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KW 19/2025: Stereophonics, The Ballad of Songbirds & Snakes, Doppelhaushälfte, Regensburg und die Stimmen des Flusses

Was war das für eine Woche? Papst-Wahl, Bundeskanzler-Wahl, der Tod von Margot Friedländer. Der Konflikt zwischen Indien und Pakistan eskaliert (erneut). Inter Mailand und der FC Barcelona liefern sich (angeblich) das größte Halbfinale in der Geschichte der Champions League. Die Unaufsteigbaren vom HSV steigt in die 1. Liga auf. Der FC Bayern wird (auch mal wieder) Deutscher Fußballmeister und Manuel Neuer feiert mit Spargelrisotto.

Damit nicht genug: In dieser Woche absolvierte ich laut der Zeiterfassung meinen 1.000 Arbeitstag in dieser Firma. Wie doch die Zeit vergeht! Und damit es nicht langweilig wird, wurde an meinem 1.001 Arbeitstag endlich die sich abzeichnende große Umstrukturierungsmaßnahme und ein signifikanter Stellenabbau verkündet. Eine Reihe von Meetings wurden abgehalten mit dem Ergebnis… ich weiß immer noch nicht genau, was es für mich bedeuten soll. Andere Reporting Lines, Optionen auf Freiwilligenprogramm – so weit, so (halbwegs) klar. Aber was erwarten sie von uns, was wir in Zukunft dort beruflich konkret machen sollen? Die Fragezeichen sind noch da, das wirkt mal wieder alles etwas halbgar und noch nicht zu Ende gedacht. Wie sollte es auch, sind es doch immerhin teilweise die gleichen führenden Köpfe, wie bei der letzten Umstrukturierungsmaßnahme von vor zwei Jahren.

Klarer ist die Sache beim medialen Wochenrückblick. Es gibt einen Ausflug nach Regensburg, eine deutsche Comedy, einen Roman aus dem Baskenland, Musik aus Wales und einen Film aus Panem.

Am Sonntag war ich für das Gastspiel des KSC in Regensburg. Bevor wir zum sportlichen kommen, erst einmal ein Blick von der Steinernen Brücke auf den Brückturm, die klassische Ansicht der Stadt. Im Hintergrund ragen die Spitzen des Regensburger Doms empor. Da ich erst vor zwei Jahren in Regensburg war, habe ich auf eine erweiterte Stadtbesichtigung verzichtet. Dafür war ich nach dem Spiel im Spitalgarten am anderen Ende der Brück zum essen.

Gesehene Spiele in dieser Saison: 28 von 33 Liga-Spielen = 85%. (Saison 2023/24: 76%)

Nach einer kurzen, aber intensiven Hochphase genügte in der vergangenen Woche das Unentschieden gegen den 1. FC Kaiserslautern, um den Träumen jede Grundlage zu entziehen. Und nach den Ergebnissen vom Samstag war klar: Auch rechnerisch ging es im Spiel zwischen Jahn Regensburg und dem KSC für beide Teams um nichts mehr. Regensburg war abgestiegen, der KSC hatte keine Chance mehr auf einen Platz im Fahrstuhl nach oben.

Wenigstens bekamen wir so im Stadion einige Tore zu sehen. Da sie gleichverteilt waren, endete das Spiel mit 2:2 unentschieden, durchaus gerecht, wobei der KSC zwei Mal eine Führung aus der Hand gab. Für die Badener trafen Wanitzek und Burnic, die Regensburger kamen nach zwei Ecken zu ihren Toren. Im Sturm lief bei den Karlsruhern quasi das letzte Aufgebot auf, alle anderen Stürmer waren verletzt. Und so mühten sich dort Conté und Egloff oft vergebens. Ballverluste, schwache Zuspiele, wir hatten halt nichts anderes mehr.

Das Standionerlebnis war gut. Das Jahnstadion ist ein kleines, überschaubares Stadion. Beide Fanblöcke machten trotz der fehlenden sportlichen Relevanz ordentlich Stimmung. Und organisatorisch lief auch alles rund. Gute Stadionwurst, gute An- und Abreise. Fünf Minuten, nachdem ich das Stadion verlassen hatte, stand ich bereits im Bus zurück zum Hauptbahnhof.

