Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 05/2024: The Holdovers, Parks and Recreation, Legacy of Monsters, Frank Turner und der Gefangene des Himmels

Happy Sunday!

Eine arbeitsintensive Woche liegt hinter mir und so habe ich das Wochenende bisher genutzt, um mich ein wenig davon zu erholen. Ich schreibe bisher, weil heute steht noch ein Konzertabend an, der laut und lebhaft werden könnte. Danach ist die Erholung zwar weg, aber das Hirn frei gepustet. Das ist ganz gut so, weil die nächste Woche scheint arbeitstechnisch nicht ruhiger zu werden.

Und damit zum medialen Wochenrückblick. Einmal Kino, ein ausgelesenes Buch, zwei Serienstaffeln und ein Musiktipp. Viel Spaß!

Ihr habt ja Recht, es gab lange kein Bild mehr von der Blutenburg. Also habe ich am Samstag das sonnige Wetter und die angenehmen Temperaturen genutzt, um kurz mal wieder bei meinem Lieblings-Spaziergang-Ziel vorbei zu schauen.

Eigentlich bin ich ja kein großer Fan von Romanreihen. Aber für den Friedhof der vergessenen Bücher mache ich gerne eine Ausnahme. Immerhin war Band 1 mein Roman des Jahres 2016 und Band 2 landete auf #3 im Jahresranking 2023. Und wie schneidet Band 3 ab?

Carlos Ruiz Zafón – Der Gefangene des Himmels (Spanien, 2011) – 8 von 10

Klappentext: Jäh wird das traumschöne Barcelona aus dem Schlummer gerissen und zum Schauplatz eines rasanten Abenteuers: Als Fermín, ein charmanter Herumtreiber und Freund der Buchhändler Sempere, überraschend Besuch von einem mysteriösen Fremden bekommt, holen ihn finstere Intrigen aus der Zeit des Spanischen Bürgerkriegs ein. Sie drohen nicht nur sein Leben und Liebesglück zu zerstören, sondern schlingen sich bald auch um das Glück seiner Freunde… Spannender und temporeicher als je zuvor entführt uns Carlos Ruiz Zafón mit erzählerischem Furor in eine magische Geschichte von Verfolgung, Liebe und Freundschaft.

Review: Auch im dritten Band entführt Carlos Ruiz Zafón sein Publikum wieder in das Barcelona längst vergessener Tage. Es ist der kürzeste Band der Reihe. Einige der aus den Vorgängern bekannten Figuren kehren zurück, aber der sagenumwobene Friedhof der vergessenen Bücher hat nur eine minimale Nebenrolle. Trotzdem muss man die ersten beiden Bände nicht kennen, um sich in Der Gefangene des Himmels zurechtzufinden.

Es ist ein seltsames Kunststück, das Zafón hier gelingt. Einerseits verbreitet auch dieser Roman wieder diese wohlige und heimelige Atmosphäre, andererseits ist es wohl gleichzeitig auch der düsterste Band der Reihe. Der Abschnitt, der im verrufenen Gefängnis im Kastell auf dem Montjuic spielt ist nicht ohne. Tod, Erpressung und Folter lauern hier hinter jeder Ecke. Es ist die Abrechnung mit den Gräueltaten des spanischen Bürgerkrieges und eines korrupten und gewaltbehafteten Systems und erzählt, wie die Schrecken dieser Zeit die Menschen nachhaltig traumatisiert haben. Eingebettet ist dieser Abschnitt in die Familiengeschichte der Semperes, deren Heimat nach wie vor der vertraute Buchladen ist. Sprachlich ist auch Band drei wieder top (zumindest in der deutschen Fassung), man fliegt geradezu durch die Seiten, und die Hauptfiguren sind interessant ausgearbeitet. Dafür geht diesem Band etwas das Mysteriöse der Vorgänger ab. Ein Erlebnis bleibt es trotzdem.

Fazit: Gelungene Fortsetzung der Reihe, jedoch auch der düsterste (und kürzeste) Band bisher.

