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KW 17/2023: Fantasy Filmfest Nights, Evil, Starship Troopers und Wednesday

Es war 1997 und ein brandneuer Sciene-Fiction-Action-Film ballerte sich durch die Kinos. Mit einem Kumpel zusammen wollte ich mir diesen Streifen natürlich auch unbedingt anschauen. Erst vor dem Kino merkten wir, dass der Film als FSK18 einsortiert war. Aber wir waren noch keine 18. Es musste also schnell eine Alternative her: Wir holten uns Tickets für Titanic.

Jetzt – in der Kalenderwoche 17 im Jahr 2023 – und damit nur 26 Jahre später, habe ich den Film endlich nachholen können. Um welchen Film es sich dabei handelt, lest ihr später. Zunächst aber zum Fantasy Filmfest. Dort laufen alle Filme als FSK18.

Das Fantasy Filmfest tourte am vergangenen Wochenende mit seinen Nights durch das Land. Vier Tage mit 17 Filmen. Aber im Gegensatz zu den White Nights zu Beginn des Jahres hatte ich mir dieses Mal keine Dauerkarte geholt. Vier Einzeltickets sind es dafür geworden und es war nicht eine Niete dabei.

Hier meine Fantastic Four in chronologischer Reihenfolge:

Irati (Spanien) – 7 von 10

Ein echter Fantasyfilm. Auf dem Fantasy Filmfest! Bekanntermaßen ja eigentlich nicht mein Lieblings-Genre, aber den Farbtupfer inmitten der Low Budget Dämonenfilme wollte ich mir nicht nehmen lassen. Und so entführte mich der Film in die Welt einer alten, baskischen Sage und mitten ins Aufeinandertreffen von christlichem auf naturgebundenem Glauben. Trotz des vorab eingespieltem Kommentars des Regisseurs Paul Urkijo Alijo, was dieser Film alles nicht sei, war er doch eine ganze Menge. Frühes Mittelaltergeplänkel mit steinernen Burgen, grünen Wäldern und dunklen Höhlen, einem Königssohn (Eneko Sagardoy), der seinen Thron beanspruchte, und eine weibliche Waldbewohnerin (Edurne Azkarate), die titelgebende Irati. An den Effekten merkte man das geringe Budget, bildgewaltig war der Film aber trotzdem. Kann man sich gut anschauen.

Sisu (Finnland) – 8 von 10

Kein Mitleid mit Nazis! Das gilt generell, aber auch ganz speziell für diesen Film. Selbst dran Schuld, wenn sie sich mit der Ein-Mann-Armee Jorma Tommila anlegen und sich seines hart erkämpften Goldschatzes ermächtigen wollen. Der rüstige Herr hängt nämlich mehr an seinem Leben als die FDP am Verbrennermotor. Er ist der einsame Cowboy, kein Freund großer Worte, nur sein Hund ist sein Begleiter. Aber er ist auch ein Ex-Soldat und weiß sich zu wehren. In Sisu trifft maßlos übertriebene Action auf die Einsamkeit eines Westerns, nur im kargen Norden Finnlands. Der Film schreit geradezu nach einem US-Remake mit einem alternden, großen Schauspielernamen – wenn die Story eh nicht schon so beliebig wäre. Und er trifft nicht konsequent den richtigen Ton zwischen übertrieben blutiger Action einerseits und unterhaltsamer Comic-Gewalt. Aber eindrucksvoll ist er trotzdem.

