KW 48/2023: Only Lovers Left Alive, Evil, Infinity Pool, Wanda und die Conners
Das war eine Nacht. Und es ging schon tagsüber los! Ab dem Vormittag schneite es in München ununterbrochen. Am Abend war ich auf den Zombie Sessions in der Glockenbachwerkstatt und es schneite immer noch. In der Nacht gegen ein Uhr verließen wir die Glocke, wir wollten noch auf ein letztes Bier ins Favorit. Nicht die beste Idee.
Schon der Fußweg dorthin führte uns über komplett verschneite Wege. Als wir uns dann gegen drei Uhr verabschiedeten, machte ich mich auf den Heimweg, während es weiterhin schneite. Ich lief zunächst zum Stachus, wo ich mir ein Taxi nehmen wollte. Aber es war keines mehr zu bekommen. Also ging ich weiter zum Hauptbahnhof, was keine große Strecke ist. Dort angekommen waren die Untergeschoss bereits voller Menschen, die sich offenbar auf einen längeren Aufenthalt eingerichtet hatten. Denn: Wie ich fest stellen musste, fuhr gar nichts mehr. Keine S-Bahnen, keine Busse, keine Tram, nichts. Der öffentliche Nahverkehr existierte nicht mehr. Und die wenigen Taxis, die es hierher schafften, waren sofort von einer Zombieherde umzingelt.
Ich wechselte zwischen S-Bahn Station, Fernbahnhof und Taxistand hin und her, immer auf der Suche nach etwas, das fährt – oder wo es zumindest nicht ganz so kalt war. Denn es schneite einfach weiter. 40cm Neuschnee sollten am Ende der Nacht zusammen gekommen sein. Und es wurde eine lange Nacht. Manche Geschäfte im Hauptbahnhof hatten offen, die dürften sich über den unerwarteten Umsatz sehr gefreut haben. Andere machten erst gegen sechs Uhr auf, wie auch immer das Personal und die frischen Backwaren dort hingekommen waren. Ich holte mir ein Schokocroissant und versuchte es danach wieder an der S-Bahn. Und siehe da: Irgendetwas kam. Eine S-Bahn fuhr ein und klapperte zumindest die Stammstrecke ab. Was mir schon genügte. Rein in die Bahn, endlich mal wieder sitzen und etwas aufwärmen.
Auf dem Weg von meinem Ziel-Bahnhof zur Wohnung stapfte ich durch den frischen Neuschnee und hinterließ Spuren. Um halb sieben war ich endlich zu Hause und fiel todmüde in mein Bett.
Auf dem Weg zur Glockenbachwerkstatt, als es auch schon lange schneite, aber die Bahnen noch regulär fuhren, stieg ich am Marienplatz aus und machte noch schnell ein Foto vom Rathaus mit dem Weihnachtsbaum und den beleuchteten Hüttes des Marktes. Im Hintergrund sieht man die Türme der Frauenkirche.
Die Conners (Staffel 4, 20 Folgen, USA, Sky on Demand) – 8 von 10
Weil man in Deutschland bei klassischen Sitcoms ja sofort an die Lacher aus der Konserve denkt, vergisst man dabei gerne, dass sie eigentlich vor Publikum aufgezeichnet werden. Und nach der Corona-Staffel zuvor, thematisiert das die vierte Staffel von Die Conners sogar sehr aktiv. Man kann sich vorstellen, wie die Rückkehr des Studiopublikums für die Produktion eine große Geschichte war. Vor dem Fernseher ist sie das nicht unbedingt. Im Staffelauftakt hatte sogar das US-Publikum die Chance, per Video-Call Teil der Folge zu werden – was beim Schauen etwas seltsam anmutet, solange man den Hintergrund nicht kennt. Wie auch immer: Die eigentliche Staffel macht da weiter, wo der Vorgänger aufgehört hat. Die Familie schlägt sich geradeso durchs Leben – Luxus ist etwas anderes. Es ist ein Milieu, das man nicht in vielen Produktionen zu sehen bekommt. Der Fokus liegt weiter auf Darlene (Sara Gilbert) und ihrem Ex-Freund Ben (Jay R. Ferguson), ihrer Schwester Becky (Lecy Goranson) und Tante Jackie (Laurie Metcalf). Etwas mehr Story bekommen dieses Mal Darlenes Kinder Harris (Emma Kenney) und Mark (Ames McNamara) ab. Und auch Familienoberhaupt Dan (John Goodman) und seine neue Frau Louise (Katey Segal) sind weiter Teil der Serie und müssen sich an ihr neues Familienleben gewöhnen. Und so ist auch die vierte Staffel eine klassische Familiencomedy wie aus den 1990ern, die aber den Spagat schafft, sowohl das alte Gefühl aus Roseanne zu vermitteln, als auch immer noch zeitgemäß zu sein.
