Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 10/2023: Flowers Forever, Der Schwarm, S.D. Perry: Offenbarung und Chappaqua Wrestling

Happy Sunday!

Je älter man wird, umso mehr schätzt man die Chance, bereits am Freitagabend ausgiebig wegzugehen. Hat man doch danach ein ganzes Wochenende Zeit, um sich wieder zu erholen. Das Treffen für das mexikanische Essen an diesem Freitag ist jedenfalls etwas aus dem Ruder gelaufen und zog eine Tour durch Haidhausen und das Lehel mit sich, die irgendwann in der Nacht im neuen X endete.

Da es von diesem Abend zum Glück keine Fotos gibt, wechseln wir für die erste Rubrik das Thema:

Kunst am Dienstag.  Ich war in der Flowers Forever Ausstellung in der Münchner Kunsthalle. Die zentral gelegenen Räume beherbergen wechselnde Ausstellungen, die man sich in ihrer überschaubaren Größe auch gut nach Feierabend in einer Stunde anschauen kann. Das Thema der aktuellen Ausstellung behandelt „Blumen in der Kunst“, wofür man einige Gemälde, Skulpturen und Installationen zusammen gestellt hat. Ausstellungsstücke quer durch die Jahrhunderte und Stile, aber immer mit den Pflanzen im Mittelpunkt. Die Ausstellung war gut besucht und zog viele junge Leute an. Ich finde es ja immer schön zu wissen, dass solche Sachen auch angenommen werden, wenn man sie denn schick und modern präsentiert.

Dank einer längeren Bahnfahrt am vergangenen Wochenende konnte ich erneut einen Roman auslesen. Damit springt der Zähler bereits Anfang März auf vier!

Der Name des Buches liest sich sehr kompliziert und technisch. Letztlich ist es die Fortsetzung der Auftaktzweiteilers der Romanfortführung von Deep Space Nine. So wie bereits den ersten Teil, schrieb die Autorin S.D. Perry auch den Abschluß des Zweiteilers. Dem ersten Teil gab ich im letzten April eine recht gute Bewertung. Und der Fortsetzung?

S.D. Perry – Star Trek – Deep Space Nine 8.2: Offenbarung – Buch 2 (USA, 2001) – 7 von 10

Klappentext: Während sich die Föderation zum Gegenschlag auf das Dominion vorbereitet, sucht Colonel Kira Nerys nach einem Weg, einen weiteren galaktischen Holocaust zu verhindern. Doch als eine neu entdeckte Prophezeihung Jake Sisko auf eine unmögliche Reise schickt und ganz Bajor ins Chaos zu stürzen droht, muss sich Kira entscheiden: Bleibt sie ihrem Glauben treu … oder sich selbst? In der Zwischenzeit kämpfen die Besatzungen von Deep Space Nine und dem Raumschiff Enterprise gemeinsam darum, einen terroristischen Anschlag zu vereiteln, der die Station und das Schiff zerstören könnte. Lebenswege wandeln sich, neue Freundschaften entstehen und die schockierende Wahrheit über einen grauenvollen Mord kommt ans Licht. Der erstaunliche Neuanfang des epischen Abenteuers.

Review: Auch der zweite Teil von Offenbarung enttäuscht nicht. Aber dank des großen Ensembles von bekannten Figuren aus Deep Space Nine, einigen Rückkehrern (wie die Bajoranerin Ro Laren), neuen Crewmitgliedern, dem Besuch der USS Enterprise und des relativ kleinen Umfangs (die gedruckte Version umfasst anscheinend nicht mehr als 250 Seiten) entstehen kaum Längen und die Handlung springt von Figur zu Figur immer weiter. Zum Glück behält Autorin Perry stets die Übersicht und führt uns sicher durch das einsetzende Chaos auf der Station.

Ähnlich wie die Serie lebt auch das Buch von der Abwechslung zwischen Actionsequenzen, düsteren Kriegsgefahren, dem Umgang mit religiösen und mythischen Symbolen und der Interaktion der Crew. Daher kann man mit gutem Gewissen von einer gelungenen Fortsetzung sprechen.