Smoking Causes Coughing (Frankreich) – 7 von 10

Quentin Dupieux ist mittlerweile ein Stammgast auf dem Festival. Dieser Film war für mich nach Mandibles (8/10) und Incredible But True (6/10) sein dritter Spielfilm, den ich in diesem Rahmen sehen konnte. Ich hätte also gewarnt sein können, was da kommt. Trotzdem fällt es schwer, die Story in vernünftige Worte zu fassen. Wahrscheinlich ist der Versuch schon der Fehler. Formal betrachtet gibt es eine Hauptstory um die Tobacco Force, die sich zwischendurch am Lagerfeuer ein paar Geschichten erzählen. Der Film ist voller skuriller Einfälle, verknüpft Real-Action mit Handpuppen und einem epischen Eingangskampf, der an die Qualitäten von Captain Kirk vs. Gorn heranreicht. Der Film ist witzig und teilweise albern, aber am Ende dann doch etwas schwächer als die Summe seiner Teile. Entweder man mag es oder nicht. Bei einer Laufzeit von gut 80 Minuten hat man allerdings auch nicht so viel zu verlieren.

Pearl (USA) – 9 von 10

Pearl ist das Prequel zu X (7/10), dem Eröffnungsfilm der Nights 2022. Diesen muss man aber nicht kennen, um sich in Pearl zurechtzufinden, denn der funktioniert auch als eingeständiger Film sehr gut. Hauptdarstellerin Mia Goth tritt dieses Mal auch als Co-Autorin von Regisseur Ti West auf und man kann sagen: Sie hat sich die Rolle wohl auf den Leib geschneidert. Als Pearl lebt sie mit ihren Eltern auf einem Hof in den USA der 1920er ein karges Leben. Sie möchte mehr, sie träumt von der großen Karriere auf den Bühnen der Welt. Aber da wir hier auf dem Fantasy Filmfest sind ist relativ klar, dass sich ihre Träume nicht erfüllen werden. Stattdessen bricht langsam ihre dunkle und unkontrollierbare Seite hervor. Es ist eine Breaking Bad Story, wie man sie auch von Bates Motel kennt, aber komprimiert auf gut 100 Minuten. Und für diese Zeit trägt die Geschichte auch sehr gut. Die gelegentlichen Slasher-Moment sind im Vergleich zu X deutlich reduziert, aber dafür besser in die Handlung eingebettet. Alles wirkt ein wenig drüber, sei es das Schauspiel von Mia Goth oder die knalligen Farben, aber im Zusammenspiel wirkt das ausgesprochen rund und stimmig. Und wenn Goth dann zu DEM Monolog ansetzt, schafft sie es knapp noch, nicht zu sehr in den Kitsch zu verfallen. Fazit: Vielleicht bietet der Film von allem etwas zu viel, aber in dieser Zusammensetzung passt das unerhört gut und bietet düsteres Drama, Horror und vergnügliche Szenen in einer spannenden und durchdachten Story.

Wer Reviews zum kompletten Programm lesen möchte, der wird wie immer beim Wortvogel und bei Miss Charles Dexter Ward glücklich.

Evil – Dem Bösen auf der Spur (Staffel 2, 13 Folgen, USA, Paramount+) – 7 von 10

In der zweiten Staffel von Evil untersuchen die Rechtspsychologin Kristen (Katja Herbers), der angehende Priester David (Mike Colter) und der Techniker Ben (Aasif Mandvi) weiterhin mysteriöse Phänomene im Namen der katholischen Kirche. Dabei stehen sie vor neuen Herausforderungen, sowohl in ihrem beruflichen als auch privaten Leben, während sie sich mit der Bedrohung durch eine dunkle Macht auseinandersetzen müssen. Letztendlich müssen sie sich fragen, wer in ihrem Team Freund oder Feind ist, um das Böse zu besiegen.

