Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 03/2022: Succession, The King’s Man, The Power of the Dog, Frank Turner und Die letzten Monate

Happy Sunday!

Der Wochenrückblick ist dieses Mal fast eine Art Golden Globe – Special. Bestes Drama: Film, Bestes Drama: Serie, Bester Hauptdarsteller: Film, Bester Nebendarsteller: Film, Beste Nebendarstellerin: Serie, Beste Regie: Film. Sechs Golden Globes gab es für die in dieser Woche von mir gesehenen Sachen – das ist doch mal eine saubere Bilanz.

Dazu gab es bei der Verleihung noch Auszeichnungen für Dune – meinem Film des Jahres 2021, sowie für meine Top10 Serien Squid Game und Mare of Easttown. Bei aller Kritik an der Veranstaltung und der Jury – dieses Jahr kann ich mit deren Entscheidungen gut leben.

Da mir der erste Teil der Geschichte Die ersten Monate ja sehr gut gefallen hat, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch die Fortsetung des österreichischen Fantasy-Autors Benjamin Keck auf meinem Kindle landete. Und so war es nun gleich der erste Roman nach meiner Autorinnen-Challenge im vergangenen Jahr.

Benjamin Keck – Die letzten Monate (Österreich, 2021) – 7 von 10

Klappentext: Dolores ist noch immer außer Rand und Band und zwingt die Menschheit in die Knie. Niemand ist vor dem Virus sicher. Niemand ist vor den Menschen sicher. Und trotzdem gibt es Hoffnung. Irgendwo. Irgendwie.

Review: Ein Virus, das sich in windeseile um den ganzen Globus schwingt und die Menschen zum Hamstern bringt und den Egoismus in uns allen fördert? Das Virus in diesem Buch heißt Dolores und ist natürlich angelehnt an Corona. Keck hat die Auswirkungen des Virus im ersten Teil bereits einige Umdrehungen weitergedacht. Nun, im zweiten und letzten Teil der Geschichte ist von einer geordneten Gesellschaft nicht mehr viel übrig geblieben.

Nur eine weitere postapokalytische Erzählung ist es allerdings trotzdem nicht geworden. Bei aller Tragik versuchen die Protagonisten nämlich aus der Situation das Beste zu machen. Das bedeutet: Katastrophentourismus und ein Roadtrip quer durch Europa. Kitzbühl, Budapest, Moskau, um nur mal ein paar Stationen zu nennen. Dazu Gin, Musik und gute Laune, um den Wahnsinn der Welt zu überstehen.

Zum ersten Teil schrieb ich „als hätte Nick Hornby auf einem The Walking Dead Comic geschlafen“ – und da ich auf dieses Bild immer noch stolz bin, musste ich den Satz jetzt wiederholen, nur aber um zu sagen: Für Die letzten Monate trifft das nicht mehr ganz zu. Dafür hat die Reisegruppe zu wenig Kontakt mit dem Virus und den Infizierten. Das macht die Vorgeschichte der Apokalypse etwas beliebig. Zumal auch der dramaturgische Höhepunkt des Buches auch fast ohne das Virus funktioniert hätte. Aber ja, er funktioniert trotzdem und gibt der Feel-Good Story einige unerwartete Schläge in die Magengrube.

Fazit: Unterhaltsamer Roadtrip mit wirkungsvollen Tiefschlägen, der aber seine eigene Grundidee etwas vernachlässigt.

Nur eine Serie in dieser Woche, aber dafür ein echtes Schwergewicht: Das bereits zweifach als beste Serie auf den Golden Globes ausgezeichnete Succession. Kann sie in ihrer dritten Staffel an das meisterhafte Staffelfinale anschließen?

Succession (Staffel 3, 9 Folgen, USA, Sky on Demand) – 9 von 10

Nach Kendall Roys (Jeremy Strong) skandalträchtiger Pressekonferenz steht die Existenz des Familienimperiums auf dem Spiel. Logan (Brian Cox) will sich als CEO zurückziehen. Doch wer ist fähig, seine Nachfolge anzutreten?