Monarch: Legacy of Monsters (Staffel 1, 10 Folgen, USA, Apple TV) – 7 von 10

Passend zum großartigen japanischen Godzilla-Film im vergangenen Jahr, erschien eine US-Serie, die sich dem Monster annahm. Eine Serie ist meist etwas komplexer als ein Film und so umspannt diese Serienstaffel mehrere Jahrzehnte, mehrere Kontinente und mehrere Monster. Aber mehr ist nicht immer besser. Das merkt man vor allem an der Laufzeit. Zehn Folgen sind einfach zu viel. Der Start ist der Serie ist gelungen, das Staffelfinale passt auch – aber dazwischen ist einfach immer wieder etwas Leerlauf, der nicht immer so gut genutzt wird wie beim Ausflug nach Alaska. Und irgendwann werden die Auftritte der Monster erwartbar, tauchen sie doch meist kurz vor Ende der Episode auf dem Bildschirm auf. Aber auch die Anzahl der Monster ist ein Problem, denn so verliert Godzilla viel von seiner Einzigartigkeit. Dafür erhalten wir Einblicke in Monarch, der unterbezahlten Geheim-Organisation, die mit den Monstern zu tun hat, und die eine seltsame Mischung ist zwischen den Kellerbüros aus Akte X, in denen Tim (Joe Tippelt) arbeitet, und fieser Verschwörungsbürokratie. Gelungen ist dagegen der Wechsel zwischen den verschiedenen Zeitebenen und der Sprung von den 1950ern, in denen Monarch gegründet wurde, in die Zeit der 2010er Jahr. Wobei mir die 50er mit dem Trio Wyatt Russel, Mari Yamamoto und Anders Holm tatsächlich noch etwas besser gefallen haben. Ein Besetzungscoup ist Kurt Russel, der Vater von Wyatt, denn die beiden teilen sich die Rolle des Lee Shaw – der eine spielt den jungen, der andere den alten, und beide sind jeweils sehr überzeugend. Noch zu erwähnen sind Anna Sawai und Ren Watabe, die ein Geschwisterpärchen auf der Suche nach ihrem Vater spielen. Deren Drama ist gut angelegt, leider bleiben die Figuren aber etwas tröge. Und so hat die Serienstaffel eigentlich ganz gute Wurzeln, ist aber zu lang und legt den Fokus etwas zu sehr auf das Drama und nicht auf die Monster-Action. Den Spagat hatte Godzilla Minus One besser hinbekommen.

Parks and Recreation (Staffel 1, 6 Folgen, USA, Joyn) – 7 von 10

Willkommen im Grünflächenamt! Deren stellvertretende Leiterin Leslie Knope (Amy Poehler) ist die Hauptfigur dieser Comedy und zusammen mit ihrem Team versucht sie, eine verlassene Baugrube neben dem Grundstück von Ann Perkins (Rashida Jones) zu einem Park umzufunktionieren. Ich muss zugeben: Nach der kurzen ersten Staffel mit nur sechs Folgen bin ich noch nicht ganz so warm mit der Serie geworden, so etwas braucht bei solchen Comedies ja immer eine Weile, sehe aber durchaus das Potential. Im Moment steht mir noch die nur mäßig lustige Amy Poehler zu sehr im Fokus, aber ich hoffe sehr darauf, dass der Rest ihres Teams um Aziz Ansari, Aubrey Plaza und Paul Schneider noch etwas mehr Gewicht bekommt. Das Staffelfinale weist da schon in die richtige Richtung.

