Der richtige Ton

Pop im Park

Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, nicht mehr auf ein Festival zu gehen. Aber dann hatte ich eine Übernachtungsmöglichkeit in Nürnberg, wodurch das Zelten weg fiel, und ein Line-Up, das ganz gut war, weil zwei meiner absoluten Lieblinge dort waren und dazu eine ganze Reihe von Künstlern, die ich gut fand, ich aber noch nie live gesehen hatte. Also stand ich nun doch wieder vor den großen Bühnen des Festivals und hatte es immer noch nicht gelernt, mich rechtzeitig gegen die Sonne zu schützen.

Freitag

Es war aber auch fies. War es in Nürnberg doch bestimmt fast 10 Grad wärmer als in München, wolkenlos, und ich holte mir schon gleich am ersten Tag meinen Sonnenbrand ab. Der Freitag stand bei mir ganz im Zeichen der Centerstage. Los ging es bereits um kurz vor 2, als Morning Parade das Festival für mich eröffenten. Ich kannte sie ja schon als Wombats-Vorband, und auch heute fand ich sie wieder recht belanglos. Aber nett zum auf der Wiese sitzen. Danach ging es dann nach vorne an die Bühne, es folgten The Naked And Famous. Bei den dank Viva bekannten Sachen kam Stimmung auf. Auch die Band hatte sichtlich Spaß an der Sache. Und manche nahm den Titel sehr wörtlich, der Häkelbikini mit den großen Maschen blieb in Erinnerung. Von Viva zu Viva Zwei, wo damals, zur guten alten Zeit, Ash recht oft liefen und die ich damals sehr mochte. Ich wußte gar nicht, dass es sie überhaupt noch gibt, aber nun waren sie hier, 10 Jahre später, mischten die alten Songs mit wahrscheinlich neuen Sachen, was sich ganz gut zusammen fügte. Schön war es, nach so langer Zeit mal wieder Shining Light oder Girl From Mars zu hören.

Nach Ash gab es wieder einen Zeitsprung, je nach Betrachtungsweise ging es zurück in die Gegenwart oder in die 80er. Hurts waren da, betraten mit klassischen Musikern die Bühne und spielten ihr Set. Ganz nett, aber meins ist es jetzt nicht. Aber was hat es zu bedeuten, dass um mich herum nur die dicken Mädchen dazu tanzten? Es folgten The Kooks, die ich auf Platte recht gerne höre. Live hätte ich sie jedoch etwas besser erwartet, auch wenn Shine On oder She Moves In Her Own Way immer noch tolle Sommersongs bleiben. Die Söhne Mannheims nutzte ich dann, um den Rest meiner Gruppe zu treffen und um zu essen, daher kein Kommentar zu ihnen. Die Headliner des Abends waren danach Coldplay. Ich würde mich nicht grade als großer Fan bezeichnen, aber das muss man ihnen lassen: Live machen sie eine große Show, was auch an Chris Martin liegt. Jeder hat ja so seine 5-6 Songs von ihnen, die er kennt und auch mag, und alle wurden sie gespielt. Dazu gab es Feuerwerk und Konfetti, einige neue Songs und eigentlich waren alle zufrieden. Schöne Stimmung, ich war wirklich positiv überrascht.

Do you remember the time I knew a Girl From Mars? Na klar doch, Ash!

Samstag

Auf dem Weg zum Festivalgelände kamen wir in einen kurzen Schauer. Heftig, aber auch schnell vorbei und weder Mensch noch Festival-Gelände waren davon gezeichnet. Auf den Schreck gab es dann erst einmal einige Bier an der Centerstage, zu denen Avenged Sevenfold musizierten. Bad Boys US-Rock, klischeebehaftet, nur echt mit Feuer auf der Bühne, muss man nicht kennen. Danach rüber zur Alternstage, dort spielten Alter Bridge, ebenfalls Rock aus Amiland, aber viel besser. Laut, mit einem Showman auf der Bühne, würde ich mir nicht kaufen, aber auf nem Festival kann man sich das anhören. Leider nicht bis zum Schluß, weil auf der Clubstage kam der erste meiner persönlichen Headliner: Frank Turner. Es hatten sich einige hundert Leute in die Halle gewagt und wurden von Mister Turner mal wieder mit einem tollen Konzert verwöhnt. Zwar nur 60 Minuten lang, da ist manches aus der Setlist rausgefallen, aber der Mann kommt immer so sympathisch rüber, hängt sich voll rein und hat so tolle Mitsingnummern, ihm ist alles zu vergeben. Grandios. Wie immer.

