Brasil 2014: I – Rio de Janeiro
Nach dem kurzen Prolog in Buenos Aires war es dann also endlich soweit: Am Abend landeten wir in Rio de Janeiro, einige Tage vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft. Am Flughafen buchten wir uns mit Kredikarte ein Taxi, dass uns zu unserem Hotel brachte. Das Hotel Granada lag in der Nähe des Zentrums, die Straßen dorthin machten im Dunkeln einen etwas verlassenen und nicht besonders vertrauenserwecketen Eindruck. Dafür bot die Dachterrasse einen schönen Blick über die nahe gelegenen Hochhäuser. Tagsüber ließ sich sogar Cristo Redentor, das Wahrzeichen der Stadt, von hier aus erkennen.Am nächsten Morgen organisierten wir uns erst einmal etwas Bargeld am nächsten Geldautomaten und ließen uns dann erklären, wie wir am Besten zu den Sehenswüridkeiten kommen. Und siehe da: Fast direkt vorm Hotel fuhren öffentliche Busse ab, die am Pao de Acúcar (dem Zuckerberg) vorbei bis zur Copacabana und zu Ipanema fuhren, den beiden bekannten Vierteln mit den großen Stadtstränden. Für nur 3 Real (ungefähr 1 Euro) war man zwar gut eine halbe Stunde unterwegs, aber dann war man schließlich da: Ipanema. Im Vergleich zur Copacabana das etwas schickere und neuere Viertel. Hier stiegen wir aus und liefen am Strand und an der Strandpromenade entlang, bis wir über das kleine Arpoador (in diesem Viertel gibt es am Strand eine ins Meer ragende Felsformation, von der aus man einen schönen Blick auf die Küste hat) an der belebteren Copacabana waren. Hier waren bereits viele Fußball-Fans versammelt und man sah Trikots aus allen Ecken der Welt. Besonders Mexikaner und Kolumbianer waren viele vertreten. Nur die Schönheiten im knappen Bikini wollten irgendwie nicht auftauchen. Und das obwohl es perfektes Strandwetter bei ca. 25° war.An der Copacabana angekommen suchten wir uns erst einmal ein kleines Restaurant und landeten im Montagu’s, ein nettes und sympathisches Straßenrestaurant. Nach dem Essen fuhren wir erst einmal wieder zurück ins Hotel. Für später nahmen wir uns vor, vom Zuckerhut aus den Sonnenuntergang zu beobachten. Wie sich heraus stellte, haben wir die Zeit aber ein wenig unterschätzt und so konnten wir zu sehen, wie auf dem Weg vom Bus zur Talstation der Seilbahn es langsam aber stetig dunkel wurde und wir den Plan dann ganz aufgeben mussten.Am nächsten Tag war das Wetter uns nicht ganz so wohl gesonnen. Zwar war es trocken, aber recht neblig. Was uns bei Cristo Redentor auf dem hohen Corcovado zum Verhängnis wurde. An der Talstation warnte man uns schon, dass man da oben nicht viel sehen würde, aber wir hatten ja keine Zeit, heute oder nie, also fuhren wir hoch auf den Berg und sahen: Nichts. Christus war schemenhaft zu erkennen, der Ausblick, der einem von unzähligen Reiseführern und zur Zeit jeden Tag bei der WM-Berichterstattung begegnete, war nicht vorhanden. Gespenstisch. Dafür war jedoch nicht so viel los.Mit dem Bus fuhren wir wieder zur Copacabana und aßen dort in einem der zahlreichen Buffetrestaurants. Diese sind in Brasilien durchaus beliebt und wurden in meinem Reiseführer auch öfter empfohlen. Man hat dort meistens die Wahl aus einem großen Salat- und Beilagenbuffet und kann aus zig verschiedenen frisch gegrillten Fleischsorten wählen. Man zahlt am Ende nach Gewicht und geht so deutlich günstiger essen als in einem a la carte Restaurant. Aber für mich blieb es halt nur ein Buffetrestaurant, obwohl es geschmacklich gut war.
