Fantasy Filmfest White Nights 2023
Eine Premiere im Hause Nummer Neun! Das allererste Mal habe ich mir für das Fantasy Filmfest eine Dauerkarte gegönnt. Okay, es ist mit den White Nights nur der kleine Ableger. Aber immerhin! 10 Filme in zwei Tagen standen im Münchener City-Kino auf dem Programm und ich frage mich, wie andere dieses Pensum für das große Festival abspulen können.
Das hier waren die 10 Filme, dazu meine Besprechungen in chronologischer Reihenfolge:
Lockdown Tower (Frankreich, 2022) – 8 von 10 Punkten
Pressetext: Eines Morgens ist nichts mehr so, wie es war: Die Bewohner eines vielgeschossigen Sozialbaus erwachen umschlossen von undurchdringlicher Finsternis, die sich vor Türen und Fenster gelegt hat. Jeder Versuch, die schwarze Leere zu durchdringen, endet tödlich. Gefangen in einem Gebäudekomplex, in dem Menschen verschiedenster Herkunft zusammenleben, müssen die Mieter sich organisieren, um ihre ausweglose Situation zu meistern – doch als die Lebensmittel zur Neige gehen, beginnen die ersten Konflikte. Und schon bald herrscht das erbarmungslose Recht des Stärkeren.
Review: Zum Auftakt des Festivals gleich ein richtiges Feel-Bad-Movie. Ein Hochhaus ist auf einmal von einem dunklen, schwarzen Nichts umgeben und damit von der Außenwelt abgeschnitten (eine Ausgangssituation, die uns später erneut bei diesem Festival begegnen sollte). Die Bewohner müssen mit dem auskommen, was ihnen das Wohnhaus bietet und das ist nicht viel. Und so entsteht eine gnadenlose Parallelgesellschaft, die ihre eigenen Regeln etablieren muss. Es ist eine Herr der Fliegen Geschichte, wie es sie zuletzt öfter mal gab, dieses Mal aber dankenswerterweise nicht auf Basis einer Teenagergruppe, sondern mit einem Querschnitt der wenig privilegierten Gesellschaft. Wie sich das Leben nun dort entwickelt, mag nicht die angenehmste Vision sein, man kann sich aber durchaus vorstellen, dass sich alte archaische Muster entwickeln, wenn die Resourcen erst einmal mehr als knapp werden. Die Geschichte macht dabei einige Zeitsprünge und bietet kein richtiges oder gar versöhnliches Ende. Es ist verstörend, aber stark gefilmt und gespielt.
Hit Big (Finnland/ Estland/ Spanien, 2022) – 4 von 10 Punkten
Pressetext: Einst eine finnische Schönheitskönigin, hängt die in die Jahre gekommene Marjaleena (Outi Mäenpää) nun an der Costa del Sol in ihrer Bar Bella ab. Kein Wunder, dass sie bei diesem Abstieg gern tief ins Glas guckt, am liebsten beim täglichen Saufgelage mit Alki-Kumpel Mikko (Ilkka Heiskanen) und ihrem erwachsenen Sohn Vili (Johannes Holopainen). Alles hätte so unbeschwert weitergehen können, wäre da nicht die albanische Mafia, die ihnen immer mehr auf die Pelle rückt, und Marjaleenas verhasster Ex, der plötzlich aus dem Knast freikommt. Der will sich nun das Bella unter den Nagel reißen und bald findet das versoffene Trio auch heraus, warum: Im Keller unter der Bar lagert ein Heimlich zur Seite geschaffter Koffer Dineros.
Review: Der Regisseur J.-P. Valkeapää hatte im Vorlauf den Film als einen der dreckigsten angekündigt, den wir je gesehen hätten. Nunja, Lockdown Tower, der direkt vorher lief, erreichte er nicht. Der Film verspricht einiges, was für eine gute, schwarze Komödie reichen könnten. Unfreiwillige Anti-Helden und skurille Gangster, sonnige Locations und etwas Gewalt. Der Anfang erinnerte sogar teilweise an The Big Lebowski! Leider löst der Film davon fast nichts ein. Trotz der Grundzutaten ist der Film weder lustig, noch besonders spannend und [Spoiler!] tötet sogar in der Mitte des Film mit Mikko (Heiskanen) die interessanteste Figur des Films, um danach einfach nicht zu einem Ende zu kommen. Dass Hit Big um mindestens eine halbe Stunde zu lang ist, ist leider nicht einmal das größte Problem.
