Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 19/2023: Maid, Miles Kane, One Lane Bridge, His House, Dusty & Stones und Notre-Dame in Flammen

Happy Sunday und schöne Grüße aus Schottland! Wenn dieser Beitrag online geht, dann bin ich in Edinburgh bei – laut Vorhersage – besserem Wetter als in München. Das wäre doch mal was. Und das hier ist mein medialer Wochenrückblick für die letzten Tagen.

Maid (Staffel 1, 10 Folgen, USA, Netflix) – 8 von 10

Die alleinerziehende Mutter Alex (die tolle Margaret Qualley) hat es geschafft mit ihrer kleinen Tochter Maddy (Rylea Nevaeh Whittet) aus der missbräuchlichen Beziehung mit ihrem Ex-Freund Sean (Nick Robinson) zu entfliehen. Nun versucht sie als hart arbeitendes Hausmädchen, sich und ihr Kind vor Armut und Obdachlosigkeit zu bewahren.

Trotz des Themas ist die Miniserie nicht so deprimierend, wie man denken könnte. Schließlich gibt es immer noch genügend hoffnungsvolle Zeiten für Alex, die auch dementsprechend leicht inszeniert sind. Sie sind der Ausgleich für die vielen emotionalen, rührenden und hoffnungslosen Momente. Wir sehen Alex‘ Kampf gegen die amerikanische Bürokratie, die es ihr eigentlich ermöglichen sollte, in ein sicheres, soziales Netz zu fallen. Hilfe bekommt sie dabei manchmal von unerwarteter Seite, wie von Nate (Raymond Ablack) oder Regina (Anika Noni Rose), während sich andere Stützen als nicht so verlässlich erweisen, wie ihre Mutter Paula (Andie MacDowell, auch im echten Leben die Mutter von Qualley). Das größte Manko von Maid war für mich das absehbare, wiederkehrende Leid von Alex. Immer, wenn sich für sie etwas Licht am Horizont auftut, dann konnte man sich sicher sein, dass demnächst wieder etwas passieren wird, um sie aus dieser Euphorie herauszuholen. Wenigstens ist es nicht so, dass immer nur das Schicksal ihr einen bösen Streich spielen würde oder ihr andere übel mitspielen würden, sondern sie ist auch oft genug selbst Schuld an den Ereignissen. Sie hält sich manchmal für schlauer als alle anderen und ist weder für ihren Ex-Freund (Robinson) noch für ihren Vater (Billy Burke) eine Hilfe, um ihnen bei deren Rehabilitierungen zu helfen. Stattdessen landet sie immer wieder bei ihrer überforderten Mutter (MacDowell). Die Serie ist ein Einblick in die ärmere, soziale Schicht der USA – quasi der Gegenpol zu Succession – und zeigt deren Sorgen und Nöte anhand eines kleinen, einzelnen Falles und erzählt die Geschichte emotional und überraschend unterhaltsam.

One Lane Bridge (Staffel 2, 5 Folgen, Neuseeland, Arte) – 6 von 10

Als der Polizeidetektiv Ariki Davis (Dominic Ona-Ariki) während seines Lauftrainings an der One Lane Bridge vorbeikommt, kann er seinen Vorgesetzten Stephen Tremaine (Joel Tobeck) gerade noch davon abhalten, von der Brücke zu springen. Kurz darauf kommt ein Umweltaktivist ums Leben, der gegen ein geplantes Neubaugebiet demonstrierte.

Auch in der zweiten Staffel bleibt One Lane Bridge ein eher durchschnittlicher Vertreter der Krimizunft. Bis auf die Location in Neuseeland ist für mich als Mitteleuropäer recht wenig neu an dieser Serie. Ein ungleiches Ermittlerpaar ist quasi Standard in diesem Genre, der Kriminalfall der zweiten Staffel bestenfalls routiniert und die Verstrickungen des alteingessenen Ermittlers Tremaine (Tobeck) erwartbar. Interessanter ist dagegen der Māori-stämmige Polizeiermittler Davis (Ona-Ariki), der immer wieder von Visionen geplagt ist. Leider wird dieses Thema nie so richtig ausgespielt, darauf hätte man ruhig einen stärkeren Schwerpunkt setzen können. Die Auflösung des Falls ist schließlich überraschend, aber fair, so dass die Sichtung der kurzen Staffel ein versöhnliches Ende nehmen konnte.

