Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 30/2025: The Ballad of Wallis Island, Squid Game, We Lost The Sea, Die Glaskuppel, Das indische Tuch und Dämonen der Luft und Finsternis

Stell dir vor, du hast gleich zweimal im Lotto gefunden. Was würdest du machen, um deine beiden britischen Lieblingskünstler, die viele Jahre lang nicht mehr miteinander gesprochen haben, wieder zusammen auf einer Bühne zu sehen?

Keine Sorge, es geht dieses Mal nicht wieder um Oasis, sondern um eine kleine Filmkomödie aus England. Mehr dazu im Kino-Abschnitt. Dazu gibt es gleich zwei Serienstaffeln, einen Roman, einen Couchfilm und einen Musiktipp aus Australien. So leer, wie der mediale Rückblick in der vergangenen Woche war, so voll ist er heute. Und zwar gleich so voll, dass ich den Text zu meinen musikalischen Erlebnissen am Freitag auf nächste Woche geschoben habe. Manche nennen es Mauschelei, ich nenne es Content-Aussteuerung.

Und damit Licht aus, Spot an: Der mediale Rückblick für die Kalenderwoche Nummer dreißig!

Etwas mehr als ein Jahr hat es gedauert, bis ich die Fortsetzung zu Der Abgrund (6/10) und damit vom dritten Teil der inoffiziellen achten Staffel von Deep Space Nine gelesen habe. Aber hier sind wir nun und das ist meine Review der Fortsetzung:

Keith R.A. DeCandido – Star Trek: Deep Space Nine 8.4: Dämonen der Luft und Finsternis (USA, 2001) – 6 von 10

Klappentext: Einst reisten sie mit einem einzelnen Schritt von einer Welt zur nächsten – dank ihrer zahllosen und über die Galaxis verteilten Portale. Sie waren gefürchtet, Monster aus dem All, und man kannte sie als Dämonen aus Luft und Dunkelheit. Doch vor langer Zeit verließen sie ihr Reich. Nun hat jemand den Schlüssel zu ihrer wundersamen Technologie gefunden, und alle Türen stehen wieder weit offen. Auf einem Planeten in der Nähe von Deep Space Nine führen Colonel Kira Nerys, ihre Mannschaft und einige unerwartete Verbündete eine gewagte Rettungsmission durch und versuchen, die Welt vor der Zerstörung durch eine Bedrohung aus dem entfernten Deltaquadranten zu bewahren. Lieutenant Nog und Ensign Thirishar ch’Thane suchen derweil nach einem Weg, die Raumportale ein für alle mal zu schließen. Und Quark gerät in eine gefährliche Lage, die über die Kontrolle dieser Durchgänge entscheiden könnte.

Review: Was ist das bitte für ein Titel? Das Versprechen auf eine böse Macht quer durch alle Elemente wird diese Geschichte nie gerecht. Stattdessen verbirgt sich dahinter eine Story auf TV-Niveau um die Evakuierung eines Planeten. Der Grund dafür ist eine wieder erweckte Technologie, die eigentlich zu mächtig ist, für den bescheidenen Einschlag, den sie in das Star Trek Franchise hatte. Und obwohl sie so mächtig ist, lässt sie sich so leicht stören? Das kaufe ich dem Roman nicht ab. Dazu kommt das Schicksal von Kira im letzten Viertel des Romans, dass eine eigene Geschichte wert gewesen wäre, hier aber dem großen Ganzen ziemlich den Wind aus den Segeln nimmt. Immerhin, die Figuren aus der TV-Serie sind gut getroffen und von den neuen Charaktären kann sich der Jem’Hadar Taran’atar auszeichnen. Dazu gibt sich Autor Keith R.A. DeCandido sichtlich Mühe, den Roman durch viele Querverweise in der Star Trek Welt fest zu verankern. Dankenswerterweise muss man diese jedoch nicht alle verstehen, um sich in der Geschichte zurechtzufinden.

Fazit: Bemühte Fortsetzung mit einigen Ideen, aber keinem roten Faden.