Evil Eye (Mexiko, 2022) – 6 von 10 Punkten
Pressetext: Nalas Schwester ist krank und reagiert auf keine Heilungsmethode. Während die Eltern weiter nach Hilfe suchen, geben sie die Töchter in die Obhut ihrer entfremdeten Großmutter Josefa (Ofelia Medina). Die mürrische Frau ist Nala (Paola Miguel) schon bei der Ankunft im abgelegenen Herrenhaus unheimlich und rasch scheinen sich die schlimmsten Ahnungen des Mädchens zu bewahrheiten: Schatten lauern in jeder Ecke, die Nacht bringt Albträume und grünes Gebräu brodelt auf dem Herd. Als dann noch eine Leiche im fauligen Pool schwimmt, ist es für eine Flucht schon längst zu spät.
Review: Wenn ich es richtig gezählt habe, ist Evil Eye der vierte Spielfilm von Regiesseur Isaac Ezban. Ich schreibe das deshalb, weil der Film sich lange Zeit wie ein Debutfilm anfühlt, in dem schlicht die Grundzutaten abgehakt werden und der mehr dazu dient, seine handwerklichen Fähigkeiten zu testen. Denn ungefähr 2/3 des Film sind einfach konventionell: Gruselhaus, folkloristische Mythen, die Kinder sind (wenig glaubhauft) von ihren Eltern getrennt, ein paar übertriebene Jump Scares mit passendem Klangteppich. Das ist alles ganz nett, vielleicht etwas langsam, aber passt schon. Überrascht hat mich schließlich das Finale, in dem doch noch mal einiges passiert und der Film auch endlich seinen eigenen Twist findet. Ein versöhnliches Ende für Evil Eye.
Project Wolf Hunting (Südkorea, 2022) – 7 von 10 Punkten
Pressetext: Eine Geheimoperation soll die übelsten Verbrecher:innen von Manila nach Südkorea ausliefern. Nachdem der erste Gefangenenaustausch auf einem Flughafen blutig schief lief, will man weitere Zivilistenopfer vermeiden und hat diesmal für den Transport ein riesiges Frachtschiff gechartert. Neben den 20 Sicherheitsspezialkräften sind auch ein Arzt und seine Assistentin an Bord. Aber die Cops haben die koreanische Mafia einmal mehr unterschätzt: In die Mannschaft wurden jede Menge Waffen und Saboteure eingeschleust und schon nach wenigen Minuten entbrennt ein beispielloser Krieg und Kampf ums Überleben. Doch wer hätte gedacht, dass unter all den skrupellosen Mörderinnen und Killern eine noch weitaus tödlichere Gefahr unter Deck lauert.
Review: Das hier war der Film des Festivals mit dem meinsten Kunstblut. So humorfrei vergossen, dass er wohl Schwierigkeiten hatte, überhaupt gezeigt werden zu dürfen. Es ist 1990er-Jahre Action-Kino der Marke Con Air, nur – so wie Emergency Declaration im Vorjahr – nur noch eine Stufe drauf gesetzt (und ohne die charakterstarken Schauspieler). Dann noch eine Stufe drauf und hab hier wird er sehr unübersichtlich. Das muss man mögen, aber Schauwerte produziert das genug, nur die Story sollte man nicht weiter hinterfragen.
Prison 77 (Spanien, 2022) – 9 von 10 Punkten
Pressetext: Francisco Franco ist tot, seine Diktatur am Ende. Die Insassen des Modelo-Gefängnisses Barcelona sind von den gesellschaftlichen Umwälzungen der Jahre 1976-78 abgeschottet. Draußen bricht sich die neue Demokratie Bahn, drinnen herrschen die alten Wärter mit Willkür und Gewalt. Hier harrt Manuel (Miguel Herrán) seines Prozesses, der niemals angesetzt wird. Immer wieder erlebt er, wie unbequeme Zellengenossen verschwinden. Denn die Häftlinge beginnen sich für ihre Rechte zu organisieren. Und während im Land die Farbfernseher Einzug halten, schallen die Schreie nach „Libertad!“ zusehends lauter durch die unbarmherzigen Mauern.