Evil – Dem Bösen auf der Spur (Staffel 3, 10 Folgen, USA, Paramount+) – 7 von 10
Die erste Staffel von Evil kam unerwartet und nutzte den Überraschungseffekt. Nach vielen Jahren war das endlich der Akte X Nachfolger, der schon oft herbeigeschrieben wurde. Die zweite Staffel war dann einen Tick schwächer, Staffel drei steigert sich nun jedoch wieder. Aber der Überraschungseffekt ist weg. Auf der Habenseite steht aber immer noch ein wirklich tolles Haupttrio aus der Psychologin Kristen (Katja Herbers), dem Prieser David (Mike Colter) und dem technische Experten Ben (Aasif Mandvi), die zusammen im Auftrag der Kirche paranormale Phänomene untersuchen. Es gibt einen Fall der Woche, aber auch einen starken roten Faden, der die Staffel zusammen hält. Die Serie schafft es dabei, handgemachte Effekte und Menschen in Gummianzügen als ernsthafte Bedrohungen zu etablieren, seine Figuren ernst zu nehmen und trotzdem auch Spaß zu machen. Eine tolle Mischung. Oder doch nicht? Das große Vorbild Akte X hatte ein deutlich breiteres Themenspektrum, hier konzentriert sich fast alles meist nur auf eine bunte Auswahl von Dämonen. Um so mehr stach deshalb der tolle Staffelauftakt heraus, weil er mal etwas anders war. Manche Storybögen, welche die Staffel begleiten, wollten mir nicht gefallen, als Stichwort nenne ich mal Kristens Ehemann Andy (Patrick Brammall). Und dann werde ich einfach mit den größeren Nebenfiguren der Serie nicht warm, als da wären Schwester Andrea (Andrea Martin), die im Vergleich zum Trio fast schon zu mächtig ist, und die beiden als Antagonisten aufgebauten Sheryl (Christine Lahti) und Leland (Michael Emerson). Besonders letzterer nervt einfach nur noch, obwohl er in Staffel 1 noch eine durchaus starke Rolle hatte. Und so trüben dann doch einige Kleinigkeiten die ansonsten eigentlich ganz gute Staffel.
Infinity Pool (Kanada, 2023, Sky Cinema) – 5 von 10
Ist das Kunst oder kann das weg? Regisseur Brandon Cronenberg versammelt seine Stars Alexander Skarsgård und Mia Goth auf einem imaginären Inselstaat, um sie dort unter kunstvollen und verzerrten Bildern möglichst nackt auf die Leinwand zu bringen und bluttriefende Gewalt zu zeigen. Kann man natürlich machen, aber nicht so verkopft wie hier. Denn die Story ist gar nicht so clever, wie sie sein möchte. Im Kern geht es dem Film nur darum zu zeigen, wie sich Menschen verhalten, wenn sie keine juristischen oder gesellschaftlichen Folgen ihres Handelns zu fürchten haben. Für die Herleitung braucht Cronenberg jedoch einige erzählerische Kniffe, die alles andere als rund wirken und baut so ein Setting auf, dass viele Fragen aufwirft, aber kein Interesse an deren Beantwortung hat.