Mit der gut funktionieren Metro fuhren wir von hier aus ins Stadtzentrum, also dorthin, wo auch die Geschäfte und Büros sind. Hier war es spürbar lebhafter und nicht mehr so relaxed wie an der Copacabana. Hier konnte man sich vorstellen, dass Leute in der Stadt auch leben und nicht nur Urlaub machen. Aber ein Abstecher hier her lohnt, zeigt es doch noch einmal eine andere Facette der Stadt. Wir sahen uns das Teatro Municipal und die etwas seltsame 70er-Jahre moderne Catedral Metropolitana de Sao Sebastio an, die laut Reiseführer im Volksmund Bienenkorb genannt wird. Bei mir in der Heimat gab es ein Cafe das so hieß und in dem wir früher einige Freistunden verbrachten hatten. Hier geht man in ein anderes Cafe: Die Confaiteria Colombo, ein richtig schickes Kaffeehaus mit riesigen Spiegeln an den Wänden und einem gewissen Wiener Flair. Von hier aus konnten wir gut wieder zurück in unser Hotel laufen. Viel mehr Zeit hatten wir nicht in Rio, am nächsten Morgen klingelte der Wecker zu einer äußerst unchristlichen Zeit, damit wir rechtzeitig am Flughafen sein konnten. In aller Frühe stand dort unser Flugzeug bereit, der uns nach Manaus bringen sollte.
War jetzt Rio de Janeiro die schönste Stadt der Welt für mich? Sicherlich sind die großen Stadtstrände sehr beeindruckend, diesen Vergleich hält Barcelona nicht stand, und auch die Berge im Hintergrund der Stadt sind einmalig. Aber die Schere zwischen arm und reich ist nun mal einfach recht groß und auch immer allgegenwärtig. Auf eine geführte Favela-Besichtigung haben wir zwar verzichtet (wir hatten eh kaum Zeit, aber sollte man das überhaupt machen? Das Elend anderer besichtigen? Aber andererseits einfach die Augen davor verschließen?), dass ein Großteil der mehr als 6 Mio. Menschen nicht grade wie in westlichen Verhältnissen lebt, merkt man aber auch so. Kurz: Ob es die schönste Stadt der Welt ist, kann ich nicht sagen. Rio bringt dafür an Natur und Lebensfreude alles mit, hat aber auch mit einigen Problemen zu kämpfen, und die liegen nicht nur im lateinamerikanisch typisch überlasteten Verkehr. Aber gesehen haben muss man die Stadt schon!
I: Rio de Janeiro – II: Manaus – III: Salvador – IV: Morro de São Paulo
Ein Kommentar
bknicole
Sehr toller Reisebericht und ich finde es super, dass du die Stadt am Ende auch noch etwas kritisch beleuchtest. Was diese Tour angeht, ich finde das irgendwie respektlos, wenn man dann als Touri sich anschaut, wie schrecklich diese Menschen leben müssen. Ist irgendwie für mich geschmacklos. Man kann sich über die Sozialen Zustände auch informieren, ohne dass man die Menschen dort wie im Zoo begafft. Ist jetzt nur meine Ansicht, das kann man sicherlich auch anders sehen und es wird manchen wsl auch die Augen öffnen, aber ich denke nicht, dass solche Touren dorthin in der Stadt selbst etwas ändern. Die Wm hat halt zumindest den Vorteil, dass diese Sozialen Missstände generell mehr in den Fokus rücken und man auch so ein gutes Bild über das Leben dort bekommt und einiges erfährt. Selbst war ich noch nie in Rio. Denke mir, dass es aber sicherlich eine Reise wert ist. Die Strände sehen echt im Tv und auch auf deinen Bildern wunderschön aus <3.
Danke auch für dein liebes Kommentar.
Von der Storyline bleibt er sich wirklich treu, ist halt hier wirklich die Frage, ob sie nicht dieser "Alles Schon Gesehen" Effekt einstellt. Wäre schade, aber auf der anderen Seite ist es auch positiv, das man der Grundstory treu bleibt, kommt halt jetzt echt drauf an, ob sie da Unterschiede an den richtigen Stellen setzten können. Aber für mich alles Schwer zu beurteilen, da ich ja Teil 1 noch sehen muss. Wollte ich schon lange, aber in meinem Freundeskreis sind die meisten nicht die größten Horror Film Fans und aufs alleine schauen muss ich echt Lust haben.