Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 46/2023: Anatomie eines Falls, Liebes Kind und The Natvral

Happy Sunday und damit sofort hinein ins Vergnügen. Wir starten diese Woche zunächst mit einem herzhaften Sprung in einen Kessel… voller Käse.

In dieser Woche gab es ein Käsefondue in der Münchener Gärtnerplatzalm. Reserviert bereits vor einigen Wochen, denn je mehr es auf Weihnachten zu geht, um so schwieriger wird es, einen Platz in dem kleinen Restaurant zu bekommen. Das Brotzeitbrettl davor und das Käsefondue selbst waren sehr gut und man ist danach wirklich sehr satt. Man kann das zwar nicht so häufig essen, aber so einmal pro Jahr ist es einen gemütlichen Abend wert.

Liebes Kind (Staffel 1, 6 Folgen, Deutschland, Netflix) – 6 von 10

Wenn eine Thriller-Serie aus Deutschland international für Furore sorgt, dann kann man schon mal hellhörig werden. Die Vorzeichen dafür standen gut, basierte die Serie auf einem Roman von Romy Hausmann, der es immerhin hierzulande auf Platz 1 der Bestsellerliste schaffte und ein Genre bediente, aus dem zuletzt einige bemerkenswerte Netflix-Produktionen stammten: Europäische Mini-Thriller-Serien. Meine Erwartungen waren dementsprechend hoch – zu schade, dass Liebes Kind diese dann nicht erfüllen konnte. Dabei ist die Ausgangslage durchaus spannend: Mutter Lena (Kim Riedle) und Tochter (Naila Schuberth) können vor ihrem Peiniger aus ihrem Verließ fliehen, womit sich für Ermittler Bühling (Hans Löw) ein langjähriger und intensiver Fall endlich aufklären lassen könnte. Auch die Twists sitzen, zuverlässig gegen Ende jeder Folge kommen neue Details ans Licht, die das vorher gesehen anders erscheinen lassen. Leider können die Figuren damit nicht mithalten. Mir fiel es oft schwer zu glauben, dass die gezeigten Personen sich tatsächlich so verhalten würden – vor allem Justus von Dohnányi als Vater von Lisa, aber auch die Kinder. Dazu gesellen sich in ihrer Tragik furchtbar platte Figuren wie der angesprochene Ermittler. Richtig sympathisch fand ich niemanden des Personals, am ehesten noch die Ermittlerin Kurt (Haley Louise Jones). Und das schlimmste vielleicht: Weder die Auflösung noch die Aufdeckung dessen haben mich überzeugt, was letztlich dann im großen Finale gipfelte. Schade, aus der Idee hätte man mehr machen können.

Anatomie eines Falls (Frankreich) – 9 von 10

Den diesjährigen Gewinner der Goldenen Palme von Cannes als bester Film sah ich in der deutschen Synchronfassung. Normalerweise schreibe ich das nie dazu, hier scheint es mir aber ganz passend zu sein, da die fantastische Hauptdarstellerin Sandra Hüller eine deutsche Autorin spielt, die mit ihrem Mann Samuel (Samuel Theiss), dem gemeinsamen, sehbehinderten Sohn Daniel (Milo Machado Graner) und Hund Snoop (der mit dem Palm Dog Award ausgezeichnete Messi) in den französichen Alpen lebt und ich nicht sicher bin, ob eine eventuelle Sprachbarriere eine gewichtigere Rolle hat. In der deutschen Fassung, in der sich Hüller selbst synchronisiert hat, hat sie das nicht. Das braucht es aber auch gar nicht unbedingt, der Film ist auch so schon fesselnd genug, wenn man sich auf den ruhigen Beginn und der Abseits aller Epik erzählten Fall einlässt. Geschickt verknüpft der Film von Justine Triet die Mechanismen eines Gerichtsdramas, in dem bei der Suche nach den Gründen des Fensterfalls von Samuel viel über Wahrheit, Lüge und unterschiedlichen Wahrnehmungen gestritten wird, mit dem tragischen Fall eines Familendramas, in dem alle Beteiligten meinen, hinter den Wünschen des Partners zurückzustecken. Höhepunkt ist dabei die während des Gerichtsverfahren eingespielte Aufzeichnung eines ausartenden Streits, dem man sich in seiner Dramaturgie und der tollen Performance von Hüller und Theiss nicht entziehen kann. Es spricht für den Film, dass man für sich selbst nur schwer entscheiden kann, zu welcher Seite man tendiert. Überhaupt ist die von Sandra Hüller gespielte Sandra eine spannende Figur. Oberflächlich sympathisch behält sie dabei doch stets eine berechnende Nuance, nur so viel offen zu legen, wie sie muss. Hat sie etwas mit dem tödlichen Sturz ihres Mannes zu tun oder nicht? Man traut es ihr auf jeden Fall zu. Justitia ist blind heißt es, und so ist es der sehbehinderte Sohn, der am Ende eventuell den entscheidenden Hinweis liefert. Auch wenn die Auflösung noch lange nach Ende des Films ein zweifelndes Gefühls hinterlässt.

Als Kopf von The Pains of Being Pure At Heart hatte es Kip Berman in gewissen Kreisen zu einiger Bekannheit gebracht. Nach dem Ende der Band ist er nun als The Natvral (nur echt mit V statt U) unterwegs. Das Debutalbum dieses Projekts lief eine zeitlang bei mir rauf und runter und landete schließlich auf #3 von Listen Up! 2021. Nun erschien mit Summer Of No Light der Nachfolger. Auch dieser ist wieder reich bestückt mit flotten Indie-Pop Songs und Bermans charakteristischer Stimme. Besonders viel Video-Material lässt sich dazu noch nicht finden, aber A Glass of Laughter ist ein schöner Beispieltrack für das Album.

  • EM 2024: Die Europameisterschaft im Männer-Fußball wirft ihre Schatten voraus. In dieser Woche wurde die erste Ticketverkaufsphase abgeschlossen und ich hatte gleich zweimal Glück: Die UEFA gestatte es mir, für ein Gruppenspiel und für ein Achtelfinale hier in München Tickets kaufen zu dürfen.
  • DfB-Team: Im Gegensatz zu den KSC-Spielen habe ich nichts abonniert, was mir die Spiele der Nationalelf automatisch in den Kalender schreibt. Weil ich die Spiele deshalb nicht im Kopf habe, war ich während des Türkei-Spiels zum Essen verabredet und bin am Dienstag während des Österreich-Spiels zum Kino verabredet. Das halte ich nicht für weiter schlimm, zeigt aber vielleicht den Stellenwert, den das Nationalteam zur Zeit hat. Jetzt, wo selbst das Hate-Watching unter Hansi Flick weggefallen ist.
  • The little things…: Über die großen Reisen und die tollsten Erlebnisse kann jede(r) schreiben. Mirli widmet sich dieses Mal aber ihren schönen Momenten im täglichen Leben und die Liste ist länger, als man zunächst denken würde.
  • The Unknown „True Kings of TV“: Der Wortvogel über die stillen Stars der früheren Serienlandschaft: Die Regisseure von Pilot- und Serienepisoden, mehr Handwerker als Künstler.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

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