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Françoise Sagan – Bonjour Tristesse (Frankreich, 1954)

Intro: Nach dem eher umfangreichen letzten Roman stand nun ein echter Quickie auf dem Programm. Nicht einmal 150 Seiten umfasst der Debutroman Bonjour Tristesse von Françoise Sagan, den sie als 18-jährige verfasste und der in Frankreich in der Nachkriegszeit für ordentlich Furore sorgte. Gelesen habe ich den Roman natürlich in der deutschen Übersetzung.

Klappentext: Cécile ist ein launiger Teeanger, scharfsinnig, egoistisch, manipulativ – und dazu verdammt, den Sommer mit ihrem Vater und seiner jungen Geliebten Elsa zu verbringen. Zunächst gelingt es Cécile, die Erwachsenen gegeneinander auszuspielen und den Aufenthalt an der Côte d’Azur nach ihrem Geschmack zu gestalten: in herrlicher Leichtigkeit und Freizügigkeit. Bis plötzliche die kluge Anne auftaucht, eine Freundin ihrer verstorbenen Mutter, und die sommerliche Idylle mit erzieherischer Strenge zu zerstören droht. Als der Vater Elsa verlässt und Anne heiraten will, schmiedet Cécile einen Plan mit tragischen Konsequenzen.

Review: Vorurteile und Klisches haben ja oft einen wahren oder für wahr gehaltenen Kern. Französische Filme? Die eine Hälfte sind Komödien, die andere Hälfte spielt an der Côte d’Azur, wo der Vater mit seiner minderjährigen Tochter die Sommerferien verbringt und sie dabei ins echte Leben stolpert. Für das letztere Setting scheint Françoise Sagan die Blaupause gewesen zu sein.

Die Geschichte wird von der 17jährigen Cécile erzählt, die selbstbewusst und grüblerisch ist, aber ihr Leben in die eigenen Hände nehmen möchte und sexuell selbstbestimmt ist, was aus heutiger Sicht schwer zu glauben ist, dass das zum Zeitpunkt der Veröffentlichung für so viel Kritik sorgte. Ihrem Vater lässt sie die ganzen oberflächlichen Romanzen durchgehen, erst als sie bei Anne merkt, dass sie eine Gefahr für ihre Beziehung mit ihrem Vater sein könnte, beginnt sie zu intervenieren. Dass sich alle drei weiblichen Hauptfiguren um den Mann balgen, mag Sibylle Berg in ihrem überflüssigen Nachwort in ihrem schlichten Weltbild bestärken, letztlich sind es aber die Frauen, die in Bonjour Tristesse die Handlung beeinflussen, während die männlichen Hauptfiguren – Céciles Vater und Cyril, ihr eigener love interest – beeinflußbar und nur Figuren im Spiel sind.

Sagans Debutroman lässt sich locker durchlesen. Leichtigkeit und Setting sorgen dafür, dass es ein kurzer Roman für den Sommer ist. Das Buch ist sehr auf die Figuren fokussiert, besonders Cécile ist in ihrer Jugendlichkeit, zwischen Selbstzweifel und Unabhängigkeit, gut getroffen. An manchen Stellen hätte allerdings etwas mehr Handlung und auch das Etablieren von gewissen Grundkonstellationen nicht geschadet.

Fazit: Kleine, altmodische Sommergeschichte für zwischendurch.

4 Kommentare

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