Der richtige Ton,  Unterwegs,  Was mit Medien

KW 16/2025: Adolescence, Black Widow, Dead Talents Society, Lindau und Wet Leg

Frohe Ostern!

Trotz der Ankündigung am vergangenen Sonntag gibt es heute doch einen neuen medialen Wochenrückblick. Warum? Ich bin mit einer Serie fertig geworden, deren Besprechung nicht noch eine weitere Woche warten sollte, denn sie ist ziemlich eindrucksvoll. Die Serie, nicht die Besprechung. Eh klar.

Dazu gibt es noch etwas Musik, zwei Filme und ein Schnappschuss von einem kurzen Ausflug. Viel Spaß!

Am Montag und Dienstag war ich in Lindau am Bodensee, das erste Mal seit Mai 2022. Ich mag das dort jedes Mal wieder, auch wenn die Insel teilweise natürlich etwas kitschig ist. Aber das kann man sich durchaus mal geben. Das Wetter war gut, das war in der Form nicht zu erwarten, und so waren es entspannte anderthalb Tage mit am Wasser sitzen, essen, die Hundertwasser-Ausstellung besuchen (aufmerksame Mitlesende dieses Beitrags werden erraten, dass das nicht ganz meine Ausstellung war) und mit einer kleinen Rundfahrt über den Bodensee. Alleine dieser Blick über den Hafen, wenn man gerade aus dem Zug gestiegen ist, ist jedes Mal wieder pure Erholung.

Adolescence (Staffel 1, 4 Folgen, UK, Netflix) – 9 von 10

Puh, das ist wirklich eine schwer verdaubare Miniserie, die da aus UK zu uns rüber kommt. Es geht um den gewaltsamen Tod einer Schülerin. Erster Tatverdächtiger ist der 13jährige Jamie Miller (Owen Cooper), den die leitenden Ermittler (Ashley Walters und Faye Marsay) bereits am frühen Morgen nach der Tat aus dem elterlichen Haus abholen. Daraus entspannt sich ein schweres Drama, dass sich um die Hintergründe dieser Tat dreht und was es mit den Angehörigen (vor allem Stephen Graham und Christine Tremarco als Jamies Eltern) macht. Alle vier Folgen wurden dabei von Regisseur Philip Barantini jeweils in einem Stück gedreht und alleine das ist schon atemberaubend und erhöht die Intensität um ein Vielfaches. Wie Theater in einer echten Kulisse. Und selbst in diesen vier Folgen funktioniert dieser Kniff auf verschiedene Arten. Während man in Folge 2 noch staunt, wie die Produktion es schafft, eine ganze Schule zu koordinieren, damit alle immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind, setzt Folge 3 dagegen auf eine intime Atmosphäre und zeigt fast nur ein Gespräch zwischen Jamie (Cooper) und der Psychologin Ariston (Erin Doherty) und verlangt ihnen ein breites Spektrum an Emotionen ab.

Wer eine Crime-Serie und die Suche nach dem Mörder erwartet, der ist hier falsch. Denn der Fall selbst ist schnell relativ klar. Es geht viel mehr um die Motivationen und die Hintergründe der Tat und welchen Einfluss Social Media, Mobbing und platte Rollenverständnisse auf  junge Leute haben. Das ist in dieser Intensität und in der Nähe zu den Figuren tatsächlich nur schwer zu ertragen. Die vierte Folge fällt aus meiner Sicht dagegen etwas ab, entfernt sie sich doch zu weit von der Tat und rückt Miller Familie in den Vordergrund, wie sie ein Jahr nach den Ereignissen immer noch darunter leidet. Das ist natürlich auch ein Aspekt, aber bei so wenigen Folgen ist das etwas zu weit weg von der eigentlichen Idee der Serie. Zumal auch hier das Todesopfer und deren Angehörigen weiterhin konsequent ignoriert werden. Eine starke und eindrückliche Serie bleibt Adolescence aber trotzdem.

Black Widow (Regie: Cate Shortland, USA, 2021, Pro Sieben) – 7 von 10

Das erste Soloabenteuer der Black Widow (Scarlett Johansson) beginnt für Marvel-Verhältnisse ausgesprochen bodenständig und stellt ihre Familiengeschichte in den Vordergrund. Ihre Eltern (David Harbour und Rachel Weisz) sind mit ihr und ihrer Schwester (Florence Pugh) als russische Schläfer in die USA gekommen, bis dieser Einsatz Hals über Kopf geplatzt ist. Das Schicksal zwingt sie Jahrzehnte später wieder zusammen. Wie sich diese Schein-Familie gegenseitig geprägt hat und wie sie nun miteinander umgeht, das ist der spannende Kern dieser Geschichte. Darauf hat man dann leider die übliche Marvel-Formel aus Action, wilden CGI-Sets, ein paar lustigen Sprüchen und einen gesichtslosen Bösewicht (William Hurt) gekippt. Hätte man den Spionage-Aspekt etwas mehr betont oder den ernsthaften Tonfall beibehalten, hätte das ein richtig guter Film werden können.

Dead Talents Society (Regie: John Hsu, Taiwan, 2024, Netflix) – 8 von 10

Im Januar noch bei den Fantasy Filmfest White Nights verpasst, jetzt schon im Streaming. Das Geisterleben ist nicht leicht. Man muss schon etwas bieten, um im Job bleiben zu können, schließlich sind sie auch nichts anderes als Unterhaltungskünstler, die im Gespräch bleiben wollen. Beziehungsweise sich erst mal einen Namen machen müssen, wie die junge und unsichere Gingle Wang. Es ist der wohl bunteste und farbenfroheste Geisterfilm, den ich je gesehen habe. Die Komödie lebt von ihrem satirischen Ansatz, das Spuken als Business aufzuziehen, für das man eine Lizenz braucht und bei dem man Preise gewinnen kann. Da wird kombiniert mit einer aufgeregten Live-Berichterstattung und hat einiges an Slapstick zu bieten. Da sitzt nicht jeder Gag (oder übersteht den Anblick durch die Augen eines anderen Kulturkreises), aber der Film macht Spaß, ist flott und wirkt in seiner Darbietung frisch.

Gesehene Spiele in dieser Saison: 25 von 30 Liga-Spielen = 83%. (Saison 2023/24: 76%)

Nicht gesehen wegen Oster-Terminen.

Als das Debut von Wet Leg vor einigen Jahren veröffentlich wurde, war ich nun wirklich kein großer Fan. Um Chaise Longue kam man danach auf Indie-Parties jedoch nicht herum und so gewöhnte ich mich langsam an die Band. Und zwar so weit, dass ich auf den neuen Song Catch These Fists tatsächlich sehr gespannt war und ich jetzt sagen kann: Er gefällt.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

2 Kommentare

Was sagst du dazu? Aber denke dran, deine Mail- und IP-Adresse wird gespeichert und auch Gravatar liest mit. Ist das ok? Dann kommentiere

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.