Only Lovers Left Alive (UK, 2013, One) – 8 von 10
Kein typischer Vampirfilm ist Jim Jarmuschs Only Lovers Left Alive mit Tilda Swinton und Tom Hiddleston als liebendes Vampirpaar. Auch wenn sie immer auf der Suche nach Möglichkeiten zur frischen Blutbeschaffung sind, wirken sie vielmehr als ein routiniertes Underground-Paar, dass nur für die Nacht lebt – und das mich fragen ließ, ob in meinem alten Bekanntenkreis nicht auch ein paar Vampire lebten. Von einem tollen Soundtrack untermalt zeigt er eine fast wehmütige Atmosphäre einer Subkultur abseits des Mainstreams. Das hat wenig mit Spannungskino zu tun, sondern ist schlicht unterhaltend und wenn Mia Wasikowska als jüngere Schwester auftaucht fast schon lustig. Wer einen Anknüpfpunkt an die Atmosphäre findet und nicht zwingend wegen Vampirfilm-Dingen einschaltet, kann damit nette zwei Stunden verbringen.
Es gibt etwas Neues von Wanda! Die Österreicher haben mit Bei niemand anders einen ruhigen und nachdenklichen Song veröffentlicht. Das Video wurde in der faszinierenden Bergwelt von Georgien gedreht. Und ich, ich freue mich jetzt noch etwas mehr auf ihr Weihnachtskonzert in Wien.
Gesehene Spiele in dieser Saison: 12 von 15 Liga-Spielen = 80%.
Gegen Hansa Rostock gab es ein gerechtes 2:2 Unentschieden. Trotz 0:2 Rückstand kam der KSC durch Treffer von Matanovic kurz vor der Pause und durch den Joker Zivzivadze doch noch zum Ausgleich. Die beiden direkten Abstiegsplätze liegen punktemäßig weit entfernt, der Relegationsplatz jedoch nicht, der 16. Schalke 04 hat nur einen Punkt Rückstand und theoretisch immer die Möglichkeit, doch noch ins Rollen zu kommen.
Am Montag steht die Mitgliederversammlung an, auf der es durchaus hoch her gehen könnte. Die sportliche Situation ist im Moment nicht dazu geeignet, den Dampf aus dem Kessel zu nehmen.
- EM 2024: Am Samstagabend fand die Gruppenauslosung für die Europameisterschaft im kommenden Jahr statt. Das war für mich von daher interessant, weil ich dadurch weiß, für welche Partie ich im kommenden Jahr Tickets habe. Die Losfee hat ergeben: Es ist Rumänien gegen den Gewinner der Play Off Gruppe B. Da schaut man etwas neidisch auf das Eröffnungsspiel Deutschland gegen Schottland.
- Beste Entschuldigung seit immer: Die 11Freunde teilen ein Video, dass die Klasse von Konstantin Heide aus Unterhaching zeigt, während sie das Halbfinale der U17-WM schauen. Dazu muss man wissen: Heide konnte nicht am Unterricht teilnehmen, da er der Torwart des deutschen U17-Teams ist. In diesem Spiel hält er im Elfmeterschießen gleich zwei Elfmeter der Argentinier und seine Klasse flippt aus.
- U17-WM 2023: Wir sind Weltmeister! Also der deutsche U17 Jahrgang der Männer. Das Spiel am Samstag gegen Frankreich hätte ich gerne gesehen, aber die Technik hatte gestreikt, so dass ich erst mit dem Elfmeterschießen einschalten konnte. Aber das war spannend, spannend! Und ein gewisser Konstantin Heide hält gleich zwei Elfmeter. Geschichte wiederholt sich.
