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KW 45/2022: Eine Leiche zum Dessert, Unter Wölfen, die Sea Girls und die Barbaren

Happy Sunday! In München war heute der Zirkus in der Stadt – mangels Interesse an American Football konnte ich dem aber gut umgehen.

Ihr wisst nicht, was ihr mit eurem Kumpel mal wieder anstellen könnt? Dann gebe ich euch den Tipp aus der zweiten Staffel von Barbaren einfach mal ungefiltert weiter. „Lad ihn doch zum Jagen ein. Oder zum Fischen oder zu Bier und Huren.“ Bedankt euch später. Dialoge aus der Hölle.

Keine Zeit für so etwas hatten in den letzten Wochen die Wirtschaftsweisen, die ihr jährliches Gutachten erstellt haben. Darin empfehlen sie u.a. höhere Steuer für Besserverdienende. Kam nicht gut an, vor allem bei der FDP. Ich gehe davon aus, dass sich die Wirtschaftsweisen nun aus Protest in den nächsten Wochen auf der Straße festkleben, Kunstwerke mit Tomatensuppe bewerfen oder alternativ solange die Luft anhalten, bis ihre Forderungen umgesetzt werden.

Und damit zu meinem medialen Wochenrückblick.

Heute geht es mit einer deutschen Netflix-Produktion weiter, deren erste Staffel jetzt nicht unbedingt gut war, aber trotzdem ein gewisses Alleisntellungsmerkmal hatte, weswegen die Serie vielleicht länger im Kopf war, als sie es verdient gehabt hätte.

Barbaren (Staffel 2, 6 Folgen, Deutschland, Netflix) – 6 von 10

Ein Jahr nach der Varusschlacht sind die Römer stärker als je zuvor. Thusnelda (Jeanne Goursaud) versucht zum Anmarsch der rachsüchtigen Römer mit Ari (Laurence Rupp) die übrigen Stämme gegen Rom zu vereinen. In der Zwischenzeit hat sich sein Bruder Flavus (Daniel Donskoy) der römischen Seite angeschlossen.

Auch in der zweiten Staffel wird nicht ganz klar, was die Serie eigentlich sein will. Ausschließen kann man ein realitätsnahes Historienepos – außer die Personen waren damals tatsächlich alles gepflegte Modeltypen – und auch ein feinsinniges Politdrama rund um Allianzen und Verschwörungen ist es nicht. Am ehesten ist es noch ein haudrauf Actionstück, aber auch das ist es eigentlich nur in den Highlightfolgen und dafür dann eigentlich auch viel zu wenig drüber. Davon abgesehen: Optisch macht die Serie viel her und auch die Action ist gut inszeniert. Und mit nur sechs Folgen ist das auch noch ganz gut getaktet. Aber über manche Dialoge legen wir lieber den Mantel des Schweigens, siehe oben.

Eine Leiche zum Dessert (USA, 1976, Arte) – 8 von 10

Skurille Krimikomödie mit großem Staraufgebot (Peter Falk, Peter Sellers, David Niven, Alec Guinness, James Cromwell und Maggie Smith), in der die klassischen Romandetektive durch den Kakao gezogen werden. Viele Wortwitze zünden heute immer noch (wenn der blinde Kellner sagt, er habe hier noch nie jemand anderen arbeiten sehen) und manches ist einfach lustiger Quatsch (man hört ein Bellen und dann die Antwort „keine Sorge, das ist nur die Katze“). Aus heutiger Sicht fehlt es dem Film vielleicht etwas an Tempo und man muss akzeptieren, dass es keine „faire“ Auflösung gibt, die alles erklärt – hier ist vor allem das Ende einfach drüber. Aber das ist Teil des Spaßes.

Die Toten vom Bodensee: Unter Wölfen (Deutschland/Österreich, 2022, ZDF) – 6 von 10

Der mittlerweile fünfzehnte Film um die Ermittler Zeiler (Nora Waldstätten) und Oberländer (Matthias Koeberlin) kam dieses Mal ohne den mysthischen Einschlag der vergangenen Filme aus, aber auch ohne den titelgebenden Bodensee. So ist es solider Kriminalfall, der Spuren zu einem anderen Todesfall in der Vergangenheit legt und ein Familiendrama offenbart, aber in dem leider auch das finale Indiz wie an den Haaren herbeigezogen wirkt.