Review: Am Ende eines langen Tages war Prison 77 noch einmal ein richtiger Brocken und fernab von dem, was eine Veranstaltung namens Fantasy Filmfest eigentlich verspricht. Man vergisst das ja immer etwas, aber in Spanien gab es erst 1977 die ersten freien Wahlen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Vor diesem Hintergrund spielt der Film und erzählt von den Vergessenen des Umschwungs. Denjenigen, die weiterhin im Gefängnis sitzen, ohne dass sich für sie etwas verändert hätte oder sich jemand für sie interessiert. Der Film zeigt die Parallelgesellschaft hinter den Gefängnismauern, die sich hier etabliert hat. Insassen, die in diesem System ihren Platz gefunden haben und Wärter, die jede Kritik an ihrem System brutal niederschlagen. Der anfangs etwas naiv wirkende Manuel landet wegen einer Kleinigkeit in diesem System und muss mühsam lernen, wie das hier alles funktioniert. Man sieht dabei zu, wie sich die Häftlinge anfangen zu organisieren und daran verzweifeln, weil es außerhalb der Mauern offenbar niemanden interessiert. Harter Stoff, aber auf Tatsachen beruhend, mit einem tollen Herrán als Hauptdarsteller, vielen eindrucksvollen Nebenfiguren und den angsteinflössenden Originalschauplätzen des Gefängnisses. Wer sich etwas für europäische Geschichte interessiert und die Möglichkeit hat, sich Prison 77 anzuschauen, sollte das Kinoticket dafür lösen.
Soft & Quiet (USA, 2022) – 7 von 10 Punkten
Pressetext: Grundschullehrerin Emily (Stefanie Estes) trifft sich mit ein paar gleichgesinnten Ladies zum Lunch. Alle sind extrem beunruhigt: Wie lässt sich die Bedrohung aufhalten, die von all den ausländischen Arbeiter:innen in der kleinen Nachbarschaft ausgeht? Von den vielen multikulturellen Einflüssen ganz zu schweigen. Gemeinsam schmieden sie Pläne, wie man das anständige, weiße Amerika vor der feindlichen Invasion retten kann. Um die optimistische Zukunftsvision gebührend zu feiern, verschlägt es die angestachelten Frauen in einen Liquor Store. Als wenig später zwei asiatisch-stämmige Amerikanerinnen den Laden betreten, sehen sie sich unerwartet einem aggressiven Mob gegenüber und die Situation gerät außer Kontrolle.
Review: That escalated quickly. Eben saßen die Damen noch gemütlich zu (mit Hakenkreuz verziertem) Gebäck und Kaffee zusammen, alberten mit dem Hitlergruß herum, und plötzlich gerät alles außer Kontrolle. War der Anfang des Films noch sehr gemächlich und bieder, zeigt er in der zweiten Hälfte dann schon, warum sich Blumhouse die Vertriebsrechte an dem Film gesichert hat. Der Fokus auf die Frauengruppe als Breaking Bad Objekte wirkt ungewohnt, entpuppt sich dann aber doch als wenig erhellend, da ihren Beweggründen letztlich keine Aufmerksamkeit geschenkt wird. Womit der Film selbst so oberflächlich ist, wie die Frauen, die er anprangert. Interessanterweise sind die beiden halbwegs prominent auftretenden Männerfiguren diejenigen, die noch versuchen, ausgleichend auf die Gruppe Einfluß zu nehmen. Die Spannung des Films entwickelt sich nur aus einem „Wie weit gehen sie noch“, wenn sie sich gruppendynamisch gegenseitig hysterisieren. Das aber ist sehr gelungen, die Eskalationsschraube wird kontinuerlich weiter gedreht. Die dichte Machtart ohne offensichtliche Schnitte unterstützt das ganz gut, handwerklich funktioniert das gut. Auch wenn der Film so innerhalb von nur 90 Minuten vom Nachmittag in die tiefe Nacht gelangt, aber ja, damit hatte ja auch das um ein vielfaches teurere 1917 zu kämpfen. Daher ist es letztlich ein Film, der nach Startschwierigkeiten über seine Laufzeit gut funktioniert, aber vermutlich weniger hinterlässt, als es sich Regisseurin Beth de Araújo erhofft hat.
Limbo (Hongkong, 2021) – 7 von 10 Punkten
Pressetext: Als in den müllübersäten Gassen von Hongkong immer mehr Leichen mit abgetrennter Hand aufgefunden werden, dämmert es der Polizei schnell, dass sie es mit einem Serienkiller zu tun hat, der seine Opfer in den untersten Schichten der Gesellschaft sucht. Die ungleichen Cops Will (Mason Lee) und Cham (Ka-Tung Lam) werden mit den Ermittlungen betraut, nicht ahnend, dass die Suche nach dem Täter sie selbst in die eigene Hölle führen wird.