The Holdovers (USA) – 9 von 10

Der neue Film von Alexander Payne (u.a. Sideways, The Descendants) wirkt aus der Zeit gefallen. The Holdovers spielt nicht nur in den 1970ern, sondern er sieht auch so aus, als wäre er zu dieser Zeit gedreht worden. Auch wenn das handwerklich natürlich äußerst faszinierend ist, fragt man sich zunächst trotzdem: Warum? Immerhin wird dem Film an kaum einer Stelle einen modernen Spin gegeben, einen Grund, warum die Geschichte über früher erst jetzt erzählt wird, wenn man mal von der ab und an leicht durchbrechenden etwas deftigeren Sprache absieht, die damals so wahrscheinlich nicht im Kino gelandet wäre. Aber vielleicht ist diese Frage auch egal, denn der Film will doch eigentlich einfach nur unterhalten. Und das tut er gut und sorgt dafür, dass man zufrieden den Kinosaal auch wieder verlässt. Denn die Mischung aus warmherziger Komödie und leichtem Drama funktioniert gut und zwar spätestens ab dann, wenn die drei Hauptfiguren alleine in der großen High School zurück gelassen werden und zusammen Weihnachten verbringen müssen. Und so lernen sie sich langsam kennen und gegenseitig ihre Schicksale zu akzeptieren und dabei ihre Vorurteile abzubauen. Und man sieht, oft sich fehlende, positive Vorbilder das Problem. Paul Giamatti als grantiger Alt-Lehrer und Da’Vine Joy Randolph als Chefköchin sind beide für den Oscar nominiert, hinzu kommt Dominic Sessa als aufsässiger Schüler, der von seinen Eltern ins Internat abgeschoben wurde. Die ganze Story, die ganzen Probleme, die angesprochen werden – das ist alles so zeitlos und könnte den Film daher zu einem Klassiker unter den sanften Weihnachtsfilmen machen. Und dann ist es wahrscheinlich auch einfach egal, ob er 1973 oder 2023 veröffentlich wurde.

Für Anfang Mai hat Frank Turner sein mittlerweile zehntes Album angekündigt. Es gab eine lange Zeit, in der seine Musik bei mir quasi ständig lief und ich ihn regemäßig live gesehen habe. Niemanden habe ich öfter live spielen sehen und immerhin legte er für mich in den Jahren von 2014 bis 2018 insgesamt viermal das Konzert des Jahres hin. In den letzten Jahren ist die Begeisterung etwas abgeklungen und live erlebt habe ich ihn seit 2018 nicht mehr. Es ist sich seitdem einfach nicht mehr ausgegangen.

Trotzdem habe ich seine Karriere natürlich weiter im Blick und freue mich deshalb auch auf das neue Album Undefeated. Auch wenn ich die bisherigen Vorab-Songs bisher nur okay finde. Siehe Do One. Eigentlich ganz nett und flott und eingängig, aber den Refrain erinnert an MGMT oder hätte auch H.P. Baxxter geschrieben sein können. Ist das gemein? Vielleicht. Aber urteilt selbst:

Gesehene Spiele in dieser Saison: 15 von 20 Liga-Spielen = 75%.

Nach dem Spektakel in der Vorwoche ging es nun lange Zeit etwas ruhiger zu. Tore fielen trotzdem genug. Im Duell gegen den SV Wehen Wiesbaden stand am Ende ein gerechtes 2:2. Wieder konnte der KSC zwei Führungen nicht über die Zeit bringen – bereits letzte Woche war es erst die dritte Führung, die den Sieg brachte. Beim KSC traf dieses Mal das Sturmduo Zivzivadse und Matanovic, auf der Gegenseite nutzen die Hessen zwei Unsicherheiten vom Karlsruher Keeper Drewes um auszugleichen.

Die Tordifferenz in der Liga von 38 zu 36 nach 20 Spieltagen zeigt recht plakativ die Stärken und Schwächen des KSC in dieser Saison. Sie ähneln sehr dem Vorjahr.

