Was mit Medien

Fantasy Filmfest 2016

In diesem Jahr stand bereits das 30. Fantasy Filmfest auf dem Programm und wenn man sieht, wie viele etablierte Medien in einem durchaus wohlwollenden Ton über dieses Filmfest schreiben, muss man fest stellen: Dieses Nischenprogramm hat seinen Markt gefunden. Und der nicht enden wollende Nachschub an frischen Filmen legitimiert diese Veranstaltung auch von der Produktionsseite. Und mittlerweile sind da auch sehr viele bekannte Namen dabei. Große Schauspieler, die sich hier mal in anderen Rollen versuchen. Bei mir waren es in diesem Jahr Namen wie: Johnny Depp, Daniel Radcliffe, Glenn Close oder Alexander Skarsgard.

Für mich war es das siebte Fantasy Filmfest. Der besondere Reiz an dem Festival ist ja: Man weiß vorher nicht genau, was man bekommt. Das meiste sind Independent Produktionen aus allen Teilen der Welt, da kann auch mal etwas dabei sein, was einfach nicht funktioniert. Dafür freut man sich um so mehr, wenn man eine Perle entdeckt hat. Das hier waren meine Fundsachen in diesem Jahr, geordnet in chronoligischer Reihnenfolge – von der Opening bis zur Closing Night.

Swiss Army Man (USA 2016, Trailer) – 4 von 10 Punkten

Inhalt: Hank (Paul Dano, bekannt aus Little Miss Sunshine, Looper oder 12 Years A Slave) sitzt gestrandet auf einer einsamen Insel fest. Kurz bevor er sich das Leben nehmen will, wird ein toter Körper (Daniel Radcliffe) an den Strand gespült. Dieser verfügt anscheinend über einige beeindruckende Kräfte und hilft Hank damit immer wieder aus der Patsche. Und je mehr der tote Körper von Hank Zuneigung erfährt, um so mehr Leben kehrt in ihn zurück.

Fazit: Der diesjährige Eröffnungsfilm ist vor allem: Wahnsinnig originell und ziemlich abgedreht. Wem das alleine schon reicht, sollte sich den Film anschauen, wenn er im Herbst auch im regulären Kino startet. Wer ihn gut finden möchte, dem wird er auch gefallen. Mich hat die fast märchenhaft Atmosphäre allerdings nicht berührt, mir hat die Emotionalität gefehlt. So war es mir relativ egal, ob das ungleiche Duo wieder den Weg zurück in die Zivilisation findet. Loser-Typ trifft auf kindhaften Charakter, der dessen Welt und Normen hinterfragt, hier zu sehen in der x-ten Variation. Und leider nimmt das Ende dann auch noch ein Stück von der Märchen-Atmosphäre. So war er halt etwas lustig und etwas fantastisch, aber in keine Richtung konsequent.

Yoga Hosers (USA 2016, Trailer) – 6 von 10 Punkten

Inhalt: Colleen (Lily-Rose Depp) und Colleen (Harley Quinn Smith) sind Teeanger und beste Freundinnen. Gemeinsam jobben sie im tiefsten Kanada im Laden von Colleens Eltern. Eines langweiligen Abends lassen sie sich von zwei Freunden im Laden besuchen, die sich als Satanisten heraus stellen. Doch damit nicht genug, der Laden steht auf einem ehemaligen Nazi-Gelände, das von noch seltsameren Nazi-Bratwürsten heim gesucht wird.

Fazit: Ja, Kevin Smiths Film ist skurril und will auch nichts anderes sein. Wer sich darauf einlässt, wird gut unterhalten, auch wenn sich die Kanada-Witze ein wenig wiederholen und die Brazis eher plump animiert sind. Aber man hat seinen Spaß, den beiden jungen Hauptdarstellerinnen nimmt man die Rollen als BFF ab und spätestens wenn der Ober-Bösewicht erscheint läuft das Ding. In der Zwischenzeit erfreut man sich an den prominenten Supporters wie Johnny Depp, Vanessa Paradis oder Justin Long als Yoga-Lehrer und übersieht großzügig die ein oder andere Länge.