Die Glaskuppel (Staffel 1, 6 Folgen, Schweden, Netflix) – 8 von 10

Lejla (Léonie Vincent) kehrt zu ihrem Adoptivvater, dem ehemaligen Polizisten Valter (Johan Hedenberg), in die schwedische Provinz zurück. Kurz darauf wird die Tochter einer Kindheitsfreundin vermisst und das weckt in ihr Erinnerungen an ihre eigene traumatische Kindheit, als sie entführt und in einer Glaskuppel gefangen gehalten wurde. Valters Bruder Tomas (Johan Rheborg) leitet die Ermittlungen. Die Serie hat alles, was man von einem düsteren Nordic Noir Krimi erwartet: Menschliche Abgründe, persönliche Schicksale, Atmosphäre und eindrucksvolle Landschaftaufnahmen. Okay, vielleicht ist es kein Stoff für den Sommer, aber irgendwas ist ja immer. Die Story bietet viele Überraschungen und Twists, die immer noch einen zusätzlichen Aspekt in das Puzzle mit einfügen. Nicht alles wird davon bis zum Ende konsequent verfolgt. Überhaupt: Das Ende. Der finale Twist, die Auflösung haut richtig rein – ob sie inhaltlich alles damit in die richtige Ordnung bringt, darüber darf man vermutlich nicht zu sehr nachdenken. Die sechs Folgen liefern jedenfalls gute Thriller-Unterhaltung.

Squid Game (Staffel 3, 6 Folgen, Südkorea, Netflix) – 7 von 10

Als 2021 Squid Game (9/10) auf der Bildfläche erschien, war das ein echter Straßenfeger und wurde schnell zu einem popkulturellen Phänomen. Die kompromisslose Handlung, der ikonische Look zwischen Pastellfarben und M. C. Escher-Treppenhäusern, die Traininganzüge, die Masken – da gab es einiges. Die Fortsetzung konnte das hohe Niveau nicht ganz halten (S2: 7/10) und endete dazu auch noch mit einem recht offenen Ende, an das nun in der dritten und finalen Staffel angeschlossen wird. Diese wurde wenigstens zügig nach geschoben. Und um das Positive zuerst zu nennen, denn das geht sonst etwas unter: Besonders die tödlichen Spiele sind wieder spannend inszeniert und generieren Dilemmas für die Figuren, die oft sehr gut funktionieren. Und Hauptfigur Seong Gi-hun (Lee Jung-jae), der zweifache Teilnehmer dieses zynischen Spiels, ist nicht mehr so die besserwisserische Nervensäge aus der zweiten Staffel. Dazu ist das Schicksal von Spielerin 222 Kim Jun-hee (Jo Yu-ri) mutig, um es mal nicht zu spoilern. Aber deshalb funktioniert auch die letzte Staffel recht gut und überspielt damit die offensichtlichen Schwachpunkte. Das sind zum einen die Teilnehmer des Spiels. Wie dumm sie sind! Einfachste Aspekte des Spieles werden von ihnen breit und mehrfach kommentiert, die bösen Charaktere sind in ihrem Auftreten einfach nur platt und alles wirkt, als würde man versuchen, noch den letzten Trottel vor dem Fernseher gedanklich bei der Serie zu halten, während er oder sie auf dem Smartphone rumdaddelt. Passend dazu hat diese Staffel auch wieder die V.I.P.s aus der ersten Staffel ausgegraben, die superreichen und gelangweilten Beobachtenden des Spiels. Furchtbar und wahrscheinlich die Rache für jede stereotype Darstellung von asiatischstämmigen Figuren in US-Produktionen. Und dann werden die Hintergründe des Spiels nur unzureichend aufgeklärt und zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis geführt: Es gibt die lieblose Suche nach der Insel, auf der das alles stattfindet und halbgare Einblicke in die Personen hinter den Masken. Als in Star Wars: Das Erwachen der Macht (9/10) einen Sturmtruppler seinen Helm abnimmt, war das eine ikonische Szene, dieser Effekt fehlt hier völlig. Und der angedeutete Aufstand aus dem Ende der letzten Staffel verpufft leider auch ziemlich. Das war mir leider zu wenig und der Gastauftritt einer US-Schauspielerin in der letzten Szene rettet das auch nicht. Die letzte Staffel hat zweifellos ihre Hausaufgaben gemacht, aber ein Fleißsternchen bekommt sie nicht.