  • Statistik Januar: Auf dieser Seite purzelten im vergangenen Monat die Rekorde und so wurde es schnell der Monat mit den meisten Seitenabrufen aller Zeiten. Auch die Anzahl der Kommentare und Likes war außergewöhnlich hoch, wenn auch kein neuer Rekord. Aber so kann das Jahr doch starten! Der Grund dafür war natürlich Google, welches es so gut mit mir meinte und die Seite gleich 34.000mal als Suchvorschlag platzierte. Und da die CTR mit 3,0% ebenfalls äußerst stark war, führte das eine zum anderen. Herausragend dabei einmal mehr: Der Artikel zu Black Mirror, der sogar auf eine CTR von 13,1% kam.
  • Zahltag: Letzte Woche hatte ich mich noch beschwert, nun ist das Schreiben von der Deutschen Bahn angekommen. Für die verpatzte Rückfahrt von Wien nach München hat man mir einen Gutschein über 23,75€ zugeschickt. Immerhin.
  • Waking up the Neighbours: Rückblick in die frühste Jugend. Eines meiner allerersten Lieblingsalben kam von Bryan Adams und lief bei mir rauf und runter, meine Eltern werden sich erinnern. Auf 3Sat gibt es bis Ende November ein Live-Konzert zu sehen und zu hören, dass Mr. Adams dreißig Jahre später in der Royal Albert Hall gegeben hat, und dabei das Album noch einmal in voller Länge gespielt hat.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

17 Kommentare

  • sori1982

    Ein medialer Wochenrückblick mit vielen Schnittpunkten: Vor ca einer Woche fischte ich aus einem offenen Bücherschrank „Der Schatten des Windes“ heraus. Gelesen habe ich es noch nicht, aber es wird bald soweit sein.
    Mit „The Holdovers“ hatte ich auch geliebäugelt, nachdem ich eine ansprechende Kritik in meiner bevorzugten Tageszeitung gelesen hatte, schlussendlich entschied ich mich für einen anderen Kinofilm.
    Frank Turner. „England Keep My Bones“ und „Tape Deck Heart“ sind meine Favoriten. Ich sah ihn sogar zwei Mal live. Aber „Positive Songs For Negative People“ killte schließlich alles. Und das von Dir vorgestellte Lied reißt mich auch leider nicht vom Hocker.

    Hab noch einen schönen Abend und komm gut in die neue Woche!

    • Nummer Neun

      Die „Positive Songs For Negative People“ gefiel mir tatsächlich noch gut und auf dieser Tour hatte ich ihn einige Male gesehen (u.a. in einem kleinen Club in Amsterdam), aber danach ließ es dann etwas nach.

      Welchen Film hast du stattdessen gesehen?

      • sori1982

        Das hat mir auch gefehlt. Frank Turner in einem kleinen Club live erleben, stattdessen war ich 2x in einer seelenlosen Halle. Aber es ist, wie es ist.
        Ich habe „The Klezmer Project“ gesehen und auch darüber in meinem Blog geschrieben.

  • bullion

    Oh, „Parks and Recreation“. Sehr schön! Die erste Staffel ist definitiv die schwächste und du hast noch soooo viele Highlights vor dir. Freu dich drauf! 🙂

    Auf das neue Frank-Turner-Album bin ich auch schon sehr gespannt. Es sind schon zwei neue Songs raus oder? Den hier hab ich noch nicht gehört. „No Thank You For The Music“ ist allerdings ein richtiges Brett, finde ich.

    Und yeah! für die guten Aufrufzahlen!

  • S.Mirli

    Ich finde, besser als auf einem Konzert das Hirn freipusten, kann man sich gar nicht von einer stressigen Woche erholen, also alles richtig gemacht. Carlos Ruiz Zafón ist einer meiner abholten Lieblingsschriftsteller und ich habe all seine Romane gelesen. Ich weiß nicht, was es ist, aber sobald ich auch nur einen Satz lese, kann ich nicht mehr aufhören. Das schaffen nur wenige. Ich wünsche dir einen fantastischen Februar, alles Liebe, x S.Mirli
    https://www.mirlime.at

  • Miss Booleana

    Hach Mensch, ich habe ja auch so Bock The Holdovers zu gucken. Aber dann wiederum mag ich zu der Jahreszeit einfach keine Weihnachtsfilme sehen. Grrrr. Warum konnte der nicht schon Ende letztes Jahr rauskommen?

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