Was mit Medien

Der Hundertjährige

Wenn ein Buch bei Amazon weit über 1.500 Rezensionen erhalten hat, obwohl es erst seit zwei Jahren auf dem Markt ist, muss es einigermaßen populär sein. Und dabei geht es nicht einmal um Vampire oder um Verschwörungen im Vatikan, nein, die Lebensgeschichte eines Hundertjährigen ist das Thema. Die Rede ist vom Debutroman des Schweden Jonas Jonasson (was für ein klassischer Name) mit dem Titel:

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand

Wobei der Titel schon die Ausgangssituation vor gibt: Protagonist Allan Karlsson bückst ausgerechnet an seinem einhundertsten Geburststag aus seinem Heim aus und zwar und durch eben dieses Fenster und verschwindet für die Heimleitung und die Polizei spurlos. Dabei meint er es gar nicht böse, eigentlich ist er ein einfacher Mensch, der aber sehr freiheitsliebend ist. Dass er auf seiner Flucht einem Ganoven einen Koffer mit einem Haufen Geld entwendet und Freundschaft schließt mit einer bunt zusammen gewürfelten Truppe, das passiert so nebenbei. So wie seine ganze Lebensgeschichte auch, die der Leser nach und nach erfährt. Welche Zufälle sein Leben und Überleben prägten, welche berühmten Persönlichkeiten er dabei traf und mehr als einmal in den Lauf der Geschichte eingriff.

Das ganze wird von Jonasson sehr flüssig und in einfachen Worten im Plauderton geschildert. Die handelnden Figuren hat man recht schnell drauf und es ist sehr vergnüglichen zu lesen, die kleinen und großen Abenteuer von Allan Karlsson. Dabei springt die Geschichte immer wieder von der Jetzt-Zeit zu seiner bewegten Lebensgeschichte.

Und damit kann ich das positive und das negative auch recht gut trennen. Zwar wirken beide Erzählstränge äußerst konstruiert, die Jetzt-Geschichte wirkt aber gegenüber seinem Lebenslauf einfach nur banal. Gewollt bizarr, hat aber bei mir nicht gezündet. Ich war sehr froh, dass dieser Aspekt im Laufe des Romans immer stärker in den Hintergrund gerückt ist. Seine Lebensgeschichte ist dagegen nicht weniger konstruiert, aber sehr viel liebevoller gestaltet. Und wenn man dann liest, wie er im spanischen Bürgerkrieg kämpfte, sowohl den Amerikanern als auch den Russen beim Bau der Atombombe half und dabei den Mächtigen der Welt mehr als einmal vor den Kopf stieß, dann macht das sehr viel mehr Spaß und lässt einen unweigerlich an Forrest Gump denken.

Alles in allem ist es aber trotzdem ein schöner Roman, der sich gut weglesen lässt. Eigentlich ideal als Urlaubslektüre.

7 Kommentare

  • LittleMissSunshine

    Ich habe das Buch mal geschenkt bekommen und fand es gut. Du hast aber schon Recht, dass die Jetzt-Geschichte noch abgedrehter erscheint, als die Vergangenheit.
    Schwer getan habe ich mich aber mit den ganzen schwedischen Namen und Orten, wenn ich mich richtig erinnere.
    Ein Grund warum z.B. die ganzen Schweden- und Island-Krimis nichts für mich sind. 🙁

  • ide02

    Das Buch liegt auch in meiner Wunschliste…aber ich kämpfe immer noch mit dem Skandalbuch in den letzten zwei Jahren. Aber es ist einfach nur *gähn* 😉 Nur noch 300 Seiten…dann habe ich es endlich geschafft!

  • Vanessa

    Hey, danke für deinen Kommentar! 🙂 Schön hast du es hier, ich bin dir gleich mal über Bloglovin‘ gefolgt. Warum sind männliche Blogger nur so selten? Ich mag deine Art zu schreiben jedenfalls, sie wirkt so ehrlich.
    Was „We need to talk about Kevin“ angeht, bin ich von den Eindrücken gedanklich noch immer nicht ganz losgekommen – es ist sehr selten, dass ein Film so viel in mir bewegt, weshalb ich immer froh bin, einen zu finden, der das schafft.
    Das Buch, das du vorstellst, steht auch schon länger auf meiner Wunschliste. 🙂 Aufgrund der Länge des Titels sticht es einfach heraus; vielleicht ist es ja deshalb so populär. 😉
    Achja und darf ich fragen, wie du auf deinen Blognamen gekommen bist? Das interessiert mich gerade irgendwie!

    Liebe Grüße
    Vanessa

  • Ariane

    Über das Buch habe ich schon viel gelesen und alle waren total begeistert. Normalerweise bin ich von Büchern immer wenig begeistert, die alle toll finden 😀 Aber vielleicht wäre es ja mal einen Versuch wert, Urlaubslektüre klingt super 🙂

  • Nummer Neun

    @Vanessa: Vielen Dank für deinen Gegenbesuch 🙂 Warum es nicht mehr so viele männliche Blogger gibt wüßte ich auch gerne. Habe aber das Gefühl, es sind in den letzten Jahren immer weniger geworden. Der Blogname ist gar nicht mal so spektakulär: Nach dem am Sonntag Nachmittag „Nummer 5 lebt“ im TV gelaufen ist, war ich auf der Suche nach einer Nummer, die sowohl bei wordpress damals, als auch bei gmx noch verfügbar war. Mehr ist es gar nicht 🙂

    @Ariane: Es ist halt einfach tatsächlich eine leichte Lektüre. Und wenn dir dazu auch noch „Forrest Gump“ gefallen hat, kann eigentlich nicht mehr viel schief laufen 🙂

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