Nahverkehr für Fortgeschrittene
Wenn man jeden Tag mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, wird einem ja schon einiges geboten. Zugverspätungen und -ausfälle, verrückte, hübsche oder plappernde Mitfahrer, Leute die morgens um 8 schon einen Döner in der Bahn essen oder von der Party nach Hause fahren. Es ist für jeden etwas dabei. Hier geht es heute einmal um Baustellen.
Kapitel I: Die Stammstrecke
Zur Erläuterung für die Nicht-Münchner: Die Stammstrecke ist der Teil des S-Bahn-Netzes, über das sämtliche S-Bahnen fahren. Was gut ist: Wenn man an der Stammstrecke wohnt (so wie ich), dann fährt eigentlich dauernd irgendwas ins Zentrum. Was schlecht ist: Wenn mal irgendwas an der Stammstrecke ist, Notarzteinsatz, Zugdefekt, dann fährt überhaupt nichts.
An dieser Stammstrecke wird zur Zeit gearbeitet. Manchmal in Randzeiten, manchmal am Wochenende, das ist unterschiedlich. Mit jeweils unterschiedlichen Konsequenzen. Die Bahn hat dazu einen Ersatzfahrplan erstellt. Die Farben im folgenden Kalender signalisieren dafür, welcher Fahrplan grade eben gültig ist (via). Nun ja. Übersichtlich ist anders. Schauen wir doch mal. Heute ist der 8. August. Wir befinden uns in Phase grün. Hier ist tagsüber alles beim alten. Erst abends ab ca. 22:30 greift dieser Plan. Dann fahren statt aller S-Bahnen nur noch eine Bahn auf der Stammstrecke. Hin – und wieder zurück. Okay, damit kann man leben. Fürs Kino reicht es noch, man kann danach noch die regulären Bahnen erwischen.
Jetzt am Wochenende greift wieder Phase rot. Und das heißt: Nichts geht mehr. Das ganze Wochenende. Worst case. Von hier aus fährt aber wenigstens noch eine Bahn oberirdisch bis zum Hauptbahnhof (womit ich noch Glück habe, das die überhaupt fährt). Dazu eine weitere, welche die Innenstadt umkurvt und dann auf dem normalen Weg zum Flughafen weiterfährt. Aber sonst: Nichts. Hat dazu geführt, dass ich letztes Wochenende keine Lust hatte, irgendwohin zu fahren.
Die Phasen gelb und blau haben noch etwas Zeit. Da muss ich mich erst später damit beschäftigen, was das dann wieder bedeutet.
Kapitel II: Die Tramstrecke
Um zur Arbeit zu gelangen, muss ich in der Innenstadt in die Tram umsteigen. Einmal. Direkt von der S-Bahn, aber die fährt ja unter der Woche. Zur Zeit jedenfalls, könnte sich ja ändern, siehe gelb und blau, muss ich mir, wie gesagt, noch anschauen.
Aber auch wenn die S-Bahn fährt, dieses Umsteigen ist zur Zeit nicht möglich. Bauarbeiten an den Tramgleisen. Die ganzen Sommerferien. Das heißt: Erst Ersatzbus und dann Tram. Macht: Zweimal umsteigen. Oder: Vom Hauptbahnhof mit der U-Bahn weiter und an einer späteren Stelle in die Tram wechseln. Macht: Auch zweimal umsteigen. Worauf ich morgens nun wirklich gerne verzichten würde. Zweimal sich beeilen und hoffen, dass man den Anschluß bekommt. So viel Sigur Ros kann man da gar nicht hören, um entspannt zu bleiben.Kapitel III: Die Alternativ-Tram
Der Vollständigkeit halber: Um von der Innenstadt aus nach Hause zu kommen, habe ich als Alternative zur S-Bahn auch die Möglichkeit, mit einer anderen Tramlinie zu fahren. Das dauert zwar mehr als doppelt so lang, aber wenn man mal was an der Stammstrecke ist (siehe Kapitel I), konnte man da immer mal darauf zurück greifen. Ich mach’s kurz: Baustelle. Fährt nur die halbe Strecke, danach fährt ein Ersatzbus. Wie lange? Das ganze Jahr 2013.
Soweit mein Erlebnisbericht zum öffentlichen Nahverkehr im Sommer 2013. Solange alles klappt, ist es super. Da freut es mich um so mehr, wenn ich daran denke, wieviel Geld ich pro Jahr im Vergleich zu einem Auto spare. Aber wehe, es kommt mal irgendwas dazwischen.
4 Kommentare
ide02
Ich wollte nach meinen ganzen Erlebnissen mit öffentlichen Verkehrsmitteln mal ein Buch drüber schreiben. Soll ich dir ein Kapitel freihalten? 😉 In dieser Zeit war ich aber topfit. Sonst hätte ich aber auch kaum meine Anschlüsse bekommen. In der Regel musste ich immer drei Mal umsteigen bis ich endlich da war. Zeit zum Lesen oder langsames Aufwachen war da nicht. Entweder war mal hellwach oder man hatte schon direkt zu Beginn verloren. Das Alles-Oder-Nichts-Prinzip. Könntest du Fahrrad fahren? Ich versuche mich ja auch gerade daran…
Nummer Neun
Fahrrad fahren fällt aus… zu weit, zu ungeübt 😉
Ly
Uff… ich weiß der Kommi kommt jetzt gerade 100 Jahre zu spät, aber trotzdem vielen Dank für deinen lieben Kommi! 🙂
Nummer Neun
Gerne doch… was immer ich auch geschrieben habe 😉