Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 06/2023: Butcher’s Crossing, Bull, Coombes, Nemesis, Wettlauf ins All und What We Do In The Shadows

Als hätte ich es geahnt. Anscheinend habe ich mir beim Fantasy Filmfest am vergangenen Wochenende, zwei Tage im teilweise unterkühlten Kino, eine Erkältung geholt. Neben den typischen Erkältungssymptomen, die dieses Mal nicht besonders ausgeprägt waren, hatte ich vor allem mit eine gewissen Matschigkeit zu kämpfen, die ich in dieser Form nicht kannte. C-Test war negativ. Zwei Tage meldete ich mich krank. Zwei Tage, die ich spätestens ab dem frühen Nachmittag auf der Couch verbrachte, was dem Schlaf in der Nacht nicht gerade unterstützte. Mittlerweile war ich wieder arbeiten und habe ein ruhiges Wochenende verbracht. Es geht wieder besser, aber mal schauen, wann ich mich wieder komplett erholt habe.

Gut hat es, wer sich nur mit solchen Problemen rumärgern muss. Ein Luxusprobem verglichen mit anderen Teilen der Welt, in unserem Fokus sind im Moment vor allem Europas Grenzregionen.

Roman Nummer Zwei ist in dieser Woche fertig geworden. Ein Abenteuer-Trip im Zeitalter der großen Westerns, bereits 1960 geschrieben vom amerikanischen Autor John Williams, ins Deutsche übersetzt erst 2015. Offenbar war ihm zu Lebzeiten noch kein großer Erfolg gegönnt. Dafür jetzt um so mehr, dieser Roman wurde kürzlich verfilmt, mit einem gewissen Nicolas Cage in einer der Hauptrollen.

John Williams – Butcher’s Crossing (USA, 1960) – 9 von 10

Klappentext: Es ist um 1870, als Will Andrews der Aussicht auf eine glänzende Karriere und Harvard den Rücken kehrt. Beflügelt von der Naturauffassung Ralph W. Emersons, sucht er im Westen nach einer ursprünglichen Beziehung zur Natur. In Butcher’s Crossing, einem kleinen entlegenen Städtchen in Kansas, wimmelt es von rastlosen Männern, die das Abenteuer suchen und schnell verdientes Geld ebenso schnell wieder vergeuden. Einer von ihnen lockt Andrews mit Geschichten von riesigen Büffelherden, die, versteckt in einem entlegenen Tal tief in den Colorado Rockies, nur eingefangen werden müssten: Andrews schließt sich einer Expedition an, mit dem Ziel, die Tiere aufzuspüren. Die Reise ist aufreibend und strapaziös, aber am Ende erreichen die Männer einen Ort von paradiesischer Schönheit. Doch statt von Ehrfurcht werden sie von Gier ergriffen – und entfesseln eine Tragödie.

Review: Wow – was für ein Erlebnis! John Williams nimmt uns mit in den Wilden Westen, in die Zeit der großen Büffeljäger und Abenteurer. Mit den Augen den unerfahrenen Will Andrews tauchen wir ein in diese Zeit und genau wie für ihn war es auch für mich nicht absehbar, auf was man sich hier einlässt. Große Trockenheit, verschneite Winter und mitreißende Flüsse: Alles ist so spannend und spürbar erzählt, als würde man mit dem manischen Miller (wie gut man sich Nicolas Cage in dieser Rolle vorstellen kann!), dem versoffenen Charley Hodge und dem abgeklärten Schneider durch die Prärie ziehen.

Im besten Fall unterscheidet sich ein guter Roman, der in der Vergangenheit spielt, von den Romanen, die zu dieser Zeit geschrieben wurden, weil sie einen andern Blick auf diese Epoche bieten. Und so ist es auch mit Butcher’s Crossing. Es ist ein Roman über das Scheitern, über stoische Männer, die von der Zukunft überrollt werden. So wird auch diese gnadenlose Büffeljagd geschildert, wie es die Männer damals nicht hätten tun können, weil ihnen den Weitblick fehlte: Als sinnloses Abschlachten einer freien Spezies. Auch wenn das in ihrem kleinen, abgetrennten Kosmos noch ihr Überleben sichert, dient ihr Vorhaben in seiner ganzen Dimension doch nur ihren egoistischen Motiven. Und ihre Gier wird ihnen letztlich immer wieder zum Verhängnis.

Fazit: Ein mitreißender Abenteuerroman und eine Abrechnung mit dem amerikanischen Mythos.

