder?

Bei manchen Punkten kann man Entwarnung geben – besonders der Perspektivwechsel zum ersten Offizier klappt dank Martin-Green ausgesprochen gut. Auf ihr liegt dann auch der Fokus des Serienauftakts. Ob das so bleibt oder es doch wieder eine klassische Ensemble-Serie wird, wird sich zeigen. Aber das sie von Sarek aufgezogen wurde, hätte nach den ersten beiden Episoden nicht unbedingt sein müssen, einen Mehrwert bietet das nicht. Die Klingonen als Gegner? Deren Kultur hat man durch TNG und DS9 schon oft genug gesehen, sie nun in andere Latex-Masken zu stecken, reißt es noch nicht raus. Dafür bindet man sich nur unnötig viel Star Trek Geschichte ans Bein, die es nun zu beachten gilt.

Aber ich fühlte mich mit den beiden ersten Folgen in den 90 Minuten gut unterhalten. Die Chemie zwischen Burnham, Georgiou und dem pessimistischen Lt. Saru (Doug Jones) stimmte und hatte was von der alten Kirk, Spock, McCoy Verbindung. Die Story um den Gegensatz zwischen Abschottung (Klingonen) und offener Gesellschaft (Föderation) hatte mehr zu sagen als die drei Abrams-Spielfilme zusammen, auch wenn es etwas mit dem Holzhammer kam. Die Action stimmte und die Verachtung der Klingonen für den Spruch „Wir kommen in Frieden“ brachte mich wiederholt zum Schmunzeln.

Aber: Die ersten beiden Folgen sind auch ein Stück weit ein Beschiss. In den USA wurden sie im linearen Fernsehen auf CBS ausgestrahlt als Anreiz, deren Streaming-Dienst zu abonieren, wo nun die weiteren Folgen gezeigt werden. Und so ergeben die 90 Minuten einen schön TV-Film, besser als manche der Kino-Abenteuer, aber für Folge 3 wird einiges wieder auf Anfang gestellt. Die titelgebende USS Discovery wurde bisher nicht mal erwähnt, dessen Captain (Jason Isaacs) erst recht nicht. Die Pilotfolgen sind also denkbar ungeeignet, um die fertige Serie zu beurteilen.

Kleinigkeiten: Wer sich am Design stört und es nicht zwischen Enterprise und TOS verorten kann, ist arg kleinkariert. Der Vorspann ist ganz nett, auch wenn er optisch von Westworld inspiriert ist und die Musik noch etwas mehr Wumms hätte vertragen können. Und die Anzahl der genannten Executive Producer lässt schlimmstes befürchten.

Alles in allem war es aber ein guter Auftakt mit einer interessanten Story die zeigt, wie man ungewollt in einen Krieg hinein schlittern kann. Die bisherigen Hauptfiguren waren sympathisch und im Zusammenspiel gut und optisch hatte das sowieso Kino-Niveau. Die nächsten Folgen müssen nun aber auch die anderen Hauptfiguren etwas mehr beleuchten und vor allem den Klingonen als Hauptgegner ein paar neuere und interessantere Aspekte zu schreiben. Sonst hätte Martin-Green auch einfach weiter gegen Zombies kämpfen können.

Meine Wertung: 7 von 10 Punkte.

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