Review: Mit Soi Cheangs Cop-Thriller habe ich mich in der Bewertung am Schwersten getan. Warum? Ich bin nie so richtig in die Handlung herein gekommen. Vielleicht hat die fehlende Farbe eine zu große Distanz für mich aufgebaut. Aber außer Frage stand für mich von Beginn an die visuellen Schauwerte. Was ist denn Hong Kong bitte für eine grandiose Kulisse? Auch wenn man da nach der Sichtung des Films nicht leben möchte – aber die Stadt ist Limbo zufolge ein dreckiger, stinkender Moloch. Beton und Müllsäcke. Das ist Gotham City, wenn die Sonne darauf scheint. Man kann sich Kunstgallerien vorstellen, welche die schwarz-weißen Panoramaansichten aus dem Film ausstellen und ich würde Eintritt bezahlen, um das zu sehen. Dazu bietet der Film gute Darsteller, neben den bereits genannten Herren ist da auch noch Yase Liu zu nennen. Zwischen ihr und dem Cop Cham gibt es eine Verbindung, die wirklich interessant ist. Der zweite Handlungsstrang geht um die Jagd nach einem Serienmörder, der in der Stadt abgetrennte Hände hinterlässt. Nannte ich vorhin noch Con Air als Referenz, kommt einem hier Sieben in den Kopf, den ich schon viel zu lange nicht mehr gesehen habe. Wenn ich das hier schreibe, einige Tage nach der Sichtung, wird mir erst richtig bewusst, wie viel doch aus dem Film hängen geblieben ist. Deshalb gibt es jetzt doch zumindest noch einen Punkt mehr, als ich eigentlich vergeben wollte.
Nocebo (Irland, 2022) – 6 von 10 Punkten
Pressetext: Die ehrgeizige Christine (Eva Green) stellt gerade ihre neueste Modekollektion vor. Als die Designerin für einen Anruf hastig den Saal verlässt, springt wie aus dem Nichts ein räudiger Hund auf sie zu und übersät sie mit Zecken – geschockt bricht sie zusammen. Monate später: Seit der Attacke leidet Christine an einer mysteriösen Krankheit, die sie schwach und mit Gedächtnislücken zurücklässt. Als eines Tages Diana (Chai Fonacier) vor der Tür steht, kann sie sich nicht daran erinnern, sie als Haushaltshilfe eingestellt zu haben, nimmt die resolute Filipina aber auf. Bald macht sich Diana bei der Familie unentbehrlich, vor allem wegen ihrer wundersamen Heilkunstrituale, nach denen Christine wie ausgewechselt ist. Doch je intensiver die beiden Frauen eine Symbiose eingehen, umso unheimlicher brodelt es unter der Oberfläche. Was hat Diana zu verbergen?
Review: Routinierter Film eines der großen Filmverleiher. Der Film ist stylish und hat bekannte Namen im Cast (neben den oben erwähnten wäre da noch Mark Strong zu nennen), ist aber am Ende einfach zu brav. Das Myhtische beschränkt sich auf ein wenig Hokuspokus, die Backstories der Figuren, die nach und nach enthüllt werden, sind (natürlich) gesellschaftlich anprangernd, aber trotzdem so glatt gebügelt, dass sie niemandem weh tun. Und – naja – wie Diana in das Haus einzieht, dass muss man schon einfach akzeptieren. Tatsächlich fand ich den finalen Schluß dann überraschend stark. Der geht aber eigentlich ziemlich unter, weil er auch nicht zum restlichen Film passen mag. Nett, aber kein Film, vor dem sich irgendwer fürchten muss.
Satan’s Slaves 2: Communion (Indonesien, 2022) – 5 von 10 Punkten
Pressetext: Mit Satan’s Slaves erfüllte sich Joko Anwar einen Lebenstraum, brach Kassenrekorde und wurde mit Filmpreisen überschüttet. Mit der Fortsetzung jagt er seine Figuren nun in den nächsten Albtraum. Nur knapp entkamen Rini (Tara Basro) und ihre Familie einem Satanskult. Dem einsamen Häuschen ziehen sie nun eine Hochhauswohnung vor – viele Menschen, also keine Gefahr. Damit ist sie wieder mitten drin in ihrem Trauma. Und es soll noch schlimmer kommen.
Review: Im Vorfeld hatte ich leichte Bedenken, wie sinnvoll es sein könnten, einen zweiten Teil zu sehen, wenn man den ersten nicht kennt. Aber nach der Sichtung behaupt ich: Das macht bei diesem Film (wohl) kaum einen Unterschied. Als größere Herausforderung entpuppte es sich dagegen, den Untertiteln in dieser Geschwindigkeit folgen zu können. Wie schon bei Lockdown Tower genügt auch hier ein düsteres Hochhaus als Kulisse, allerdings schafft der Film es nicht so gut, die Story zusammen zu halten. Teilweise wirkte er wie ein Episodenfilm, der mal hier und mal dort im Hochhaus spielt. Und das seltsamste: Ich war mir lange nicht sicher, ob das eine Parodie auf gängige Gruselklischees sein sollte oder nicht. Das ist recht schade, weil die Schauspieler – und vor allem die Kinder – einen guten Job machen und auch optisch das durchaus etwas Gruselpotential hatte.