Leider spielt der Roman die Stärken des Mediums nicht unbedingt aus. Der Höhepunkt des Action-Plots wirkt etwas zu routiniert, die in meinen Augen spannendere Geschichte um die Prophezeihung steht etwas dahinter zurück und wird am Ende viel zu knapp aufgelöst. Da wurde einiges an Potential verschenkt.

Fazit: Gelungene Fortsetzung der TV-Serie, die aber noch nicht ganz im Buchkosmos angekommen ist.

Frank Schätzings Roman Der Schwarm ist vielleicht eines der bedeutensten und epischsten Romane aus dem deutschsprachigen Raum der letzten 20 Jahre. Das Buch wurde vielfach ausgezeichnet, war ein Verkaufserfolg und war mit seiner Ökothematik seiner Zeit einige Jahre voraus. Dementsprechend groß waren die Erwartungen an die erste Verfilmung des Stoffes. Mit einem Budget von 40 Millionen Euro wurde es zur aufwendigsten TV-Produktion aus Deutschland. Als dann ausgerechnet der Autor der Romanvorlage im Vorfeld mit seiner negativen Beurteilung der Verfilmung nicht hinter dem Berg hielt, gingen die ersten Alarmsignale an. Aber wie ist die Serie nun wirklich geworden?

Der Schwarm (Staffel 1, 8 Folgen, Deutschland, ZDF Mediathek) – 6 von 10

Weltweit häufen sich mysteriöse Ereignisse aus der Tiefe der Ozeane: Wale zerstören Boote, Tiefseekrabben greifen Strände an und Muscheln legen Containerschiffe lahm. Ein bisher unbekannter Eiswurm destabilisiert Kontinentalhänge in den Meeren und löst Tsunamis aus, und von den Küsten her verbreitet sich im Trinkwasser ein tödlicher Erreger. Immer mehr Menschen auf der Welt sind in Lebensgefahr. Auf der fieberhaften Suche nach den Ursachen der rätselhaften Phänomene findet sich eine kleine Gruppe internationaler Wissenschaftler zusammen und findet heraus, dass eine unbekannte Spezies im Meer existiert, die für die Angriffe auf die Menschheit verantwortlich ist. Doch kaum jemand glaubt der Forschergruppe.

Tja und dann war das doch eine recht enttäuschende Umsetzung. Das große Budget sieht man nur selten (nicht nur das macht Babylon Berlin deutlich besser) und das Epische der Vorlage, dieses globalen Phänomene, spürt man am Bildschirm nicht. Besonders die ersten Folgen haben große Probleme beim Spannungsaufbau. Zwar fangen die Episoden immer stark an, versinken dann aber in einem großen Blabla und erst am Ende kommt nochmal ein Rausschmeißer. Aber das hier Forschende am Höhepunkt ihrer Karriere stehen bzw. versuchen, die Welt zu retten, merkt man nicht. Dafür kümmern sie sich lieber griesgrämig gelaunt um ihre Privatleben und ihre Beziehungen – und auch in der Öffentlichkeit werden die Umwälzungen im Ozean überraschend gleichgültig hingenommen. Ein Tsunami, der große Teile einer Küste zerstört? Egal, lieber noch mal die letzte Worte der Geliebten als Sprachnachricht in Endlosschleife hören. Schon klar, die Macher haben versucht, die Forschenden zu erden und zu zeigen, dass sind jetzt nicht die verrückten und manischen Wissenschaftler und -innen, die man aus anderen Filmen kennt. Aber das hat z.B. She Said im vergangenen Jahr besser hinbekommen. Erst die letzten beiden Folgen zeigen, was möglich gewesen wäre. Weil die sind spannend erzählt, fokussiert und auf einen engen Raum verdichtet. Dazu ist die zwanzig Jahre alte Vorlage aktueller denn je (auch wenn die Serie es nur selten schafft, die Vorgänge mit aktuellen und realen Ereignissen zu verknüpfen) und sorgt mit ihrem Konzept immer noch für Spannung. Aber das rettet die Verfilmung nicht mehr. Vielleicht wäre eine 150-minütige Katastrophen-Hau-Drauf Verfilmung eines Roland Emmerichs mit platten Figuren und plakativen Öko-Botschaften die bessere Variante gewesen.

