Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 26/2022: Elvis, Taylor Swift, Corsage, Battlestar Galactica und Lovegoods Mission

Bergfest! Die erste Hälfte des Jahres ist bereits durch, wie schnell das wieder ging. Der Sommer wird zwar noch ein paar Monate bleiben, aber die Tage werden schon wieder kürzer und wir sind näher am Jahr 2023 als an 2021.

In dieser Woche war ich gleich zweimal im Kino – davon einmal auf dem Münchner Filmfest. Beide Filme behandelten historische Figuren und wie mir nach einer kurzen Recherche auf Wikipedia klar wurde: Beide hatten einen Bezug zu meiner Heimat. Wie klein die Welt doch ist. Und deshalb geht es zunächst in die unendlichen Weiten des Weltraums. Vorhang auf für den medialen Wochenrückblick!

Im Filmbereich schaue ich mir ja gerne auch mal ein paar Trashperlen an. In der Literatur hatte ich damit bisher noch nicht so viele Erfahrungen, wollte aber mal etwas mehr in die Richtung gehen. Bei der Recherche stieß ich dabei auf diese kurze Geschichte, die zum einen Barbarella als Referenz nannte und zum anderen überraschenderweise sogar aus Deutschland stammte, nämlich von einem weiblichen Autoren-Duo. Hat sich das Experiment gelohnt?

Alana Troy & Cat Crimson – Lovegoods Mission: Rausch der Schwerelosigkeit (Deutschland, 2014) – 4 von 10

Klappentext: Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2096. Die Erde wird von einer außerirdischen Macht bedroht und es gibt nur eine Hoffnung: Captain Stella Lovegood. Mit ihrer 100 Mann starken Besatzung durchstreift sie auf ihrem Raumschiff die Galaxis, um Kontakt zu fremden Zivilisationen aufzunehmen und so eine Allianz gegen die tödliche Bedrohung zu schmieden. Doch ihre Mission droht zu scheitern, als das Schwerkraftfeld eines dunklen Sterns die Spirit erfasst. Das Schiff und seine Mannschaft sind dem Untergang geweiht und nur dem beherzten Eingreifen ihres ersten Offiziers ist es zu verdanken, dass Captain Lovegood die Mission fortsetzen kann. Allein in ihrem überaus leistungsstarken Rettungsschiff, der Sojourner, fliegt die Erstkontakt-Spezialistin von Sonnensystem zu Sonnensystem, einem ungewissen Schicksal entgegen. Und nur ihre hohe Intelligenz, extreme Anpassungsfähigkeit und außergewöhnliche Empathie, gepaart mit einer unersättlichen Libido und körperlichen Fitness, sichern ihr Überleben in einer fremdartigen und oft lebensfeindlichen Umwelt. Wird es Stella gelingen, Verbündete zu finden und wird sie jemals zur Erde zurückkehren können …?

Review: Um auf die Abschlußfrage der Einleitung zurück zu kommen: Geschadet hat es wegen der Kürze jedenfalls nicht. Der Klappentext ist jedenfalls quatsch und bezieht sich bestenfalls auf die gesamte Reihe. Im ersten Band (von fünf) jedoch wird Stelle Lovegood lediglich als Expertin zu einem Erstkontakt hinzugeholt und kommt dabei erst nach einer gewissen Wartezeit zum Zuge. Danach geht es rasend schnell und der erste Teil der Geschichte ist vorbei. Mit der Taktung und der Spannungsschraube stimmt also für meine Begriffe irgendetwas nicht – auch wenn das als Teaser für Teil 2 noch halbwegs hinhaut.

Auch sonst hält sich die Begeisterung in Grenzen. Stella Lovegood scheint beruflich ganz gut dabei zu sein, darf es aber selten zeigen – dafür lebt sie ihre Lust häufig aus. Okay, das ist Teil des Konzeptes, hat aber wenig Finesse. Die Nebenfiguren erwecken wenig Interesse und man stößt immer wieder auf Schreibfehler.

Fazit: Qualitativ auf dem Stand von erotischer Fan-Fiction, für die es allerdings keine Vorlage gab.

Battlestar Galactica (Staffel 2, 20 Folgen, USA, Peacock) – 8 von 10

Nach den Schüssen auf Admiral Adama (Edward James Olmos) übernimmt zunächst sein erster Offizier Saul Tigh (Michael Hogan) das Kommando über die Galactica. Außerdem muss sich die Crew überlegen, wie sie mit der Attentäterin, dem Zylonen Sharon (Grace Park) umgehen soll. Weiteren Ärger gibt es um das Schwesterschiff Pegasus, das plötzlich wieder auftaucht. Und außerdem spannt sich die politischen Situation rund um Frau Präsident Roslin (Mary McDonnell) immer weiter an.