Good Boy (Norwegen, 2022) – 6 von 10 Punkten
Pressetext: Christian (Gard Løkke) ist jung, gutaussehend und reich. Läuft auf Tinder! Das erste Date mit Superlike Sigrid (Katrine Lovise Øpstad Fredriksen) endet im Bett – und mit einer grotesken Überraschung für die Psychologiestudentin: Der Schoßhund, von dem Christian so begeistert erzählt hat, ist gar kein Tier. Frank ist ein Mann im Rüdenkostüm, der bellt, wenn er sein Fresschen in den Napf fordert, und den Herrchen Christian an der Leine führt. Verstört flieht Sigrid. Dann kehrt sie zu der rein platonischen Zweckgemeinschaft zurück, schließlich schreiben wir das 21. Jahrhundert und wer ist sie schon, Frank vorzuschreiben, wie er zu leben hat. Es macht ja auch ungemein Spaß, ihm den Kunstfellkopf zu kraulen und Stöckchen zu werfen. Aber ist Frank wirklich so harmlos, wie Christian behauptet? Und wer ist er überhaupt?
Review: Der Abschlußfilm besticht durch seine skurrile Idee und funktioniert auch so lange gut, wie es eine „was wäre wenn“ Geschichte ist. Hier sieht der Crowdunding-Film hochwertig aus und sorgt dafür, dass man die Grundidee nach einer Weile schluckt. Dann ändert sich irgendwann der Tonfall – und die Szene, in der das passiert, kommt unerwartet und funktioniert sehr gut – und ab geht sehr viel der Glaubwürdigkeit den Bach runter. Logiklücken tun sich auf, Hauptdarsteller Løkke kann die Rolle nicht mehr so ganz stemmen und der Film kommt schließlich nur noch als gewöhnlicher Vertreter ins Ziel. Aber – und das unterscheidet ihn von anderen Filmen mit dieser Bewertung – man wird sich noch länger an Good Boy erinnern.
***
Fazit: 10 Filme in zwei Tagen, einen dritten Tag hätte ich wahrscheinlich nicht mehr geschafft. Ich wusste so schon am Ende nicht mehr, wie ich am Besten sitzen sollte, Rücken und Nacken taten weh und die Klimaanlage war ständig einen Tick zu kalt. Erstmals ist mir so richtig bewusst geworden, wie viele Dauerkarten-Besitzer es doch gibt. Und wenn ich so an meine Anfangszeiten zurück denke, ist es bei den asiatischen Filmen mittlerweile deutlich voller geworden und waren – zumindest dieses Mal – vielleicht sogar die bestbesuchten Vorstellungen.
Die Filme waren bunt gemischt, 10 Filme aus 10 Ländern und mit einem recht breiten Spektrum an Sub-Genres. Ausgerechnet der beste Film, nämlich Prison 77, hatte relativ wenig mit der Intension des Festvials zu tun – aber geschenkt. Daran konnte man sich in den letzten Jahren schon gewöhnen. Dass dem phantastischen Film allerdings der Spaß abhanden gekommen ist, ist allerdings eine etwas unschöne Entwicklung. Früher war mehr Trash, mehr Zombies, mehr Dämonen, mehr Aliens. Gegen die Qualität spricht das zwar nicht, aber gegen die Ausrichtung.
4 Kommentare
bullion
Oh, da sind viele Tipps dabei, die ich mir anschauen kann, wenn kleine Labels wie Capelight Pictures die Filme irgendwann auf Blu-ray rausbringen. 🙂
Nummer Neun
Mittlerweile tauchen ja die meisten Filme wieder irgendwann, irgendwo wieder auf. Laut Ankündigung sollen es ein paar Filme der Auswahl sogar auch noch ins reguläre Kinoprogramm schaffen.
Miss Booleana
Dass das thematisch etwas abdriftet vom Namen des Festivals ging mir beim Lesen auch durch den Kopf. Kann natürlich auch mal ganz erfrischend sein. Hach. Und in meiner Stadt sind die wieder nicht. Werdens sicherlich auch nie sein. Seufz.
Nummer Neun
Wenn die Filme so gut sind wie „Prison 77“ ist das ja okay, die Mischung macht es. Aber einen schlechten Film zu zeigen, der nicht mal irgendwas mit dem Genre zu tun hat, da wird es grenzwertig.