Die erste Staffel (8/10) der Mysteryserie war damals eine unerwartete Überraschung und versprühte einen gewissen Akte X – Charme. Dem kann sich auch die zweite Staffel nicht entziehen, auch wenn der Überraschungseffekt mittlerweile etwas weg ist. Evil punktet aber immer noch mit der Sympathie zu seinen drei Hauptfiguren und deren Zusammenspiel. Es macht wirklich Spaß, mit den Dreien die seltsamsten Fälle der Woche zu lösen. Gleichzeitig ist das auf Dauer aber auch ein wenig der Schwachpunkt. Da es alles Fälle sind, die in irgendeiner Form mit der Kirche und dem Glauben zu tun haben müssen, ist die Spannbreite bei weitem nicht so groß wie beim Vorbild. Etwas mehr Abwechslung wäre nicht verkehrt, als immer nur Dämonen und Besessenheit bei Mensch oder Technik zu untersuchen. Stilistisch hervorheben kann man die Folge 7 (S is for Silence), diese spielt in einem Schweigekloster und kommt daher so gut wie ohne Worte aus. Mit Leland Townsend (Michael Emerson) hat es der große Gegenspieler aus der ersten Staffel auch in die zweite geschafft. Die Figur ist weiterhin recht verschlagen und gleichzeitig unterhaltsam und Teil der (etwas öden) folgenübergreifenden Storyline. Aber so richtig etwas mit ihm anfangen konnten die Macher dieses Mal nicht. Nicht falsch verstehen, die Serie ist immer noch gut, unterhaltsam und teilweise sehr gruselig – den entscheidenden Schlag konnte sie aber aufgrund der Wiederholungen dieses Mal nicht setzen.

Starship Troopers (USA, 1997, Arte) – 9 von 10

Das lange Warten hatte sich gelohnt. Was für ein Film! Einerseits ist es ein richtiger Action-Kracher, den Paul Verhoeven hier auf den Bildschirm gebannt hat. Die Massenkampfszenen zwischen den Soldaten der Föderation und den angreifenden Bugs haben es schon in sich. Dazu bedient sich die Story bei klassischen Anti-Kriegsfilmen und schickt junge, naive Soldaten erst euphorisch in die Ausbildung, um sie dann an die Front mit der harten Realität zu konfrontieren. Aber Moment… so ganz stimmt das doch nicht. Casper Van Dien, Denise Richards und Neil Patrick Harris haben sogar Erfolg und werden immer weiter befördert? Von letzterem werden fragwürdige Entscheidungen getroffen und die anderen fühlen sich kaum ausgenutzt? Dazu wirkt Harris in seinem späteren Outfit fast wie ein Nazi im Zweiten Weltkrieg. Und die Verhöhnung des Gegners zum Schluß passt auch irgendwie nicht ins Bild. Nein, denn das ist zweifelsfrei dann doch eher an Satire, eine Anprangerung der Militärbessenheit vergleichbarer Filme. Diese Verkehrung der klassischen Geschichte vom desilluisinierten Soldaten in ihr Gegenteil ist ein Twist, der den an sich simplen Action-Sci-Fi Film noch einmal deutlich aufwertet und dafür sorgt, dass er im Gedächtnis bleibt.

Kann Wednesday auch ohne Jenna Ortega funktioneren? Ja, es kann, wie die Band Wednesday aus North Carolina, USA, demonstriert. Sie haben ihr neues Album Rat saw God veröffentlicht und wurde auf Plattentests.de zum Album der Woche gekürt. Ich kann mich damit rühmen, mir es schon ein paar Tage vorher geholt zu haben, quasi bevor sie kommerziell geworden sind. Das Album versprüht so eine gewisse Folk-Punk Attitüde, mit Melodien und Gesang, die etwas zu unrund sind, um im Radio zu laufen, aber doch immer mehr Laune machen, je öfter man sie hört. Quarry ist ein schönes Beispiel für die Band.

Gesehene Spiele in dieser Saison: 27 von 30 Liga-Spielen = 90%.

