Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 33/2023: Veep, Shy, Low, Ernesto’s Island, Oasis, Ted Lasso und die sieben Männer der Evelyn Hugo

Happy Sunday!

Gibt’s denn zur Zeit nichts anderes als den medialen Wochenrückblick hier zu lesen? Leider war das ja in den letzten Wochen regelmäßig der Fall und selbst dafür brauchte ich mehr Schreibsessions als früher. Im Moment ist zwar auch ein anderer Beitrag in der Pipeline, aber dieser wollte bisher einfach nicht fertig werden. Jedoch bin ich guter Dinge, dass er im Laufe der nächsten Tage endlich das Licht der Welt erblicken wird. Außerdem bin ich ab nächstem Wochenende für ein paar Tage in Berlin, auch daraus wird vermutlich ein eigener Beitrag entstehen.

Bis hier wieder etwas mehr Abwechslung herein kommt, geht es erst einmal weiter mit dem Tagesgeschäft. Dieses bringt heute den Roman einer gefeierten Autorin, zwei gute bis sehr gute Serienstaffeln, ein paar härtere, musikalische Klänge und etwas sanftere Töne.

Viel Spaß!Es gilt das gleiche wie in der vergangenen Woche: Die S-Bahn Stammstrecke in München ist gesperrt, stadtauswärts fahren die Bahnen aber noch. Und so war ich noch mal in Herrsching am Ammersee. Mit einem Schiff bin ich dort zwar nicht gefahren, ein Foto von der Utting habe ich dennoch gemacht.

Da ich 2021 von Daisy Jones & The Six sehr begeistert war und das Buch auf Platz #2 meines Jahresrankings gesetzt hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis ich auch einen weiteren Roman der amerikanischen Autorin Taylor Jenkings Reid lesen würde. Nun war es soweit und wieder flog ich recht schnell über die Seiten hinweg.

Taylor Jenkins Reid – Die sieben Männer der Evelyn Hugo (USA, 2017) – 9 von 10

Klappentext: Die einstige Hollywood-Filmikone Evelyn Hugo ist endlich bereit auszupacken und die Wahrheit über ihr schillerndes Leben und ihre skandalösen sieben Ehen zu erzählen. Sie fragt die Lokaljournalistin Monique Grant als Ghostwriterin an. Monique ist darüber mehr als erstaunt, schließlich hat sie seit Jahren keinen großen Artikel mehr geschrieben. Könnte das ihre Chance sein? In ihrem luxuriösen Apartment über den Dächern Manhattans beginnt Evelyn Monique ihre Geschichte zu erzählen: vom Aufstieg in der Männerwelt Hollywoods, den goldenen Jahren der Filmbranche und einer geheimen großen Liebe, deren Scheitern der Preis für ihren Erfolg war. Als sich die Geschichte dem Ende nähert, begreift Monique schließlich, auf welch schmerzhafte Weise ihr Leben mit dem des Hollywoodstars verbunden ist…

Review: Taylor Jenkins Reid is back! Wie schon bei Daisy Jones sorgt der lockere Schreibstil dazu, dass man den Roman kaum aus der Hand legen mag. Die Lebensgeschichte der Evelyn Hugo ist interessant und kurzweilig erzählt, und vermittelt nebenbei auch noch ein gehöriges Maß an Gesellschaftskritik, beziehungsweise legt ein Schlaglicht auf die sich veränderten gesellschaftlichen Normen. Die formellen Ähnlichkeiten mit Daisy Jones sind offensichtlich: Hier wie da ist der Roman in einer Art Interviewform gehalten, in der immer wieder einzelne Aussagen vermeintlich überraschende Wendungen anteasern. Die Autorin lässt uns in Person der Interviewerin am schillernden Leben der oberen Zehntausend teilhaben – war es zuvor noch die Welt der Rockstars, ist es hier nun das glamouröse Hollywood, welches als Kulisse dient. Dabei macht der Roman nicht den Fehler, aus dem titelgebenden Gerüst nur sieben Einzelepisoden zu erzählen, sondern verbindet Hugos Lebensabschnittsgefährten mittels eines starken, roten Fadens. Es ist die Geschichte, wie sich Titelheldin Evelyn Hugo selbst erfindet, noch bevor sie sich selbst findet.

