Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 34/2022: Better Call Saul, King Hannah, Der Gesang der Flusskrebse und Eating Before Swimming

Happy Sunday!

Auch nach drei Anläufen will mir heute keine halbwegs geistreiche Einleitung einfallen. Deshalb umkurve ich alle potentielle Fallstricke und starte sofort mit der Finalstaffel einer der besten Serien der letzten Jahre.

Better Call Saul (Staffel 6, 13 Folgen, USA, Netflix) – 8 von 10

Es fehlt nur noch der letzte Schritt um aus dem linkischen Anwalt Jimmy McGill (Bob Odenkirk) den gefürchteten Saul Goodman werden zu lassen, den wir aus Breaking Bad kennen.

Damit kommt die Prequel Serie von Breaking Bad nach sechs Staffeln zu ihrem Ende. Wie können die kreativen Köpfe die Spannung hochhalten, wo wir doch für eine ganze Reihe von Figuren wissen, welche Rolle sie in der danach spielenden Mutterserie haben werden? Und was wird aus den Figuren, die in Breaking Bad nicht auftauchen werden, allen voran Jimmys Freundin Kim Wexler (Rhea Seehorn)? Auch die in den ersten Staffeln immer mal wieder eingestreuten Ausschnitte aus der Zukunft Jimmys bzw. Sauls nach Breaking Bad sorgen dafür, dass das Korsett dieser finalen Staffel doch recht eng geschnürt ist und den Autoren damit nicht alle Freiheiten erlaubt.

Außer Frage stehen weiterhin die grandiosen Bilder und Einstellungen, sowie die Atomosphäre der Serie. Etwas vergleichbares gibt es wohl nicht in der aktuellen Serienlandschaft. Optisch ist das einfach die alleroberste Schublade, was sehr zur Stimmung beiträgt. Odenkirk und Seehorn sind fantastisch in ihren Rollen und der muntere Mix zwischen launigen Handlungssträngen und dramatischer Brutalität stimmt vor allem in der ersten Hälfte der Staffel. Auch wenn die Kampagne von Jimmy und Kim gegen ihren früheren Vorgesetzten Howard Hamlin (Patrick Fabian) in deren Konsequenz nicht ganz nachvollziehbar ist, zeigt sie als Nebeneffekt dann doch ganz schön, wie sich die Prioritäten bei Jimmy verschoben haben. Trotzdem ist die überraschende Auflösung dieser Story das emotionale Highlight dieser Staffel. Und es ist bemerkenswert, wie in einer Serie, die mit McGill/Goodman einen zwielichtigen Antagonisten als Hauptfigur hat, der durchweg nette, professionelle und positive Hamlin als böser Gegner inszeniert wird. Auch die Geschichte um die Gangster Fring (Giancarlo Esposito) und Lalo Salamanca (Tony Dalton) wird zu ihrem Ende gebracht – wie auch in den Vorgängerstaffeln retten die faszinierenden Figuren die Serie immer dann, wenn man eigentlich schon genug von der ganzen Drogenkriminialität gesehen zu haben glaubt. Aber auch das ist ein Wahrzeichen des Breaking Bad Kosmoses: Die vielen unvergesslichen Nebenfiguren, die Vince Gilligan und Peter Gould geschaffen haben. So ganz rund bringen die beiden jedoch ihr Pferd nicht ins Ziel. Krankte schon die erste Hälfte etwas zu sehr an der zwar netten, aber auch beliebigen Racheaktion von Jimmy und Kim, sind die letzten vier Episoden – die im Better Call Saul typsichen schwarz/weiß für Zeitsprünge in die Zukunft zu sehen sind – auch teilweise etwas zäh und haben – das ist dagegen für die Serie untypisch – inhaltlich auch ungewohnte Holpersteine. Im Versuch, möglichst nicht zu spoilern, sage ich einfach mal nur: Da sind mir zu viele Zufälligkeiten und seltsamen Entscheidungen darunter. Mit dem Ende selbst kann man dagegen gut leben.

Insgesamt sind das dann aber leider nur 8 Punkte. Die Vorgängerstaffel bot da wesentlich mehr und auch das Finale der Mutterserie Breaking Bad hatte ein besseres letztes Jahr. Eine denkwürdige Serie bleibt Better Call Saul aber trotzdem.

Der Gesang der Flusskrebse (USA) – 7 von 10

Regisseurin Olivia Newman’s zweiter Spielfilm hat sich eines der kommerziell erfolgreichsten Romane der vergangenen Jahre angenommen, was eine ziemlich undankbare Aufgabe sein kann. Nun habe ich den Roman von Delia Owens nie gelesen (aber dafür gibt es bei goingtothemovies eine aktuelle Kritik) und kann daher nichts darüber sagen, wie gut die Verfilmung gelungen ist. Der Film selbst ist jedoch trotz seine Laufzeit von knapp über zwei Stunden eine erfreulich kurzweilige Angelegenheit. Hauptdarstellerin Daisy Edgar-Jones überzeugt als in der Natur aufgewachsenes „Marschmädchen“ und die beiden Handlungsstränge zwischen ihrem Erwachsenenwerden und der Mordverhandlung, in die sie hineingezogen wird, sind interessant und ergänzen sich recht gut, ohne zu verworren zu werden. Das ist ruhig erzählt, aber ohne zu langweilien. Und auch das für die Atmosphäre der Geschichte wichtige Setting in den Sümpfen von North Carolina wurde toll eingefangen. Vielleicht etwas zu langatmig wurden jedoch die beiden Romanzen in ihrem Leben, die mit Tate (Taylor John-Smith) und die mit Chase (Harris Dickinson), erzählt – auch wenn die natürlich wichtig sind für die Handlung. Außerdem hatte ich das Problem, dass die beiden Love Interests optisch doch recht ähnliche Typen waren, da brauchte ich etwas um mich zurechtzufinden. Ein etwas größerer Fokus auf die Gerichtsverhandlungen mit ihrem von David Strathaim gespielten sympathischen Anwalt hätte mir vermutlich besser gefallen. Die finale Auflösung des Mordfalls ist dann schließlich zwar nicht unpassend, hätte aber gerne noch etwas genauer erklärt werden können. Es ist insgesamt trotzdem ein kurzweiliger Kinofilm, dem noch etwas die letzte Finesse gefehlt hat, um länger im Kopf zu bleiben als nur wegen Taylor Swifts schöner Titelsong.

