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Star Trek 2015–2025: Vom großen Serien-Comeback zum neuen Wendepunkt

Vor genau zehn Jahren wurde überraschend die Rückkehr von Star Trek auf dem heimischen Fernseher verkündet (siehe mein Beitrag aus dem November 2015). Was ist seitdem mit dem Franchise passiert? Wie sehen die Planungen für die Zukunft aus? Ein Überblick:

Die Star Trek Serien von 2015 – 2025

Star Trek im Fernsehen war 2015 eigentlich tot. Sicher, die Serien liefen damals in Deutschland in Dauerschleife im Free- und Pay-TV und die Sender waren damit aus einer Kosten- /Leistungssicht durchaus zufrieden. Nur neues Material gab es nicht. Mit Star Trek: Enterprise war der letzte Ausläufer des 1990er Star Trek bereits 2005 ausgelaufen. Das war bereits 10 Jahre her, als im November 2015 plötzlich eine neue Serie angekündigt wurde. Die Aufregung war deshalb erst einmal groß und die Nachricht schlug ein wie ein Photonentorpedo. Denn man versprach revolutionäre Dinge für die Marke: Eine moderne, durchgängige Storyline, der Anker sollte der einfache Offizier Burnham (Sonequa Martin-Green) sein und eben nicht mehr der Captain. Und das ganze sollte zeitlich auch noch vor dem klassischen Star Trek: The Original Series spielen.

Die Firma Secret Hideout bekam den Zuschlag, diese neue Serie zusammen mit CBS Studios zu produzieren. Der Vertrag beinhaltete auch die Entwicklung weiterer bzw. neuer Projekte für die Marke Star Trek. Secret Hideouts Gründer Alex Kurtzmann wurde damit zum neuen starken Mann im Star Trek Universum.

2017 wurde die erste Ankündigung real. Die Pilotfolge von Star Trek: Discovery wurde im September veröffentlicht. Über einen Streaming-Dienst flog wieder ein Raumschiff der Sternenflotte auf die heimischen Fernseher – schöne, neue Welt. Die Rückkehr begann mit einem großen, in den Sand getretenen Sternenflotten-Abzeichen, welches als Hilferuf diente. War das die Erlösung für die Star Trek Fans weltweit?

Der Pilotfilm entpuppte sich zunächst als Mogelpackung, zeigte er doch inhaltlich noch nichts von dem, was vorab versprochen wurde. Kein frischer Ansatz, sondern recht klassisch. Dazu fehlte noch die titelgebende Discovery. Technisch war das jedoch auf Kinoniveau, kein Vergleich zu den aus heutigen Sicht teils biederen Bilder zu Beginn von Star Trek: The Next Generation, der ersten großen Revolution im Franchise. Aber es gab ordentlich Action und (mal wieder) einen neuen Look für die Klingonen. Ein Appetitmacher auf mehr? Es kam mehr, aber es überzeugte viele alte Fans nicht. Bei mir kam die erste Staffel nur auf eine 6/10, die Bewertung bei IMDb sind ähnlich. Die zweite Staffel machte es aus meiner Sicht mit einer 7/10 geringfügig besser, entpuppte sich in der Rückbetrachtung aber auch schon als Highlight der gesamten Serie. Als Fingerzeig: Es war die Staffel, in der Captain Pike (Anson Mount) mit seinem Wissenschaftsoffizer Spock (Ethan Peck) die Brücke betraten und damit der eigentlichen Crew die Show stehlten. Das ursprüngliche Konzept wurde in den nächsten Jahren immer wilder – es gab quasi in jeder Staffel einen neuen Captain, bis Burham (Martin-Green) schließlich selbst auf dem Stuhl saß, für viele die nervigste Figur des Franchises seit Wesley Crusher (Wil Wheaton). Die Discovery bekam einen neuartigen Antrieb, fernab von aller Logik des Serien-Universums, und machte irgendwann einen großen Sprung in die Zukunft, weit nach allen anderen Star Trek Serien, womit sie wenigstens endlich von dem Prequel-Ansatz befreite. Star Trek: Discovery kam bis 2024 auf fünf Staffeln mit 65 Folgen. Bei IMDb steht die Serie aktuell bei einer Bewertung von 7,0/10 (und bei mir auf 5,8/10).