Eine Staffel mit 20 Folgen ist mittlerweile doch recht ungewohnt, da muss man sich erst einmal durchkämpfen. Aber es lohnt sich – auch die zweite Staffel der Science-Fiction Serie bleibt weiterhin fast durchgehend auf hohem Niveau und schafft es dieses Mal, dass auch noch die strahlensten Helden ihre dunklen Flecken abbekommen (besonders auffällig dieses Mal bei Starbuck Katee Sackhoff und Chief Aaron Douglas). Dazu kommen die Themen Terrorismus, Ethik und Religion stärker auf die Agenda – Macher Ronald D. Moore kann seine Vergangenheit bei Deep Space Nine nicht abstreiten. Die zwanzig Folgen sind recht abwechslungsreich und lassen reihum die ganze Crew mal im Rampenlicht stehen. Die Zivilgesellschaft mit der Politik und den Medien ist allerdings gegenüber dem Militär und dem Konflikt nicht ganz so ausgeprägt gelungen, sondern relativ simpel gehalten (was vor allem auffällt, wenn man kurz vorher erst Borgen geschaut hat). Und von der technischen Ausstattung der Zukunft wollen wir besser gar nicht sprechen. Macht aber nichts, wenn die Serie weiterhin so spannend bleibt.

Corsage (Österreich) – 6 von 10

Der Film von Marie Kreutzer ist mehr eine Charakterstudie von Elisabeth von Österreich-Ungarn, besser bekannt als Sisi (toll gespielt von Vicky Krieps), als ein Film mit ausufernder Handlung. Das macht ihn teilweise etwas langatmig und wiederholend, schließlich hat man schon recht bald verstanden, dass sich die ca. 40jährige Sisi von ihrer Aufgabe als oberste Repräsentantin ohne wirkliche Funktion eingeengt und unterfordert fühlt und sie auch privat mit Kaiser Franz Joseph (Florian Teichtmeister) nicht glücklich ist. Wenn diese Erkenntnis erst einmal etabliert ist, ist das Eskalationslevel danach nur noch überschaubar, bis dann am Ende… nunja, mit historischen Fakten nimmt es der Film nicht allzu genau, was aber auch okay ist, wenn am Lagerfeuer auf einmal As Tears Go By von den Rolling Stones auf einer Harfe gespielt wird oder Sisi den Mittelfinger streckt. Ausgelassen wurde ihr Kurbesuch in meiner hessischen Heimat, aber der scheint historisch auch keine größere Rolle gespielt zu haben. Es ist Sisis Kampf um etwas mehr Freiheit, um das Ausbrechen aus der titelgebenden Corsage, der das Thema ist, ihr aber oft nicht gelingt.

Für Fans der alten Schmonzetten ist der Film allerdings nichts. Corsage hat nichts majestätisches und ihm fehlt auch der Geschichts-Puderzucker eines Downton Abbeys. Der Film ist realistisch-trist gedreht, ohne Kitsch, Pomp und Hochglanz und ohne einen gütigen Blick, den man gerne auf die Vergangenheit hat. Tatsächlich war das für mich der interessanteste Aspekt des Films.

Elvis (USA) – 8 von 10

Elvis lebt! Zumindest auf der Leinwand, weil das, was Austin Butler hier als Elvis Presley abzieht, ist wirklich fantastisch. Besonders die Auftritte sind von Baz Luhrmann unheimlich mitreißend inszeniert, egal ob es Elvis‘ erste Bühnenerfahrungen oder sein legendäres Comeback-Special sind oder gar die große Las Vegas Show. Das ist ganz großes Kino und muss sich auch vor Bohemian Rhapsody nicht verstecken. Das macht gute Laune und lässt das Rock’n’Roll Tanzbein jucken. Die knapp 160 Minuten vergehen wirklich sehr schnell. Es ist über weite Strecken Feel-Good Kino, dass man sich auch wiederholt gerne ansieht. Die bekannten Stationen seiner Musik- und Filmkarriere finden alle ihre Platz, auch wenn die zeitlichen Sprünge dazwischen teilweise doch recht groß sind. Auch die deutsche Synchronisation der Figur ist mehr als gelungen.

