KW 46/2025: Dept. Q, The Secret Agent, Panic Shack, Gladiator II und der Spitzname
Happy Sunday und gleich die Frage an euch: Ab wann kann man eigentlich draußen die Lichterketten aufhängen? Ich meine – darf ich schon oder sollte ich noch bis zur ersten Adventswoche warten? Kalt wird es ja in dieser Woche bereits und dunkel ist es eh.
Und damit direkt zum medialen Wochenrückblick. Dieses Mal gibt es den brasilianisches Vorschlag für die nächste Oscar-Verleihung, eine düstere Crime-Serie aus Schottland, eine junge Punkband aus Wales und zwei Filmfortsetzungen, bei denen man sich darüber streiten kann, welche schlimmer war. Viel Spaß!

Dept. Q (Staffel 1, 9 Folgen, UK, Netflix) – 8 von 10
Detective Carl Morck (Matthew Goode) – noch traumatisiert, nachdem er bei einem Einsatz angeschossen wurde – bekommt die Verantwortung für die in Edinburgh neu gegründete Abteilung Dept. Q übertragen, die sich um sogenannte Cold Cases kümmen soll. Ihr erster Fall handelt von der spurlos verschwundenen Staatsanwältin Lingaad (Chloe Pirrie). Es ist die Verfilmung des ersten Romans einer Reihe von Jussi Adler-Olsen, der für die Serie nach Schottland verlegt wurde. Es ist düstere Krimi-Unterhaltung, die das Publikum hier erwartet. Ein Team von Außenseitern wird in den Keller abgeschoben (damit enden bereits die Gemeinsamkeiten mit Akte X), um dort Fälle zu lösen, welche die anderen schon längst aufgegeben haben. Morcks Art ist dabei teilweise fast etwas zu viel: Zu viel Arroganz, zu viel Sarkasmus, zu viele private Probleme – andererseits sieht man den Fall und fragt sich, wer außer ihn soll den sonst bearbeiten? Denn das Schicksal von Lingaad geht wirklich an die Nieren. Die Serie ist sehr atomsphärisch, in ihren Locations sehr britisch und bringt viele bekannte Bausteine zusammen. Das es trotzdem funktioniert und frisch wirkt, liegt an der Qualität vor und hinter der Kamera. Im Mitteldrittel hängt die Staffel vielleicht etwas durch, aber spätestens das lange und spannende Staffelfinale ist dann wieder zum nägelkauen. Die Serien-Fortsetzung ist bereits in Arbeit, die zu Grunde liegende Romanreihe umfasst 10 Bände.

Fleißig Bonuspunkte im Lieblingskino sammeln und schon gibt es immer mal wieder eine Freikarte. So auch dieses Mal. Die Bonuspunkte habe ich für diesen Film verjubelt:
The Secret Agent (Regie: Kleber Mendonça Filho, Brasilien) – 7 von 10
Brasilien 1977, die Zeit der Militärdiktatur. Der Wissenschaftler Armando Alves (der aus Narcos bekannte Wagner Moura) flieht unter falschen Namen nach Recife, der Heimatstadt seiner toten Frau, und nimmt dort einen unscheinbaren Job in der Verwaltung an. Auftragskiller und die korrupte Polizei sind ihm jedoch auf den Fersen. Der Film versetzt das Publikum glaubhaft zurück in ein altes Brasilien der 1970er. Die Ausstattung ist wirklich toll und trägt zur Atmosphäre bei. Moura als Hauptdarsteller trägt den Film auf seinen Schultern, aber auch die ganze Riege an Nebenfiguren erweckt den Film zum Leben. Es ist kein Actionfilm, trotz einiger überzeichneter Gangster-Szenen, sondern ein unterhaltsames Drama, das mit einer angenehmen Leichtigkeit und viel Abwechslung gut über die 160 Minuten trägt. Allerdings hätte der Film sich etwas mehr Mühe damit geben können, die historischen und gesellschaftlichen Hintergründe der Zeit einem internationalen Publikum zu erklären. So blieb mir doch einiges unklar. Dazu gehört auch die größere Story und die Zusammenhänge, die sich mir stellenweise nicht erschlossen. Einiges passiert nur Off-Screen, es gibt manche skurille Szene, die etwas deplatziert wirkt (Hallo? Das Bein?), und die kleinere Rahmenhandlung in der Gegenwart wirft ebenfalls mehr Fragen auf als sie beantwortet. So habe ich mich zwar schon gut unterhalten gefühlt (Udo Kier!), aber ein erhellender A-Ha Moment blieb leider aus.