Danach blieb ich gleich da und entschied mich für Pete Yorn und gegen die Beatsteaks. Taten nicht viele, die Halle war nämlich nur sehr dürftig gefüllt. Netter Indiepop war es, mehr nicht, mehr ist mir nicht im Kopf geblieben. Nach ihm spielten Royal Republic in der Clubstage und die Halle war voll. Fantastische Stimmung, schon nach 3-4 Songs skandierte das Publikum den Bandnamen. Da ich kaum etwas von der Band kannte und mir etwas verloren im Publikum vorkam, stellte ich mich an den Rand und schaute mir das Treiben von Band und Zuschauer an. Dass sich das ganze Publikum während eines Konzertes hinsetzte um dann wieder begeistert aufzuspringen, das hatte ich noch nie gesehen. Musikalisch fand ich das alles zwar etwas schlicht und anbiedernd, aber die Stimmung in der Halle ließ es zu einem guten Konzert werden.

Nach der langen Zeit in der Halle war erst mal wieder Freiluft angesagt. 3 Doors Down auf der Alternstage. Collegerock, um entspannt auf der Wiese zu sitzen, zu essen und in die Stern zu gucken. Das langt eigentlich auch schon als Existenzberechtigung für manche Bands. Danach erwischten wir noch die letzten Songs von Dredg in der Clubstage, bevor dann um 0:40 die letzte Band des Tages die Bühne betrat: Trail Of Dead. Und was die boten war der Wahnsinn. Begannen tatsächlich mit dem 15minüter vom letzten Album und spielten den laut und energiegeladen runter. Dann Will You Smile Again und How Near How Far, es ging Schlag auf Schlag. Gitarrenwände taten sich auf, aus denen die melodischen Songs hervor kamen. Bis sie zum Schluß dann ihre Instrumente auf der Bühne verschrotteten. Wahnsinn.

I’ll play and you sing, so machen wir das Mister Turner.

Sonntag

Der Sonntag fing an mit Regen. Weswegen wir nicht ganz pünktlich los gekommen sind und ich die ersten 15 Minuten von Gaslight Anthem verpasst habe. Es wurde ein etwas seltsames Konzert. Ob es daran lag, das ich den Anfang verpasst habe? Das ich weiter hinten stand, wo kaum Stimmung war? Ich war jedenfalls enttäuscht. Sie spielten ein paar unbekannte Sachen, ruhige Sachen, und auch die großen Songs zündeten heute nicht so. Da ging mein Mainact auf der Centerstage grade etwas den Bach runter. Vielleicht waren die Erwartungen etwas zu hoch. Im Gegensatz zu Selig, die auf der Alternastage spielten. Dachte ich, hör ich mir mal noch ein wenig an, und das war dann ganz ok, auf der Wiese sitzen und Deutschrock hören. Nach Selig etwas zu Essen geschnappt und wieder rüber zur Centerstage, meine Gruppe treffen und den Rest von Social Distortion hören. Die kannte ich gar nicht, war aber ganz unterhaltsam.

Und dann ging das Festival auf die Zielgrade. Zunächst stand Wolfmother auf dem Programm, wieder auf der Alternastage. Auch nett, das erste Album finde ich immer noch gut, aber so live war das minutenlange Geschrammel auf Dauer doch etwas eintönig. Aber konnte man sich mal geben. Der Abschluß: Kings Of Leon. Und auch hier sind wir nicht so warm mit ihnen geworden. Headliner auf der Centerstage war für sie irgendwie doch eine Nummer zu groß, im Gegensatz zu Coldplay konnten sie die Rolle nicht ausfüllen. Sicher, gute Songs haben sie dabei, aber wenn sie vor 40.000 Leuten spielen, auf einem Festival, wo nicht nur die Hardcore-Fans da sind, dann muss da mehr kommen um die Massen zu unterhalten. So war das etwas zäh, wenn man von den großen Songs absieht. Wegen des drohendes Gewitters haben wir das Konzert früher verlassen, es gab kein Sex On Fire für uns. Dafür waren wir halbwegs trocken wieder zu Hause.

Blitzlichtgewitter vor dem richtigen Gewitter: Kings Of Leon.

Und das war es mit Rock im Park in diesem Jahr. Wie man sieht, ich war fleißig und habe mir wirklich viel angeschaut. Das Line-Up kam mir dafür auch entgegen, Indie und Rockpop schön über den Tag verteilt, abseits vom typischen Rock im Park Sound. Highlights waren Frank Turner, Trail Of Dead und überraschenderweise Coldplay. Enttäuschung dagegen bei Kings Of Leon und Gaslight Anthem.

Morgen geht es wieder zurück ins Büro. Da ist noch einiges zu tun in dieser Woche, bis ich dann am Freitag über Pfingsten in die Heimat fahren kann. Wieder mit jeder Menge Musik im Ohr.

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