In dieser Woche gibt es zwei Serien mit bereits fortgeschrittener Staffelanzahl. Mit ihren vorheringen Staffeln lagen die beiden Serien in meinen Bewertungen um ganze drei Punkte auseinander. Und dieses Mal?

Bull (Staffel 6, 22 Folgen, USA, Sat.1) – 7 von 10

Mittlerweile ist Chunk Palmer (Christopher Jackson) zum Hauptanwalt von TAC aufgestiegen. Und während die beiden Leiter, Dr. Bull (Michael Weatherly) und Marissa Morgan (Geneva Carr), über die weitere Ausrichtung der Firma streiten, wird Bulls Tochter entführt. Nicht der einzige Schicksalschlag, den die Firma in diesem Jahr erleiden muss.

In den letzten Jahren war ich immer wieder recht kritisch mit der Serie gewesen. Zwar merkte man ihr stets an, dass sie versucht, im bekannten Segment der Anwaltsserien neue Akzente zu setzen, nur wurde sie im Laufe ihrer Jahre immer anstrengender und langweiliger. Aber in der finalen Staffel, da hat sich nun doch noch mal einiges zum Guten entwickelt. Die Fälle werden für das Team oft persönlicher bzw. sie haben mit eigenen Probleme zu kämpfen. Die Frauen des Teams bekommen in diesem Jahr deutlich mehr als Expertinnen für ihren Job zu tun. Dass sich dabei Morgan (Carr) oft über fehlende Wertschätzung beklagt, wirkt da fast schon doppeldeutig. Die Gerichtsfälle bleiben weiter interessant und behandeln nicht immer nur den Mordfall der Woche. Also alles gut bei TAC? Nicht ganz, besonders in der Mitte der langen Staffel ist dann doch wieder etwas Leerlauf dabei. Und dass Palmer (Jackson) so plötzlich zum gewieften Anwalt geworden ist, muss man wohl einfach akzeptieren. Trotzdem findet die Serie erhobenen Hauptes ihren Abschluß.

What We Do In The Shadows (Staffel 4, 10 Folgen, USA, Joyn+) – 7 von 10

Während Laszlo (Matt Berry) sich um den kleinen Colin Robinson (Mark Proksch) kümmert, kommen Nandor (Kayvan Nowak), Nadja (Natasia Demetriou) und Guillermo (Harvey Guillén) aus Europa zurück. Die Vampir-Villa auf Staten Island ist am Verfallen, Nandor erweckt einen Djinn (Anoop Desai) zum Leben und Nadja möchte einen Vampir-Nachtclub eröffnen. Sie werden weiterhin von einem Reality-TV-Team begleitet.

Auch Staffel vier bietet wieder einige nette Ideen rund um unsere Lieblings-Reality-Stars. Der Djinn (Desai) ist eine tolle Ergänzung in dieser Staffel und der Perspektivwecksel, eine Folge als House-Makeover-Show zu drehen, eine gute Abwechslung – auch wenn sich der Witz schon von Beginn der Staffel an angekündigt hatte. Generell war mein Eindruck, dass der rote Faden mit einer durchgängigen Geschichte nie stärker war als in dieser Staffel. Leider funktioniert das nicht immer, besonders die Story um Baby-Colin Robinson (Proksch) ist wenig gelungen und sorgt dafür, dass ich ein Pünktchen weniger in die Liste schreibe als üblich. Es sind noch zwei weitere Staffeln bestellt, ich werde aber auf jeden Fall dabei bleiben.

Bei Serien und Filmreihen, die sich im Wesentlichen auf zwei Figuren stützen, kann es eine große Herausforderung sein, wenn eine der Figuren ausgetauscht wird. Bei meiner Lieblings-Krimireihe war das nun der Fall. Nora Waldstätten hatte die Reihe zunächst geprägt und sie nun verlassen, dafür wurde Alina Fritsch hinein geschrieben. Ob das funktioniert hat?

Die Toten vom Bodensee: Nemesis (Deutschland / Österreich, 2023, ZDF) – 7 von 10

Dank eines interessanten Kriminalfalles, der zur Abwechslung mal auf das übliche Familienunternehmen verzichtet, aber trotzdem in einer privilegierten Familie spielt (mit Heiko Deutschmann als Familienoberhaupt), funktioniert der Einstieg von Fritsch als Inspektorin Hoffmann ganz gut. Um sie herum ist es ja auch ein eingespieltes Team, vor und hinter der Kamera, und so startet die Zusammenarbeit mit Oberländer (Matthias Koeberlin) und Chefinspektor Komlatschek (Harry Prinz) ohne größere Irritationen. Der Tausch der weiblichen Hauptfigur fühlt sich zwar nicht so gekommt und harmonisch an wie bei NCIS, erfüllt aber seinen Zweck. Auch wenn die Atmosphäre nicht die gleiche ist wie früher und Hoffmann scheinbar zu perfekt ist, aber der gute Fall kann das erst einmal überspielen.