Neben ihrer Geschichte gibt es auch noch einen weiteren Erzählstrang rund um die Journalisten Monique – die deutlich mehr Platz erhält als ihr Pendannt bei Daisy Jones & The Six. Wenn man denn etwas an diesem Roman kritisieren möchte, dann ist es wohl dieser Erzählstrang, denn der fällt deutlich ab gegenüber der Hauptgeschichte und auch die groß angekündigte, geheime Verbindung zwischen der Journalisten und Evelyn Hugo ist dann doch eine kleine Enttäuschung. Der kleine Abzug bei der Nebenhandlung soll aber den sehr guten Gesamteindruck nicht schmälern.

Fazit: Ein großer Unterhaltungsroman, der trotzdem seine gesellschaftliche Botschaft platzieren kann.

Ted Lasso (Staffel 3, 12 Folgen, USA, Apple TV) – 7 von 10

Der AFC Richmond ist wieder zurück in der Premiere League, gilt aber vielen als Abstiegskandidat Nummer Eins. Gelingt Ted Lasso (Jason Sudeikis) und seinem Team ein neuerliches Fußball-Wunder?

Eine der nachhaltigsten Entwicklungen der letzten Fußball-Weltmeisterschaft der Männer waren wohl die seitdem ausufernden Nachspielzeiten. Daran hat sich die dritte und vermutlich letzte Staffel von Ted Lasso ein Beispiel genommen und bietet Episodenlängen von teilweise über einer Stunde Nettospielzeit. Das ist eindeutig zu viel, wenn man mich fragt. Davon abgesehen bleibt es auch in der letzten Staffel Wohlfühlfernsehen, ohne nennenswerte Konflikte zwischen den Hauptfiguren, lediglich zwischen Co-Trainer Roy Kent (Brett Goldstein) und Starspieler Jamie Tartt (Phil Dunster) knirscht es ab und an mal, aber das ist ja alles gar nicht so gemeint. Und sollte es doch mal kritische Themen wie Homophobie oder Rassismus geben, ist spätestens am Ende der Folge wieder alles gut. Der Handlungsstrang rund um den Ibrahimovic-Klon Zava (Maximilian Osinski) funktioniert nicht so wirklich. Schwierig ist es auch für die beiden weiblichen Hauptfiguren der Serie: Club-Präsidentin Rebecca (Hannah Waddingham) wird zur Tratschtante, die frische Firmenchefin Keeley Jones (Juno Temple) stellt erst ihre unfähige Freundin ein und fängt dann ein Verhältnis mit ihrer Geldgeberin (Jodi Balfour) an – vermutlich gab es nicht noch mehr Möglichkeiten, um sie als überfordert darzustellen. Das die Serie mit Fußball relativ wenig zu tun hat ist dagegen nichts neues. Sowohl Training als auch die Spiele sind schlicht unrealistisch, die Spieler schwitzen nicht einmal. Das war noch nie die Stärke der Serie. Sondern sie lag immer in der Figur des Ted Lasso (Jason Sudeikis), die den Reiz ausmachte und sicherlich zu den bemerkenswertesten der jüngeren Seriengeschichte gehört. Passend, dass wir nun auch mal seine Mutter (Becky Ann Baker) kennenlernen durften. Außerdem mochte ich ja auch immer Coach Beard (Brendan Hunt) und dessen zwei Seiten zwischen knorrigem Trainer und Lebemann. Lasso und Beard liefern auch in der letzten Staffel ab und sorgen dafür, dass die Serie trotzdem nicht schlecht wird, sondern schlichtes Wohlfühlfernsehen bleibt.

Veep – Die Vizepräsidentin (Staffel 6, 10 Folgen, USA, Sky on Demand) – 9 von 10

Harte Zeiten für Selina Meyer (Julia Louis-Dreyfus): Nach mehreren Monaten Präsidentschaft muss sie das Oval Office räumen und Laura Montez (Andrea Savage) zieht als erste gewählte Präsidentin der USA ins Weiße Haus. Doch Selina gibt nicht auf – verzweifelt versucht sie mit allen Mitteln, wieder politische Macht zu bekommen.