Während der alte TV-Markt vor allem konstante und berechenbare Reichweiten für den Werbemarkt brauchte, muss der überhitzte Streamingmarkt immer mehr und mehr bieten. Eine erste Staffel gibt wesentlich mehr Aufmerksamkeit und Presse – und damit zahlende Abonnenten – als die x-te Staffel einer etablierten Serie. Daher wurden in den nächsten Jahren immer mehr Serien angekündigt und veröffentlicht. Secret Hideout war durchaus fleißig und kreativ. In den Corona-Jahren 2020 und 2021 erblickten gleich drei Serien das Licht der Welt: Star Trek: Picard, Star Trek: Lower Decks und Star Trek Prodigy. Während das alte Star Trek in den 1990ern im Kern meist mehr vom selben bot (und Star Trek: Deep Space 9 schon ein Exot war, weil die Serie nicht auf einem Raumschiff), differenzierte man hier nun deutlich mehr. Discovery war die zeitgemäßige Vorzeigeserie, Picard die Serie für die alten Nerds, Lower Decks versuchte sich in Animation und Prodigy wandte sich an ein ganz jungen Publikum. Unterschiedliche Zielgrppen, unterschiedliche kreative Ansätze. Bei der Produktdifferenzierung ließ sich Kurtzman nicht lumpen.

Was diese drei Serien alle eint? Sie bekommen bei IMDb durchweg eine bessere Bewertung als Discovery – und sie sind mittlerweile alle bereits abgedreht. Mit Star Trek: Prodigy bin ich nie warm geworden, dass war mir dann doch zu kindlich und fühlte sich für mich eher nach Star Wars an, trotz der Rückkehr einiger klassischer Figuren wie Captain Janeway (Kate Mulgrew). Besser war dagegen Star Trek: Picard, das deutlich ernster war, aber den Titelhelden Picard (Patrick Stewart) so viel älter zeigte, wie viele ihren Kindheitshelden vielleicht gar nicht sehen wollten. Außerdem dichtete man ihm noch eine zusätzliche Vergangenheit an, die nach den 1990er-Serien angesiedelt war und entfremdete ihn damit noch etwas mehr. Das Retro-Gefühl bediente sie jedoch gut, was dann schließlich in der dritten Staffel gipfelte (8/10), welche die gesamte Star Trek: The Next Generation Crew wieder zusammen brachte. Ein überraschender Erfolg wurde Lower Decks, die Animationsserie, die nun wirklich aus der Sicht der einfachen Crew geschrieben wurde, aber so viele Wärme und klassische Star Trek Geschichten in das Franchise zurück brachten, dass es die würdigste Fortsetzung der 1990er Serien war. Mike McHahan, der kreative Kopf hinter dieser Serie, hatte hier ganze Arbeit geleistet. Warum jedoch alle der neuen Serien zu unterschiedlichen Zeiten in der Star Trek Chronologie spielten und man sich so vieler Crossover-Möglichkeiten beraubte, bleibt wohl ein Geheimnis der Macher.

Fan-Liebling unter den neuen Serien wurde Star Trek: Strange New Worlds, dessen Entwicklung eine Reaktion auf die zweite Staffel von Star Trek: Discovery war, wo Captain Pike (Anson Mount) und Wissenschaftsoffizer Spock (Ethan Peck) mitspielten. Das Serien-Konzept entledigte sich aller Ansprüche der anderen Serie und kehrte zurück zu den Wurzeln des Franchises: Ein Schiff, eine Crew mit einem starken Captain, jede Folge eine neue Welt. Das funktionierte von Anfang an ziemlich gut (Staffel 1: 8/10). Erst in der dritten Staffel zeigten sich erste Ermüdungserscheinungen, als die Macher ihrem eigenen Konzept immer weniger trauten und mehr Experimente wagten und mehr Figuren aus Star Trek: The Original Series unterbrachten, ohne an die eigenen Stärke zu glauben.

Verwertung der Serien in Deutschland

Auch wenn der Zeitraum seit der ersten Ankündigung nur zehn Jahre umfasst, zeigte sich doch, wie sehr der Bewegtbildmarkt in Bewegung war. Extra für Star Trek: Discovery meldete ich mich bei Netflix an, denn dort sollte die Serie zu Beginn exklusiv starten. Star Trek: Picard und Star Trek: Lower Decks wanderte 2020 dagegen zu Amazon Prime Video. Und so war die Situation kurzzeitig komplizierter als bei den Champions League Rechten.