Am Montag fand endlich ein Konzert statt, welches erstmals für den November 2021 geplant war, aber aufgrund der Pandemie mehrfach verschoben wurde. Die Rede ist von den…

Sea Girls (UK) – München, Strom

Die Sea Girls haben mittlerweile zwei Alben veröffentlicht und beide bieten eine erstaunliche Anzahl an Hits. Sie klingen wie eine Mischung aus den Killers und den Kooks. Vielleicht bin ich aus dem jugendlichen, euphorischen Indie-Pop in der Zwischenzeit schon etwas raus gewachsen, aber mir ist keine andere, frische Band aus diesem Genre ein Begriff, die eine ähnliche Qualität liefert. Ihr Pech, dass Indie-Pop als Ganzes im Moment nicht im Zenit seiner Beliebtheit steht. Und so verkaufen sie in München nur das Strom aus und keine der größeren Locations.

Bei ihrem Auftritt machten sie von Beginn an klar, dass sie auch live ihre Qualitäten haben und die ganze Halle unterhalten können. Euphorisch, mitreißend, positiv – sie sorgten für einen guten Abend. Vor allem Sänger Henry Camamile stand im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit (wobei ich durch meinen Seitenplatz den herumspringenden Gitarristen Rory Young nicht so im Blick hatte), der mich optisch an einen italienischen Fußballfan aus den 1980ern erinnerte und sich während des Auftritts immer mal wieder ins Publikum begeben hatte und auch den Weg zur Bar nicht scheute.

Das auf dem Bild zu sehende Publikum war übrigens nicht repräsentativ für den ganzen Saal (sondern eher für diejenigen, die sich eher in der Nähe der Bar aufhielten), denn das war jünger, weiblicher und haariger. Der Weg zur Bar war für ihn kein leichter, ist doch ein ausverkauftes Strom kein angenehmer Ort, weil es sich vor der Bühne schon sehr eng knubbelt und es nach rechts und links nur wenige Freiräume gibt.

Aber zurück zur Musik. Für euch habe ich einen Ausschnitt aus einem ihrer diesjährigen Festivalauftritte. All I Want To Hear You Say von ihrem Debutalbum.

Gesehene Spiele in dieser Saison: 16 von 17 Liga-Spielen = 94 %.

Gegen den 1. FC Kaiserslautern gab es die fünfte Niederlage in der Liga in Folge. Beim Gegner erkennt man den Dirk Schuster Fußball sofort. Hinten sicher stehen und bereits den finalen Pass des Gegners verhindern, vorne wird schon irgendwas gehen, besonders wenn man einen Terrence Boyd hat. Mehr Ballbesitz für den KSC, mehr Schüsse aufs Tor, allerdings war von denen kaum einer so richtig gefährlich. Und so setzte es eine 0:2 Niederlage im Südwest-Klassiker.

Die Niederlagenserie endete am Samstag im Hinrundenabschluß gegen den FC St. Pauli. Nach einer wilden ersten Halbzeit stand es bereits 3:3 und mir kam es teilweise vor, als würde ich mir ein Amateurspiel anschauen, so steltlen sich die Defensivreihen an. Am Ende wurde es ein 4:4, in dem der KSC nie zurück gelegen hat, aber auch nicht gewinnen konnte. Im Vergleich zu den Vorwochen waren sie in der Chancenverwertung überraschend effizient (die expected Goals kamen zu einem Ergebnis von 1,4 zu 4,1) und der Spielverlauf war zur Abwechslung mal auf ihrer Seite.

Damit holte der KSC in der Vorrunde 18 Punkte in 17 Spielen (mit den zweitmeisten Gegentoren der Liga) und bestätigte damit die Leistung der Rückrunde aus der Vorsaison, als es zu 17 Punkten gereicht hatte (ebenfalls mit den zweitmeisten Gegentoren der Liga). Zur Wahrheit gehört aber auch: Zusammen sind das 35 Punkte und damit muss man normalerweise sehr um den Klassenerhalt zittern.