The Ballad of Wallis Island (Regie: James Griffiths, UK) – 8 von 10

Der zweifache Lotteriegewinner Charles Heath (Tim Key) lebt zurückgezogen auf einer abgelegenen Insel. Sein großer Traum: Noch einmal das Indie-Folk-Duo McGwyer Mortimer (bestehend aus Tom Basden und Carey Mulligan) zu sehen. Das Problem ist nur, dass diese seit neun Jahren kein Wort mehr miteinander gewechselt haben. Es ist ein wunderbarer Feel-Good-Film, der schön knapp erzählt ist und dessen traurige Aspekte ebenfalls gut funktionieren. Einen Faible für diese Art von Musik sollte man schon haben, denn abseits dessen ist es eine klassische Story über Freundschaft, Träume und Konflikte. Die drei Hauptfiguren sind wirklich sympathisch und kauzig, die Abgeschiedenheit der Insel ist schön inszeniert. Es sind unterhaltsame 100 Minuten, an dessen Ende man sich eigentlich nur fragt, wie glaubwürdig es ist, dass Plappermaul Charles alleine und abgeschieden lebt und wie unfair und beliebig die Autoren mit der Nebenfigur Michael (Akemnji Ndifornyen) umgegangen sind. Aber wer das hinterfragt, hat vermutlich eh kein Herz für diesen netten Film.

Das indische Tuch (Regie: Alfred Vohrer, Deutschland, 1963, 3Sat) – 6 von 10

Da ich neulich in Hamburg die Theater-Adaption des Romans von Edgar Wallace gesehen hatte, wollte ich mir nun auch die Verfilmung ansehen. Es ist der sechszehnte Film der Reihe, eine gewisse Routine sollte also schon da gewesen sein. Es geht um eine Mordserie auf dem britischen Landsitz „Marks Priory“. Die Opfer wurden mit dem titelgebenden indischen Tuch erwürgt. Im Gegensatz zum Theater ist es hier aber der Rechtsanwalt Tanner (Heinz Drache), der sich um die Aufklärung bemüht, während sich die Verwandtschaft (u.a. Klaus Kinski und Hans Clarin) um eine Erbschaft streitet. Auch einige der Figuren sind anders – und der Film spielt dankenswerterweise nicht nur in einem einzelnen Bühnenbild. Die Taktung der Morde ist recht flott und Spannung kommt auch immer wieder auf. Ohne Kentnisse des Bühnenstücks wäre das Miträtseln, wer wohl für die Morde verantwortlich ist, noch etwas interessanter gewesen. Alles in allem nicht schlecht, teilweise war es mir dann aber doch etwas zu albern (was an der Überpräsenz des Butlers (Eddi Arent) lag) und zu übertrieben geschauspielert – fast so, als würden sie für die hinteren Reihen im Theater spielen.

Wie bereits in der vergangenen Woche, so kommt auch dieses Mal der Musiktipp wieder aus Australien. Instrumentalen Post-Rock höre ich ja immer wieder gerne. Nur kenne ich mich in der Szene so gar nicht aus und bin deshalb für jeden Tipp dankbar. Durch so einen Tipp kam ich auf die Band We Lost The Sea, die mit A Single Flower kürzlich ein neues und ausgesprochen gutes Album veröffentlicht haben. A Dance with Death ist die Lead-Single des Albums.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

2 Kommentare

  • dj7o9Sabine

    Ich lieeeeebe Postrock und weiß gar nicht so recht wo ich anfangen soll mit meinen Empfehlungen. Hier nur eine kleine Auswahl meiner liebsten bekannteren Bands: Russian Circles, Mono, God is an Astronaut, Mogwai etc
    Hör dir unbedingt mal Pictures from Nadira an, die sind aus München und spielen immer mal in der Glocke und so. Liebe Grüße, Sabine

    • Nummer Neun

      Oh vielen Dank! Mogwai ist eh klar – die hatten 2021 mein Album des Jahres veröffentlicht 🙂 Russian Circles hörte ich vor einigen Jahren mal live im Ampere und das hatte mich richtig umgehauen!

      Pictures from Nadira höre ich mir mal an! Witzigerweise war ich erst am Freitag in der Glocke.

Was sagst du dazu? Aber denke dran, deine Mail- und IP-Adresse wird gespeichert und auch Gravatar liest mit. Ist das ok? Dann kommentiere

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.