Der richtige Ton,  Was mit Medien

KW 07/2023: Veep, The Tubs, Blade, Freies Land, Tegernsee, Ashfall und Sandman

Es gibt Wochen, in denen schreibt sich die Einleitung wie von selbst, da fließen die Wörter einfach über die Tastatur in die digitale Welt. Und dann gibt es Wochen, in denen passiert das nicht. Die KW 07/2023 gehört zu letzterem. Lasst uns deshalb gleich starten.

Den freien und sonnigen Montag habe ich für einen kleinen Ausflug genutzt. Das Ziel war das Örtchen Tegernsee am gleichnamigen See, zu erreichen mit gut einer Stunde Fahrtzeit mit der Bahn. Was für ein herrliches Wetter – ich holte mir im Gesicht den ersten leichten Sonnenbrand des Jahres – und es war sehr angenehm, am Ufer entlang spazieren zu können. Tolles, verschneites Bergpanorama, klare Luft und wenige Touristen: Es waren schöne und ruhige Stunden am Tegernsee.

Ich habe es mal wieder mit Fantasy versucht und das ist dabei heraus gekommen:

Sandman (Staffel 1, 11 Folgen, USA, Netflix) – 6 von 10

Bei dem Versuch, einen Albtraum namens Der Korinther (Boyd Holbrook) zu fangen, wird Morpheus (Tom Sturridge) selbst gefangen genommen. Dessen Gefangenschaft verursacht eine Epidemie der „Schlafkrankheit“, die 106 Jahre lang anhält. Erst im Jahr 2021 gelingt ihm die Flucht und er kehrt in sein Reich der Träume zurück. Nun muss er zunächst die verlorenen Insignien seiner Macht wieder einsammeln.

Es ist eine seltsame Serie. Einerseits gibt es einige, wirkliche Highlightepisoden – wie Episode 5 mit John (David Thewlis) im Diner, der alle dazu bringt, dass alle Anwesenden die Wahrheit sagen, oder Episode 6 mit zunächst Morpheus Schwester, dem Tod (Kirby Howell-Baptiste), und danach über seine Freundschaft mit Hob (Ferdinand Kingsley) – andererseits versinken vor allem die ersten Folgen unter einem Schwall aus Erklärungen. Dazu halte ich Morpheus (Sturridge) für die ödeste Serien-Hauptfigur seit langem. Seine ermüdende und farblose Darstellung klingt zwar passend als Sandman, die Figur war mir aber letztlich ziemlich egal und so geht Sturridge mehr als einmal gegen spannendere Nebenfiguren ziemlich unter. Und der Korinther als Gegenspieler zeigt eindrucksvoll, dass es mehr braucht als eine dunkle Sonnenbrille, um als Antagonist interessant oder bedrohlich zu wirken. Die Optik in den Traumwelten wirkt passend surreal, ist aber erkennbar zu oft vor dem Green Screen gedreht. Für Fantasy-Freunde mag das ja seinen Reiz haben, ich bestreite ja nicht einmal, dass die Serie sehr viele Ideen hat, aber ich musste mich ziemlich durch diese Staffel kämpfen – immer in der Hoffnung, dass da doch noch mal eine richtig gute Episode dabei war.

Veep – Die Vizepräsidentin (Staffel 1, 8 Folgen, USA, Sky on Demand) – 8 von 10

Ex-Senatorin Selina Meyer (Julia Louis-Dreyfus) übernimmt den Posten der Vizepräsidentin der USA. Doch der prestigeträchtige und vermeintlich mächtige Job entpuppt sich als politisch völlig bedeutungslos. Stattdessen schlägt sich VP Meyer bald mit Problemen wie der Einführung kompostierbaren Bestecks herum und tappt in ungeahnte Fallen. Und der Präsident ruft auch nie an.