- Statistik: War schon der Oktober ein Rekordmonat, setzte der November auf die Seitenaufrufe und die Anzahl der Besucher noch einmal einen drauf. Bester Monat seit August 2021. Google schlug meine Seite doppelt so häufig vor wie sonst im diesjährigen Monatsschnitt. Da langte eine normale CTR schon, um dieses fantastische Ergebnis zu erzielen.
- Black Friday Week: Eigentlich dachte ich, ich wäre gut um den modernen Kaufrausch und Schlußverkauf herumgekommen. Aber nein, am Ende habe ich doch mehr gekauft, als ich dachte und vermutlich auch, als ich brauchte. Es ist geworden: Eine Hose, ein Hemd und ein ganzes Pack (!) Socken von Kronstadt. Ein dünnes Portemonai von Paprcuts und ein Pulli von dem mir bisher unbekannten Anbieter Sasify, die ihre Geschäftsinformationen nur auf Anfrage teilen und die sich auf thailändisches Recht berufen. Zu den beiden letzteren Einkäufe hat mich Werbung auf Instagram verleitet, Impulskauf im Home Office halt. Die Angebote von Kronstadt kamen dagegen per Newsletter zu mir, so wie es sich gehört.
- Die VIVA Story: Sehr zu empfehlen ist die 3-teilige Dokumentation von Florida Factual für die ARD Mediathek. Von Aufstieg und Fall des deutschen Musikfernsehens.
- Grachten, Dünen und Heidekraut: Wem schon mein Belgien-Reisebericht gefallen hat, der wird am Roadtrip von Christine durch die Niederlande richtig ins Schwärmen kommen.
- Wie bekommen Unternehmen Mitarbeiter zurück ins Büro?: Der Blog Indiskretion Ehrensache mit für Arbeitgeber und für Arbeitnehmer schmerzhaften Erkenntnissen zum Thema Mobile Office und Büro.
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!
6 Kommentare
bullion
Bei mir war der November auch ein Rekordmonat. Inzwischen sind die Zahlen aber wieder zurückgegangen bzw. haben sich normalisiert.
Zum Thema Home Office und New Work kann ich nur sagen: Es wird nicht mehr ohne gehen. Also weder ohne Home Office, noch Zusammenarbeit im Büro. Hybrid eben. Da gibt es noch viel zu lernen, doch ein Weg zurück ist auch keine Lösung.
Nummer Neun
Der Dezember lässt sich bei mir bisher ähnlich gut an. Allerdings hat Google auch mit meinem „Black Mirror“ Text aus dem September einen Eintrag gefunden, der im Moment offenbar sehr nachgefragt ist.
Miss Booleana
Oh wow um die Nacht mit dem Schnee-Chaos bist du nicht zu beneiden O_o Hier war das alles ein ganzes Stück entspannter, da kam nicht so viel runter.
Ach cool, dass du „Evil“ S2 geguckt hast. Scheinbar haben wir das ähnlich wahrgenommen. Mir hat auch die dritte Staffel wieder besser gefallen. Ich fand ja, dass sich gegen Ende der Staffel die Ereignisse ganz schön überschlagen und auftürmen … mit Schwester Andrea komme ich aber ganz gut klar. Nur Sheryl ist mir immer noch ein Rätsel.
Nummer Neun
Trotz mancher Kritikpunkte schaue ich „Evil“ ja trotzdem sehr gerne. Die Serie hat schon etwas Einzigartiges an sich und wie ich es ja oben geschrieben hatte, vor allem das Kernteam aus den Dreien gefällt mir in der Kombination richtig gut.
Stepnwolf
Wir sind ja in der Schneenacht noch von der Sneak Preview mit dem Auto heimgekommen, um dort dann erstmal spätnachts noch den Parkplatz freizuräumen. Aber du hattest ja anscheinend auch richtig „Spaß“ in der Nacht. 😉
Nummer Neun
Letztlich war ich ja dann auch „nur“ so knapp drei Stunden am Hauptbahnhof, dann ging es endlich weiter. Ihr wart vermutlich ja auch etwas früher dran als ich.