Frische Musik aus Manchester. Von dort kommt die Band Chappaqua Wrestling, deren Debutalbum Plus Ultra im April erscheinen wird. Die Vorabsongs lassen auf ein schönes, klassisches Britpop/Shoegaze Album hoffen. Full Round Table ist so ein Song, mit einer schönen Dynamik steigert sich der Sound immer weiter.

Gesehene Spiele in dieser Saison: 22 von 24 Liga-Spielen = 92%.

KSC gegen HSV. Ein Duell mit sehr viel Tradition und mit noch mehr Emotionen in den letzten Jahren, zuletzt leider oft mit besserem Ende für die Hamburger. Nach den vier Siegen in Folge für den KSC kam das Zweitliga-Urgestein und heißer Aufstiegskandidat aus dem Norden jedoch jetzt zum richtigen Zeitpunkt. Langt es endlich mal für eine Überraschung?

In der ersten Hälfte konnte man seinen Augen nicht trauen. Der KSC spielte den HSV komplett aus und führte nach den Toren von Nebel, Jensen und Schleusener mit 3:0, hätte aber auch gut und gerne noch zwei oder drei weitere Treffer mehr erzielen können. Sehr viel entschlossener kam der HSV für die zweite Hälfte aus der Kabine und erzielte (zu) schnell den Anschlußtreffer und jetzt war wohl jedem auf und um den Platz herum klar: Das wird noch eine enge Geschichte. Und so kamen die Hamburger durch Doppeltorschütze Glatzel in der 80. Minute auf 2:3 heran und nicht wenige sahen schon eine weitere Episode der unglücklichen Serie des KSC gegen HSV ablaufen. Aber Schleusener erlöste die Fans mit dem 4:2 in der 90. Minute. Ein HSV-Spieler flog mit gelb-rot, deren Trainer mit einer glatten roten Karte vom Platz. Und dann – endlich – Schlußpfiff und Sieg gegen die Hamburger!

Der fünfte Erfolg in Serie, langsam wird es unheimlich.

  • Endlich: Erinnert sich noch jemand an den Start der Corona-Pandemie? Gut. Der Beginn hatte damals ja so einige Planungen über den Haufen geworfen. Unter anderem auch meinen Plan, mich beim Arzt mal wieder durchchecken zu lassen. Gab ja zu der Zeit für die Ärzte auch wichtigeres zu tun. Seitdem habe ich es immer weiter herausgezögert und verschoben, mich um einen Termin zu bemühen. Auch, weil ich mir dafür einen neuen Hausarzt suchen wollte. Jetzt war es endlich soweit. Mit gut drei Jahren Anlauf war es innerhalb von nur 15 Minuten erledigt: Für Ende April habe ich meinen Termin gebucht.
  • Oscars: Die Verleihung der Academy-Awards erwarte ich in diesem Jahr recht emotionslos. Zwar habe ich viele der nominierten Filme gesehen und fand sie auch alle gut bis sehr gut, aber mir fehlt in diesem Jahr ein wenig der Antagonist, den Film, den ich für komplett überschätzt halte, so wie im Vorjahr Licorice Pizza. Daher lasse ich mich morgen einfach von den Ergebnissen überraschen.
  • Ein Rant zum TikTok-Trend: In diesem Video beschäftigt sich die Filmanalyse mit den Begleiterscheinungen von Kino-Randalierern und schafft es dabei, diesen Trend auch in der Gesellschaft zu verorten. Schöne Worte über das Kino und wie es eigentlich dafür sorgt, dass man sich leichter in andere Figuren hineinversetzen kann. Etwas, was den Störern offenbar fehlt.
  • Der Untergang des Abendessens: Ist der Toast Hawaii nun rassistisch oder nicht? Das ist auf jeden Fall erst einmal eine gute Schlagzeile. Zu mehr taugt dieser Gedankengang jedoch nicht, hat Über Medien nach konstruiert, bezieht sich die ganze Empörung doch auf einen drei Jahre alten Tweet (wie viel ist das in Menschenjahren?) einer überschaubar großen Bewegung aus der Schweiz.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