The Girl With All The Gifts (GB/USA 2016, Trailer) – 8 von 10 Punkten

Inhalt: Nach dem Ausbruch einer todbringenden Seuche haben sich Überlebende in Militärbasen organisert. Während draußen willenlose Zombies lauern, testen drinnen Wissenschaftler (angeführt von Glenn Close) infizierte Kinder wie Melanie (Sennia Nanua), die ihren Fressimpuls noch halbwegs kontrollieren können. Als die Basis durch die Zombies gestürmt wird, befindet sich Melanie auf einmal mit einer Gruppe von Wissenschaftlern und Militärs auf der Flucht nach London, wo sie dem Geheimnis der Seuche auf die Spur kommen.

Fazit: Zombies sind im Kino einfach nicht tot zu kriegen. Wenn sie aber immer in so einer Qualität zurück kommen, ist das kein Problem. Der Film macht fast alles richtig: Die Einführung in die Welt ist schockierend, lange weiß man nicht, was es mit den armen Kindern auf sich hat. Die Beziehungen zwischen den Figuren funktionieren. Mehr als einmal hatte ich Angst um die Personen. Optisch ist der Film ganz großes Kino, alleine die Stürmung der Basis ist super umgesetzt, das verwüstete London nicht minder. Und das Ende ist konsequent. Lediglich das Mitteldrittel fällt dagegen etwas ab, weil es auffällig konservativ ist, und – ohne zu viel zu spoilern – manche Masken am Ende auch. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, das ist eine klare Besuchs-Empfehlung, wenn der Film im Herbst wohl auch regulär ins Kino kommt.

Desierto (Mex/F 2015, Trailer) – 6 von 10 Punkten

Inhalt: Eine Gruppe Mexikaner überquert illegal die Grenze in die USA und wird dort von einem wortkargen Jäger und seinem Hund entdeckt und verfolgt.

Fazit: Die Handlung ist recht überschaubar und der Film entwickelt sich so, wie man es auch erwartet: Nur einer wird überleben. Optisch eingefangen wird diese Szenario von Jonás Cuarón, immerhin mitverantwortlich für das Drehbuch von Gravity. Hier bekommt man fast genau so epische Aufnahmen präsentiert, die Schüsse knallen ordentlich durch die Wüste und die Hauptdarsteller Gael Garcia Bernal und Jeffrey Dean Morgan quatschen nicht viel rum, sondern machen ihre Sache gut. Dass es dann doch nicht mehr Punkte geworden sind, liegt an der dünnen Story. Auf eine Backgroundgeschichte der Figurn wird fast völlig verzichtet und die Handlung scheint sich zeitweise im Kreis zu drehen. Und dieser Hund war so nervig, ich wäre am liebsten applaudierend aufgestanden, als… naja ich will nicht spoilern. Aber diese Jäger und Gejagte Filme funktionieren eigentlich immer ganz gut, wenn sie handwerklich gut gemacht sind, und das ist Desierto auf jeden Fall. Nur das minutenlange Schleichen um Felsen war vielleicht etwas zu detailiert erzählt.

War On Everyone – Dirty Cops (GB 2016, Trailer) – 6 von 10 Punkten

Inhalt: Die beiden Cops (gespielt von Alexander Skarsgard und Michael Pena) nehmen ihren Job nicht so richtig ernst. Sie saufen im Dienst, nehmen Drogen und fahren einen Pantomimen an, nur um zu hören, ob der dabei einen Ton von sich gibt. Sie sind richtige bad asses. Zu blöd, dass sie dabei trotzdem in einen Fall hinein schlittern.

Fazit: Wenn schon das stets euphorische Programmheft schreibt „eigentlich bräuchte der Film noch nicht einmal einen Plot“, dann hätte ich mir fast denken können, dass eben dieser nicht die Stärke des Films ist. Die liegt viel mehr bei den beiden Cops, die mit sehr viel Spaß gespielt werden, dem Style und dem Humor (und an Tessa Thompson, demnächst auch in Westworld zu sehen). Besonders der Abstecher nach Island sorgt für Lacher. Schade, der Film hätte so gut werden können, wenn man ihm auch noch eine Handlung spendiert hätte. Kommt im Herbst in die englischen Kinos, wenn er es nicht nach Deutschland schafft, wäre das allerdings kein Beinbruch.

