Der richtige Ton

Naked & Famous / Arctic Monkeys

Ja is denn heut schon Weihnachten?*

Könnte man fast meinen, so viel wie jetzt schon los ist. Mein Terminkalender zur Zeit ist jedenfalls voll mit Konzerten, Geburtstagen, Essens- und Kinoverabredungen. Und dabei hat die Weihnachtsfeierei ja noch nicht mal angefangen!

Deshalb hat es bis zu einem neuen Eintrag dieses Mal ein wenig länger gedauert. Aber nun möchte ich über zwei Konzerte der letzten Tage sprechen. Zwei Bands, die mit ihrem ersten Album jeweils schon große Erfolge feiern konnten, danach aber versucht haben, sich zu verändern und weiter zu entwickeln.Zunächst wären da The Naked And Famous. Dank VIVA (für die jüngeren: früher liefen dort tatsächlich Musikvideos) und ihren ersten Singles Young Blood und Punching In A Dream hatten sie es immerhin auf Platz 31 der Charts geschafft – in ihrer Heimat Neuseeland sogar bis an die Spitze (wofür VIVA wiederrum nichts konnte). Jetzt, auf ihrem zweiten Album, haben sie auf catchy Singles verzichtet und sind eher etwas ruhiger geworden. Mir gefällt’s, erfolgreich sind sie damit hierzulande jedoch nicht.

Trotzdem war ihr Konzert in der Theaterfabrik gut besucht. Die Band war sympathisch, machte ein paar Ansagen, quatschte aber nicht zu viel. Und das wichtigste: Auch musikalisch waren sie gut. Ich mag ihren Sound. Wie die Keyboards einen Klangteppich bilden, über den dann die Gitarren einfallen, das gefällt mir. Alles klingt etwas wuchtiger als auf Platte, so muss das sein. Allein die Stimmung in der Halle hätte etwas besser sein können. Wenn die jungen Mädchen ihre Handyvideos checken, werden sie fest stellen, dass da noch etwas mehr Begeisterung hätte gehen können. So kamen die beiden bekannten Singles mit Abstand am Besten an, bei Rolling Waves wurde noch ein wenig mitgesungen, aber andere schöne Sachen A Stillness, Hearts Like Ours, All Of This oder Grow Old gingen leider ein wenig unter.
Auch die Arctic Monkeys von heute klingen nicht mehr so, wie sie am Anfang ihrer Karriere klangen, als sie mit Whatever People Say I Am, That’s What I’m Not die Welt im Sturm eroberten. Mittlerweile sind sie nicht mehr so jung und wild (nicht so wie die Strypes, ihre Vorband, die aussahen und klangen, als würde man sämtliche britische Gitarrenmusik der letzten 40 Jahre auf einem mp3-Player vereinen), sondern etwas ruhiger und gesetzter. Anspruchsvollere Songs mit Rhythmenwechsel und nicht mehr so haudrauf, und werden damit sogar immer erfolgreicher: Platz 3 in Deutschland mit AM (wobei die Benennung nach ihren Initialen von Beady Eye und ihrem BE natürlich geklaut ist).Genau diesen AM prangte auch groß in Leuchtlettern hinter ihnen auf die Bühne, die sie mit Do I Wanna Know eröffneten. Das Publikum sang den prägnanten Gitarrenriff mit, Bierbecher flogen, die Stimmung war gut. Danach ging es Schlag auf Schlag: Bekannte Songs wie Brianstorm, Teddy Picker und Dancing Shoes folgten. Dann kippte es, jedenfalls bei mir, jetzt kamen die neuen Songs. Was ich nach hören der neuen Platte schon befürchtet hatte, war jetzt auch live so: Sie konnten mich damit nicht um den Finger wickeln, das zündete bei mir überhaupt nicht. Gut, gegen Ende waren I Bet That You Look Good On The Dancefloor und Fluorescent Adolescent natürlich sichere Sachen, aber ich merkte es an diesem Abend recht deutlich: Die Arctic Monkeys und ich – wir hatten uns auseinander entwickelt. Muss man so sagen, so ist es halt, bei den anderen im Zenith war es dagegen wohl nicht so, die waren gut drauf. Da half es mir auch nicht, dass Sänger Alex Turner sich alle 3 Songs seine Tolle neu kämmte. Das akustische Cornerstone im Zugabeblock war dann so etwas wie unser Abschiedssong.

* Das Eingangszitat bezieht sich auf einen alten Werbespot mit Franz Beckenbauer für e-plus. Der Spot ist aus dem Jahre 2000, zu einer Zeit, als Nokia das heißeste Stück Technik lieferte, man bei einer neuen Handykarte noch Frei-SMS drauf packte und Aussagen von Beckenbauer noch ernst genommen hat. 13 Jahre ist das schon her!

8 Kommentare

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