Die Olympischen Spiele: Heute und morgen
Vor wenigen Wochen sind die 33. Olympischen Spiele der Neuzeit in Paris zu Ende gegangen, diesen Sonntag waren dann schließlich auch die Paralympics vorbei. Aber was war Paris 2024 denn bitte insgesamt für eine tolle Veranstaltung? Die Spiele haben noch einmal eindrücklich gezeigt, welche Macht der Sport allgemein und die Olympischen Spiele im Speziellen haben können. Wo gibt es das denn sonst, dass sich Sportler und Sportlerinnen fernab von allen kulturellen, materiellen, politischen und religiösen Unterschieden nach festen Regeln friedlich miteinander messen können, in einem Vergleich, in dem alle Beteiligten ein grundlegend identisches Verständnis davon haben, was „fair“ bedeutet? Dazu kommt die Besonderheit, dass hier eine Vielzahl an Sportarten vertreten sind, dessen Wettbewerbe abseits dieser Spiele fast unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfinden, während andere Teilnehmende dagegen hochbezahlt sind. Und alle treffen sich am gleichen Ort zur gleichen Zeit und treten gegeneinander an.
Paris schaffte es, den diesjährigen Spielen seinen eigenen Stempel aufzudrücken und viele der Wettbewerbe mitten in die Stadt zur Bevölkerung zu holen. Sie fanden nicht an irgendwelchen anonymen und austauschbaren Orten statt, sondern vor den großen Wahrzeichen der Metropole. Viele der Austragungsorte exisitierten bereits vorab – ein gutes Zeichen dafür, dass sie auch nach den Spielen noch benutzt werden – andere wurden nur temporär errichtet und können nach den Spielen einfach wieder abgebaut werden.
Die ganze Welt nimmt Teil an den Olympischen Spielen. Sportler und Sportlerinnen aus 91 verschiedenen Nationen konnten dieses Mal Medaillen gewinnen. Sie alle zählen damit aktuell zu den besten der Welt in ihren Disziplinen. Eine unglaubliche Spannbreite, die hier vertreten ist. Die meisten Auszeichnungen gingen an die USA und an China, mit Japan, Australien, Großbritannien und Frankreich tummeln sich die Ausrichter der letzten und nächsten Spiele auf den Plätzen dahinter. Die Delegation aus Deutschland ist in den Top 10 zu finden mit insgesamt 33 Medaillen. Überraschend erfolgreich war das Team aus Usbekistan mit 13 Medaillen, mit Boxen, Judo, Ringen, Taekwando und Gewichtheben aber allesamt in Sportarten, die ich nicht verfolgt habe. Unsere Nachbarn aus Österreich haben 5 Medaillen gesammelt, darunter zwei Goldene – beide beim Segeln für diese alte Seefahrernation. Je einmal erfolgreich waren unter anderem Pakistan (Gold im Speerwurf), Dominikanische Republik (Gold im Dreisprung), Fiji (Silber im Rugby), Mongolei (Silber im Judo), Jordanien (Silber im Taekwando), Peru (Bronze im Segeln), Slowakei (Bronze im Kanu-Slalom) und Katar (Bronze im Hochsprung).
Wie geht es in den nächsten Jahr und Jahrzehnten weiter mit den Spielen? Blicken wir zunächst einmal auf die Olympischen Winterspiele. Zwar können diese meiner Meinung nach in Größe und Atmospähre nicht mit dem sommerlichen Pendant mithalten und die Übertragungen ähneln zu sehr der Dauerberieselung eines typischen Wintersportwochenendes in den öffentlich-rechtlichen Programmen. Ein paar Besonderheiten haben sie aber trotzdem zu bieten, ein großes Highlight ist zum Beispiel immer wieder das Eishockeyturnier oder für ein anderes Publikum das Eiskunstlaufen.
Bei den nächsten Spielen in Mailand & Cortina d’Ampezzo 2026 werden sogar die großen NHL-Stars mal wieder mit dabei sein können. Das wäre für mich auf jeden Fall ein Grund, um den Weg über die Alpen zu wagen, auch wenn Italien nun nicht gerade als Eishockey-Hochburg bekannt ist. Da die potentiellen Bewerber für Olympische Winterspiele recht dünn gesät sind (und aufgrund des Klimawandels nicht gerade mehr werden sollten), finden die folgenden Spiele erneut in dieser Region statt. Die Französischen Alpen empfangen die Olympischen Gäste im Jahr 2030. Auch der darauf folgende Ausrichter steht bereits fest: Salt Lake City und Utah sind die Gastgeber der Olympischen Winterspiele 2034. Für 2038 gilt eine Ausrichtung in der Schweiz – und damit erneut in der Alpenrgion – im Moment als Favorit.