  • So not, Sonos!: Meine Sonos macht immer mehr Probleme. Will sie schon seit Wochen nicht mehr richtig mit meiner lokalen Musikbibliothek zusammen arbeiten, greift sie nun auch nicht mehr richtig auf meine Amazon Music Einkäufe zurück. Nur Bandcamp, was ja eh der sympathischste Anbieter ist, läuft weiterhin gut. Muss ich dringend fixen!

Und damit zum Sport:

  • 2. Bundesliga: Spannend geht mal wieder in der 2. Liga zu. Ohne die großen Namen aus der letzten Saison (denn mal ehrlich, der HSV hat sich längt in der Liga eingewöhnt) fehlt der Überflieger in dieser Saison. Nach der Hinrunde steht Darmstadt 98 ganz oben, noch vor dem HSV (der traditionell ja in der Rückrunde aus den Aufstiegsrängen fliegt) und dem Dauergast im oberen Tabellendrittel der letzten Jahre: Heidenheim. Dahinter sich Aufsteiger 1. FC Kaiserlautern auf Platz 4 gedirkschustert. Und die untere Tabellenhälft rückt ganz eng zusammen. Lediglich 5 Punkte trennen den neunten Hansa Rostock vom letzten SV Sandhausen. Und so gilt auch in diesem Jahr wieder: Jeder kann jeden schlagen. Und zwei Siege am Stück können Berge versetzen. Das macht den Reiz der Liga aus.
  • 1. Bundesliga: Zum Abschluß vor der langen Pause gab es mit der Partie SC Freiburg gegen Union Berlin das direkte Duell der beiden beeindruckensten Mannschaften der Vorrunde. Etwas überraschend konnsten sich beide in der Spitzengruppe etablieren, Union Berlin stand sogar wochenlang an der Tabellespitze, nur in den letzten Wochen ging ihnen etwas die Luft aus. Allerdings konnten beide auch nicht verhindern, dass der FC Bayern nun doch mit einem gewissen Polster in den WM-Urlaub gehen kann. Als hätten sie am Anfang den anderen Teams etwas Vorsprung geben wollen. RB Leipzig hat sich fast unbemerkt ebenfalls in die Spitzengruppe geschoben und selbst Everybodys Darling Eintracht Frankfurt steht noch vor Borussia Dortmund. Vor der Saison waren viele von deren Sommertransfers sehr angetan und doch haben sie weiterhin große Schwankungen in ihrer Leistung. Bemerkenswert, wie sie es immer wieder schaffen, sich von erfolgreichen Trainern zu trennen, um dagegen einen Liebling der Fans auf diesen Posten zu setzen. Im Abstiegskampf hat sich Schalke 04 bereits etwas nach hinten abgesetzt, aber mit zwei Siegen in Folge wären sie durchaus wieder auf dem Level vom VfL Bochum, Hertha BSC, FC Augsburg und dem VfB Stuttgart. Letztere sind nun auf der Suche nach einem neuen Trainer und Sportdirektor, oft ein verlässliches Zeichen für den Abstieg.
  • Kicker: Mehr aus Gewohnheit – aber auch, um das für die Marke überraschend bildhafte Cover zu würdigen – habe ich mir das WM-Sonderheft des Kicker (a.k.a. das Fachmagazin) gekauft. Zeitlich ist dieses Mal ja alles anders und so musste so ein Heft erstellt werden, bevor die Kader überhaupt bekannt gegeben wurden. Wie dem auch sei: Selbst der Kicker öffnet sich den Geschehnissen neben des Platzes und gibt Raum für kritische Begleitberichterstattung. Insofern bemerkenswert, weil Texte abseits von Spielberichten, Interviews und Kaderplanungen bei ihnen selten eine Rolle spielen.
  • Warum die DFB Nationalmannschaft keine Emotionen auslöst?: Ehrlich gesagt gäbe es dazu viel zu sagen. Der Blog Indiskretion Ehrensache beschränkt sich hier auf den Online-Auftrag und einer Verkündung des WM-Kaders, die nicht mehr als eine Grafik war, die selbst ich in einer halben Stunde in Powerpoint hätte erstellen können.
  • Nummer Neun: Deutschlands Nummer Neun beim Turnier ist übrigens Niclas Füllkrug von Werder Bremen. Eine gute Wahl.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

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