Er kommt! Lars Stindl wechselt im Sommer zurück zu seinem Heimatklub in den Wildpark und wird nochmal eine Saison lang die Fußballschuhe für den KSC schnüren. Stindl durchlief sämtliche Jugendteams des Clubs. Als junger Spieler wurde er in das Bundesligateam befördert und absolvierte dort seine ersten Profispiele. Im Jahr nach dem Abstieg war er ein absoluter Stammspieler, bevor er weiter zu Hannover 96 wechselte. Danach folgten insgesamt 8 Jahre bei Borussia Mönchengladbach, wo er Kapitän und Nationalspieler wurde. Mit der Nationalelf holte er auch seinen einzigen Titel im Profibereich: Den Confederations Cup 2017. Im Finale gegen Chile war er der Torschütze beim 1:0 Erfolg. Und auch in dieser Saison gehörte er noch zum Kernteam von Gladbach: 25 Ligaeinsätze mit 11 Scorerpunkten zeigen das recht deutlich.

Wenn es so einen Spieler im Spätherbst seiner Karriere noch einmal zu seinem Heimatverein zieht, dann ist das ein echter Glücksfall. Schön, dass es in diesem Fall den KSC getroffen hat.

Gespielt hat der Verein an diesem Wochenende allerdings auch noch. Es gab eine unnötige 2:3 Niederlage bei Fortuna Düsseldorf. Unnötig deshalb, weil der KSC zweimal geführt hatte und der Siegtreffer für die Düsseldorfer erst in der Nachspielzeit fiel. Coach Eichner war dementsprechend sauer nach dem Schlußpfiff. So waren die Treffer von Kaufmann und Heise nicht genug und der KSC bleibt bei 39 Punkte stehen. 10 Punkte Vorsprung bei noch ausstehenden 4 Partien sollten aber trotzdem für den sicheren Klassenerhalt reichen. Und ich wiederhole gerne mein Fazit aus der Vorwoche: Im Moment fehlt dem KSC nicht so viel, um mit den Topclups der Liga mithalten zu können

  • Nur 24 Stunden: Zur Zeit lasse ich mich mal wieder richtig durchchecken. Geplant hatte ich das eigentlich schon für 2020, aber dann kam Corona dazwischen und ich nahm das als billige Ausrede, meine Arztbesuche zu verschieben – denn die hatten zu der Zeit ja genug anderes zu tun. Jedenfalls war soweit alles in Ordnung, nur mein Blutdruck war in der ersten Untersuchung zu hoch, so dass ich die Ehre hatte, 24 Stunden lang ein Blutdruckmessgerät zu tragen, weswegen ich wie ein halber Borg aussah. Pünktlich alle 15 Minuten plusterte sich das Ding auf und begann zu messen. Das ging zwar besser als zu Beginn gedacht, eine nervige Angelegenheit blieb es aber bis zum Ende. Vor allem in der Nacht.
  • Giftiges Genie: Jonathan Franzen schreibt in der Zeit über Elon Musk und den Mythos von Genies in der heutigen Zeit.
  • Fortuna Düsseldorfs Freispiele: Der Blog Indiskretion Ehrensache mit kritischen Anmerkungen zum Plan der Fortuna, demnächst Heimspiele kostenlos für die Stadiongänger anzubieten. Wird hier der Kunde im Stadion selbst zum Produkt?

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und tanzt gut in den Mai!

3 Kommentare

  • bullion

    Bei „Starship Troopers“ ging es mir damals ähnlich, nur dass wir uns irgendwie in ein kleines Kino, bei dem nicht so genau kontrolliert wurde, wie in den gerade aufkommenden Multiplexen, geschmuggelt hatten. Der Screen war nicht viel großer als heute jeder Durchschnittsfernseher und doch war es eines der intensivsten Kinoerlebnisse meines Lebens. Liebe den Film heute noch.

    • Nummer Neun

      Ja gut, die Fernseher sind ja Dank Flatscreen-Technik in den letzten Jahren gewachsen… aber das war dann trotzdem eine sehr kleine Leinwand! Aber wirklich ein toller Film, „Starship Troopers“ hat mir sehr gefallen. Nur die Fortsetzungen kann ich mir wohl sparen, wenn ich so die allgemeinen Reaktionen lese.

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