Auch für die Olympischen Sommerspiele stehen die nächsten beiden Gastgeberstädte bereits fest. Los Angeles konnte sich für 2028 bereits im Rahmen der Abschlußfeier präsentieren. Ob die Olympische Historie (immerhin ist die Stadt bereits das dritte Mal der Ausrichter) und das 1990er MTV-Feeling aus der Abschlußfeier genügen, um das Niveau von Paris zu halten, wird sich zeigen. Immerhin verspricht man, ein autofreier Gastgeber zu werden, was für die USA eher ungewöhnlich klingt. Neu im Programm sein werden Soft- und Baseball, Squash, Cricket, Lacrosse (das sind die mit den Schmetterlingsnetzen am Schläger), sowie Flag Football – eine Variante des American Football. Dafür wird (überraschenderweise) Boxen gestrichen, Breaking ist nicht mehr mit dabei und im viel diskutierten Modernen Fünfkampf wird das Reiten durch einen Hindernislauf ersetzt. Vier Jahr später sieht man sich in Australien zu Brisbane 2032 zu den dritten Spielen auf diesem Kontinent wieder. Details zu den Sportarten gibt es jedoch noch nicht.
Zu den Ausrichtern der Spiele 2036 und 2040 gibt es bisher einige Spekulationen und Absichtserklärungen. Auch Deutschland möchte sich mal wieder als Gastgeber präsentieren und seinen Hut in den Ring werfen (siehe dazu auch den Beitrag über die Motivation dafür im Blog Indiskretion Ehrensache). Prinzipiell wäre eine Bewerbung schon für 2036 möglich, genau 100 Jahre nach den Nazi-Spielen in Berlin. Das könnte Chancen und Risiken bieten um sich zu präsentieren, die Tendenz geht jedoch eher in Richtung einer späteren und einer damit weniger politisch aufgeladenen Bewerbung. Aber dann sollte man jedoch Daumen drücken und hoffen, dass die Spiele für 2036 nicht anderweitig nach Europa vergeben werden, denn so wäre der Kontinent erst einmal als Gastgeber gesperrt.
Die Liste der Kandidaten für 2036 ist überraschend lang. Offenbar konnten die vielen Skandale rund um die Vergaben solcher sportlichen Großereignisse und die immensen Kosten der Faszination nicht schaden, das Gesamtpaket scheint immer noch attraktiv genug zu sein. Offiziell beworben oder den Wunsch, sich zu bewerben, haben bisher:
- Indien mit Ahmedabad, der fünftgrößten Stadt des Landes
- Die Türkei mit Istanbul
- Ägypten mit seiner neuen, noch namenslosen Hauptstadt
- Indonesien mit seiner ebenfalls neuen Hauptstadt Nusantara
- Chile mit seiner Hauptstadt Santiago de Chile
Aus diesem Kreis scheinen mir die Bewerbungen aus Ägypten und Indonesien noch etwas zu früh zu kommen. Aber ich könnte mir vorstellen, dass der IOC, wenn er etwas mehr Abenteuer wagt und auf die Erschließung neuer Märkte hofft, den roten Teppich für das bevölkerungsreichste Land der Erde ausrollt: Indien, wenn es denn nur halbwegs realistisch darstellbar ist. Es wäre das erste sportliche Event in dieser Größenordnung, was dort ausgerichtet werden würde. Oder das IOC wartet, ob sich noch andere Städte für eine Kandidatur entschließen könnten. Laut Wikipedia denkt man in Europa (mit Turin, Florenz und Kopenhagen), Asien (mit Seoul, Doha oder einem Kandidaten aus China) und in Kanada weiter über eine Bewerbung nach.
Einen noch tieferen Blick in die Glaskugel benötigt man für den Ausrichter der Olympischen Sommerspiele 2040. Fest steht: Es gibt eine Absichtserklärung der Bundesregierung, um eine Bewerbung von Berlin zu unterstützen. Als weitere Kandidaten listet Wikipedia die europäischen Metropolen London (wo die Spiele erst 2012 waren), Madrid und angeblich auch Budapest auf. Auch in Polen denkt man über eine Ausrichtung der Spiele nach. Und sollte Ägypten es mit seiner neuen Hauptstadt in 2036 nicht schaffen, würde man sich wohl ebenfalls auf diese Spiele bewerben wollen. Ich sag es mal so: Bei einer seriösen Bewerbung und mit einer breiten Unterstützung der Bevölkerung könnte es für Berlin 2040 gar nicht mal so schlecht aussehen.
Trotz aller Kritik scheint die Olympische Idee weiterhin lebendig zu sein und eine große Strahlkraft zu haben. Es bleibt also spannend zu sehen, wie sich diese Marke in den nächsten Jahrzehnten entwickeln wird.
2 Kommentare
Jenny
Hey,
ich muss ja gestehen, dass ich die Olympischen Spiele kaum verfolge, aber ich mag diese, ich nenne es mal Tradition, sehr.
Liebe Grüße!
Nummer Neun
Also „Tradition“ kann man das aus guten Gründen ruhig nennen!