Unverhofft kommt oft. Morgens habe ich durch Zufall gesehen, dass King Hannah noch einmal in die Stadt kommen (nachdem sie bereits im April hier, aber ich nicht dabei war), abends war ich auf ihrem Konzert. Und habe es nicht bereut.

King Hannah (UK) – München, Rote Sonne

Wenn man die Musik der englischen Band King Hannah mit einem Gefühl vergleichen müsste, dann würde ich sagen, sie machen Musik für den späten Abend. Es ist schon recht dunkel und man dreht die Musik lauter, um ganz darin aufzugehen. So sind King Hannah und live war das noch einmal intensiver und energetischer als auf dem Debutalbum. Dessen Songs haben sie mit ein paar Songs ihrer ersten EP ergänzt und fertig war die Setlist, die eine gute Stunde beste Unterhaltung bot.

Wer auf bluesigen Rock steht und sich das verknüpft mit einer Lana del Rey Stimme vorstellen kann, der ist hier genau richtig. Sängerin Hannah Merrick war dabei der Fixpunkt auf der Bühne (und vor dem Konzert hätte ich sie ausversehen fast angerempelt, als wir von zwei Seiten durch die gleiche Tür wollten), auch wenn sie eher schüchtern vorne stand, aber mit ihrer zarten Stimme zog sie das Publikum trotzdem in ihren Bann. Aber auch Gitarrist und Bandgründer Craig Whittle zog durch die intensive Arbeit an seinem Instrument die Aufmerksamkeit auf sich.

Weil ich mir mein Ticket erst an der Abendkasse geholt hatte, war ich recht früh vor Ort und ließ es mir dann auch nicht mehr nehmen, ganz vorne zu stehen. So konnte ich wirklich den Rest des Publikums für mich ausblenden und das Konzert ungestört und stressfrei genießen.

Für euch habe ich dieses Mal einen kompletten Konzertmitschnitt der Band herausgesucht. Er stammt von ihrem Auftritt auf dem Haldern Pop, das wenige Wochen vorher stattfand. Beim Start des Videos werdet ihr allerdings direkt beim letzten Song landen, It’s Me And You, Kid, welches auch das Album beschließt und eines der Highlights ihres Schaffens ist. Viel Spaß.

Es gibt etwas Neues von Frank Turner! Zwar ist von ihm in diesem Jahr bereits ein gutes, neues Album erschienenen – das hindert ihn aber nicht daran, zusammen mit seinem Jugendfreund Chris Blake an einem Nebenprojekt zu arbeiten. Unter dem Namen Eating Before Swimming ist ein Cover-Album entstanden, für das sie klassische Pop-Songs ein gehöriges Stück entfremdet haben. Insgesamt für den Moment ganz launig, aber vielleicht auch etwas nischig. So ist zum Beispiel aus Twist and Shout der Song You Got Me Going entstanden. Das klingt im ersten Moment etwas schräg, im zweiten aber schon nicht mehr so sehr.

Gesehene Spiele in dieser Saison: 6 von 6 Liga-Spielen = 100%.

Ungefährdeter 2:0 Heimsieg gegen Hansa Rostock. Tore durch Heise und Batmaz, damit wurden die bisherigen 14 Saisontore in der Liga von 11 verschiedenen Torschützen erzielt. Das ist wohl die richtige Antwort auf den Weggang vom Toptorjäger der letzten Jahre.

Nach dem desaströsen Auftakt in die Saison mit 0:8 Toren nach der ersten 135 Minuten war mit der aktuellen Siegesserie von drei gewonnen Partien in Folge nun wirklich nicht zu rechnen. Aber die Systemumstellung im Mittelfeld auf einer Raute plus einem Sturmduo hat in der Offensive für mehr Wirbel gesorgt. In der Defensive haben sich Franke, der so spielt, als wäre er schon seit Jahren beim Verein, und die HSV-Leihe Ambrosius erst einmal festgespielt und für Stabilität gesorgt. Seit letzterer da ist, gab es in beiden Partien noch kein Gegentor. Wird spannend werden, wer spielen darf, wenn die ganzen Verletzten für die Innenverteidiger-Position wieder in den Kader zurückkommen.

Nächsten Samstag steht am Abend das Duell gegen den HSV an, eine Partie, zu der es in den letzten Jahren bereits genug Geschichten gab. Vielleicht geht ja dieses Mal endlich etwas, wenn der KSC schon in Bestform die Reise in den Norden antritt.

Das war’s für diese Woche. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

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