Kurz vor meinem Urlaub fand das DOK.fest in München statt, ein Filmfestival für Dokumentationsfilme. Da auch eine Location in meiner unmittelbaren Nachbarschaft erstmals unter den Spielstätten war, wollte ich mir dort wenigstens auch einen der Filme ansehen. Und so war ich am Abend vor dem Abflug noch bei:

Dusty & Stones (USA / Swasiland) – 7 von 10

Wie viele andere Filme des Festivals lässt sich auch Dusty & Stones in den nächsten Tagen auch noch online sehen. Wer das nachholen möchte und sich für Feel-Good Musikdokumentationen begeistern kann, der wird mit dem Film eine gute Zeit haben. Es ist eine unwahrscheinliche Cinderella-Story um zwei Musiker aus Swasiland, die klassische Countrymusik machen und damit auf ein internationales Musikfestival nach Texas eingeladen werden. Ihre Freude darüber, was sie dort und auf dem Weg dahin erleben, ist sehr schön von der Kamera eingefangen und lässt einen wieder an die universelle Sprache der Musik glauben. Das ist nett, unterhaltsam und angenehm überraschungsfrei.

His House (UK, 2020, Netflix) – 7 von 10

Den beiden Flüchtlingen Bol (Sope Dirisu) und Rial (Wunmi Mosaku) wird in einem Außenbezirk von London ein heruntergekommenes Haus zugewiesen. Von den Nachbarn erfahren sie Hass und Ablehung, aber auch ihr Haus selbst heißt sie nicht willkommen. Auch wenn der Horrorfilm eine andere Wendung erfährt als man anfangs vermuten würde, konnte er mich nicht komplett begeistern. Dafür waren besonders in der ersten Hälfte die Horrorelemente viel zu beliebig und zu offensichtlich surreal, als dass der Film auf dieser Ebene überzeugen konnte. Der reale Horror, den die Beiden erleben mussten und müssen, ist dagegen sehr viel intensiver und unangenehmer.

Notre-Dame in Flammen (Frankreich, 2020, Sky Cinema) – 8 von 10

Der Film von Jean-Jacques Annaud (der auch Der Name der Rose und Sieben Jahre in Tibet gemacht hat) stellt die Ereignisse des Abends nach, an dem Notre-Dame mitten in Paris in Flammen stand und zeigt dabei vor allem den gefährlichen Einsatz der Feuerwehrleute. Spannung bezieht der Film dabei vor allem aus der zeitlichen und räumlichen Dichte und aus der Kenntnis der wahren Ereignis. Dankenswerterweise bleibt der Film dabei recht bodenständig und verzichtet darauf, die Feuerwehrleute übermäßig zu heroisieren. Es gibt kaum persönliche Informationen über die Beteiligten und auch sonst keine Hinzudichtungen. Was an diesem Abend passiert ist hat gereicht und spricht für sich selbst. Für eine größere, fiktionale Aufbereitung braucht es vermutlich noch ein paar weitere Jahre Abstand.

Es gibt neues von Miles Kane. Der Brite läuft ja in der Wahrnehmung als Solokünslter meist nur so nebenbei mit. Schon seit vielen Jahren im Geschäft macht er zwar immer ganz respektable Musik, tourt mit den ganz großen Namen, aber zum eigenen großen Hit oder zum gefeierten Künstler hat es jedoch außerhalb seiner Insel nie so richtig gereicht. Im August wird bereits sein fünftes Soloalbum erscheinen. Eine der Vorab-Singles ist Troubled Son. Mal wieder ein schönes Stück, hört sich gut weg, aber ob es länger im Kopf bleibt, muss sich noch zeigen.

Gesehene Spiele in dieser Saison: 28 von 32 Liga-Spielen = 88%.

Bei Anpfiff des Spiels bei Holstein Kiel war ich bereits am Flughafen.

  • Street Art von Invader in München: Die Abendzeitung hat die neuen Werke des französischen Street-Art Künstlers Invader in München fotografisches gesammelt, die fast über Nacht hier aufgetaucht sind. Seine pixelartigen Werke haben dabei bekannte Motive der Stadt aufgegriffen.
  • London 2023: The Time Is Now: Vielleicht wird man dich in einigen Jahren fragen: Wo warst du, als Charles zum König gekrönt wurde? Der Wortvogel wird voller Inbrust sagen können: Ich war an diesem Wochenende in London (und habe von DEM Moment ein Video gemacht).

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

Was sagst du dazu? Aber denke dran, deine Mail- und IP-Adresse wird gespeichert und auch Gravatar liest mit. Ist das ok? Dann kommentiere

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.