Unterwegs

Kanada 2019: III Saskatoon

Und so stand ich dann morgens um 7:00 mit meinem großen Koffer am kleinen Bahnhof in Saskatoon, vor den Toren der Stadt. Das einzige Taxi, was bereit stand, hatte seine Gäste schon gefunden. Eine weitere handvoll Leute überlegte, wie sie nun in die Innenstadt kommen sollten. Eine junge Frau bot mir an, dass sie mich in ihrem bestellten Uber mit nehmen könnte und erzählte mir dann auf dem Weg in die Stadt von ihren Eindrücken von Saskatoon. Sie war selbst vor noch nicht so langer Zeit aus Toronto hier her gezogen, der Arbeit wegen, würde aber gerne lieber wieder früher als später wo anders hin. Wie es denn dazu käme, dass ich ausgerechnet in Saskatoon Halt machen würde?

Nun, das war eine Frage, die mir tatsächlich vorab häufiger gestellt wurde. Mein Lonely Planer Kanada (der sich sonst als äußerst hilfreich erwiesen hatte) sagte zu der Stadt: „Saskatoon ist voller verborgener Schätze. […] die Innenstadtviertel besuchen, um ein Gefühl für die pulsierende Stadt zu bekommen. Der majestätitsche South Saskatchewan River […] bringt die Schönheit der Natur mitten in die Stadt. Die Stadt […] ist stolz auf seine Rock- und Countrymusiker und die lebhafte Livemusikszene.“ Klang doch nicht schlecht? Außerdem lag es gut auf meiner Route quer durch das Land, bedeutete den Besuch einer weiteren Provinz und einer komplett anderen Landschaft als Jasper davor. Und schonte zur Abwechslung ein wenig das Reisebudget.

Vielleicht hatte der Lonely Planet an dieser Stelle aber einfach etwas dick aufgetragen oder sich zu sehr von der sehr umtriebigen Touristeninformation beeinflussen lassen. Die Wahrheit war: Saskatoon ist schon etwas fad. Nicht falsch verstehen, man kann hier schon eine nette Zeit verbringen, aber wegen dieser Stadt braucht man nicht nach Kanada zu kommen.

Saskatoon war allerdings auch nicht wirklich häßlich. Gut, das Zentrum war halt etwas leblos und fühlte sich an wie das einer Kreisstadt, aber am Fluß ist sie dabei, sich mächtig aufzuhübschen. Es gab eine sehr schön Promenade mit viel Grün auf beiden Seiten des Flusses, alles recht neu, River Landing heißt das Projekt, dass auch einige modern verglaste Hochhäuser anzieht, sowie das Vorzeigeprojekt Remai Modern, dazu später mehr. Ein weiteres, etwas älteres Wahrzeichen war das Delta Bessborough Hotel, das vor fast 100 Jahren von der kanadischen Eisenbahngesellschaft gebaut wurde und der kleine Bruder des berühmten Château Frontenac aus Quebec ist. Die großen Brücken der Stadt führten in andere Stadtteile, so wie nach Nutana, dem Univiertel. Und die Stadt hat einen kurzen Weg namens Sonnenschein Way.

Untergebracht war ich im zentral gelegenen Hotel Senator, das mir bereits bei meiner Ankunft am frühen Morgen ein schönes Zimmer bereit stellen konnte, wofür ich richtig dankbar war. Die Zimmer waren angenehm groß, die Eingangshalle fast ein klassischer Prachtbau und die Eingangstreppe beliebter Treffpunkt der ärmeren Bevölkerung.

Immerhin in zwei Museen schaffte ich es auch. Das war zum einen das Western Development Museum am Stadtrand, dass einen kompletten Western-Straßenzug vom Anfang des vergangenen Jahrhunderts beheimatete (unter dem Motto Boomtown Saskatoon) und die Geschichte der Provinz bis heute nacherzählte. Zum anderen war das die noch brandneue Remai Modern Galerie direkt am Fluß, mit einer der größten Picasso Sammlungen der Welt und Ausstellungen von vielen Künstlern aus der Region. Wer sich für die Kunst nicht so erwärmen konnte (so wie ich), für den bot die helle Architektur des Gebäudes auch einige Schauwerte.

Der beste Tag wurde dann überraschend der letzte, den ich nur noch etwas vertrödeln wollte, da ich mit meinem Programm durch war. Eigentlich hatte ich mir den Tag frei gehalten, um in den gar nicht mal so weit entfernten Prince Albert National Park zu fahren, aber ohne eigenes Auto war da leider nichts zu machen. Geführte Touren gab es von hier aus nicht, auch keine öffentliche Verbindung, die bis in den Park fuhr. So nutzte ich den Vormittag, um in der Mall ein paar Postkarten zu verschicken und um mir Schuhe zu kaufen, nach dem ich mich bereits in Vancouver von einem mitgebrachten Paar verabschieden musste. Für den Nachmittag buchte ich mir eine Rundfahrt mit der Lilly auf dem South Saskatchewan River, ein netter und gemütlicher Ausflug bei bestem Wetter mit einem kühlen Dosenbier auf Deck. Stellvertrend steht das auch für das Fazit des gesamten Zwischenstopps: Unspektakulär, aber ganz nett.

Was man fairerweise generell auch nicht unerwähnt lassen sollte: Man konnte hier wirklich gut essen! Sei es klassisches Kneipenessen im Congress Beer House oder im Hudsons, asiatisch im Sticks and Stones oder bunt gemischt auf dem Farmer Market – satt und glücklich wurde man hier auf jeden Fall.

Damit genug von Saskatoon. Morgens checkte ich mich aus, dann brachte mich ein Taxi zum Flughafen. Eine kurze Verpflegung bei Tim Hortons musste sein, dann startete mein Flugzeug in Richtung Osten. Die kanadische Hauptstadt Ottawa war das nächste Ziel meiner Reise.

I Vancouver / II Jasper / III Saskatoon / IV Ottawa / V Toronto / VI Niagara Falls

2 Kommentare

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