Train To Busan (Südkorea 2016, Trailer) – 9 von 10 Punkten

Inhalt: Seok-woo (Gong Yoo) hat seiner Tochter Su-an (Kim Su-an) versprochen, an ihrem Geburtstag zu ihrer Mutter nach Busan zu fahren. Sollte mit dem Hochgeschwindigkeitszug ja recht schnell klappen. Dummerweise bricht genau an diesem Morgen eine Zombie-Apokalypse aus. Ein infiziertes Mädchen schafft es in letzter Sekunde in den Zug und stellt damit die Weichen für ein unglaubliches Chaos.

Fazit: Wow – das war einer der stärksten Actionfilme seit langem! Der Geschwindigkeitsrausch von Speed trifft auf die rasanten Zombieherden aus World War Z trifft auf den Aufbau eines klassischen Katastrophenfilms. Werden am Anfang die relevanten Personen noch schnell eingeführt, bricht dann wenig später das Chaos los und zieht einen immer tiefer in den Strudel. Zeit zum Durchschnaufen bleibt kaum. Die ruhigen Momente werden genutzt, um die – zugegeben – klassischen Charaktäre noch etwas zu vertiefen. Neben der Action ist der Film auch optisch gut umgesetzt und nicht nur auf den titelgebenden Zug beschränkt. Nicht umsonst hat der Film in seinem Heimatland mehr als 10 Millionen Koreaner in die Kinos gelockt. Hier wurde er im Original gezeigt mit englischen Untertiteln, was einem nach einigen Minuten gar nicht mehr weiter stört.

Das war es für dieses Jahr. Sechs Filme waren es, der klassische Gruselfilm hat mir dieses Mal gefehlt, dafür bleibt die Erkenntnis: Der schon oft tot geglaubte Zombiefilm hat mit gleich zwei sehr guten (und sehr unterschiedlichen) Streifen die Konkurrenz deutlich abgehängt. Ich habe lange überlegt, welcher der beiden mir nun besser gefallen hat, und mich dann für die Hochgeschwindigkeits-Action entschieden. Bei Swiss Army Man dagegen hatte man sich für den Eröffnungsfilm etwas besonderes überlegt, bewusst polarisierend, bei mir ist er dann leider durch gefallen. Der Rest war Genre-Kino, Hausmannskost, die zu so einem Festival dazu gehört.

Zum Schmökern: FFF 2015 – FFF 2014FFF 2013FFF 2012FFF 2011FFF 2010

8 Kommentare

  • donpozuelo

    Ich habe dieses Jahr nur fünf Filme geschafft. „Swiss Army Man“ und „Train to Busan“ waren auch dabei.

    „Swiss Army Man“ mochte ich wirklich sehr, kann aber auch absolut verstehen, wenn der nicht jeden abholt. Der ist halt wirklich ein bisschen merkwürdig…

    „Train to Busan“ fand ich auch wirklich toll. Der war großartig… und zum Glück einfach mal soooooo viel besser als sein komisches Prequel „Seoul Station“, der war ein reines Schnarchfest.

  • bknicole

    Also ich muss gestehen, mich interessieren davon inhaltlich auch am meisten die Zombie Filme, dem Genre bin ich auch noch nicht überdrüssig und wenn die Produktion gut ist, dann lasse ich mich da gerne drauf ein. Der Rest hört sich dann doch etwas zu verrückt an, entspricht einfach nicht meinem Geschmack oder schon anhand der Storyline wird klar, dass der Plot zu wünschen übrig lässt und der ist mir nun mal ausordentlich wichtig. Überrascht bin ich aber, dass diesmal so tolle Darsteller mit dabei sind: Jeffrey Dean Morgan sehe ich total gerne, bin ja Spn Fan der ersten Stunde, genauso Daniel Radcliffe, der für mich sein Harry Potter Image doch sehr gut abgelegt hat und Jonny Depp finde ich eh super.

    • Nummer Neun

      Naja von War on Everyone hatte ich mir tatsächlich auch mehr erhofft, das hätte ich ein richtig guter, lustiger Copfilm sein können. Ich hatte noch ein paar andere Filme auf meiner Liste, das ist sich dann aber zeitlich nicht so ausgegangen.

      Entschuldige meine Unwissenheit – aber was ist Spn mit Jeffrey Dean Morgan? Bewußt habe ich ihn tatsächlich erst als Negan bei Walking Dead gesehen – und selbst da hatte er bisher ja nur einen 10 Minuten Auftritt 🙂 Okay, der war dafür allerdings äußerst eindrucksvoll.

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