Nach dem grandiosen Ende der Vorgängerstaffel geht es die dritte Runde erst einmal etwas ruhiger an und Logan und Kendall zählen durch, wen sie auf ihrer Seite haben. Wie werden sich die übrigens Geschwister (Kieran Culkin, Sarah Snook und Alan Ruck) entscheiden? Alle buhlen sie um die Gunst des mächtigen Vaters, aber hier muss man auch Schwiegersohn Tom (Matthew Macfadyen) und Cousin Greg (Nicholas Braun) zwingend erwähnen. Neu im Cast sind in diesem Jahr Adrien Brody und Alexander Skarsgård, die den Roys in Verhandlungen alles abverlangen. Besonders Skarsgård als gelangweilter Tech-CEO ist eine grandiose Ergänzung und bekommt in Zukunft hoffentlich noch weitere Auftritte. Die bewährte Formel bleibt dabei gleich: Schöne Menschen in schönen Locations tun sich gegenseitig häßliche Dinge an. Und wenn man auch nur für einen Moment etwas Mitleid mit einem der Roys (eine verkürzte Form von Royals?) hat, dreht sich das Blatt wieder und man sitzt entsetzt vor dem Fernseher. Entsetzt darüber, was sie sich jetzt wieder angetan haben (Stichworte: Shivs offener Brief, Romans falsch verschickte Bildnachricht, Kendalls Geburtstagsfeier). Es ist selbstentlarvend, wie sich die bessere Gesellschaft hier benimmt. Dafür braucht es nicht einmal einen klassischen Gegenspieler, das wäre zu platt und zu soapig für diese Serie, sondern die Figuren werden sehr ausgewogen portraitiert und bieten so in einzelnen Facetten genug Identifikationspotential. Aber genau diese Mischung zwischen Sympathie und Fremdscham macht den Reiz der hochwertigen Serie aus und es fällt mir schwer zu glauben, dass man nun wieder mindestens ein Jahr warten muss, bis die vierte Staffel zur Verfügung steht.

Nach fast genau zwei Monaten war ich mal wieder im Kino:

The King’s Man: The Beginning (UK) – 7 von 10

Der dritte Film aus der Kingsman Reihe ist die Vorgeschichte zur britischen Geheimorganisation, was den Vorteil hat, dass man die beiden anderen Filme im Prinzip nicht kennen muss. Es ist leicht, diesen Film zu kritisieren. Dafür hat er einfach stellenweise zu viel Leerlauf und braucht zu lange, bis er richtig loslegt. Er fühlt sich sehr unrund an – auch wenn z.B. Harris Dickinson Erlebnisse an der Front im 1. Weltkrieg schon beeindruckend und spannend sind, passt das vom Ton her nur schwer zum restlichen Film. Wenn die Historie leicht umgeschrieben wird, so wie in diesem Film, ist das zwar recht kreativ, aber irgendwie fand ich es etwas gefährlich, wenn die Unterscheidung zwischen Geschichtswissen und alternativen Fakten nicht so deutlich gezogen wird, wie es hier der Fall war. Und wenn der Levelgegner Rasputin (Rhys Ifans) interessanter ist als der Endgegner, dann stimmt da etwas nicht mit dem Aufbau. Aber was soll’s, das ist eigentlich alles egal, wenn der Film am Ende einfach Spaß macht. Die Action an beeindruckenden Locations stimmt, Ralph Fiennes als Actionheld und Gentleman passt, Djimon Hounsou setzt einen beeindruckten Kill ab (den man sogar schon im Trailer sieht) und Gemma Arterton gibt eine toughe Visitenkarte ab. Beim nächsten Film der Reihe bin ich wieder mit dabei.

Der Hunderteinjährige, der die Rechnung nicht bezahlte und verschwand (Schweden, 2016, Das Erste) – 5 von 10

Nach dem erfolgreichen Vorgänger – als Buch und als Film – war es wohl abzusehen, dass es auch eine Fortsetzung geben musste, dieses Mal aber ohne Buchvorlage. Und so sehen wir nun Allan (Robert Gustafsson) auf der Jagd nach einem verloren geglaubten, russischem Rezept für die einzig wahre Volkssoda. Das ist zwar ganz nett und zum nebenbei bügeln ganz okay, aber durch die deutlich wenigeren Anknüpfungspunkte an die reale Weltgeschichte fehlt etwas der Pepp. So ist es nicht mehr als eine laue Fortsetzung.