Veep ist eine Workplace-Comedy, deren erste Staffel mittlerweile schon 11 Jahre auf dem Buckel hat. 2012, damals war ein gewisser Joe Biden Vizepräsident der USA, Selina Meyer ist damit gewissermaßen sein fiktionales Gegenstück. Ob sein Büro ähnlich chaotisch war, ist mir allerdings nicht bekannt. In diesem hier, dem Arbeitsplatz der fiktiven Vizepräsidentin, geht es drunter und drüber – und auch ziemlich unglamourös zur Sache. Die Serie ist von Beginn an witzig, was nicht jeder Comedy vergönnt ist, und schnell hat man die wesentlichen Figuren im Blick (dargestellt von Anna Chlumsky, Tony Hale, Reid Scott und Matt Walsh). Die Staffel ist angenehm kurz und man fühlt sich schon schnell mittendrin. Sie hat aber auch noch etwas Luft nach oben: Zum einen wird bisher das Privatleben der Hauptfiguren weitesgehend ausgeblendet, wenn man mal von der Veep absieht, zum anderen fühlen sich die politischen Probleme noch relativ generisch an (vielleicht bin ich aber auch einfach etwas zu weit weg von amerikanischer Innenpolitik). Auch kann ich nach den ersten Folgen noch nicht so richtig einschätzen, für was Meyer steht. Ist sie ambitioniert oder nur in die Rolle reingerutscht? Ist sie eine gute Chefin oder nicht? Und hat der Präsident schon angerufen? Mein Interesse an den Folgestaffeln ist aber auf jeden Fall geweckt.

Ashfall (Südkorea, 2019, RTL Zwei) – 7 von 10

Das südkoreanische Actionkino scheint sich sehr am amerikanischen der 1990er zu orientieren. So auch dieser Film hier, der zwischen Katastrophenfilm und Militäraction schwankt. Eine südkoreanische Militäreinheit unter Sprengstoff-Experte Jo In-chang (Ha Jung-woo) soll Atomsprengköpfe aus Nordkorea besorgen, um damit einen Vulkan an der Grenze unschädlich zu machen. Dafür brauchen sie aber den zweilichtigen Ri Jun-pyeong (Lee Byung-hun), weil nur er weiß, wo sich die Sprengköpfe befinden, und den es zunächst zu befreien gilt. Auf den Plot muss man erst einmal kommen. Die eindrucksvollsten Special Effects werden schon in den ersten 20 Minuten verballert, danach konzentriert sich der Film sehr auf das Männerbündnis zwischen den beiden Hauptfiguren. Routinierte Action aus Südkorea.

Blade (USA, 1998, Sky Cinema) – 8 von 10

Diesen Klassiker des Horror-Kinos habe ich in dieser Woche das erste Mal gesehen und schnell wurde mir klar, warum Blade so einen Fußabdruck hinterlassen hat. Ein ikonischer Held (Wesley Snipes), der sogar ein Außenseiter unter den Außenseitern ist, und dazu ein persönliches Schicksal mit sich trägt, ein charismatischer Gegenspieler (Stephen Dorff) und ein starker, weiblicher Sidekick (N’Bushe Wright). Dazu eindrucksvolle Action-Szenen mit harter, humorloser Gewalt und das alles knackig und kurzweilig inszeniert. Ein starker Film, bei dem die Story aber hinter den Schauwerten zurück steht. Aber jetzt weiß ich auch endlich, wo die Vampire bei What We Do In The Shadows die Idee mit den Blut-Sprinklern her hatten.

Freies Land (Deutschland, 2019, ZDF Mediathek) – 8 von 10

Der Thriller von Christian Alvart ist eine Adaption des spanischen La isla mínima, den ich zwar nie gesehen habe, von dessen Regisseur Alberto Rodríguez mir jedoch Prison 77 Anfang des Monats sehr gut gefallen hat. Aber zurück nach Mecklenburg-Vorpommern und in das Jahr 1992, denn zu dieser Zeit und an diesem Ort spielt dieser Film. Die beiden Polizisten Stein (Trystan Pütter) und Bach (Felix Kramer) untersuchen hier das Verschwinden zweier Mädchen. Inszenatorisch ist der atmosphärische Film auf einem hohen Niveau und lässt an True Detective denken, gekreuzt mit der Zeit kurz nach der Wende, als die DDR noch nicht so richtig vorbei und die Bundesrepublik noch nicht wirklich angekommen ist. Diese, meinem Gefühl nach, bisher wenig erzählte Zeit macht dann auch den Reiz der Geschichte aus, dessen klassische Krimihandlung nur den Rahmen dafür bietet.

Nach den eher bekannteren Namen in den letzten Wochen kommt nun mit The Tubs ein Band aus London, die ich vor zwei Wochen selbst noch nicht kannte. Sie haben im Februar mit Dead Meat ihr Debutalbum veröffentlicht. Ein schönes Teil, das gekonnt sonnige Indie-Gitarren mit melanchonischem Gesang verknüpft. I Don’t Know How It Works, aber es funktioniert.

