Aus dem Leben

Der Abschied von der alten Wohnung

Lange dauert es nicht mehr, dann ist es soweit. Dann heißt es Abschied nehmen von meiner alten Wohnung und Aufbruch in die neue Welt, auch wenn diese nur ein Haus weiter beginnen wird.

Ich weiß noch ziemlich genau, wie ich damals das erste Mal in der alten Wohnung stand. Es war 2007, also vor 15 Jahren. Wo ist nur die ganze Zeit geblieben? Morgens, noch vor der Arbeits, hatte ich einen Besichtigungstermin bekommen, weswegen ich an einem nicht ganz so unwichtigen Meeting auf der Arbeit nicht teilnehmen konnte. Ich wurde an der Haustür erwartet und wir fuhren dann mit dem Aufzug hoch in den dritten Stock. Dort schloß man mir die Tür auf, ich betrat den großen Wohnbereich und war hin und weg von den vielen Fenstern, durch welche die morgendliche Sonne schien. Es war hell, es war luftig und es war im Zuge der damaligen Wohnungssuche die erste Besichtigung, bei der ich sofort wusste, dass ich diese Wohnung haben wollte! Die Lage war – zumindest für den Stadtteil – sehr gut und die Miete auch für mich, als noch relativ frischen Berufseinsteiger, bezahlbar. Ich erinnere mich noch, dass ich ein wenig über meine vorherige Wohnung jammerte, denn das war nicht mehr als ein enges, möbiliertes Zimmer mit Kochnische und mit einem Bad gewesen, dass ich mir auch noch mit dem zweiten Zimmer auf der Etage teilen musste. Anscheinend hatte ich das sehr überzeugend gemacht, als mich die Vermieter zurück riefen, war genau das der Aufhänger für die Zusage.

Die Vermieter waren und sind ideal. Eine professionelle Firma, von denen man nie etwas hörte und wenn man mal ein Problem hatte, hat sich jemand mit Ahnung darum gekümmert. Mieterhöhungen gab es kaum und waren selten höher als fünf Euro pro Monat. So wurde diese Wohnung relativ gesehen im Prinzip immer günstiger, je länger ich in ihr wohnte. Und als die Firma vor mehr als zwei Jahren anfingen, nebendran ein bestehendes Gebäude umzubauen und ein zusätzliches zu errichten, meldete ich mich frühzeitig an und bekundete Interesse an einer größeren Wohnung.

Eine meine ältesten Erinnerungen an die Wohnung hat tatsächlich etwas mit dem Southside Festival zu tun. Aus irgendwelchen Gründen hatten wir ein Tagesticket (ich glaube, der Grund hieß Jet), mussten dann aber dort ohne Schlafmöglichkeit die Nacht verbringen, weil einfach vor dem nächsten Morgen kein Zug zurück fuhr. Wir holten uns einen Sonnenbrand am Tag und machten die Nacht durch, bis am nächsten Tag die Bahn wieder fuhr. Völlig übermüdet kam ich irgendwann am nächsten Tag wieder in München an und viel erschöpft in mein eigenes Bett.

Eine andere, bleibende Erinnerung war das sogenannte Fahrstuhl-Gate. Das musste man erst einmal schaffen, dass einem der Haustürschlüssel in den Ritz zwischen Aufzugskabine und Flur fällt. Mir war es gelungen und ich musste einen Schlüsseldienst rufen und war damit um einen größeren Geldbetrag ärmer, aber dafür um die Erkenntnis reicher, dass für den Ersatzschlüssel die eigenen Wohnung nicht der beste Platz wäre. Als der Aufzugsschacht einige Monate später gereinigt wurde, fand ich meinen Schlüssel danach wieder im Briefkasten.

In meiner Wohnung hatte ich in all den Jahren Übernachtungsgäste aus den unterschiedlichsten Ländern zu Besuch – ich möchte sogar fast schon von Kontinenten sprechen. Dabei war ich meist gar nicht so der ganz großen Fan von Besuchern und empfing nur eher selten Gäste. Überraschungsbesuche wären mein größter Albtraum! Trotzdem hatten wir früher hier regelmäßige Playstation-Runden (bis ich mich endgültig von den Konsolen trennte) und ab und an auch mal gemeinsame Kochabende. Einige Silvester hatten wir hier verbracht, bevor wir das große Silvesterfeierwerk des benachbarten Hotels mitnahmen und dann in die Clubs der Stadt gefahren sind.

Ein immer wiederkehrendes Ärgernis waren dagegen die Jalousien an den Fenstern. Nicht nur, dass sie es aufgrund ihrer eher fliegengitter-artigen Beschaffenheit bei weitem nie richtig dunkel machen konnten, sondern vor allem weil deren Kurbeln ständig defekt waren. Im Laufe der Jahre habe ich so einige dieser Dinger verschlissen. In der neuen Wohnung werde ich richtige Rollläden haben, die zwar auch gekurbelt werden müssen – warum auch immer – aber ich freue mich schon jetzt auf das Schlafen in absoluter Dunkelheit.

Sonst hatte ich eigentlich selten Probleme mit der Wohnung. Gut, vor einem Jahr hatte ich eine feuchte Stelle an der Wand über einem der Fenster, und nur zwei Monate später auf einmal ein Fenster, dass sich nicht mehr schließen ließ. Um beides hatten sich die Vermieter bzw. der Hausmeister schnell gekümmert und behoben. Wenn es mal ein Graffiti an irgendeiner Hauswand in der Wohnanlage gab, dann war das auch schnell wieder verschwunden. Der Kühlschrank in der Küche wird es nicht mehr lange machen, so wie der zeitweise brummt, aber das denke ich mir andererseits auch schon seit einigen Jahren. Die Wohnungstür war bei gewissen Temperaturen immer mal etwas verzogen, die Klingel an eben dieser Tür seit einigen Wochen meist nicht funktionsfähig. Aber sonst lief hier eigentlich alles immer rund.

Trotz allem ist mir die Wohnung im Laufe der Jahre etwas zu klein geworden. Es war eine verdammt gute Studentenwohnung, eigentlich sogar besser als das, aber aus dem Alter bin ich langsam raus. Demnächst werde ich mehrere Zimmer haben, eine größere Küche und einen riesigen Balkon. Und ich freue mich darauf – wenn der Umzug erst einmal durch ist.

Fünfzehn Jahre in einer Wohnung – noch niemals habe ich länger an einem Ort gelebt. Aber in nicht einmal zwei Wochen wird ein neues Kapitel für mich anfangen.

4 Kommentare

  • flightattendantlovesmovies

    Alles Gute für den Umzug. Für mich war Umzug immer der Albtraum, aber Du ziehst ja nur ein Haus weiter und hast sicher wenig(er) Kram und kannst Dich dann in Deiner neuen Wohnung richtig ausbreiten. Ich freue mich für Dich und Dein neues Kapitel.

    • Nummer Neun

      Ich bin auch froh, wenn alles umgezogen ist und alles steht. Dabei sielt es glaube ich aber kaum eine Rolle, wenn es nur ein Haus weiter ist – ich kann halt in der Übergangszeit mal schnell hin und her springen. Aber so ein Kleiderschrank ist immer schwer 😀

    • Nummer Neun

      Danke! Seit heute hängen in der neuen Wohnung schon einmal die Lampen 🙂 Natürlich wird man da ein wenig melancholisch, waren insgesamt wirklich schon ziemlich viele Jahre, die ich in der alten Wohnung verbracht habe – incl. der prägenden Corona-Zeit.

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