Abgesehen von Alright war ich nie ein großer Kenner der britischen Band Supergrass. Deshalb ist es auch lange an mir vorbei gegangen, dass deren Sänger Gaz Coombes mittlerweile seit vielen Jahren als Solokünstler unterwegs ist. Dabei ist das nun erschienene Turn The Car Around bereits sein viertes Album. Es ist ein nettes Album geworden, beschwingt und gut zum durchhören. Die großen Single-Hits fehlen vielleicht etwas, aber so etwas wie Long Live The Strange kann man doch mal anklicken.

Gesehene Spiele in dieser Saison: 18 von 20 Liga-Spielen = 90%.

Der Start ins Heimspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth war nicht gut. Nach vorherigen acht sieglosen Liga-Spielen am Stück ging der KSC durch ein Eigentor mit 0:1 in Rückstand. Und spielte ab der 25. Minuten auch noch in Unterzahl. Eigentlich war das Spiel an dieser Stelle schon verloren. Mit so einer Serie und mit diesem Spielverlauf steigt man eigentlich meistens ab.

Aber das Spiel hatte noch ein paar Wendungen vorbereitet. Elfmeter für den KSC in der 36. Minute: 1:1. Und von Fürth war in der Folge wenig zu sehen. Der KSC hatte die besseren Chancen und ging verdient in der 73. Minute mit 2:1 in Führung. Mikkel Kaufmann, der in der Hinrunde noch nicht wirklich glücklich wurde im Wildpark, erzielte den Treffer und war damit in den letzten vier Spielen an insgesamt vier Toren beteiligt.

Im Anschluß kam Fürth noch einmal zu zwei bis drei dicken Chancen, im Gegensatz zu den letzten Wochen hielt die KSC-Defensive aber mit mehr Glück als Können bis zum Schluß dicht. So wurde es ein befreiender 2:1 Heimsieg, endlich mal wieder.

  • DfB-Pokal 2022/2023: Dank der Krankheitstage habe ich mir in dieser Woche auch den zweiten Rutsch an Pokal-Achtelfinales so gut wie komplett gegeben. Wie bereits seit einigen Jahren macht der DfB-Pokal einfach Spaß, wenn der eigene Verein nicht mehr involviert ist. Und der Ausblick auf das Viertelfinale verspricht einiges: Die Top 6 der Bundesliga sind noch komplett vertreten, dazu mit dem VfB Stuttgart das Kryptonit der KSC-Fans und der 1. FC Nürnberg, der sich im einzigen Zweitligaduell und gleichzeitig im einzigen Spiel mit Verlängerung und Elfmeterschießen durchsetzen konnte. Gespielt wird das Viertelfinale Anfang April, gelost wird in einer Woche.
  • Reise, Reise: Endlich habe ich die Übersichtsseite für meine Reiseberichte angelegt. Auch wenn ich da noch einiges nachzutragen habe, ist der erste Schritt gemacht. Aber wie wir ja alles wissen: Mit diesem ersten Schritt beginnt jede Reise. Mehr Schlauheiten gibt es hier.
  • GEO Epoche: Auch eine meiner Lieblingszeitschriften, die ich leider nur unregelmäßig lese, war Anfang der Woche vom Kahlschlag beim ehemals großen Verlagshaus Gruner+ Jahr betroffen (siehe DWDL, und bei Indiskretionen Ehrensache gibt es einen Artikel darüber, warum das nicht nur die Schuld des bösen RTL ist). Offenbar gibt es aber doch noch Hoffnung für die GEO Epoche: Laut Spiegel ist hier das letzte Wort noch nicht gesprochen und beruft sich dabei auf SZ-Informationen. Es bleibt für mich als Kunden also spannend, aber traurig, wenn man als Arbeitnehmer so bangen muss und aus der Presse erfährt, wie es mit dem eigenen Produkt weitergeht.
  • Der neue Wettlauf ins All: Spannede Dokumentation auf 3Sat über den aktuellen Stand der Weltraumerkundung mit dem Vergleich zu „früher“ und den aktuellen Herausforderungen – und was es der Menschheit insgesamt bringen kann (abrufbar bis 9. Feb. 2028).

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

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