Gladiator II (Regie: Ridley Scott, UK/USA, 2024, Sky Cinema) – 5 von 10
Während der erste Teil von 2000 auch heute noch gut funktioniert (erst dieses Jahr noch einmal gesehen: 8/10), hat die Fortsetzung dagegen echte Probleme. Lucius (Paul Mescel) wird als Kriegsgefangener an den Sklavenhändler Macrinus (Denzel Washington) ausgeliefert und von diesem als Gladiator ausgebildet, um im Kolosseum zu kämpfen. Die Story folgt altbekannten Pfaden und macht damit wenig falsch, klaut sich damit aber sowohl Inhalt, als auch den Titel von Teil 1. Der Stoff hätte nicht zwingend eine Fortsetzung sein müssen, sondern geht auch eigenständig durch, vielleicht sogar als trashigere Version des Klassikers. Da spritzt das Blut mehr als es müsste und die CGI-Effekte sehen deutlich plumper aus als bei dem Vorgänger von vor 25 Jahren. Was dem zweiten Teil aber endgültig das Genick bricht ist der Einsatz der Tiere. Haie und berittene Nashörner im Kolosseum? Dazu die Szene mit den Pavianen, die eher aus einem Monsterfilm zu stammen scheinen. Das funktioniert leider nicht und lässt jeglichen Realitätsanspruch des restlichen Filmes verpuffen. Washington weiß dagegen in seiner Rolle zu gefallen, Mescel als Held der Geschichte kann dagegen jedoch nur bedingt Sympathien oder Interesse wecken. Zu leicht ergibt er sich in seinem Schicksal als Gladiator. Und Pedro Pascal hat ebenfalls kaum Gelegenheit, um zu glänzen. Die Befürchtung war vor der Sichtung da und hat sich währenddessen verfestigt: Diese Fortsetzung hat wirklich niemand gebraucht.
Der Spitzname (Regie: Sönke Wortmann, Deutschland/Österreich, 2024, Netflix) – 5 von 10
Für mich ist Der Vorname (8/10) einer der besten deutschen Filme der letzten Jahre, den ich bereits unverhältnismäßig oft gesehen habe. Da der Film von Sönke Wortmann auch sehr erfolgreich war, zog er natürlich zwingend eine Fortsetzung mit sich: Der Nachname (gut gemeinte 7/10), mit dem gleichen Team vor und hinter der Kamera, jedoch nicht mehr auf einem Theatherstück basierend, sondern originär für den Film geschrieben, was man ihm auch anmerkte. Seine Qualitäten hatte er trotzdem noch. Damals schrieb ich: „Einen dritten Teil braucht es aber wirklich nicht.“ Und hier sind wir nun mit dem dritten Teil. Die Hochzeit von Thomas (Florian David Fitz) und Anna (Janina Uhse) bringt die alte Band… äh die Familie in Österreich wieder zusammen. Aber bei allem Einsatz der Schauspielenden, die Konflike und Wortgefechte sind dieses Mal nicht mehr als Dienst nach Vorschrift. Da sind sich die Figuren in ihren Ansichten zu sehr ihren Generationen, Geschlechtern und sozialen Stellungen verhaftet, als das es irgendwie erfrischend wäre. Die Themen sind überstrapaziert und man spürt immer den erhobenen Zeigefinger im Nacken. Angereichert wird der dialoglastige Film noch mit einigen unpassenden Slapstick-Einlagen, wenn man z.B. Christoph Maria Herbst die Skipiste runter purzeln lässt. Hoffentlich war das nun wirklich der letzte Teil.

Im Juli veröffentlichte die Waliser Band Panic Shack ihr selbstbetiteltes Debutalbum. Selfmade Punkrock mit viel Herzblut und einer gewissen Rotzigkeit. Mit Girl Band Starter Pack eröffnen sie das Album und das klingt gar nicht so sehr nach Malen nach Zahlen, wie es der Songtitel suggeriert. Demnächst auch live auf den kleinen Bühnen der kontinentaleuropäischen Metropolen zu sehen.
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!
Ein Kommentar
bullion
Vielleicht nehme ich deine Besprechung als Anlass, um auch einmal in „Dept. Q“ reinzuschauen. Die ersten vier Bücher habe ich gelesen und mochte sie sehr. Auch die Filmreihe dazu habe ich gesehen und fand sie auch gut umgesetzt. Mal sehen, was die Serie kann.