Jaume Cabré – Die Stimmen des Flusses (Spanien, 2004) – 7 von 10

Klappentext: Was geschah wirklich am 18. Oktober 1944 in dem Pyrenäenort Torena? Als Tina Bros sechs Jahrzehnte später in der alten Dorfschule ein hinter der Schiefertafel verborgenes Tagebuch entdeckt, ahnt sie nicht, daß sie an Dinge rührt, die in ihrer Verquickung aus Schuld und Scham, aus Leidenschaft und Fanatismus das ganze Drama einer schlimmen Zeit spiegeln. Noch weniger ahnt sie, daß der Schatten von damals bis in ihre eigene Gegenwart ragt.

In den Händen hat sie die Lebensgeschichte des Dorfschullehrers Oriol Fontelles – einen langen Brief an seine Tochter, der diese nie erreicht hat, die Bitte, von ihr und der Nachwelt nicht verurteilt zu werden. Tina, deren eigenes Leben in Unordnung geraten ist, setzt alles daran, herauszufinden, was damals tatsächlich geschah. Sie erfährt von Oriols tragischer Liebesbeziehung zu der schönen und mächtigen Elisenda Vilabrú, deren Vater und Bruder zu Beginn des Bürgerkriegs von Anarchisten ermordet wurden, davon, wie Elisenda in ihrem Bedürfnis nach Rache alle Fäden zieht und wie ihr Geliebter Oriol Fontelles als heimlicher Widerständler ein gefährliches Doppelspiel beginnt, das in der Dorfkirche von Torena sein schicksalhaftes Ende findet. Für Tina Bros jedoch ist die Geschichte nicht beendet, denn alter Haß und alte Leidenschaften gären weiter, die Vergangenheit ist nicht vergangen.

Review: Manchmal muss man sich auch beim Lesen einfach treiben lassen, wie auf einem Fluss. Beim Roman des katalanischen Autors Jaume Cabré sollte man dies auf jeden Fall tun. Einfach mal los lassen, nicht zu verkopft an die Sache heran gehen und sich sanft vom Autor durch die Zeiten treiben lassen. Denn Cabré lässt seine Erzählung hin und her fließen und springt dabei durch von Person zu Person und quer durch die Zeiten. Und dass oftmals auch noch mitten in einem Abschnitt, mitten in einem Gedankengang. Der Lesefluss gleicht dem einer Filmcollage. Nie zu lange in einer Sequenz bleiben, erst durch die Mischung ergibt sich langsam ein Bild. Oder zumindest ein Gefühl.

So erging es mir zumindest bei diesem Roman, den ich aus dem öffentlichen Bücherschrank gerettet hatte. Die einzelnen Figuren aus dem kleinen Dorf in den Pyrenäen sind jede für sich interessant, erst im Zusammenspiel erschließt sich ein Eindruck davon, wie eine Gemeinschaft mit einer kollektiven Schuld, mit einem Riss quer durch die Gesellschaft umgeht und nachhaltig prägt. Vieles davon ist verknüpft mit kleinen Einzelschicksalen, weitweg von irgendeiner Epik. Immer wieder blitzt auch Humor und Ironie auf. Und auch wenn man immer wieder etwas im spaghettihaften Aufbau verloren ist, relativ schnell gelesen hatte ich den Roman trotzdem.

Fazit: Ein interessantes Gesellschaftsdrama, etwas zu kunstvoll erzählt.

Doppelhaushälfte (Staffel 1, 8 Folgen, Deutschland, ZDF Mediathek) – 8 von 10

Das Berliner Multi-Kulti Paar Theo (Benito Bause) und Mari (Maryam Zaree) zieht mit ihrer Tochter Zoe (Helena Yousefi) raus aufs Land und lebt von nun an mit Andi (Milan Peschel) und Tracy (Minh-Khai Phan-Thi als großartiger Peggy Bundy Verschnitt) und deren Sohn Rocco (Minh Hoang Ha) unter einem Dach. Aus der simplen Ausgangssituation entwickelt sich eine sympathische Comedy über Culture- und Social-Clash, die es immer wieder schafft, alle Figuren sympathisch zu halten und manche Erwartungen zu unterlaufen. Es ist kein feingeister Humor, der hier geboten wird, sondern es sind Albernheiten, die sich auch für einen gewissen Pipi-Kacka-Humor nicht zu schade sind. Wortwitz und sich eskalierende Missverständnisse stehen jedoch im Vordergrund dieser in sich abgeschlossenen Episoden. Gerne mehr davon (und gut, dass in diesen Tagen bereits die vierte Staffel veröffentlich wird).

Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds & Snakes (Francis Lawrence, USA, 2023, Sky Cinema) – 6 von 10

Der Prequel zur Panem-Reihe stellt den jungen Coriolanus Snow (Tom Blyth) in den Fokus der Handlung, lange bevor er Präsident von Panem werden wird. Er muss bei den zehnten Hungerspielen als Mentor für die Musikerin Lucy Gray (Rachel Zegler) dienen und verliebt sich dabei in sie. Viele Elemente der Ursprungs-Filme finden sich hier wieder – neben natürlich den Hungerspielen ist auch die Mediensatire ein wesentlicher Bestandteil. Es funktioniert alles jedoch etwas schlechter als bei den Filmen um Katniss. Nicht nur sieht die Veranstaltung selbst wie eine Sparversion aus (auch wenn sich das inhaltlich noch begründen lässt), aber auch die aufkommende Romanze wirkt wenig glaubhaft oder zumindest sehr einseitig. Den Kniff, einen späteren Antagonisten zur Hauptfigur eines Prequls zu machen, kennt man klassischerweise von Star Wars, gegen den Vergleich kommt aber weder die junge, noch die alte Version von Snow an. Gesteigertes Interesse am Schicksal dieser Figur kann der Film jedenfalls nicht wecken. Das ist von daher schade, weil Lucy Gray (die mich an Esmeralda aus Der Glöckner von Notre-Dame denken ließ) die eindeutig spannendere Figur gewesen wäre, aber im Laufe des Films immer mehr an den Rand gedrängt wird. Der Film ist in drei Kapitel unterteilt, was – wenn man nicht gerade Quentin Tarantino ist – in den seltensten Filmen einen ordentlichen Mehrwert bietet. So auch hier, der dramaturgische Aufbau wollte bei mir nicht zünden. Ein schlechter Film ist es trotzdem nicht, ein unnötiger aber schon.

Stereophonics (UK) – München, Tonhalle

Die Stereophonics sind eine dieser Bands, die mich seit mehr als ein halbes Leben begleiteten. Als die Waliser 1999 ihr zweites Album Performance & Cocktails veröffentlichten, lief das bei mir rauf und runter. Seitdem habe ich sie immer wieder gerne gehört, ihre Musik schwankte immer zwischen schön und beliebig, aber nicht-mögen konnte ich sie nicht. Auf ihren Auftritt in München hatte ich mich sehr gefreut, es war das erste Mal seit einem Festival-Auftritt 2018, dass ich sie live sehen würde.

Leider sprang an diesem Abend der Funke jedoch nicht so richtig über. Kelly Jones und seine Band spielten das Konzert routiniert runter und hatten viele Hits quer aus ihrer gesamten Discografie dabei (Setlist). Es war also alles vorbereitet, aber trotzdem war das an diesem Abend nur nett, jedoch nicht mitreißend. Selbst solche Songs wie I Wanna Get Lost With You, Have A Nice Day und Local Boy In The Photograph, die ich sonst eigentlich sehr mag, gingen heute etwas unter. Wohlige Ausnahmen waren da noch Hurry Up And Wait, I Wouldn’t Believe Your Radio und das rockige The Bartender And The Thief – allesamt Songs vom oben genannten Album – und Dakota als Abschluß. Nur dafür war der ganze Abend aber vielleicht etwas teuer.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

3 Kommentare

  • bullion

    Oh, Stereophonics habe ich früher sehr gerne gehört. Nun schon seit Jahren nicht mehr. Weiß gar nicht warum. Danke für die Erinnerung, vielleicht mal wieder reinzuhören.

    Schade, dass die der jüngste Panem-Teil nicht so gut gefallen hat. Kann deine Kritikpunkte auch nachvollziehen. Mochte ihn dennoch mehr.

    Gute Nerven für die Umstrukturierung. Das ist immer eine wirklich besch**** Zeit. Kann man gar nicht anders sagen. Bei mir war das letztes Jahr der Fall und ist immer noch nicht komplett abgeschlossen. Halte durch!

  • Sari Kroschel

    Ich war auch von Panem etwas enttäuscht, nachdem man mir doch erzählte, wie stark die Charaktere sich in der Geschichte entwickeln. Ich habe allerdings auch ein Problem mit der Schauspielerin muss ich gestehen. Ich finde sie nicht sonderlich gut und sie wird ihrer Figur im Buch wohl auch nicht sonderlich gerecht. Dafür macht er es ehrlich meisterlich. Wie er sich mehr und mehr verändert, das ist schon irgendwie erschreckend, gerade wenn man weiß, wer er später sein wird.

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