Gesehene Spiele in dieser Saison: 19 von 21 Liga-Spielen = 90 %.

Gegen einen bemerkenswert schwachen SV Sandhausen gelangte dem KSC ein am Ende ungefährdeter 3:0 Auswärtssieg und damit der zweite Sieg in Folge. Bereits früh brachte der starke Gondorf den KSC in Führung, in der zweiten Hälfte legte das Sturmduo Kaufmann / Schleusener mit je einem weiteren Treffer nach. Für Sandhausen war es bereits das dritte Ligaspiel in Folge ohne eigenen Treffer, dieses Mal ohne einen einzigen Schuss auf das gegnerische Tor und einem expectet goals Wert von nur 0,3. So wird es für sie schwierig mit dem Klassenerhalt.

Der KSC trifft am nächsten Freitag auf einen weiteren Abstiegskandidaten, er empfängt nämlich Jahn Regensburg.

  • Steckdosen für alle: Während des Ausflugs an den Tegernsee hatte sich auf einmal mein Handy verabschiedet und mein Akku machte den Sturzflug von ca. 50% auf komplett leer. Das Handy, das gleichzeitig auch meine Fahrkarte, mein Fahrplan, meine Uhr und meine Kamera war. Und weiß jemand, wo man mal schnell sein Handy aufladen kann? Nirgends. Öffentliche Steckdosen sind offenbar nicht vorgesehen. Deshalb fordere ich: Steckdosen für alle! An Straßenlaternen, Haltestellen, öffentlichen Gebäuden. Kann doch nicht so schwer sein. So war ich froh, dass wenigstens der Zug mir wieder Strom bot.
  • FC Bayern: Sollte viel öfter gegen Borussia Mönchengladbach spielen.
  • Die 10 besten Serien aus Österreich: Wer schon alle Streaming-Dienste durchgeschaut und genug von dem amerikanischen Zeug hat, der kann ja mal einen Blick bei unseren südöstlichen Nachbarn aus Österreich riskieren. Der Esquire hat zehn Serienhighlights aufgelistet, die Nummern 1 und 2 auf der Liste haben meine volle Unterstützung.
  • Chancen für die Filmkultur: Der Blog Out Takes über das Zusammenspiel von Filmfestivals und Kinos.
  • Kunstraub per KI: Neues von den künstlichen Intelligenzbestien. Der Wortvogel hat mal wieder die Bilderstellungstools genutzt und wirklich fantastische Ergebnisse erzielt.
  • Siegfried & Joy: Die letzten Monate hatte ich gedacht, die Magier Siegfried & Joy wäre nur ein so genanntes Internet-Phänomen, weil die beiden mir auf Instagram ständig vorgespielt wurden. Dann haben zunächst The Libertines einen Auftritt der Beiden beworben (ihre Auftritte in 2023 sind so gut wie alle ausverkauft). Und dann habe ich bemerkt, dass sie sogar bei America’s Got Talent dabei waren! Unter den Augen von Heidi Klum haben sie dort diesen Auftritt hingelegt:

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und habt einen guten Start in die neue Woche!

6 Kommentare

  • sori1982

    Danke für das schöne Foto vom Tegernsee. Ich war im Herbst 2002 dort und das Wetter sah ähnlich aus.
    Steckdosen für alle: Stimmt. Warum nicht? Wenn ständig damit geworben wird, alles in einer App nutzen zu können…

  • bullion

    „Freies Land“ hat mir auch sehr gut gefallen. Sah trotz des lokal-deutschen Themas sehr cineastisch aus.

    Freut mich, dass du den Einstieg bei „Veep“ gewagt hast. Habe irgendwann leider den Anschluss verpasst. Muss mich mal nach einer Gesamtstaffelbox umschauen. Habe nur bis Jahr 4 oder 5 geschaut.

    • Nummer Neun

      Nach „Superstore“ im letzten und „Schitt’s Creek“ im vorletzten Jahr, wird das wohl meine große Comedy für dieses Jahr.

      Bei „Freies Land“ würde mich interessieren, ob das „nur“ ein ZDF-Fernsehfilm war oder ob der auch im Kino gelaufen ist. Wie du es sagst, so cineastisch wie er war, hätte er die große Leinwand durchaus verdient gehabt.

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