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Lotte Kinskofer – Zum Sterben zu viel (Deutschland, 2021)

Intro: Es ist geschafft, Roman Nummer 10 für dieses Jahr ist durch. Mein selbst auferlegtes Ziel ist damit erreicht. Bücher können einen ja quer durch Raum und Zeit befördern. Nach literarischen Ausflügen in die USA, nach Lagos, an die französische Mittelmeerküste, die österreichischen Alpen und nach Japan, führte mich Zum Sterben zu viel aber nun einfach nur vor die Haustür. Die Münchner Autorin Lotte Kinskofer hat ihren neusten Kriminalroman hier in Pasing verankert. Dafür ist es eine Reise durch die Zeit. Ihr Roman spielt nämlich vor fast genau 100 Jahren.

Klappentext: München-Pasing, 1922: Ein Heimatdichter wird ermordet, und ein junger Schreiner muss dafür ins Gefängnis, obwohl die Verdachtsmomente alles andere als schlüssig sind. Seine Frau Agnes tut alles, um die Unschuld ihres Mannes zu beweisen. Vorübergehend muss sie sogar ihre beiden Kinder in die Obhut Fremder geben. Ein zweiter Mord geschieht; der Ermordete hat die gleiche seltsame Wunde am Kopf wie das erste Opfer. Oberkommissar Benedikt Wurzer steht vor einem Rätsel, bis ihn ein Hinweis in die Oberpfalz führt und er ahnt, dass ein weiterer Mord unmittelbar bevorsteht…

Review: Der oben abgedruckte Klappentext ist nur so halbgut gelungen. Einiges, was dort angeteasert wird, passiert tatsächlich erst auf den letzten 30 Seiten. Außerdem verspricht er einen richtigen Kriminalroman, was er, meiner Meinung nach, nicht alleine ist. Aber zunächst zum Kriminalfall: Der ist zwar recht klassisch aufgebaut, aber schon gelungen. Mit falschen Fährten, einigen Überraschungen und einer passenden Auflösung.

Der zweite Aspekt ist die Beschreibung der Zustände im München in der Zeit zwischen den Weltkriegen und den massiven, sozialen Unterschieden zwischen arm und reich und zwischen Stadt und Land. Auch die wenig professionellen Zustände bei der Polizeiarbeit der Zeit werden thematisiert. Diese Stränge stehen stellenweise gegenüber der Krimihandlung deutlich im Vordergrund. Mir war es jedoch teilweise leider etwas zu plakativ geraten.

Bleibt noch der lokale Aspekt: Ein Großteil der Handlung spielt in Neu-Pasing, der Villenkolonie nördlich des Bahnhofs, sowie in der Nähe der Würm – meiner Spaziergangsstrecke in Pandemie-Zeiten. Das ist natürlich sehr nett zu lesen, weil es wirklich nicht weit weg von meiner Wohnung ist. Die Schreinerfamilie wohnt dagegen in der Schwanthalerhöher, einer Ecke, die mir auch nicht ganz fremd ist. Vielleicht hat man schon damals gedacht, dass das Westend am kommen ist (sorry, ein München-Insider Witz).

Stilistisch ist Kinskofers Roman flott zu lesen und die Kapitel sind schön kurz gehalten. Durch die gut eingesetzten Dialekte wirkt die Zeitepoche tatsächlich sehr lebendig. Nur ein etwas stärkerer Fokus auf ein paar wenigere Hauptfiguren hätte der Erzählung vielleicht noch ganz gut getan. So versucht sie, einer ganz Reihe an Protagonisten gerecht zu werden, vielleicht ein paar zu vielen.

Fazit: Routinierter Kriminalfall mit einigem an Sozialdrama, der für mich sehr von seinem regionalen Bezug lebte.

2 Kommentare

  • S.Mirli

    Es kann nie einen Lesetipp zu viel geben, denn irgendwie habe ich immer Panik, dass mir einmal der Nachschub ausgeht. Ich muss zugeben, bisher habe ich nur Krimi (wobei meist eher Thriller) aus der aktuellen Zeit gelesen. 1922, also in einer eher schwierigen Epoche, das stelle ich mir sehr spannend vor. Du hast mir direkt neugierig gemacht und ich glaube fast, ich werde das Buch meiner Mama zu Weihnachten schenken, damit ich es mir dann ausleihen kann 😉 Einen fabelhaften dritten Advent und danke für die Vorstellung, alles, alles Liebe, x S.Mirli
    https://www.mirlime.at

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