Erst später wurde mit dem Start von Strange New Worlds auch in Deutschland Paramount+ gelauncht, der eigene Streaming-Dienst des Konzern. Dafür zog man nach und nach die Serien von anderen Streaming-Diensten wieder ab, um sie exklusiv anbieten zu können. Aus Timing-Gründen kam es in Deutschland zu der kuriosen Situation, dass die vierte Staffel von Star Trek: Discovery auf dem ebenfalls konzerneigenen Pluto TV quasi als lineare Free-TV veröffentlicht wurde, aber damit wohl auch fast unter Ausschluß der Öffentlichkeit lief. Seit 2022 laufen nun eigentlich alle Premieren in Deutschland auf Paramount+ (nicht ohne Ausnahme: Die zweite Staffel von Star Trek: Prodigy hatte seine Premiere auf Netflix) und so wird es zunächst auch bis Ende 2026 bleiben. Längerfristige Prognosen verbieten sich, denn gerade Paramount+ und CBS sind international immer wieder ein Kandidat für Verkäufe und Zusammenschlüsse.

Abseits der wechselhaften Premieren-Konstellation sickern die Serien in der Zweit- und Dritt-Verwertung nun auch langsam auf den anderen Kanälen in den deutschen Markt durch. So sind die Serien mittlerweile auch im klassichen Pay-TV (Syfy) und im Free-TV (Tele 5, Comedy Central, auch RTL II hatte schon einiges im Angebot) zu sehen, eine DVD/BluRay-Auswertung gibt es selbstverständlich auch.

Wie geht es mit den Serien weiter?

Das Serienprogramm für die nächsten beiden Jahre ist erst einmal gesichert. Da wären zum einen die vierte und die fünfte Staffel von Star Trek: Strange New Worlds, die uns noch erwarten und hoffentlich einen runden Abschluß der Serie bilden werden. Außerdem steht Star Trek: Starfleet Academy in den Startlöchern. Dabei geht es um eine Klasse von jungen Sternenflotten-Kadetten, die eine Ausbildung zum Offizier absolvieren. Die Serie ist ein weiteres, direktes Spin-Off von Star Trek: Discovery, spielt so spät wie keine andere Serie des Franchises zuvor und wird neben vielen neuen Figuren auch einige bekannte Charaktäre zurück bringen, wie z.B. den Holo-Doc (Robert Picardo). Am 15. Januar 2026 geht es los, eine zweite Staffel ist bereits in Arbeit. Damit wird das 60jährige Franchise-Jubiläum im kommenden Jahr auf jeden Fall würdig bespielt.

Für die Zeit danach gibt es eine ganze Reihe an Projekten, über die man immer mal wieder liest. Hier eine kurze Übersicht, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Die Konzepte gibt es, die mit Stern markierten Titel habe ich dazu gedichtet, um den Ideen einen Namen zu geben:

  • Star Trek: Year One: Die Macher von Strange New Worlds bevorzugen einen soften Übergang und würden gerne nach dem Ende ihrer Serie direkt mit den ersten Jahren von James T. Kirk (Paul Wesley) als neuer Captain der Enterprise weitermachen. Bestehende Kulissen könnte man so bequem weiter nutzen.
  • Star Trek: United: Der aus Star Trek: Enterprise bekannte Scott Bakula (er spielte Captain Archer) hat an einem Konzept mitgearbeitet, das seine Figur als Präsident der Föderation zurück auf den Bildschirm bringen und wie ein Polit-Thriller funktionieren soll.
  • Star Trek: Legacy: Diese Idee hat sich aus dem Ende von Star Trek: Picard entwickelt und soll die Crew der USS Enterprise G zeigen. Die aus der Serie bekannten Seven of Nine (Jeri Ryan) als Captain, Jack Crusher (Ed Speleers) und Raffi Musiker (Michelle Hurd) sollen dabei sein und eventuell könnte man auch den eigentlich gestorbenen, aber bei den Fans beliebte Captain Shaw (Todd Stashwick) zurück bringen.
  • Star Trek: Big Brother*: Tawny Newsome, die in Star Trek: Lower Decks ihre Stimme der Figur von Enisgn Beckett geliehenen hat,  konzipiert eine Workplace-Comedy für das Franchise: Ein paar Außenseiter arbeiten auf einem Planeten und finden dabei heraus, dass ihre täglichen Erlebnisse live im ganzen Quadranten ausgestrahlt werden. Ob sie selbst mitspielen und damit ihre Figur mitnehmen würde, wäre allerdings noch offen.
  • Star Trek: Cerritos*: Mein persönlicher Wunsch wäre eine Fortsetzung von Star Trek: Lower Decks als Real-Serie und mit der Rückkehr der frisch gebackenen Co-Officers Boimler (Jack Quaid) und Mariner (Tawny Newsome) auf der USS Cerritos. Der Gastauftritt der beiden in Star Trek: Strange New Worlds war ja schließlich eines der Highlights des gesamtes Franchises.