The Power of the Dog (Australien / Neuseeland, 2021, Netflix) – 8 von 10

Der Spät-Western lebt von der Performance von Benedict Cumberbatch als schroffer und schmuddeliger Farmbesitzer, der aber gleichzeitig auch intelligent und gebildet ist. Von ihm geht eine bedrohliche Aura aus, man spürt, dass er mit sich selbst nicht im Reinen ist und seine Wut darüber an anderen ausläßt. Seine Welt wird von außen gestört, als sein Bruder Jesse Plemons mit Kirsten Dunst eine Frau mit auf ihre Farm bringt, und deren Sohn Kodi Smit-McPhee gleich mit. Außer der ländlichen Location und dem Hintergrund der Figuren hat der Film aber so gar nichts von einem Western, es ist ein bedächtig erzähltes Drama. Dafür muss man sich die Ruhe nehmen und sich mit Cumberbatchs Figur beschäftigen wollen. Drei Golden Globes in diesem Jahr waren die Belohnung für den Film.

Ein neues Album von Frank Turner kündigt sich an. Nachdem bei den letzten Alben meine Euphorie etwas raus war, kann zumindest dieses Vorab-Stück A Wave Across The Bay wieder die alte Begeisterung schüren – was vielleicht auch an der simplen und für ihn klassischen Live-Performance liegen könnte. Das Album erscheint dann in ungefähr einem Monat.

Das Achtelfinale im DfB-Pokal gegen 1860 München stand am Dienstag auf dem Programm. Nach der Auslosung hatte ich ja sehr auf Tickets gehofft, aber wieder einmal hat Corona dem ein Strich durch die Rechnung gemacht. Und so gewann der KSC auswärts im leeren Stadion beim Drittligisten mühsam mit 1:0 durch ein Elfmetertor von Marvin Wanitzek. Der Einzug ins Viertelfinale ist nun das beste Pokalergebnis seit der Saison 1996/1997 (und einer traumatischen Niederlage im Schneegestöber von Cottbus).

Insgesamt hat die Achtelfinalrunde wieder sehr viel Spaß gemacht, mit spannnenden Spielen und erschreckend schwachen Borussen – aus Dortmund und Gladbach. Im Viertelfinale Anfang März spielen nun jeweils vier Erst- und Zweitligisten, fünf von ihnen haben den Pokal noch nie gewonnen. Die Auslosung ist am nächsten Sonntag.

Nach dem Pokalspiel kehrte sehr schnell Katerstimmung in und um den Wildpark ein. Nur 48 Stunden später gab es trotz einer 100% Impfquote 16 bestätigte Coronaerkrankungen unter den Spielern. Das Heimspiel an diesem Sonntag wurde deshalb vom DfB verlegt. Und das beim Gegner 1860 München zwei weitere Tage später ebenfalls die ersten positiven Test-Ergebnisse auftauchten, verleiht dem ganzen leider ein Geschmäckle.

  • Mittagspause: Seit Anfang des Jahres bin ich in der Mittagspause etwas von „alte Sitcom gucken“ auf lesen während des Essens umgeschwenkt. Dem Stapel alter 11 Freunde-Hefte, die ich noch hier hatte, sei Dank. Im Moment finde ich das tatsächlich etwas entspannender als den Fernseher anzuschmeißen, obwohl ich die Pause dadurch sogar etwas kürzer mache.
  • Lesetipp I: Unter dem Nachthimmel ins neue Jahr: Hier erzählt Christine von einem privaten Fotoshooting unter dem Sternenhimmel in einer klaren Nacht.
  • Lesetipp II: Die 50 besten Filme der 90er Jahre: Ein großes Versprechen, was hier Apokalypse Film abgibt. Ob er dem eigenen Anspruch gerecht wird, darüber kann sich jeder selbst eine Meinung bilden.
  • Meat Loaf: Freitag Nachmittag, das letzte Meeting der Woche war durch, wollte ich mir im Home Office nebenbei noch etwas Musik anmachen und startete dafür meine große Playlist mit knapp 500 Songs. Zufällige Wiedergabe. Das der Algorithmus dabei genau diesen Song als ersten anwählte, das war fast schon rührend.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

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