Also alles gut? Nicht ganz. Über die Musik selbst erfährt man recht wenig. Die Songs sind meistens einfach da und stehen selten in einem Bezug zur Handlung. Die dunkleren Seiten seines Lebens werden konsequent nur in die letzten Minuten gepackt. Kein Wunder, dass die Familie Presley sich vom Film sehr begeistert zeigte. Tom Hanks als sein Manager Colonel Tom Parker – welcher der Erzähler des Films ist – wird zwar immer wieder etwas zwielichtig genannt, richtig deutlich wird das allerdings auch erst gegen Ende. Diese Aspekte hätte man gerne etwas besser über die Handlung verteilen können, dann hätte es auch mit dem neunten Punkt noch geklappt.

Etwas schade ist allerdings, dass Elvis Presleys Zeit beim US-Militär in Deutschland wirklich sehr kurz abgefrühstückt wird (und sich nur auf eine Szene mit Priscilla (Olivia DeJonge) beschränkt), so dass meine hessische Heimat nicht seine verdiente Würdigung erhält. Aber das ist vielleicht auch nur mein persönlicher Kritikpunkt.

Es gibt etwas neues von Taylor Swift! Und das ist ja spätestens seit ihrem tollen Folklore Album 2020 eine Nachricht, bei der auch Indie-Boys neugierig aufschauen. Für den kommenden Kinofilm Der Gesang der Flusskrebse hat sie mit Carolina ein Stück für den Soundtrack beigesteuert und der schließt fast nahtlos an ihre letzten Werke an.

  • Blog-Statistik: Sommerloch? Jedenfalls waren die Blog-Abrufe im Juni so niedrig wie seit dem September 2020 nicht mehr. Insgesamt liegen die Abrufe im 1. Halbjahr um 11% hinter den Werten aus dem Vorjahr zu diesem Zeitpunkt. Seitenblick auf die Google Search Console: Die Seite wurden im 1. Halbjahr genau 95.660 mal bei Google angezeigt (-18% im Vergleich zum Vorjahr), angeklickt wurde sie dann 1.379mal (-23%).
  • Schritte: Und nach dem Umzugs-Stress im Mai ist auch meine tägliche Schrittanzahl wieder eingebrochen und auf 5.270 gefallen. Ein Wert, den ich sonst eher im Winter habe. Wenigstens hat mein Gewicht nicht darunter gelitten – die Waage war seit August 2021 nicht mehr so gnädig zu mir.
  • Apple TV: Jetzt hat mich Sky doch noch gelockt und mir ein dreimonatiges kostenloses Probeabo von Apple TV angedreht. Welche Serien und Filme könnt ihr von der Plattform empfehlen?
  • Nummer 9 lebt: Was den aufmerksamen Besuchern meiner Seite schon lange klar war, hat nun auch die Redaktion der 11Freunde entdeckt.
  • Elvis lebt: Zurück ins Kino. Austin Butler, der Elvis Presley in Elvis gespielt hat, spricht bei Jimmy Fallon über die Rolle.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und hört noch etwas gute Musik für einen tollen Start in die neue Woche!

8 Kommentare

  • bullion

    Meine Aufrufzahlen sind schon seit Februar auf ziemlich niedrigem Niveau, die letzten zwei Monate wurde es noch schlechter. Wer weiß, das Google da gerade bastelt (plus Sommerloch, ja, das merkt man auch immer).

  • Christine

    Apple TV war für mich die Erleuchtung in dem Jahr! XD Also ich fand „We crashed“, „Servant“ und „Severance“ extrem gut. Glaub die letzten beiden sind auch meine Favoriten aus dem ganzen Jahr… Gerade schaue ich „Shilling Girls“, aber da muss ich erst mal noch abwarten für meine Meinung. 🙂
    Die Qualität bei Apple TV ist aktuell noch sehr hoch.

    • Nummer Neun

      Oh – danke für die Tipps! Klingen von den Beschreibungen her, die man so findet, recht gut!

      Habe gestern erst einmal mit „For All Mankind“ angefangen. Die erste Folge gefiel mir ganz gut, habe aber schon gelesen, dass die Serie die Qualität wohl nicht ganz halten kann. Außerdem ist „Ted Lasso“ noch ganz dick vorgemerkt.

  • elablogt

    Sky hat mir gerade auch das 3 Monate Angebot geschickt und weil ich ja grad so schön im Apple Universum war, bleib ich noch ein wenig ^^
    Für Elvis hab ich mir jetzt für Montag eine Karte geholt. Erwartet hätte ich ja mehr von den dunklen Seiten, klingt jetzt es als kommen die ein wenig kurz. Aber ich bin trotzdem recht gespannt auf den Film.
    Liebe Grüsse Ela

Was sagst du dazu? Aber denke dran, deine Mail- und IP-Adresse wird gespeichert und auch Gravatar liest mit. Ist das ok? Dann kommentiere

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.