6 Kommentare

  • S.Mirli

    Ich war jetzt gerade ehrlich gespannt auf deine Meinung zu „Der Schwarm“. Von der Vorschau her war ich richtig gespannt auf die Umsetzung, habe jetzt Folge 1-6 durch und schließe mich zu 100% deiner Meinung an. Ich finde zwar schon, dass sie nicht gerade billig wirkt und einzelne Aufnahmen waren fantastisch, aber jede Folge ist nach dem gleichen Schema abgelaufen, waren demnach eher langatmig und erst der Schluss hat so richtig reingehauen. Dank dir werde ich sie jetzt allerdings doch noch fertigschauen und bin gespannt auf die letzten zwei Folgen. Das Thema Hausarzt kann ich nachvollziehen, ich suche seit ich umgezogen bin einen neuen, aber man muss wohl warten, bis ein Patient stirbt, dass ein Platz frei wird, was irgendwie echt makaber ist. Ich wünsche dir auf alle Fälle eine fantastische neue Woche, alles Liebe, x S.Mirli
    https://www.mirlime.at

    • Nummer Neun

      Ja, das stimmt natürlich. Einzelne Aufnahmen wirklich gut, der Tsunami war gut umgesetzt, als sich das Meer langsam zurück gezogen hatte. Und die Lanfschaftsaufnahmen sahen auch sehr gut aus. Die letzten beiden Folgen gefielen mir von der ganzen Staffel am Besten.

  • bullion

    „Der Schwarm“, das Buch, mochte ich damals sehr. Werde bestimmt auch noch in die Serie reinschauen, wenn sie noch verfügbar ist. Mache mir aber wenig Hoffnungen, da etwas Großartiges zu sehen.

  • Christine

    Um „Der Schwarm“ habe ich bisher einen großen Bogen gemacht und verspüre mittlerweile auch nicht mehr wirklich Lust damit anzufangen. Ich mochte das Buch damals gern, aber ich habe schon von anderen gehört, dass die Serie erst recht schlecht wird, wenn man das gelesen hat und es wirklich keine gute Produktion ist. Kein Wunder, wenn da der Autor aussteigt…
    Da gibt’s zur Zeit einfach zu vieles, was wirklich gut ist.

    Hahahaha… ja, das mit den Hütten in Südtirol haben wir uns auch lange gedacht! Gerade weil wirklich mehrere Jahre versucht. haben was zu bekommen. Aber da hatten wir dank Corona wohl einfach Glück und jemand hatte abgesagt… Anders wäre das wohl nicht machbar, jetzt führt da für das nächste Silvester wieder kein Weg mehr hin. XD

    Oh ja, For all Mankind ist einfach super gewesen! Da warte ich wirklich sehr dringend auf die vierte Staffel; bin gespannt wie es da jetzt wieder weiter geht… sind ja leider doch einige meiner Favoriten mittlerweile gestorben…
    Aber bis dahin erst mal Ted Lasso.

    Das klingt eigentlich dramatischer als es war: ein Greifvogel hat die Drohne angegriffen, anscheinend war ich in seinem Gebiet (ich bin allerdings in keinem Vogelschutz- oder gar Naturschutzgebiet geflogen). Die Drohne war zum Glück aber nicht weit weg und ich habe sie sofort zurück geholt.

    • Nummer Neun

      Ja das stimmt, heutzutage reicht das einfach nicht mehr. Selbst im Genre Mystery/SF gibt es ja mehr als genug Auswahl. Siehe „For All Mankind“. Wenn dort die vierte Staffel kommt, werde ich auch wieder bei AppleTV vorbei schauen. „Ted Lasso“ muss bei mir bis dahin deshalb erst einmal auf der Auswechselbank warten.

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