Ob davon irgendetwas verwirklich wird, steht allerdings noch in den Sternen. Der Vertrag mit der Produktionsfirma Secret Hideout mit Alex Kurtzman läuft nach zehn Jahren zum Ende 2026 aus. Bis dahin sind die fünfte und letzte Staffel von Strange New Worlds und die zweite (und letzte?) von Starfleet Academy abgedreht. Das heißt, man könnte dann einen halbwegs sauberen Schnitt machen und die Produktionsrechte neu vergeben, um eine neue kreative Richtung einzuschlagen. Denn billig sind diese Serien nicht und man kann durchaus darüber diskutieren, ob das Franchise in dieser Form stark genug ist, um das vergleichsweise kleine Paramount+ zum Erfolg zu machen. Das NCIS Franchise auf dem gleichen Streaming-Dienst dürfte im Vergleich deutlich günstiger sein.

Wie steht es um Star Trek im Kino?

In der Zeit nach dem Ende der 1990er Serien wurde das Label Star Trek durch die Kino-Triologie von J.J. Abrams hoch gehalten. Es war ein Reboot der klassischen Serie, die er – um die innere Logik des Franchises bei zu behalten – in eine alternative Zeitlinie verlegte, der sogenannten Kelvin-Timeline. Der Trick war nicht bei allen Fans beliebt, aber zumindest die drei Filme Star Trek (2009), Into Darkness (2013) und Beyond (2016, 8/10) waren ordentlich, boten ein gutes, neues Casting der klassischen Crew rund um Captain Kirk (Chris Pine) und waren an der Kinokasse die erfolgreichsten Filme des Franchises. Lange hielten sich Gerüchte über ein viertes Kinoabenteuer dieser Crew, mittlerweile wurde dem aber eine mehr oder weniger offizielle Absage erteilt. Auch der sagenumwobene FSK16-Entwurf eines Star Trek Kinofilms von Quentin Tarantino ist mittlerweile wohl zu den Akten gelegt worden.

Verwirklich wurde in den vergangenen Jahre nur ein Film, der ohne Kinoauswertung direkt als Stream erschien: Der für viele in vielerlei Hinsicht missratene Sektion 31 (5/10 bei mir, desaströse 3,8/10 bei IMDb), ein Spin-Off von Star Trek: Discovery, der offenbar die einzige Möglichkeit war, Oscar-Gewinnerin Michelle Yeoh noch einmal ins Franchise einzubauen. Ob es weitere Direct-to-Stream Filme geben wird wage ich zu bezweifeln, dafür scheint mir so ein Projekt im Star Trek Universum zu umfangreich zu sein, als das es sich lohnen würde, einzelne Filme für diesen Markt zu produzieren.

Dagegen wurde nun recht aktuell ein neues Kinoabenteuer angekündigt. Jonathan Goldstein und John Francis Daley, die zusammen bereits Dungeons & Dragons (8/10) auf die Leinwand brachten, sollen an der Entwicklung eines neues Filmes sitzen. Dieser Film soll eigenständig funktionieren, was gegen ein Reboot oder ein Spin-Off spricht. Da das Buch jedoch noch nicht steht, wird wohl noch einige Zeit verstreichen, bis im Kino wieder ein Raumschiff durch das Star Trek Universum fliegen wird.

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Nach zehn Jahren scheint das Franchise also wieder an einem Wendepunkt angekommen zu sein. Die nächsten ein bis zwei Jahre sind noch gesichert, für die Zeit danach werden nun die Weichen gestellt. Wird die Zukunft dann eher im Kino oder im Streaming liegen?

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Quellen: IMDb, Trekzone, Kino.de, Wikipedia, Golem 1, Golem 2, Buffed, Gamestar. Bildquelle: Eigene Aufnahmen, ChatGPT (KI-generiertes Bild nach eigenen Vorgaben, OpenAI)

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