Hoppla, was war das denn? Konnte sich die Vorgängerstaffel noch knapp auf die 8 Punkte retten, ist das hier nun die vielleicht witzigste Staffel der Serie. Die fiesen Einzeiler sitzen, die Sprüche sind weiterhin sehr derb, die Figuren entwickeln sich weiter (Dan Egan (Reid Scott) als Morning-Show-Moderator? Fantastisch!) und bekommen passende, neue Aufgaben dazu und Mrs. President (Julia Louis-Dreyfus) positioniert sich so klar wie nie zuvor als egoistischer und karrierefixierter Fiesling, worunter ihre Tochter (Sarah Sutherland), sowie Gary’s (Tony Hale) Geburtstagsfeier zu leiden haben. Dazu ist Jonah Ryan (Timothy Simons) in dieser Staffel wohl ebenfalls so gut wie nie zuvor. Das war noch mal ein echtes Fest, bevor es in die letzte Staffel geht. Die einzige, die dieses Mal etwas zu kurz kommt ist leider Amy (Anna Chlumsky) – aber der Teaser zur siebten Runde gibt auch für sie noch einmal Anlass auf Hoffnung auf eine größere Rolle.

Ernesto’s Island (Deutschland, 2022, Arte) – 6 von 10

Der Ost-Berliner Matthias (Max Riemelt) verlässt seine vertraute Stadt, um die Asche seiner verstorbenen Mutter an einem besonderen Ort in Kuba zu verstreuen. Was auf dem Papier nach einem spannenden Roadtrip klingt, krankt vor allem an der recht unsympathischen Figur von Riemelt. Sollte man meinen, dass er sich im Laufe des Trips selbst findet und angenehmer wird, ist an ihm kaum eine Veränderung zu merken. Bis zum Schluß bleibt er der unangenehme Besucher, der den Kubanern erklären möchte, wie es auf ihrer Insel läuft. So hat der Film einige schöne Bilder, ein paar nette Sequenzen und die sehr sympathische Marion Duranona als Riemelts einheimischer Guide, die dann aber auch – wie einige andere Nebenfiguren – plötzlich einfach wieder weg ist. Richtig rund ist der Film leider nicht geworden.

Nach Snake Behind The Sun (#9 in meinem Jahresranking 2021) haben die amerikanischen Postrocker von Shy, Low eine neue EP mit dem Namen Babylonica veröffentlicht. Die EP geht zwar insgesamt nur 20 Minuten, beinhaltet aber alles, was die lauten Vertreter des Genres so auszeichnet. Vor allem der letzte Track Instinctual Estrangement sollte die Fans dieser Musikrichtung umhauen.

Gesehene Spiele in dieser Saison: 3 von 3 Liga-Spielen = 100%.

Die gute Nachricht aus Sicht des KSC zu Beginn: Es gab nur ein Gegentor. Die schlechte: Sie haben selbst kein gültiges Tor erzielt. Und so setzte es beim Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden eine 0:1 Niederlage. Das Tor des Tages erzielte Hyun-Ju Lee, eine Leihgabe vom FC Bayern München. Trotz einiger Chancen für den KSC und einem xGoals Wert von 1,57 hatte man gegen Ende nicht mehr das Gefühl, der KSC würde noch den Ausgleich erzielen können. Und so bleibt SVWW Coach Kauczinski in dieser Saison weiter ungeschlagen.

  • Update Färöer: Die Erfolgsgeschichte von KÍ Klaksvík ist vorerst leider beendet. Im Rückspiel gegen Molde FK setzte es eine Niederlage nach Verlängerung, womit der Traum von der Champions League erst einmal geplatzt ist. Europäisch dürfen sie jedoch weiterspielen. Am Donnerstag startet eine weitere Qualifikationsrunde, in der es darum geht, ob sie in die Gruppenphase der Europa League oder der Coneference League spielen dürfen. Beides wäre immer noch ein großer Erfolg!
  • Oasis: Ziemlich genau 29 Jahre ist dieser Auftritt der beiden Gallagher-Brüder bei MTV Most Wanted her (für die jüngeren: Das M in MTV steht für Music). Es war noch zu Beginn ihrer großen Karriere, sie galten als die aufstrebenden Superstars, die Rabauken aus der Arbeiterklasse. Und dann spielen sie diese Akkustik-Versionen von Whatever und von Live Forever so dermaßen ruhig und auf den Punkt, als wären sie schon ganz alte Hasen. Wenn ich diesen Clip sehe, dann bekomme ich immer noch Gänsehaut. Selbst 29 Jahre später.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

(Die Inhaltsangabe von Veep entspricht dem Pressetext von Sky.)

7 Kommentare

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