Unterwegs

Belgien 2023: Teil 1 – Brüssel

Belgien. Bereits seit einigen Jahren hatte ich das kleine Land auf meiner großen Reiseliste fest vermerkt. In diesem Oktober hat es nun endlich mit einem Besuch geklappt und ich konnte mir den Länderpunkt sichern. Insgesamt war ich für acht Tage dort und bereiste die Flämische Region bzw. Flandern. Die Gegend versprach eine Fülle an schönen, mittelalterlichen Städten, gutes Essen und gutes Bier und den Zugang zum Meer.

Mein Startpunkt für die Reise bildete die belgische Hauptstadt Brüssel. Entgegen meiner ersten Idee entschied ich mich doch für die Anreise per Flugzeug, ab München braucht man nur etwa 70 Minuten für diese Strecke.

Brüssel

Das Herz der Stadt und daher auch ein gutes Ausgangspunkt für diesen Reisebericht ist der Grande Place. Es ist ein – wie der Name schon sagt – riesiger Platz mit dem gotischen Rathaus (das sehr an das Münchener Rathaus erinnert) an der einen Seite und einer geschlossenen barocken Fassadenfront drumherum. Egal, in welche Richtung man blickt, es sieht fantastisch aus. Ein 360° Blick in eine vergangene Epoche. Ich war schon vom Anblick am Tag sehr beeindruckt, aber am Abend, wenn die Fassaden beleuchtet sind, war es sogar noch eindrucksvoller. Es war unglaublich, man wusste gar nicht wo man zuerst hinschauen sollte und wie man diese ganze Pracht in Fotos gießen sollte.

Aber auch die gesamte Altstadt rund um den tollen Platz läd zum Spazieren und Staunen ein. Hier gibt es in den vielen kleineren und größeren Straßen unzählige Lokale und Geschäfte. Auch die Köngliche Galerie Saint Hubert findet sich hier, eine der ältesten überdachten Einkaufspassagen Europas.

Zu einem etwas skurrilen Wahrzeichen Brüssels und Belgiens ist das Manneken Pis geworden, das am Rande eines kleinen Platzes in der Altstadt steht und dort ungeniert uriniert. Der 1619 erschaffenen Figur wird immer mal wieder Kleidung angezogen – am 3. Oktober war das zu Ehren des Nationalfeiertages des Nachbarlandes ein Shirt in Deutschland-Farben – wobei er aber immer noch ungehindert sein kleines Geschäft erledigen darf. Nicht ganz so bekannt sind seine Gegenstücke: Seit 1985 gibt es das Mädchen Jeanneke Pis und seit 1998 den Hund Zinneke Pis, dieser jedoch ohne laufendes Wasser. Mit einem kleinen Spaziergang durch die Alstadt (und mit Google Maps als Hilfsmittel) kann man diese Serie recht schnell komplettieren.

Ein weiteres Wahrzeichen der Stadt ist das 1958 für die Weltausstellung erbaute und begehbare Atomium im Norden der Stadt. Es ist die milliardenfach vergrößerte Darstellung eines Elementarteilchens von Eisen. Mittlerweile säumen Wildblumen den Weg zu diesem Kunstwerk, so dass Sonnenblumen nun direkt auf das Atom treffen. Im Inneren finden sich neben einigen Schautafeln zur Entstehung des Modells auch einige Kunstinstallationen mit Lichteffekten und Sound. Sehr schön gemacht und etwas unerwartet, wenn man nicht genau weiß, was einem dort erwartet (so ging es mir). Definitiv ein spannendes Erlebnis, welches auf Fotos leider nicht so richtig zu vermitteln ist.

Brüssel ist natürlich auch eine der Städte, die für Europa stehen. Schließlich hat das Europäisches Parlament hier einige Funktionen, denn die Ausschüsse und Fraktionen tagen hier, es gibt sechsmal jährlich jeweils zweitägige Tagungen (nicht zu verwechseln mit Straßburg, wo der eigentliche Sitz ist und es zwölf mal im Jahr viertägige Tagungen gibt und auch nicht zu verwechseln mit Luxemburg, wo das Generalsekrtariat sitzt). Den Plenarsaal kann man sich kostenlos ansehen.

Brüssel ist aber auch die Hauptstadt des Comics. Im Straßenbild tauchen an leeren Hauswänden immer wieder hochformatige Figuren aus bekannten belgischen Comics auf.

Daher ist es auch kein Wunder, dass es hier das Nationale Comicmuseum gibt. Untergebracht ist es in einem alten Jugendstil-Kaufhaus. Hier erfährt man einiges über diese Kunstform, allerdings ist die Ausstellung sehr auf ein frankophiles Publikum zugeschnitten, was sich in der Sprache der ausgestellten Comics und der Auswahl der Künstler widerspiegelt.

Ein für mich persönlich etwas ungewöhnlicher Programmpunkt, aber da ich eh in der Nähe war, habe ich die Autoworld besucht. Dort werden auf Hochglanz polierte Automodelle aus den letzten einhundert Jahren ausgestellt. Kann man mal machen.

Essen kann man in Brüssel überall. Nicht nur Waffeln, Schokolade und Fritten, sondern durch die koloniale Vergangenheit Belgiens und durch die zentrale Rolle der Stadt in Europa in der Stadt gibt es quasi nichts, was es nicht gibt. Besonders gut gefallen hat mir der Besuch im Poechenellenkelder, einer urigen Lokalität mit einer breiten Bierauswahl und einer bemerkenswerten Dekoration: Fahrräder an der Außenfassade, jede Menge Marionetten im Innenraum. Da es direkt gegenüber vom Manneken Pis liegt, ist es jedoch kein Insider-Tipp.

Meine Unterkunft La Villa Zarin lag recht zentral in fußläufiger Nähe zum historischen Zentrum. Manneken Pis ist so das erste Wahrzeichen, was man hier aus entdecken kann. Die Unterkunft selbst war recht klein und in einer ruhigen und nicht ganz so hübschen Straße gelegen. Viele Zimmer hatte es nicht, dafür waren diese schön eingerichtet und hatten eine gute Dusche. Allerdings war das Haus auch sehr hellhörig und die schmalen Stufen in die Zimmer könnten für manche eine Herausforderung werden. Die Gastgeberin war dafür sehr engagiert und konnte mir viele Tipps für das Entdecken der Stadt geben.

Die Zeiten der dicken Reiseführer sind mittlerweile ja vorbei, schließlich hat man über sein Smartphone alle Informationen deutlich aktueller und handlicher verfügbar. Was für mich aber immer noch eine gute Ergänzung gewesen ist, das ist der Dumont Bildatlas zu Flandern. Mit seinen großformatigen Fotos und den kleinen Reportagen ist das Heft im Vorfeld ganz gut, um sich ein paar Inspirationen zu holen und die Euphorie zu schüren.

Im zweiten Teil des Reiseberichts verlasse ich die Hauptstadt und fahre mit der Bahn weiter nach Gent, um von hier aus Antwerpen und Brügge zu besuchen.

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I: Brüssel // II: Gent und Antwerpen // III: Brügge, Oostende & Blankenberge

6 Kommentare

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